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mal, da drüben im Puppenschrank sind ihre ganzen Kleider.“ Else lacht.

      „Und darf ich mal auf deinem Fahrrad fahren?“

      „Nur zu, Irmgard. Wollt ihr nicht morgen wieder kommen und mir was vorspielen? Vielleicht können wir zusammen spielen und Freundinnen werden.“

      Helga und Irmgard nicken begeistert. Und so wird jeder Tag der Ferien nach dem Kohlesammeln, dem Schmalzbrot, dem Waschen und Umziehen zu einem „Else-Tag“. Lieder und Geschichten erfüllen das Kinderzimmer und Elses Leben. Manchmal sitzt sie in einem Rollstuhl. Dann spielen sie mit Fräulein Minka, die von Helga, dem bösen Räuber, geraubt und von Irmgard, dem tapferen Ritter, auf seinem Fahrrad gerettet und zu Prinzessin Else zurückgebracht wird. In den Pausen gibt es „Sonntagskuchen“, wie Irmgard ihn nennt, und „Sprudel, der nach Sommer schmeckt“.

      Als die Schule wieder beginnt, kommen Helga und Irmgard erst am Spätnachmittag zu Else.

      „Fräulein Minka hat schon auf euch gewartet!“, stellt Else glücklich fest, als die beiden endlich da sind.

      „Wir müssen doch immer erst zu Hause helfen und Hausaufgaben machen“, erklärt Irmgard. „Und Kohlen sammeln, damit unsere Mütter etwas kochen können.“

      „Ich möchte auch Kohlen sammeln“, meint Else und schaut traurig aus dem Fenster.

      „Sei froh, dass du das nicht musst. Es macht keinen Spaß, hinter den vollen Zügen herzulaufen. Man muss immer aufpassen, dass nicht schon der nächste anrollt.“

      „Warum kauft ihr denn keine Kohlen?“, will Else wissen.

      „Mein Vater hat seine Stelle als Buchhalter auf der Zeche verloren und ist schon drei Jahre arbeitslos. Wir haben kein Geld. Wir können uns nur wenig zu essen kaufen und Kohlen schon gar nicht bezahlen. Der nächste Winter wird bestimmt wieder kalt“, meint Irmgard besorgt.

      „Auch mein Papa verdient gaaanz wenig“, erklärt Helga traurig. „Und was ist mit Weihnachten?“, fragt Else.

      „Weihnachten gibt es nur eine Kleinigkeit. Ein gestricktes Puppenkleid oder etwas Repariertes“, klagt Helga, die so gerne eine Puppe wie Fräulein Minka hätte.

      „Unsere Brüder bekommen meistens neue Schuhe, weil ihre Füße so schnell wachsen“, fügt Irmgard hinzu.

      „Ich habe so viel Spielzeug und kann nicht damit spielen. Ich habe Tuberkulose in meinen Knochen und werde bald sterben“, sagt Else leise.

      „Nein!“, entscheidet Helga trotzig. „Sterben, das tun nur alte Menschen!“

      An einem stürmischen Regentag im November dürfen Irmgard und Helga nicht zu Else. „Der Arzt ist bei ihr. Sie ist sehr krank“, erklärt ihre Mutter. Die beiden Mädchen sehen, dass sie geweint hat.

      „Dürfen wir morgen kommen?“, fragt Helga.

      „Kommt am Wochenende, dann schauen wir mal, wie es Else geht“, antwortet die Mutter und zieht leise die Tür ins Schloss.

      „Wir malen Else Bilder und schreiben ihr einen Brief und wünschen ihr gute Besserung“, schlägt Helga vor.

      „Und ich stricke ihr einen dicken Schal und backe ein paar Plätzchen für sie. Wir machen ein Päckchen fertig, klingeln und stellen es ihr vor die Tür“, meint Irmgard.

      Am Samstagmorgen sind die Freundinnen damit beschäftigt, das Päckchen, einen alten Schuhkarton, zu packen. Zum Schluss legen sie noch einen Tannenzweig hinein. Dann machen sie sich auf den Weg in die Steigersiedlung.

      Als die Freundinnen um die Ecke biegen, sehen sie vor dem großen Haus den schwarzen Wagen, der immer kommt, wenn jemand gestorben ist. Helga lässt vor Schreck das Paket in eine Pfütze fallen. „Else!“, schreit sie in das Regengrau des Tages. „Else!“ Dann bricht sie in Tränen aus und umklammert Irmgard ganz fest.

      Ein großer, stattlicher Mann kommt auf die beiden Mädchen zu. „Ihr müsst Helga und Irmgard sein. Meine kleine Else hat mir oft von euch erzählt. Ihr habt viel Freude in ihr kurzes Leben gebracht. Gerne hätte sie sich noch von euch verabschiedet, aber es ging alles so schnell.“ Er kämpft mit den Tränen.

      Schweigend überreicht Irmgard ihm das durchnässte Päckchen, dann nimmt sie Helga an die Hand und geht weinend mit ihr nach Hause.

      Es sind lange, tränenreiche Gespräche mit den Eltern, deren Intensität auch durch das halbstündliche Donnern der Kohlenzüge nicht gemindert wird.

      Das Leben geht weiter, leise und ohne Else.

      „Kohlen sammeln am Heiligen Abend macht keinen Spaß!“, stellt Helga fest, als sie mit eiskalten Fingern hastig die Kohlen aus dem Gleisbett sammelt.

      Als die Körbe endlich voll sind, machen sie sich eilig auf den Nachhauseweg.

      „Bis später, in der Kirche!“, verabschieden sich die Freundinnen an den Wohnungstüren.

      An diesem Abend gibt es eine unerwartete Bescherung. Unter dem Tannenbaum von Helgas Familie sitzt Fräulein Minka, daneben steht ein Puppenschrank voller Kleider. Für ihren großen Bruder Hugo gibt es eine noch im Originalkarton verpackte neue Dampfmaschine.

      Auch Irmgard staunt nicht schlecht, als sie unterm Weihnachtsbaum Elses Fahrrad entdeckt. Für ihren kleinen Bruder Helmut steht ein Regiment von Zinnsoldaten dabei.

      „Direktor Hussmann war heute hier und hat die Sachen für euch abgegeben. Er hat Vater eine Arbeit angeboten. Und für Helga und dich noch einen Brief dagelassen.“ Irmgards Mutter reicht ihrer Tochter lächelnd den rosafarbenen Briefumschlag, der ganz zart nach Else duftet.

      „Darf ich eben rüber und ihn mit Helga lesen?“, bittet Irmgard aufgeregt. Und ohne eine Antwort abzuwarten, läuft sie los.

      Im Flur öffnet sie den Brief und liest ihn Helga vor, die Fräulein Minka im schönsten Spitzenkleid im Arm trägt:

      „Liebe Helga, liebe Irmgard, danke für die schöne Zeit mit euch. Leider können wir jetzt nicht mehr zusammen spielen, aber ich werde den Engeln im Himmel von euch erzählen. Passt gut auf Fräulein Minka auf. Sie macht sich gerne schick. Und zeigt bitte meinem Fahrrad alle Straßen der Siedlung, die es noch nicht kennt. Lebt wohl! Eure Freundin Else.“

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