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Gesten der beiden konnten Mike Rander und Kathy Porter entnehmen, daß der Kellner sich wortreich für seine Ungeschicklichkeit entschuldigte, während Jane Auckhill ihm heftige Vorwürfe machte.

      »So ein Pech«, murmelte der Anwalt, doch unter dem ohrenzerreißenden Geräuschpegel hörte nicht mal Kathy Porter seine Worte.

      Unter beschwichtigenden Gesten stellte der Kellner auch das umgekippte Glas aufs Tablett und entfernte sich. Das Tablett stellte er an der Bar ab. Anschließend steuerte der Mann die Tür an, auf der das Schild »Geschäftsführer« prangte.

      Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Kellner zurückkam und an Jane Auckhills Tisch trat. Gleich darauf geleitete er das junge Mädchen zwischen den Tischen hindurch.

      Höflich hielt er ihr die Tür auf, die zum Geschäftsführer des Lokals führte. Jane Auckhill schritt hindurch. Der Kellner verneigte sich noch mal, schloß die Tür hinter ihr und kehrte an die Bar zurück.

      »Ob das ein Trick ist?« meinte Kathy Porter argwöhnisch. Sie mußte sich zu Rander hinüberbeugen, um sich verständlich zu machen.

      »Schon möglich«, gab der Anwalt zurück. »Vielleicht will Jane aber nur mit dem Geschäftsführer verhandeln, um die Reinigungskosten für ihr Kleid ersetzt zu bekommen.«

      »Wir können ja fünf Minuten warten«, schlug Myladys Gesellschafterin vor. »Wenn Jane bis dahin nicht zurück ist, gehen wir ihr nach.«

      »Gute Idee«, willigte Rander ein und nahm einen Schluck aus seinem Whiskyglas. Hätte er gewußt, was sich in diesem Moment hinter der Tür mit der Aufschrift »Geschäftsführer« abspielte, hätte er Kathys Vorschlag längst nicht mehr so gut gefunden ...

      *

      »Mister Parker ...?«

      »Stets zu Diensten, Mylady«, gab der Butler höflich zurück. Doch Agatha Simpson hüllte sich in Schweigen.

      Ein kurzer Blick in den Rückspiegel klärte die Situation: Mylady hatte sich nach ausgiebiger Stärkung zu einem Nickerchen in die bequemen Polster zurückgelehnt. Offenbar hatte die ältere Dame im Traum nach ihrem Butler gerufen.

      Inzwischen war es kurz nach 22 Uhr. Falls der geheimnisvolle Entführer den blonden Köder überhaupt annahm, konnte es theoretisch noch Stunden dauern, bis er zupackte.

      Dennoch beschlich Parker ein Gefühl, als ob sich das Geschehen in der Diskothek in diesem Moment zuspitzte. Und solche Gefühle trogen ihn nur selten.

      Der Butler war deshalb keineswegs überrascht, als Minuten später eine dunkelgrüne Volvo-Limousine aus der Hofeinfahrt rollte. Der Wagen war mit zwei Männern besetzt. Eine einwandfreie Identifizierung ließen die trüben Lichtverhältnisse nicht zu, aber waren das nicht die beiden Gangster, die gestern abend in dem schwarzen Rover gesessen hatten?

      Parkers Zweifel waren schlagartig beseitigt, als der Wagen in die Straße einbog und der Schein einer Lampe auf das Heck fiel. Bei dem kleinen rosefarbenen Stofffetzen, der unter der Kofferraumhaube eingeklemmt war, konnte es sich nur um ein Stück Saum von Jane Auckhills Kleid handeln.

      Unverzüglich ließ Parker den Motor seines hochbeinigen Monstrums anspringen und setzte sich auf die Fährte der Entführer.

      »Werde ich verfolgt, Mister Parker?« erkundigte sich Agatha Simpson verwirrt. Ihre Stimme klang verschlafen. Parkers plötzlicher Start hatte sie mitten aus ihren Träumen gerissen.

      »Im Gegenteil, Mylady«, meldete der Butler über die Sprechanlage nach hinten.

      »Im Gegenteil? Was soll das heißen, Mister Parker?«

      »Mylady haben soeben die Verfolgung eines verdächtigen Fahrzeuges aufgenommen, falls der Hinweis erlaubt ist.«

      Der Volvo war in die Albany Street eingebogen und fuhr in scharfem Tempo in Richtung Camden Town. Parker machte den Schwenk mit, hielt aber auf Distanz. Der Volvofahrer sollte sich unbeobachtet fühlen.

      »Wodurch bin ich auf das verdächtige Fahrzeug aufmerksam geworden, Mister Parker?« wollte die Detektivin wissen.

      Die Herren kamen aus der Hofeinfahrt der Diskothek ›Flashlight‹, Mylady«, informierte der Butler seine Herrin. »In den beiden Insassen glaubten Mylady die Gangster zu erkennen, die gestern abend Miß Linda Blooming in einem schwarzen Rover zu entführen versuchten ...«

      »Natürlich habe ich mir die Visagen der Lümmel eingeprägt, Mister Parker«, behauptete Agatha Simpson postwendend. »Diesmal werden mir die Rüpel nicht entgehen.«

      »Überdies schöpften Mylady Verdacht, da ein Stück rosefarbenen Stoffes unter der Kofferraumhaube des fraglichen Fahrzeuges eingeklemmt ist«, fuhr Parker fort.

      »Rosefarbener Stoff?« wunderte sich die ältere Dame.

      »Miß Auckhill, die in Myladys Auftrag den Entführer in eine Falle locken sollte, trug ein Kleid in der genannten Farbe«, half der Butler dem Gedächtnis seiner Herrin nach.

      »Dann haben die Schurken das Mädchen entführt, Mister Parker«, schloß Lady Agatha messerscharf. »Warum stelle ich die Kerle nicht endlich, um ihnen ihr Opfer zu entreißen?«

      »Falls man Myladys Anordnungen richtig verstanden hat, wünschten Mylady, die Herren diskret zu observieren, um Aufschluß über das Ziel der Fahrt zu gewinnen«, wich Parker aus.

      »Richtig, Mister Parker«, bestätigte Agatha Simpson. »So steht es auch in meinem taktischen Einsatzkonzept.«

      Der dunkelgrüne Volvo rollte durch eine gepflegte Wohnstraße. Links und rechts erstreckten sich parkähnliche Grundstücke mit Villen im Stil der Gründerjahre. Hier herrschte kaum noch Fahrzeugverkehr. Parker hielt deshalb so weit Abstand, daß er die roten Punkte der Rücklichter gerade noch im Blick behielt.

      Gleich darauf bog die dunkelgrüne Limousine durch eine Toreinfahrt und verschwand in der Tiefe eines großzügig angelegten Parks.

      Gemächlich ließ der Butler seinen schwarzen Kasten an der Einfahrt vorbeirollen und stoppte ein Stück weiter am Straßenrand. Zwischen den Baumstämmen waren die erleuchteten Fenster einer Villa auszumachen.

      »Falls Mylady gestatten, wird man das Gelände einer kurzen Inspektion unterziehen«, kündigte Parker an und verließ das Fahrzeug.

      *

      »Jane bleibt verdächtig lange. Jetzt sind es schon fast zehn Minuten«, stellte Kathy Porter zur selben Zeit fest. Sie warf dem Anwalt einen besorgten Blick zu.

      »Okay, gehen wir«, entschied Rander.

      Niemand beachtete die beiden, als sie ohne Eile den Raum durchquerten. Niemand nahm Notiz von Ihnen, als sie die Tür öffneten, hinter der Jane Auckhill verschwunden war.

      Gleich darauf stand das Paar in einem düsteren Vorflur, der in eine weitere Tür mündete.

      »Nichts zu hören«, meldete Kathy Porter, die ihr Ohr an die Tür gelegt hatte und angestrengt lauschte.

      »Und nichts zu sehen«, ergänzte Mike Rander. Er war in die Hocke gegangen, um durch das Schlüsselloch zu spähen. Das Zylinderschloß ließ jedoch keinen Durchblick zu.

      »Alles klar?« vergewisserte sich der Anwalt. Kathy Porter nickte.

      Mit einem Ruck riß Rander die Tür auf.

      Das komfortable eingerichtete Büro war hell erleuchtet, aber leer – bis auf einen schätzungsweise vierzigjährigen Mann mit modischer Nickelbrille und akkurat gestutztem Spitzbart.

      Der Unbekannte thronte hinter einem eindrucksvollen Schreibtisch aus edelstem Rio-Palisander und hatte gerade ein Telefongespräch beendet. Verdutzt blickte er den Ankömmlingen entgegen, während er den Hörer in die Gabel fallen ließ.

      »Platzen Sie überall so herein – ohne anzuklopfen?« erkundigte er sich unwirsch.

      »Nur, wenn es nötig ist«, gab Rander gelassen zurück. »Sie sind der Geschäftsführer dieses Lokals?«

      »Und

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