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»Hinzu kommt, daß alle Mädchen am Abend ihres Verschwindens ohne Begleitung ausgehen wollten.«

      »Diese Tatsache dürfte die unbekannten Gangster zum Zugreifen ermutigt haben, falls man sich nicht irrt«, äußerte Parker.

      »Immerhin scheint es wenigstens die Andeutung einer Spur zu geben, Mister Parker«, fuhr Pickett fort. »In vier Familien glaubte man sich zu erinnern, daß die Töchter am fraglichen Abend eine Diskothek besuchen wollten, die unter dem Namen ›Flashlight‹ firmiert.«

      »Ein ebenso bemerkenswerter wie hilfreicher Hinweis, Mister Pickett«, stellte Parker anerkennend fest. »Auch Miß Blooming gibt an, vor ihrer Entführung das genannte Lokal besucht zu haben.«

      »Ich habe mir erlaubt, gleich Erkundigungen über das ›Flashlight‹ einzuziehen«, setzte Pickett seinen Bericht fort. »Es handelt sich um das, was junge Leute als Nobeldisko zu bezeichnen pflegen. Durch Ausstattung und Preis ist dafür gesorgt, daß sich im ›Flashlight‹ nur Jugendliche aus begüterten Familien vergnügen, sozusagen die Jeunesse dorée.«

      »Darf man die Hoffnung äußern, daß Sie noch weitere Einzelheiten in Erfahrung bringen konnten, Mister Pickett?«

      »Besitzer ist ein gewisser Fred Marbert«, teilte Pickett mit. »Man munkelt zwar, daß der Bursche hin und wieder ein paar Kilo Haschisch verschiebt, aber ansonsten ist er in der Szene so gut wie unbekannt.«

      »Man darf wohl davon ausgehen, daß Mylady den Wunsch äußern wird, Mister Marbert näher kennenzulernen«, ließ Parker sich vernehmen.

      »Soll ich mich denn noch um die zwei Familien kümmern, die ich heute nicht erreicht habe, Mister Parker?« erkundigte Pickett sich.

      »Man dankt in aller Form für das freundliche Angebot, Mister Pickett«, entgegnete der Butler. »Die damit verbundene Mühe dürfte sich jedoch als überflüssig erweisen. Myladys Ermittlungen konzentrieren sich ohnehin auf die mehrfach genannte Diskothek.«

      »Dann werde ich jetzt meinen kleinen Hund spazierenführen«, kündigte Pickett an. »Falls Sie meine Hilfe brauchen, bin ich in einer halben Stunde wieder erreichbar.«

      »Es ist eine ausgesprochene Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Mister Pickett«, versicherte Parker, bevor er den Hörer einhängte und in den Salon zurückkehrte.

      *

      »Habe ich es nicht gesagt, Kindchen?« triumphierte Lady Agatha, sobald der Butler die Dreierrunde über das Gespräch mit Mister Pickett ins Bild gesetzt hatte. »Das ›Cashflight‹ ist eine Lasterhöhle der übelsten Sorte, wo unschuldige Mädchen mit Rauschgift betäubt werden, bevor der wahnsinnige Mörder sie mißbraucht, umbringt und in die Themse wirft.«

      Mike Rander und Kathy Porter tauschten verstohlene Blicke. Nur Parkers Pokergesicht blieb glatt und undurchdringlich.

      »Natürlich werde ich unverzüglich aufbrechen«, fuhr Mylady energisch fort, »und diesen Mister Harper ...«

      »Verzeihung, Mylady«, unterbrach der Butler. »Der Herr, den Mylady offensichtlich zu meinen geruhen, hört auf den Namen Fred Marbert.«

      »Namen sind Schall und Rauch, Mister Parker. Das habe ich schon oft gesagt.«

      »Man bittet um Nachsicht und gelobt gleichzeitig, Myladys leuchtendem Vorbild in Zukunft noch mehr nachzueifern«, gelobte Parker und verneigte sich andeutungsweise.

      »Wie auch immer, Mister Parker«, fuhr die resolute Dame fort. »Furchtlos werde ich dem Mörder die Stirn bieten und ihn in die Knie zwingen.«

      »Ein Vorhaben, das man nur aus ganzem Herzen begrüßen kann, Mylady«, pflichtete Parker seiner Herrin bei. »Möglicherweise haben Mylady aber auch bedacht, daß gegen Mister Fred Marbert bisher keinerlei Beweise vorliegen.«

      »Papperlapapp, Beweise!« fegte Agatha Simpson den Einwand mit souveräner Gebärde vom Tisch. »Beweise sind altmodisch, Mister Parker. In der modernen Kriminalistik zählt nur noch eins: das Geständnis. Und wenn ich einem Schurken ein Geständnis entreißen will, schaffe ich das auch.«

      »Diese Äußerung kann meine bescheidene Wenigkeit aus reicher Erfahrung nur mit allem Nachdruck unterstreichen, Mylady«, ließ Parker sich vernehmen. »Dennoch dürfte Mister Marbert nur schwer zu einem Geständnis zu bewegen sein, falls er sich tatsächlich in der von Mylady angedeuteten Weise seiner Opfer entledigt haben sollte.«

      »In meiner langjährigen Praxis ist mir noch kein Schurke begegnet, der meinen außerordentlich subtilen Vernehmungsmethoden gewachsen war, Mister Parker«, konterte Mylady und schwenkte unternehmungslustig den perlenbestickten Pompadour, den sogenannten Glücksbringer, der ein solides Pferdehufeisen enthielt.

      »Nicht mal im Traum würde es meiner bescheidenen Wenigkeit einfallen, Mylady zu widersprechen«, entgegnete Parker. »Vermutlich haben Mylady ohnehin in Betracht gezogen, daß Mister Marbert eher durch eine List zu überführen wäre als durch einen Frontalangriff.«

      »Eine List?« fragte die ältere Dame irritiert, um im nächsten Moment unbekümmert auf Parkers Linie einzuschwenken. »Selbstverständlich werde ich mich einer List bedienen, um den ruchlosen Mörder zur Strecke zu bringen, Mister Parker. Ich werde den Schurken in eine raffinierte Falle locken und dann ...«

      Der Rest des Satzes ging in Scheppern und Klirren unter. In der Vorfreude hatte die resolute Dame schon ihren Glücksbringer kreisen lassen, ohne auf das Teegeschirr aus chinesischem Porzellan zu achten.

      »Haben Sie sich schon eine bestimmte Falle ausgedacht, Mylady?« wollte Kathy Porter wissen, während Parker wortlos die Scherben zusammenkehrte und hinaustrug.

      »Ich kann mich doch nicht um alles kümmern, Kindchen«, empörte sich die Hausherrin. »Für derartige Details ist Mister Parker zuständig.«

      »Vielleicht sollte man eine Art Lockvogel in die Diskothek einschleusen«, schlug Rander vor. »Einen Köder, der dem Burschen Appetit macht und ihm dann im Hals stecken bleibt.«

      »Und wer soll der Lockvogel sein, Mike?« fragte Kathy Porter mißtrauisch. »Ich vielleicht?«

      »Ich bin sicher, daß du mit dem Kerl fertig wirst«, antwortete der Anwalt. Er wußte natürlich, daß sich die anschmiegsame Kathy blitzschnell in eine wilde Pantherkatze verwandeln konnte, wenn zudringliche Gegner dies herausforderten. Nicht umsonst hatte die zierliche Frau jahrelang die Techniken fernöstlicher Selbstverteidigung studiert.

      »Unter keinen Umständen werde ich zulassen, daß Kathy dem Mörder als Köder vorgeworfen wird«, protestierte Agatha Simpson.

      »War ja auch nicht ernst gemeint, Mylady«, wiegelte Rander ab. »Kathy wäre sowieso kein Lockvogel nach seinem Geschmack. Haar- und Augenfarbe, Teint und Figur – nichts stimmt mit den bisherigen Opfern überein.«

      »Dennoch sollte man Ihrem Vorschlag, den Gangstern durch einen Köder aus der Reserve zu locken, durchaus nähertreten, Sir«, schaltete Parker sich wieder in das Gespräch ein.

      »Dann werde ich eben diese Aufgabe übernehmen«, entschied Mylady, ohne das Entsetzen auf den Gesichtern ihrer Besucher zur Kenntnis zu nehmen. »Für jeden anderen wäre dieses Unternehmen zu gefährlich.«

      »Aber Sie müssen doch den Einsatz leiten, Mylady«, kam Rander der rettende Gedanke. »Da werden Sie kaum Zeit haben, als Lockvogel Detailarbeit zu leisten,«

      »Daran wollte ich auch gerade erinnern, mein lieber Junge«, entgegnete Agatha Simpson geschmeichelt. »Die Verantwortung für den Einsatz kann mir niemand abnehmen.«

      »Dann haben wir also keinen Lockvogel«, stellte Myladys Gesellschafterin resignierend fest.

      »Wir können doch das Mädchen von gestern abend ... Wie hieß sie noch, Mister Parker?« warf Lady Agatha ein.

      »Darf man vermuten, daß Mylady Miß Linda Blooming meinen?« erkundigte sich der Butler.

      »Richtig«, nickte die ältere Dame. »Linda Mooning. Warum nicht? Was soll dem Kind schon passieren, wenn ich in der Nähe bin?«

      »Fraglos

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