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der rohen Fischstücke im Magen hatte. „Der Wein wird nicht lange reichen.“

      Er goß für jeden noch einen kräftigen Schluck in die Kokosbecher und verschloß dann den Krug mit größter Sorgfalt. Er wickelte ein Tuch darum, nachdem er es gründlich außenbords gewaschen hatte und versteckte das Bündel unter der Ducht, neben einem kleinen Bündel Tauwerk, das zufälligerweise nicht über Bord gegangen war.

      „Natürlich reicht er nicht lange. Aber besser als nichts, wie?“ murmelte Old Donegal und kaute mit spitzen Zähnen auf dem Fisch. Er spuckte eine Gräte aus.

      „Willst du nicht nachsehen, was im anderen Krug ist? Und im Fäßchen?“

      „Ich habe keine Eile“, entgegnete Hasard und suchte vergeblich nach einer Aufschrift oder Markierung. Als er den Krug und das Fäßchen schüttelte, gluckerte es nicht mal.

      Wieder öffnete er mit großer Vorsicht den zweiten Krug. Als er noch mal den Wein roch, hob er die Schultern und sagte: „Wein. Unser Freund wollte ihn vielleicht irgend jemandem als Geschenk mitbringen.“

      „Und nun haben wir’s empfangen“, sagte Old Donegal.

      „Also noch ein Krug Wein. Rettet uns für vier, fünf Tage, wenn wir uns nicht hoffnungslos besaufen“, meinte Hasard und verschloß den Krug wieder.

      Es war müßig, darüber nachzudenken, warum der unbekannte Seemann ausgerechnet diese Weinkrüge in seine Seekiste gepackt hatte. Das Fäßchen, das etwa eine Gallone enthalten mochte, war schwerer zu öffnen. Als Hasard, der auf dem letzten würfelförmigen Brocken des Fischfleisches kaute, den hölzernen Stopfen herausgezogen hatte, roch er starken Rum.

      „Carberrys Leib- und Magengetränk“, sagte er. „Rum. Granddad. Damit können wir unsere Schnitte, Risse und Wunden betupfen.“

      „Tatsächlich? Rum?“ fragte Old Donegal zurück.

      Hasard nickte und verschloß das Fäßchen wieder.

      „Bester Rum. Den heben wir uns für den letzten Tag ohne Hoffnung auf“, erklärte er entschlossen und sicherte das Fäßchen neben den Krügen im Bug. „Das war’s. Sonst fand sich nichts in der Kiste.“

      Auch die Kiste lag, mit der Öffnung nach oben, zum Trocknen neben dem Mast. Die Sonne sank der Kimm entgegen. Die nächste Nacht ohne Licht und Hoffnung brach in ungefähr zwei Stunden an.

      Unverändert trieb der Wind das Boot nach Süden, manchmal einen oder zwei Striche abfallend nach Südosten. Im Osten lag Afrika, aber die drei Schiffbrüchigen sahen keine Möglichkeit, ihre Nußschale in diese Richtung zu steuern. Es sei denn, der Wind drehte.

      Nach einer Weile sagte Old Donegal ohne jede Spur von Humor: „Die beiden Krüge mit Wein und der Rum sind keine Lebensretter, Leute. Aber es sind ein paar Mucks voller Flüssigkeit. Wir werden nicht verdursten, wenigstens nicht so bald.“

      Der Fisch enthielt viel Wasser, dazu gesellte sich der Wein. Für diesen Tag galt, was der Admiral soeben ausgeführt hatte. Sie würden überleben. Satt waren sie allerdings nicht. Aber nachts würde ein Schluck Rum die knurrenden Mägen beruhigen und den Hunger betäuben. Hasard lehnte sich zurück und sah seinem Bruder ins Gesicht.

      „Immer dann, wenn niemand ein Schiff braucht oder erwartet, wenn man sich versteckt, dann tauchen ganze Flotten auf“, sagte Philip grimmig. „Und jetzt?“

      Old Donegal lachte kurz und heiser. „Und jetzt warten wir vergebens. Kein Spanier, kein Portugiese, keine Schebecke.“

      „Aber sie suchen uns. Dad wird nicht eher aufhören, bis er uns findet“, sagte Philip und sprach sich Mut zu.

      „Ob er uns findet? Wer weiß?“

      „Ich glaube daran“, antwortete Hasard dem Alten und lehnte sich zurück.

      Gegen Abend, die Sonne schwebte eine Handbreite über der Kimm, drehte der Wind, und zusammen mit einer unsichtbaren Strömung schob und zerrte er das winzige Boot mehr nach Osten als nach Süden. Aber das konnte sich bald wieder ändern. Old Donegal löste Philip am Ruder ab.

      „Nichts zu sehen“, murmelte Philip, nachdem er sich Hasard gegenüber zwischen die Duchten gesetzt und die Beine ausgestreckt hatte.

      „Den ganzen Tag über war nichts zu sehen gewesen. Nicht mal ein öder Felsbrocken“, sagte Hasard.

      „Und nachts würden wir vermutlich auch an einer Insel vorbeidriften“, rief Old Donegal von der Pinne her. „Irgendwann ist jedes Meer zu Ende.“

      „Hoffentlich sind nicht wir vorher am Ende“, meinte Philip.

      Die rotgelbe Sonnenscheibe berührte mit ihrem unteren Rand die Kimm. Sie sank rasch tiefer, und wie fast an jedem Abend bisher stiegen über ihr breite und langgezogene Wolken auf. Sie leuchteten in vielen Farben und versprachen einen kurzen, nächtlichen Regen.

      „Wer übernimmt die erste Wache?“ fragte Philip eine halbe Stunde später.

      Nur noch ein breiter Streifen zeigte die Stelle des Sonnenunterganges an. Der Himmel färbte sich tief purpurn und schließlich schwarz.

      „Ich“, erwiderte Old Donegal.

      „Ich löse dich ab“, sagte Hasard und gähnte. Er streckte sich vor dem Mast zwischen den Duchten auf einigen Fetzen und seiner Segeltuchjacke aus.

      Die Wellen schlugen gegen die Planken, hoben und senkten die Jolle, und hin und wieder spritzten einige Tropfen auf die Planken und die drei Männer.

      Die Dunkelheit der Nacht kam schnell. Etwas später strahlten die Sterne über dem Meer. Hasard schnarchte leise, und noch leiser sprachen Old Donegal und Phil miteinander.

      Das Boot schob sich langsam, ein winziges Gebilde auf der Weite der See, nach Südosten. Später drehte der Wind wieder und wehte aus der gleichen Richtung wie während der meisten Stunden des langen, heißen Tages.

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