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Sie mir gefälligst eine Sitzgelegenheit und eine Erfrischung an«, raunzte die ältere Dame, »und legen Sie auf.«

      Casnell kam dieser Aufforderung sofort nach und staunte weiter.

      »Mylady ermittelt in Sachen Frauenjäger, von dem Sie mit Sicherheit gehört haben, Mister Casnell«, schickte der Butler voraus. »In diesem Zusammenhang war zu erfahren, daß Sie ein Konkurrent des Mister Falconer sind.«

      »Konkurrent? Was geht das Sie an? Hat Falconer Sie geschickt?«

      »Eine Lady Simpson wird nicht geschickt, junger Mann«, warf die ältere Dame ein. »Überlegen Sie sich genau, wie Sie sich ausdrücken.«

      »Was soll das alles? Wer sind Sie eigentlich?«

      »Lady Agatha Simpson.« Parker deutete diskret auf seine Herrin. »Mein Name ist Parker, Josuah Parker.«

      »Doch, von Ihnen hab’ ich schon mal gehört.« Casnell lächelte plötzlich amüsiert. »Sind Sie nicht Amateurdetektive?«

      »Die Fragen stelle ich, junger Mann«, herrschte Mylady ihn prompt an.

      »Und das Hausrecht hier habe ich«, machte Casnell klar. »Ich denke nicht daran, auch nur eine einzige Frage zu beantworten. Was bilden Sie sich eigentlich ein? Da könnte ja jeder kommen.«

      »Nach Myladys Informationen haben auch Sie es mit einem sogenannten Frauenjäger zu tun, der die von Ihnen beschützten Garagen unsicher macht, Mister Casnell.«

      »Kein Kommentar, Mann. Und jetzt raus!«

      »Falls Sie Mylady beleidigen oder gar zu attackieren versuchen, Mister Casnell, müßte man zur Selbstverteidigung schreiten.«

      »Ach ja? Und wie stellen Sie sich das vor?« Casnell lachte wieder auf. »Sie scheinen bisher verdammt großes Glück gehabt zu haben, was Ihre Ermittlungen angeht. Sie wissen wohl noch gar nicht, was ’n Freiflug ist, wie?«

      »War das gerade eine Drohung, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha freudig und ließ ihren Pompadour pendeln.

      »Solch ein Eindruck vermittelte sich durchaus, Mylady.«

      »Muß ich so etwas hinnehmen, Mister Parker?« Die Pendelbewegungen des perlenbestickten Handbeutels verstärkten sich. Gregory Casnell übersah dies und blickte seine Besucher fast ungläubig an. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er war ein hartgesottener Gangster, der auf Brutalität setzte. Er ging davon aus, daß man ihn fürchtete.

      »Mylady sollten Mister Casnell durchaus zürnen«, urteilte der Butler in seiner höflichen Art.

      Worauf Lady Agatha zürnte!

      *

      »Sie lassen aber wirklich nichts aus, Mylady«, sagte Mike Rander. Er und Kathy Porter hatten sich zum Lunch im Haus der älteren Dame eingefunden.

      »Ich mußte dieses Subjekt unbedingt zur Ordnung rufen«, meinte Agatha Simpson. »Unhöflichkeiten kann ich nicht durchgehen lassen.

      »Und wie riefen Sie Casnell zur Ordnung?« fragte Kathy Porter.

      »Lassen Sie sich von Mister Parker die Einzelheiten berichten, Kindchen«, schlug Mylady vor und beschäftigte sich mit den Sandwiches, die der Butler serviert hatte.

      »Mylady hinderte Mister Casnell nachdrücklich daran, nach einem überlangen Schraubenschlüssel zu greifen, der sicher als Schlaginstrument verwendet werden sollte«, erstattete Parker Bericht. »Mylady setzte dazu ihren Pompadour ein und sorgte auf diese Art dafür, daß Mister Casnells Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt wurde.«

      »Was ihm sicher kaum bekam, wie?« Rander schmunzelte. Er sah alles genau vor sich.

      »So könnte man es durchaus bezeichnen, Sir«, gab Parker zurück. »Im Anschluß daran benutzte Mylady eine Polierpaste, die sich in einer geöffneten Blechschachtel befand, um Mister Casnells Gesicht einer eingehenden Intensivpflege zu unterziehen.«

      »Was diesem Subjekt überhaupt nicht gefiel«, wunderte sich Lady Agatha nachträglich noch mal.

      »Als Mister Casnell dagegen protestierte, schob Mylady ihm Polierwatte in den Mund«, berichtete der Butler in seiner höflichen Art. »Dies führte zu akuten Atemschwierigkeiten.«

      »Tauchten keine Leute von ihm auf?« fragte Mike Rander lachend.

      »Es handelte sich um zwei Personen, die vor dem Betrieb Firmenwagen wuschen«, schickte Josuah Parker voraus. »Sie hatten sich mit Schlaginstrumenten versehen, die sie allerdings umgehend wieder verloren. Mylady und meine Wenigkeit brachten die beiden Männer dazu, gemeinsam mit Mister Casnell ins Freie zu gehen. Dort wurden die drei Personen dann einer ausgiebigen Intensivreinigung unterzogen, wozu man sich eines Hochdruck-Reinigungsgerätes bediente.«

      »Das muß ja herrlich ausgesehen haben«, sagte Kathy Porter, die nur noch lachte.

      »Die Herren erinnerten in der Tat an begossene Pudel, wie der Volksmund es so treffend und plastisch auszudrücken versteht, Miß Porter«, fuhr Josuah Parker fort. »Mylady benutzte zuerst ein Shampoon und wichste damit die Gangster ein, um sie anschließend einer Fein- und Klarwäsche zu unterziehen. Als man die Firma verließ, saßen die drei Männer sichtlich beeindruckt unter einer Rampe und haderten offensichtlich mit ihrem Schicksal.«

      »Demnach haben Sie sich wieder mal Freunde verschafft«, stellte der Anwalt fest. »Konnte Casnell sich vor seiner Behandlung noch zu diesem Frauenjäger äußern?«

      »Anschließend nach der Klarwäsche, Sir, kam es zu einigen Erklärungen«, beantwortete der Butler in gewohnt würdevoller Art die Frage. »Mister Casnell hat ebenfalls Schwierigkeiten, was seine Geschäftspartner betrifft. In jenen Hoch- und Tiefgaragen, die er betreut, haben sich ebenfalls Überfälle der bekannten Art ereignet. Mister Casnell versicherte fast glaubhaft, daß auch er und seine Leute nach dem Frauenjäger suchen.«

      »Er konnte bisher keine Spur ausmachen?«

      »Mister Casnell denkt an einen Einzeltäter. Er sprach von einem geistesgestörten Triebtäter. Ähnlich drückte sich auch Mister Falconer aus, wenn man daran erinnern darf.«

      »Sie glauben nicht, daß einer dieser beiden Gangster den Frauenjäger erfunden hat, um sich gegenseitig auszustechen, Parker?«

      »Damit sollte man nach wie vor rechnen, Sir«, meinte der Butler. »Hier handelt es sich um zwei Männer, die sich eindeutig bis auf das sprichwörtliche Messer bekämpfen.«

      »Wogegen ich natürlich überhaupt nichts habe«, schaltete Agatha Simpson sich ein. »Ich denke, ich werde die weitere Entwicklung wachsam beobachten.

      »Können wir uns nicht einschalten?« bot Mike Rander Hilfe an und deutete auf Kathy Porter und sich.

      »Wenn der Frauenjäger schon mich nicht überfällt, mein Junge, dann erst recht nicht Kathy«, vermutete Agatha Simpson. »Ich werde diesen Kampf allein ausfechten müssen.«

      »Aber wo wollen Sie ansetzen, Mylady?« fragte Rander. »Der Frauenjäger gleicht einem Phantom.«

      »Mister Parker wird sich in meinem Sinn dazu etwas einfallen lassen«, wußte die ältere Dame. »So schwer kann das doch nicht sein, oder?«

      *

      Helen Simmons machte etwa achtunddreißig Jahre zählen. Sie war mittelgroß, schlank, dezent geschminkt und trug ein elegantes graues Kostüm. Sie stieg aus einem dunklen Morris und läutete.

      Parker beobachtete sie auf dem Monitor der hauseigenen Fernsehanlage. Sie hatte sich vor einer halben Stunde telefonisch angekündigt und auf den Chief-Superintendenten berufen. Helen Simmons war bereit, zur Sache auszusagen.

      »Sie wissen hoffentlich, Mister Parker, daß dieser Besuch genau geplant ist«, sagte Lady Agatha, die neben ihrem Butler stand.

      »Mister McWarden bestätigte durch einen Rückruf, daß Miß Simmons die Absicht hat, sich Mylady anzuvertrauen.«

      »Papperlapapp, Mister Parker, Sie sind einfach

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