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Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod. Stefan Burban
Читать онлайн.Название Das gefallene Imperium 8: Auf Leben und Tod
Год выпуска 0
isbn 9783864027482
Автор произведения Stefan Burban
Жанр Языкознание
Серия Das gefallene Imperium
Издательство Bookwire
Das Ziel der 7. Legion war die Stadt Nisa. Vor der Invasion hatte es sich dabei um eine mittelgroße Stadt auf dem westlichen Teil des kleineren Hauptkontinents gehandelt. Aufgrund ihrer Lage war sie von hoher Bedeutung. Ihre Ruinen boten ausreichend Schutz. Damit eignete sie sich als Feldhauptquartier und als Ort, an dem eine große Anzahl Legionäre sich ausruhen und neue Kraft schöpfen konnte.
Die Stadt musste unter allen Umständen eingenommen werden. Damit würden sie in Zukunft vielen Kameraden das Leben retten.
Tian trat an die Luke, hielt sich dabei aber an der Deckenverstrebung fest und verriegelte seine Hand, damit er nicht versehentlich hinausfiel. Francine lugte ihm über die Schulter, als sie sich der Stadt näherten.
»Meine Güte, was für ein Dreckloch«, meinte sie. »Und dafür sollen wir kämpfen?«
Tian schüttelte leicht den Kopf. Die Stadt glich in der Tat einer Ruinenlandschaft, die dabei war, von einer Wüste verschluckt zu werden. Allerdings hatte er während der Einsatzeinweisung Bilder gesehen, die vor der Ankunft der Jackury und Hinrady aufgenommen worden waren.
»Das alles hier war mal ein einziger, grüner Planet«, hielt er ihr leise entgegen. »Er war wunderschön.«
Tian hörte Francine über Funk schnauben. »Unsere insektoiden Freunde haben ganze Arbeit geleistet.«
»Allerdings«, erwiderte er bedrückt. Samadir war jetzt bar jeden einheimischen Lebens. Hier existierten nur noch die beiden Sklavenrassen der Nefraltiri. Auf dem ganzen Planeten sah es genauso aus wie hier. Tian war nur froh, dass die Operation lediglich beinhaltete, den kleineren Kontinent zu besetzen. Allein diese Aufgabe war schon ein Höllenritt. Er bezweifelte, ob es ihnen gelungen wäre, auch den größeren Kontinent zu befreien.
Die Gefechtstaxis verloren schnell an Höhe. Sie begaben sich auf ein Niveau knapp drei Meter über dem Boden. Die Legionäre sprangen nacheinander ins Freie. Tian spürte den Zug der Schwerkraft, als er über den Rand der Luke spazierte. Diesen Teil einer Luftlandeoperation hasste er am meisten. Der freie Fall schien immer ewig anzudauern, obwohl es sich nur um knapp eine Sekunde handelte.
Tian traf auf dem Boden auf. Er ging leicht in die Hocke, um die Wucht des Aufpralls abzufedern. Rings um ihn kamen die Legionäre der Siebten auf und formierten sich.
Der Master Sergeant ließ die Sensoren seiner Rüstung einen 360-Grad-Scan durchführen. Francine blieb dicht bei ihm. »Ich orte nichts«, gab sie durch.
»Ich auch nicht«, informierte er sie. »Das gefällt mir nicht.«
»Stellung halten!«, brüllte Rinaldis Stimme plötzlich durch seinen Helm. »Das Empfangskomitee wird nicht lange auf sich warten lassen.«
Die Landezone der 7. Legion lag in einem Areal, das früher einmal der Stadtpark gewesen war. Ein Ort aus Grün und Blau, der von der örtlichen Bevölkerung zur Erholung und Entspannung aufgesucht worden war. Nun zeugten nur noch einzelne verdrehte, vertrocknete Gerippe toter Bäume von der Vielfalt an Leben, das hier geherrscht haben musste.
Die Kohorten der 7. Legion nahmen Kampfstellung ein und sicherten das Gebiet hoch professionell ab. Das völlige Fehlen von Feindaktivität machte aber nicht nur Tian stutzig.
»Sarge?«, meldete sich Rinaldi über Funk. »Ihr Trupp klärt die nähere Umgebung auf. Falls Sie den Feind ausmachen, greifen Sie nicht an. Erkunden Sie lediglich seine Stärke und kehren Sie anschließend zurück.«
»Verstanden«, erwiderte Tian ohne erkennbare Gefühlsregung. Tatsächlich knirschte er aber mit den Zähnen. Er schaltete auf die allgemeine Truppfrequenz. »Blutiger Dolch? Ausrücken zur Feindaufklärung.«
8
Bernadette betrat die Brücke genau in dem Moment, in dem das Schwarmschiff im Samadir-System materialisierte. Und es war der Augenblick, in dem sie realisierte, dass etwas nicht stimmte.
Die Unruhe, die Ad’""bana auf einer tiefen, kaum wahrnehmbaren Bewusstseinsebene verströmte, ließ Bernadette für eine Sekunde aus dem Tritt geraten. Ihre Konzentration war kurz gestört, normalisierte sich aber sogleich wieder.
Ad’""banas Hologramm stand stocksteif mit hinter dem Rücken verschränkten Händen an der Stirnseite der Brücke unweit des Kontrollstuhls. Sie rührte sich keinen Millimeter. Genauso gut hätte sie eine Statue sein können.
Sie war allerdings alles andere als untätig. Ad’""bana kontrollierte jeden Aspekt der Schiffssysteme und hatte noch mehr als genug Kapazitäten übrig, um sich über etwas große Sorgen zu machen.
Etwas huschte kurz durch Bernadettes Geist. Ihr schwindelte und sie stoppte, um nicht versehentlich zu stolpern. Auch dieser Augenblick ging vorüber. Doch nun hörte sie etwas. Es schienen Worte zu sein. Jedoch war sie nicht in der Lage, auch nur eines davon zu verstehen. Es war, als betrete man einen Raum voller Menschen. Das Hintergrundmurmeln war jederzeit vorhanden, plätscherte aber einfach dahin, ohne dass man konkret Gesprächsfetzen heraushören konnte. Bernadette wusste sofort, worum es sich handelte. Sie setzte sich wieder in Bewegung und trat neben ihre Freundin, ihre Kameradin, ihre Seelenverwandte.
Sie warf der Inkarnation des Schwarmschiffes einen Seitenblick zu. »Deine Schwestern?«
Ad’""bana nickte abgehackt. »Sie wissen, dass wir hier sind – dass ich hier bin.«
»Was haben sie vor?«, wollte Bernadette wissen. »Warum greifen sie nicht an.«
»Sie warten erst einmal ab«, erklärte das Schwarmschiff. »Sie werden erst angreifen, wenn sie sicher sind, dass das Ziel ihrer Begierde auch wirklich hier ist.«
»Was bedeutet das?«
Ad’""bana rümpfte ihre holografische Nase. »Das bedeutet, sie werden erst einmal ihre Lakaien vorschicken.«
Als hätten ihre Worte sie beschworen, hallte ein Alarm durch die Korridore des mächtigen Kriegsschiffes und auf einem der Bildschirme tauchten mehrere rote Symbole direkt über dem Planeten auf. Sie erschienen aus dem Nichts. Ad’""bana benötigte lediglich Sekundenbruchteile, um sie zu identifizieren. Ihre Stimme troff vor Verachtung, als sie ein einzelnes Wort aussprach: »Hinrady.«
Lieutenant Colonel Samuel Thurnball von der 3. Schattenlegion führte seine Leute durch das, was von der drittgrößten Stadt auf Samadir noch übrig war.
Dem Namen nach handelte es sich bei seiner Einheit noch um eine der gefürchteten Schattenlegionen. Doch seit der verheerenden Schlacht auf Risena bestand seine Einheit aus nicht einmal mehr achthundert Mann. Das war weniger als halb so stark wie eine Kohorte einer Schattenlegion. Bisher hatte man weder die Mittel noch die Zeit gehabt, seine Legion wieder auf volle Stärke zu bringen. Aus diesem Grund hatte sich General Delgado entschieden, Thurnballs Dritte als Stoßtrupp einzusetzen.
Samuel biss sich auf die Unterlippe. Es gefiel ihm nicht. Er befehligte eine Schattenlegion und das sollte sich auch in der personellen Stärke widerspiegeln. Auf der anderen Seite verstand er die Notwendigkeiten des Krieges. Es gab im Moment einfach nicht genug Mittel, um seine Einheit auf Vordermann zu bringen. Und wenn er die Wahl hatte zwischen den Möglichkeiten, mit einer unterbesetzten Legion in die Schlacht zu ziehen oder auf der Ersatzbank zu sitzen, bis alles vorbei war, nun, da zog er jederzeit Ersteres vor. Außerdem hatte er mit den Nefraltiri und deren Handlangern noch eine Rechnung offen.
Sam ging in die Hocke und bedeutete zwei nachfolgenden Feuertrupps, Flankenposition einzunehmen. Die Legionäre stürmten an seiner Position vorbei. Der zu seiner Rechten bezog Stellung in den Überresten eines Fast-Food-Restaurants, der zu seiner Linken in den Ruinen einer Drogerie.
Indem er seine Wangenmuskeln anspannte, öffnete er eine Funkverbindung. »Hier Schatten drei-sechs an Kobra fünf-sechs. Erbitte Lagebericht.«
In seinen Ohren knackte es und er befürchtete schon, seine Nachricht wäre nicht durchgekommen. Sam machte sich bereit, die Worte zu wiederholen, als plötzlich Alice Listens Stimme durch seinen Helm dröhnte.
»Hier Kobra fünf-sechs. Feindeinheiten