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Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod. Stefan Burban
Читать онлайн.Название Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod
Год выпуска 0
isbn 9783864027482
Автор произведения Stefan Burban
Жанр Языкознание
Серия Das gefallene Imperium
Издательство Bookwire
Rohas machte keinerlei Anstalten, die Formulare an sich zu nehmen. »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.« Tian beobachtete den Mann genau. Dieser verstand nur allzu gut. Der Captain verhielt sich wie ein in die Enge getriebenes Tier.
»Die Unterschriften auf allen drei Formularen sind identisch«, fuhr Rinaldi fort.
Rohas zuckte mit den Achseln. »Und?«
»Sie sind bis zum kleinsten Schnörkel identisch«, erklärte der Major. »Niemand unterschreibt immer auf exakt dieselbe Weise. Die Unterschriften wurden von einem anderen Formular auf diese reinkopiert. Ich vermute, Colonel Thurnball hat irgendwann tatsächlich etwas angefordert. Und Sie dachten, Sie könnten dadurch Kasse machen, und haben von anderen Einheiten dringend benötigte Ausrüstung abgezweigt. Dann haben Sie Thurnballs Unterschrift auf die Anforderungsformulare gefälscht und anschließend verticken Sie die Waffen auf dem Schwarzmarkt.« Rinaldi deutete mit dem Daumen auf die Männer in den schlecht sitzenden Uniformen.
Rohas hob den Kopf, antwortete aber nicht. Er war ertappt. Das Spiel war aus und er wusste es. Rinaldi gab einem der Legionäre einen kurzen Wink. Dieser stellte sich hinter den Logistikcaptain und entwaffnete ihn.
»Führen Sie alle der Militärpolizei zu«, ordnete Rinaldi an. »Sollen die sich darum kümmern.«
»Wir sind keine Soldaten«, beeilte sich einer der Schwarzmarkthändler einzuwerfen. »Das Militär ist nicht für uns zuständig.«
Rinaldi lächelte kalt und wandte sich dem Mann zu. »Sie befinden sich auf einem Militärareal, tragen unrechtmäßig eine Uniform und waren dabei, Militäreigentum zu stehlen. Wenn das nicht ein Fall für ein Militärtribunal ist, dann weiß ich auch nicht. Und in Kriegszeiten stehen auf solche Vergehen die Todesstrafe.«
Das Gesicht des Mannes verlor alle Farbe. Er öffnete den Mund, um etwas von sich zu geben, aber Rinaldi ließ ihm dafür keine Gelegenheit. »Schafft sie weg!«
Die Legionäre trieben die Verhafteten unter Einsatz ihrer Waffen aus dem Gebäude, während Rinaldi fassungslos den Kopf schüttelte.
»Was sind das nur für Menschen?«, fragte er mehr zu sich selbst. Sein Kopf zuckte hoch. »Sie handeln mit Waffen, ohne die wir den Krieg nicht gewinnen können.«
Tian zögerte, als er antwortete, war seine Stimme nicht ohne Mitgefühl. »Genau das ist das Problem.«
»Ich verstehe nicht.«
»Die Geschichten über Risena, Kelardtor und all die anderen Welten machen seit geraumer Zeit die Runde. Es gibt nicht wenige, die glauben, dass wir den Krieg gar nicht gewinnen können.«
Rinaldi runzelte die Stirn. »Und deswegen verkaufen sie die Waffen?«
Tian nickte. »Sie denken, wenn wir schon alle sterben werden, dann können sie sich mit dem erschwindelten Geld wenigstens noch ein paar schöne Wochen machen, bevor es zu Ende geht.« Der Master Sergeant deutete auf die Umgebung mit einem kurzen Wink seines Kinns. »Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist, aber es macht sich eine gewisse niedergeschlagene Grundhaltung breit. Sie ist verbreitet unter denen, die an der Front gekämpft haben, aber vor allem unter denen, die nur von den Vorkommnissen gehört haben. Wer gegen die Nefraltiri und ihre Handlanger gekämpft hat, der weiß, was auf uns zukommt, aber wer nur davon gehört hat, dessen Kopfkino schlägt jetzt Purzelbäume. Nichts ist so schlimm und grausam wie die Vorstellung, die sich ein Mensch von einer bevorstehenden Gefahr macht. Und die Wahrheit ist in diesem Fall schon schlimm genug.«
»Das ist keine Rechtfertigung für das hier.« Rinaldi deutete auf die mitten im Weg stehenden Paletten voller Waffen und Ausrüstung.
»Natürlich nicht«, gab Tian ihm recht. »Aber vielleicht ist es menschlich.«
Rinaldi dachte ausgiebig über die Worte seines Sergeants nach, bevor er langsam nickte. »Dann müssen wir ihnen die Hoffnung zurückgeben.« Seine Lippen teilten sich zu einem breiten Grinsen. »Und jetzt haben wir wenigstens die Waffen, um das zu erreichen.«
5
Vizeadmiral Elias Garners 12. Flotte sammelte sich bei Sultanet für den Gefechtssprung nach Samadir. Der Admiral beobachtete die Vorgänge auf seiner Brücke vom Kommandodeck aus. Seine Hände hinter dem Rücken verschränkt, strahlte er eine ruhige, entschlossene Präsenz aus. Der Admiral wünschte, er hätte tatsächlich in dieser Art und Weise gefühlt.
Die Reparaturen am Dreadnought Beowulf waren seit Tagen abgeschlossen. Das gewaltige Kriegsschiff war für den Kampf gerüstet, so gut es eben derzeit möglich war. Die letzten Gefechte hatten allerdings bewiesen, dass das nichts heißen mochte. Mit den Hinrady konnten sie fertigwerden, aber wenn in großer Anzahl Nefraltirischiffe auftauchten, steckten sie in ganz großen Schwierigkeiten.
Hinter ihm hüstelte jemand diskret, was bei Garner ein schmales Schmunzeln auslöste. Selbst nach all diesen Gefahren und den Entbehrungen, die sie gemeinsam erlebt und durchlitten hatten, hielt sein XO immer noch an den althergebrachten Traditionen und Gepflogenheiten der Flotte fest. Das war in gewisser Weise ein Anker der Ruhe in einem Meer aus Chaos und Unbeständigkeit. Manche Dinge änderten sich zum Glück nie.
»Treten Sie näher, Angus«, forderte der Admiral MacGregor auf, ohne sich umzudrehen. »Sie haben etwas für mich?«
Der XO trat zwei Schritte vor. Er hielt ein Pad in den Händen, doch Garner wusste genau, dass der Mann sämtliche wichtigen Details im Kopf hatte.
»Die letzten Schiffe der 3., 4. und 11. Flotte sind soeben eingetroffen. Damit haben wir wieder volle Stärke erlangt.«
Garner schnaubte. Nach den Verlusten bei Umnest und Risena war es notwendig gewesen, von anderen Verbänden Einheiten abzuziehen, um die 12. Flotte wieder auf Sollstärke zu bekommen. Es waren in den Werften eine Menge neuer Schiffe auf Kiel gelegt worden, unter anderem acht neue Dreadnoughts. Es wurde mit Hochdruck an ihnen gearbeitet. Aber realistisch betrachtet, würde es selbst in Kriegszeiten, wenn der Großteil der Industrie auf Rüstung umgestellt war, Monate dauern, bis sie fertiggestellt waren. Solange durfte die Republik mit ihrem Gegenschlag nicht warten.
Garner verzog in kameradschaftlicher Häme das Gesicht. »Meine Admiralskollegen dürften darüber nicht besonders erfreut sein. Diese Schiffe werden ihnen fehlen.«
»Die sollen sich gedulden, bis der Nachschub in den Werften fertig wird«, erwiderte MacGregor feixend und schloss damit unbewusst an die Gedankengänge des Admirals an. »Auf jeden Fall sind wir wieder vollständig kampf- und einsatzfähig. Heute Morgen sind die letzten neuen Rekruten für die Bodentruppen eingeschifft worden und der Nachschub für die Legionen ist von Perseus ebenfalls eingetroffen.«
Garner nickte langsam. »Wir sind also bereit.« Er wandte sich mit einer knappen Bewegung seinem XO zu. »Was sagen die Aufklärungsberichte über Samadir?«
»Immer noch keine Schwarmschiffe in Sicht. Sie sind abgezogen worden, kurz nachdem der Planet gefallen ist. Es gibt über hundert Hinradyschiffe im System, außerdem fast drei Dutzend Jackurynester auf dem Planeten und eine unbekannte, aber erhebliche Anzahl Hinradysoldaten. Trotz des Fehlens von Schwarmschiffen wird das kein leichter Job.«
»Das hatten wir doch auch nicht erwartet, Angus.« Er wandte sich nun zur Gänze seinem XO zu. »Oder täusche ich mich da?«
MacGregor neigte leicht den Kopf zur Seite. »Natürlich nicht, Admiral. Es ist nur …« MacGregor sprach nicht weiter, was den Admiral dazu veranlasste nachzuhaken.
»Es ist nur was?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob unsere Kräfte reichen werden. Die feindlichen Verbände im Raum können wir zweifelsohne schlagen. Jedenfalls dann, wenn sie nicht signifikant verstärkt werden oder nicht doch noch Schwarmschiffe auftauchen. Aber was ist mit der Situation auf dem Boden? Bis zu unserem Eintreffen wird es mit Sicherheit Millionen von Jackury auf der Oberfläche geben. Und Hunderttausende von Hinrady. Das ist eine gewaltige