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Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod. Stefan Burban
Читать онлайн.Название Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod
Год выпуска 0
isbn 9783864027482
Автор произведения Stefan Burban
Жанр Языкознание
Серия Das gefallene Imperium
Издательство Bookwire
»Verstanden. Sonst noch was?«
Alice zögerte mit ihrer Antwort. Dann erwiderte sie jedoch: »Ich glaube, es befindet sich ein Nest innerhalb der Stadt. Ich sehe eine Menge Krabbler, die sich in konzentrischen Kreisen über einem bestimmten Punkt bewegen.«
Sam stutzte. Das war in der Tat typisch für Jackurykrieger, die ihren Stock bewachten. Dadurch ließ sich der entsprechende Standort relativ einfach lokalisieren und ausschalten. Sein Blick glitt nach oben. Der Himmel war im Moment frei. Keine feindlichen Jäger waren zu sehen. Und kaum Jackury. Sam erwog, Luftunterstützung anzufordern und das Nest auf die denkbar einfachste Art zu beseitigen, entschied sich jedoch dagegen.
Die Piloten wurden an anderer Stelle dringender benötigt. Das schafften seine Leute auch in Eigenregie. Eine Stimme ganz hinten in seinem Verstand mischte sich ein und erinnerte ihn daran, dass dies nicht unbedingt eine kluge Vorgehensweise war und er von seinen persönlichen Gefühlen unter Umständen beeinflusst wurde.
Sam leckte sich über die Lippen. Da war vielleicht sogar was dran. Fast fünfzehntausend Mann der Dritten waren auf Risena elendig verreckt. Sie waren in Stücke gerissen, an Larven verfüttert oder in ihren Rüstungen zerquetscht worden. Nicht zuletzt auch Talbot, der frühere Kommandant der Legion – und Sams engster Freund.
Ja, seine persönlichen Gefühle hatten die Entscheidung womöglich beeinflusst. Aber er sah das ein bisschen anderes. Seine Erfahrungen auf Risena gaben ihm die Motivation, den Krieg in Talbots Namen weiterzuführen. In diesem Fall war das doch etwas Gutes. Oder nicht? Sam verbannte die unwillkommene Stimme in den hintersten Winkel seines Verstands, wo er sich nicht mit ihren moralischen Einlassungen auseinandersetzen musste.
»Position halten«, wies er Alice Listen mit tonloser Stimme über Funk an. »Lotsen Sie uns rein.«
Abermals zögerte der weibliche Captain. »Sie meinen sicherlich, ich soll die Luftunterstützung reinlotsen.«
»Hätte ich das gemeint, hätte ich das gesagt«, herrschte er sie lautstärker an als beabsichtigt. Er schwieg und zwang sich, bis drei zu zählen. Als er fertig war, fühlte er sich bereits gelassener. Beinahe sanft fügte er hinzu. »Führen Sie den Befehl aus.«
»Verstanden!«, erwiderte sie. Kaum eine Sekunde später wurde auf Sams HUD eine Karte des Zielgebiets eingeblendet und ein roter Punkt erschien an der Stelle, an dem Alice ihren Peilsender aktiviert hatte. Sam nickte zufrieden.
Der Colonel machte eine kurze Handbewegung und hinter ihm wurden die Ruinen lebendig, als Hunderte von Schattenlegionären aus ihrer Deckung rückten. Die Männer und Frauen folgten in lockerer Formation ihrem Anführer durch das Labyrinth aus Trümmern, die die geschleifte Stadt nun bildeten.
Die Stadt und ihre Umgebung glichen auf frappierende Art und Weise dem Gebiet auf Risena, in dem sie gekämpft hatten. Der Planet war nun eine öde Wüstenei und ohne Wurzeln der Flora, die die Erde stabilisierte, waren Sandstürme an der Tagesordnung. Und die Städte des Planeten waren dabei, von diesen nach und nach verschlungen zu werden.
Samuel führte seine Schattenlegionäre über die letzten zwei Dünen und befand sich unvermittelt in einem alten fünfstöckigen Gebäude am Rand von etwas, das mal der Sportplatz einer Universität gewesen war.
Die Feuer und Asche-Zenturie erwartete ihn bereits. Alice Listen nickte ihm kurz zu und machte ihrem vorgesetzten Offizier anschließend Platz. Wortlos deutete sie nach Norden.
Der Colonel aktivierte die Optik seiner Rüstung und vergrößerte die Ansicht so weit, dass er die Geschehnisse bequem beobachten konnte.
Inmitten des Sportplatzes erstreckte sich ein Loch von mindestens acht Metern Durchmesser im Boden. Ein beständiger Strom an Jackury ergoss sich daraus oder war dabei, wieder zurückzukehren. Rings um die Öffnung waren Arbeiter ohne Unterlass dabei, den Stock zu stabilisieren und seine Wände zu reparieren.
Sam ging zurück auf Normaloptik und warf Alice einen unschlüssigen Blick zu. »Das Nest ist anders als die, die wir auf Risena gesehen haben.«
Alice’ behelmter Kopf bewegte sich im steifen Nicken nach vorn. »Sie haben dieses Mal keine Pyramide angelegt, sondern den Stock direkt in den Boden versenkt. Wenn sie diese Methode verfeinern, wird es mit der Zeit schwieriger, ihre Nester aus der Luft auszuschalten.«
Sam schnaubte. »So denken die sich das. Aber da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden.« Er streichelte vielsagend die Brandgranaten, die an seinem Gürtel hingen.
Alice sah vielsagend auf. »Wir fackeln sie ab?!«
»Das hat schon auf Risena super funktioniert. Egal, wie sie ihre Nester auch anlegen, eines können sie nicht verhindern: den Abfallprozess ihrer Verdauung. Das Zeug ist verdammt leicht entflammbar.«
»Daran erinnere ich mich noch. Beinahe wären wir mit hochgegangen.«
»Diesmal wird es ein wenig anders laufen«, beruhigte er sie.
»Wollen wir’s hoffen«, gab sie schlicht zurück. Sie seufzte. »Also, wie lautet der Plan?«
Sam überlegte. Schließlich streckte er seine Gestalt. »Wir gehen das Nest von zwei Seiten an. Eine Truppe lenkt die Jackury ab. Die andere nähert sich im Verborgenen und wirft die Brandgranaten rein. Ein Dutzend sollten reichen, um eine Kettenreaktion auszulösen.«
Alice seufzte abermals. »Und wer wird wohl den Köder spielen dürfen?«, meinte sie in gespieltem Entsetzen.
Sam kicherte leise. »Na wer wohl? Sie eignen sich hervorragend als Ziel. Und geben Sie sich bitte Mühe, einladend zu wirken.«
Alice warf dem Nest und der wimmelnden Masse an Jackurykriegern einen zweifelnden Blick zu. »Darüber mache ich mir die wenigsten Sorgen.«
»Sondern?«, hakte Sam nach.
»Sondern, ob wir die wieder loswerden«, gab sie zurück. Ohne auf eine Antwort zu warten, zog sich Alice in den angrenzenden Korridor zurück, wobei ihr mehr als die Hälfte der Schattenlegionäre folgte.
Sam sah den Soldaten hinterher, bis diese verschwunden waren. Das war ebenfalls ein Nebeneffekt der Schlacht auf Risena. Das Offizierskorps der Dritten war extrem ausgedünnt. Alice Listen war Captain, übte aber momentan de facto die Befehlsgewalt sowie die Verantwortung eines Majors aus. Er nahm sich vor, dies bei nächster Gelegenheit zu formalisieren, indem er die Offizierin für eine Beförderung vorschlug.
Später. Sam stieß einen Schwall Luft aus und widmete seine Aufmerksamkeit dem Nest voraus. Nun musste er aber seine ganze Kraft in die Beseitigung dieser Gefahr stecken.
Sam wartete angespannt mit dem Rest seiner Truppe. Er dirigierte lediglich einzelne Trupps und Zenturien mittels kurzer, wortloser Datenübertragungen in angrenzende Gebäudeteile, um seine Feuerkraft im anstehenden Gefecht besser verteilen zu können.
Unbewusst streichelte er sein Nadelgewehr, während er aus dem Fensterrahmen starrte. Listen hätte längst in Position sein müssen. War vielleicht etwas schiefgegangen? Gut möglich, dass sie auf eine größere Truppe von Hinrady gestoßen waren. Von denen trieben sich eine Menge in der Stadt herum.
Sam bezwang mit eiserner Entschlossenheit die Ungeduld, die ihn zu übermannen drohte. Er tröstete sich mit der Gewissheit, dass ihm ein Schusswechsel dieser Größenordnung nicht entgangen wäre.
Er leckte sich über die Lippen. Mit einem Mal fegten zwei Raketen aus einem angrenzenden Gebäude und detonierten mitten unter dem Jackuryschwarm, der das Nest bewachte. Teile zerfetzter Insektoiden regneten herab. Die übrigen handelten jedoch – wie nicht anders zu erwarten – schnell und als funktionierende Einheit überaus tödlich.
Der komplette Schwarm wandte sich dem Angriff zu, als würde es sich um ein einzelnes Lebewesen handeln. Die Jackury griffen mit todesverachtender Inbrunst Listens Stellung an und wurden von einem Hagel an panzerbrechenden Projektilen empfangen. Erst starben Dutzende von ihnen, dann Hunderte. Dennoch ließen sie zu keiner Sekunde in ihrem