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      Judiths Lieblingswort ist Akribie: Sie ist Tischlerin, und was sie mit den Händen herstellt, gelingt. Holzarten erkennt sie am Geruch. Menschen dagegen sind ihr ein Rätsel. Ob Silvester in Berlin oder ein Sonntagsfrühstück in Wien mit ihrer Freundin Lin – nie ist sie so einsam wie in Gesellschaft anderer. Dann steigt sie allein auf ein Schiff und alles verändert sich. Ein Ereignis, das andere als Katastrophe bezeichnen würden, ist für Judith die beste Gelegenheit, von vorn anzufangen. Zwischen Wien und Bratislava spielt dieser Roman über die Schönheit des Zufalls, über Einsamkeit – und über Komplizenschaft.

      Jana Volkmann, geboren 1983 in Kassel, lebt als freie Autorin und Journalistin in Wien. Sie studierte in Berlin Europäische Literaturen und arbeitet derzeit an einer Dissertation über Hotels in der Gegenwartsliteratur. Sie schreibt Essays und Literaturkritik u. a. für den Freitag, Tagebuch, neues deutschland und den Standard. Zuletzt erschienen »Das Zeichen für Regen« (Roman, 2015) und »Fremde Worte« (Erzählung, 2014) in der Edition Atelier. Mit der Kurzgeschichtensammlung »Schwimmhäute – 26 Metamorphosen«, Edition Periplaneta, hat sie 2012 ihr literarisches Debüt gegeben.

      JANA VOLKMANN

      AUWALD

      ROMAN

      Die Recherche für den vorliegenden Roman wurde durch das Bundeskanzleramt Österreich, Sektion II Kunst und Kultur mit einem Reisestipendium unterstützt.

      Erste Auflage

      © Verbrecher Verlag 2020

       www.verbrecherei.de

      Satz: Christian Walter

      ISBN 978-3-95732-446-7

      eISBN 978-3-95732-461-0

      Der Verlag dankt Olanike Famson, Nora Gerken und Florin Schwald.

      »So wurde der Mensch, beim Durchgang durch die Höhle, das träumende Tier.«

       Hans Blumenberg, Höhlenausgänge

      »wir lieben uns mit letzter kraft ans ufer«

       @lovebot7000

      INHALT

       PROLOG

       Wurmlöcher

       Krähenfrühstück

       Mitternacht

       Momentum

       Kaiserinnenreich

       Secunderabad

       Es war also Tag

       Pix Fagi

       Cremona

       My oh my

       Terra inviolata

       II

       Ich

       Villain, I have done thy mother

       Auwald

       Oh, welch Ungemach

       Alte Fehler

       Körperproblem

       Oliven

       Ribisel

       Das teuerste Auto der Welt

       Tanken

       Windfrei

       Gut trainierte Cousins

       Marianna

       Biber im Gemäuer

       EPILOG

       Anmerkungen

       Dank

      PROLOG

      Die feuchte Leere strich wie etwas Lebendiges über Judiths Rücken. Von außen wirkte der Tunnel reglos und stumm. Dabei hörte Judith ihn immer mehr, je länger sie darin saß. Manchmal huschte hinter ihr etwas durch die Schwärze, es ratterte und klapperte tief im Inneren, gluckste und gurgelte. Die Geräusche von außerhalb traten dagegen immer weiter in den Hintergrund, so dass sie sie kaum mehr wahrnahm, wenn sie sich nicht ganz darauf konzentrierte. Ihr war klar, dass dies nur ein zweitklassiges Versteck war. Ein Spürhund müsste mit seiner Nase nur einmal nah genug an den Tunneleingang kommen, und schon wäre ihre Tarnung in der Dunkelheit dahin.

      Und sie hatten Hunde, jede Menge sogar. Judith hörte sie manchmal bellen, hörte die klaren, abgehackten Rufe ihrer Befehlshaber. Besonders weit weg klangen sie nicht, aber hier drinnen hörte sich ohnehin alles anders an, das Echo machte es schwer, Distanzen einzuschätzen. Nichts war mehr sicher, auf die Sinne am wenigsten Verlass. Kurz nachdem sie ihre Position gefunden hatte, gerade so tief in der Röhre, dass sie den Eingang noch klar im Blick hatte, tauchten zwei Menschenbeine vor dem Tunnel auf, liefen vorbei, kamen wieder zurück. Von den Steinwänden hallte ihr Herzschlag wider, zumindest kam es ihr so vor. Die Beine gehörten einem Mann, der nun in die Hocke ging, in den Tunnel hineinschaute, mit einer Taschenlampe um den Eingang herum leuchtete, als hätte er bloß seinen Autoschlüssel verloren. Judiths Blut rauschte in ihren Ohren. Der Schein der Taschenlampe kroch an der Tunnelwand entlang auf sie zu, dann ging das Licht aus, und die Menschenbeine liefen wieder davon.

      Judith saß auf einem erhabenen Stein, hatte ihren Rucksack in eine etwas weniger feuchte Nische gequetscht und beobachtete, wie der helle Tunneleingang sich immer weniger vom dunklen Drinnen abhob. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die Zeit zwischen Tag und Nacht für ihren Aufbruch zu nutzen, den Moment, in dem sich die Suchtrupps an neue Gegebenheiten

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