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mit einer provozierenden Aussage: „Missionare und nicht Entwicklungshilfegelder sind die Lösung für das größte Problem Afrikas – nämlich die erdrückende Passivität in den Köpfen seiner Menschen!“ Dann erläutert er seine Meinung wie folgt:

      „Nun, ich bin zwar ein bekennender Atheist, aber ich bin mittlerweile vom enormen Beitrag der christlichen Evangelisation in Afrika überzeugt. Sie ist grundsätzlich anders als die Arbeit von säkularen Nichtregierungsorganisationen, Regierungsprojekten und internationaler Entwicklungshilfe. All diese Aktivitäten sind nicht genug. Ausbildung und Anleitung alleine sind ebenfalls nicht genug. In Afrika ist es das Christentum, das die Herzen der Menschen verändert. Es bewirkt eine geistige Transformation. Diese Neugeburt ist real und die Veränderung ist gut!“

      Parris unterstreicht dies mit einer Beobachtung aus seiner Kindheit: „Gelegentlich übernachtete ich mit meinem kleinen Bruder in einem traditionellen afrikanischen Ort. In der Kleinstadt wohnten einige afrikanische Arbeiter, die zum Christentum übergetreten waren und einen starken Glauben besaßen. Die Christen waren tatsächlich anders. Der Glaube schien sie befreit und gelöst zu haben. Auf keinen Fall führte er zu ihrer Unterdrückung. Bei ihnen entdeckte ich eine innere Lebendigkeit, eine Neugier, ein Interesse an der Welt und eine Offenheit im Umgang mit anderen Menschen. Alles Eigenschaften, die ich gewöhnlich im üblichen afrikanischen Leben so sehr vermisste. Diese Christen standen aufrecht!“ So weit Matthew Parris.

      Die Liebe Gottes lässt uns leben und atmen. Unsere Altlasten aus der Vergangenheit sind vergeben, unsere Gegenwart füllt sich durch die Freundschaft Gottes mit Sinn und Geborgenheit. Und die Zukunft vibriert durch unsere Hoffnung auf ein ewiges Leben. Diese Botschaft ist auch für Radiohörer die beste Mitteilung, die ich mir vorstellen kann. Aus diesem Grund bin ich ein leidenschaftlicher Befürworter christlicher Programme in allen Formen moderner Netzwerke.

      Während unserer Jahre in Ecuador hatten meine Frau und ich die Wirksamkeit lokaler Radiosender kennengelernt. Deshalb hegten wir im Stillen die Hoffnung, irgendwann einmal bei Diospi Suyana einen eigenen Kanal zu gründen. Zunächst dachten wir an eine begrenzte Medienarbeit im Umfeld von Curahuasi.

      Im Herbst 2011 erhielt Diospi Suyana aus einer Erbschaft einen bedeutenden Geldbetrag. Die Zweckbindung sah ausdrücklich vor, diese Summe für den Bau einer Radiostation zu investieren. Zwei Jahre lang passierte gar nichts. Das Geld schlummerte auf einem Konto in Deutschland, und wir hatten ohnehin den Kopf voll mit anderen Dingen. Unser Bauteam um Udo Klemenz errichtete damals in der Ortsmitte von Curahuasi ein Gebäude für unsere Kinderklubs. Das war ein respektables Vorhaben. Im Anschluss an dieses Projekt steigerten wir unsere Anstrengungen sogar noch ganz beträchtlich. Wir machten uns an den Bau einer Schule für 600 Jungen und Mädchen. War das für unser Werk eine Herausforderung? Natürlich, und was für eine. Sechsunddreißig Monate voller Aktivitäten hielten uns alle auf Trab. Während Udo seine Baucrew antrieb, kümmerte ich mich um die Akquise von Geldern und die notwendige Ausrüstung. An jedem Donnerstag veröffentlichte ich den Baubericht, den Ingenieur Udo Klemenz für die Webseite verfasst hatte. Und das 150 Wochen in Folge. Keine Frage, die Medienidee musste erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

      Doch vergessen hatte ich den Plan keineswegs. Heimlich schielte ich gelegentlich auf einen halbrunden Platz hinter den OP-Räumen. Dieser Viertelkreis, eingerahmt durch die Operationssäle linker Hand und einer Böschung rechts gegenüber, ließe sich sicherlich mit etwas Fantasie für eine zukünftige Radiostation nutzen. Mit Christian Oswald aus der IT-Abteilung zog ich eines Tages los, um mit einem langen Maßband das Gelände zu vermessen. Der Zettel mit den Daten lag in meinem Kalenderbuch. Wochenlang. Doch plötzlich war er unauffindbar verschwunden.

      Im Juni 2013 wurde ich in Curahuasi bei der Notarin Dr. Nohemi Aparicio vorstellig, um die Statuten unseres peruanischen Vereins entsprechend zu erweitern. „Frau Aparicio“, erläuterte ich präzise, „Diospi Suyana möchte sich nicht nur im medizinischen Sektor engagieren und etwas für die Erziehung der Kinder tun, sondern zudem einen eigenen Radiokanal betreiben!“ – Die Notarin antwortete ohne jede Umschweife: „Dann nehmen wir auch gleich einen Fernsehsender als Satzungsziel auf!“

      Die liebe Dame hinter dem Schreibtisch hatte mich wohl nicht richtig verstanden. – „Nein, wir denken nur an eine Radiostation, das ist alles!“ Ich habe zwar einen peruanischen Pass, aber meine deutsche Prägung gebietet mir förmlich, glasklare Aussagen zu treffen.

      Aparicio verzog keine Miene. Im Brustton der Überzeugung wiederholte sie: „Also wir werden dann einen Radio- und einen TV-Kanal in die Statuten aufnehmen!“

      Verblüfft sah ich der Notarin ins Gesicht. Vielleicht hatte sie ja recht. Alle unsere Projekte waren am Ende viel größer geworden, als wir vorher erträumt hatten. „Na gut“, ich gab mich geschlagen, „wir berücksichtigen auch das Fernsehen!“

      Nach der vermeintlich endgültigen Rückkehr der Klemenz’ nach Deutschland baute Bauingenieur Johannes Bahr im Sommer 2014 noch an einigen Details der Schule. Johannes ist von Natur aus kein Quengelfritze, aber irgendwann fing er an zu drängeln: „Klaus, noch drei Monate, dann ist an der Schule alles fertig, ich könnte noch ein Jahr für Diospi Suyana arbeiten!“ Und mit einem Gesichtsausdruck, als sei es höchste Eisenbahn, fragte er, „Wann geht es mit dem Medienzentrum endlich los?“

      Ich gab meist ausweichende Antworten und vertröstete den Regensburger jeweils auf den nächsten Monat. Doch am 28. Oktober 2014 hatte er mich weichgekocht. Am Schreibtisch griff ich zu einem Blatt Papier und Stift und fing an zu zeichnen. Auf zwei Etagen sollte das Gebäude ein TV- und zwei Radiostudios beherbergen. Der Plan sah ein großzügiges Foyer am Eingang und einen Pressesaal im ersten Stock vor. Natürlich mussten auch Büros, ein Serverraum sowie eine Küche und sanitäre Anlagen im Zentrum untergebracht werden. Meine Skizze, in wenigen Minuten gezeichnet, sah gar nicht so übel aus.

      „Johannes, hier habe ich den ersten Entwurf für unser Medienzentrum, was hältst du davon?“ – Triumphierend wedelte ich mit meinem Zettelchen vor seiner Nase herum.

      „Könnte so funktionieren“, meinte der junge Ingenieur trocken, „ich werde deinen Plan mal ausmessen!“

      Das Ergebnis unserer gemeinsamen Bemühungen schickte ich an drei Medienexperten in Edinburgh, Ascuncion und Elkhart, USA. Es dauerte nicht lange und die Profis aus Übersee schrieben mir ihre geschätzte Meinung: „Daumen hoch, sieht gut aus. Packt’s an!“

       Die E-Mail aus Sydney

      Ich bin in einer Bäckerfamilie aufgewachsen, und was die Medienangelegenheit betraf, gedachte ich nur kleine Brötchen zu backen. Das sollte sich bald ändern, als nämlich am 27. März 2015 während meiner Vortragsreise durch England eine überraschende E-Mail in meinem Computer eintrudelte. Sie kam aus Sydney und weckte sofort meine Aufmerksamkeit.

      Ein gewisser Chris Welch äußerte Interesse, sich in unserem geplanten Medienzentrum einzubringen. Im angehängten Lebenslauf las ich Erstaunliches. Er schrieb: „Ich arbeite bei TX Australia als Ingenieur und bin für Radio- und Fernsehübertragung in allen fünf Hauptstädten Australiens verantwortlich. Meine Auftraggeber sind die drei kommerziellen TV-Kanäle Sieben, Neun und Zehn. Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet erstrecken sich auf über 25 Jahre.“

      Ich muss gestehen, dass mir sein beruflicher Hintergrund ziemlich imponierte. Doch der nächste Satz seines Resümees sollte alle unsere Absichten bezüglich der Gründung einer eigenen Mediengruppe auf ungeahnte Höhen katapultieren. Chris Welch erwähnte nämlich ein überaus wichtiges Detail: „Des Weiteren habe ich praktische Erfahrungen mit großen Satellitennetzwerken in weiten Teilen der Regionen Asien und Pazifik!“

      Ich saß nachdenklich auf einem Schreibtischstuhl in meinem Hotelzimmer und studierte abermals seine E-Mail. War dieser Spezialist für Satellitenübertragung nicht einige Nummern zu groß für uns? Noch war von einem Medienzentrum nichts zu sehen. Auf dem hinteren Gelände grasten friedlich unsere vier Alpakas. Von Mauern, Fundamenten oder wenigstens einem Bauzaun keine Spur. Ich hatte nicht den Mut, dem Australier gleich zu antworten. Aber natürlich nahm ich seine Anfrage in Gedanken mit ins Bett. Als ich die Nachttischlampe ausknipste, grübelte ich

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