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Hedwig. Marita A. Panzer
Читать онлайн.Название Hedwig
Год выпуска 0
isbn 9783791761862
Автор произведения Marita A. Panzer
Жанр Документальная литература
Серия kleine bayerische biografien
Издательство Bookwire
Hedwig von Polen, Herzogin von Bayern-Landshut, hat kein privates Schriftgut hinterlassen. Briefe von ihrer Hand sind in den Archiven nicht zu finden. Allerdings gibt es offizielle Dokumente, wie beispielsweise die Ehevereinbarungen, welche heute noch einsehbar sind. Zudem haben sich einige Zeitgenossen mit der Landshuter Fürstenhochzeit von 1475 befasst. Ihre Berichte und Chroniken erlauben uns Einblicke in die Festlichkeiten, beschreiben das Brautpaar, die Hochzeitsgäste und deren kostbare Gewänder, die Trauung, Festmähler, Tänze und Turniere.
Der Bericht des Hans Seybolt von 1482 – Handschrift in der Bayerischen Staatsbibliothek München – ist am ausführlichsten. Seybolt war wohl Klosterschreiber zu Seligenthal und hielt sich nachweislich von 1454 bis 1482 in Landshut auf.
Der sogenannte Markgrafenschreiber Hans Oringen verfasste ebenfalls eine relativ umfangreiche Beschreibung der Fürstenhochzeit. Seine Niederschrift wird im Thüringischen Hauptstaatsarchiv zu Weimar aufbewahrt. Oringen kam im Gefolge des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg nach Landshut, daher auch die Bezeichnung »Chronik oder Bericht des Markgrafenschreibers«. Allerdings hielt Oringen vermutlich im Auftrag Herzog Ernsts von Sachsen die Ereignisse der Hochzeitsfeierlichkeiten fest, da dieser nicht persönlich anwesend sein konnte.
Die »Bayerische Chronik« des Veit Arnpeck bietet nur eine kurze Beschreibung der Hochzeit, obwohl er zu dieser Zeit in Landshut weilte. Er war 1468 Kooperator zu St. Martin, 1471 Priester zu St. Jodok und wurde noch für 1487 urkundlich als Benefiziat am Altar St. Johannes in der Martinskirche genannt.
Ulrich Füetrers »Bayerische Chronik«, wahrscheinlich zwischen 1473–1478 verfasst, geht auf die Hochzeit ein, jedoch nicht besonders ausführlich. Sie entstand mutmaßlich während seines Aufenthalts in München und gibt daher eher die Geschehnisse um die Münchner Herzöge wieder.
Die »Chronik Polens« des Jan Długosz (Dlugosch), in lateinischer Sprache verfasst, behandelt im zwölften Buch die Jahre 1462–1480. Długosz berichtet von der Reise der Braut von Polen zu ihrem Bräutigam nach Landshut und den vorausgehenden Eheverhandlungen.
Weitere historische Quellen sind Urkunden und Dokumente sowie die sogenannte »Große Rechnung«, die in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird und genauen Aufschluss über die Kosten der Landshuter Hochzeit von 1475 gibt.
Neben der zeitgenössischen Überlieferung beschäftigten sich zudem Historiker umfangreich mit der prunkvollen Hochzeitsfeier und ihren Akteuren. Jedoch wurde die Braut dabei, obwohl Hauptperson des Festes, eher nur am Rande berücksichtigt. Bis heute ist über Hedwig, die polnische Königstochter und spätere Herzogin von Bayern-Landshut, noch keine umfassende Biografie erschienen.
Möge nun die vorliegende Lebensbeschreibung diese klaffende Lücke ein wenig schließen und Hedwig, die Braut der Landshuter Hochzeit von 1475, aus dem Schatten der Geschichte deutlicher hervortreten lassen.
1»Hedvigis« – eine polnische Königstochter
ELTERN UND GESCHWISTER
Hedwigs Vater folgte seinem Bruder Władysław III. (dt. Ladislaus; reg. ab 1424), der 1444 in der Schlacht bei Warna fiel, erst drei Jahre später auf dem polnischen Thron als Kasimir IV. nach. Er war der jüngste Sohn von Władysław II. Jogaila bzw. Jagiello (reg. 1386–1434) und dessen vierter Gemahlin Sophie (1405–1461), einer Prinzessin aus Litauen ruthenischer Herkunft. Ruthenien heißt eine historische Landschaft, die im heutigen Weißrussland bzw. der Ukraine liegt und wo damals Altrussisch gesprochen wurde. Mit König Jogaila (Jagiello) begann die Reihe der Jagiellonenkönige auf dem polnischen Thron.
Als Hedwigs Vater Kasimir polnischer König wurde, vereinigte er Polen und Litauen (hier war er seit 1449 bereits zum Großfürsten ernannt worden) in Personalunion zu einem gewaltigen Länderkomplex im Osten des Deutschen Reiches. Von Sophie, der Mutter des Königs und Großmutter Hedwigs, wird überliefert, dass sie großen Einfluss auf die Politik im Königreich nahm: »Ich verneme das des Königes mutter stets mete in den rat gebet und alle die brieffe die deme Konige werde geschrieben, die muß man ir legen.« (Ich höre, dass des Königs Mutter sich stets mit in den Rat begibt und alle Briefe, die der König erhält, müssen ihr vorgelegt werden.) Sophie unterstützte durch die Übersetzung der Bibel ins Polnische auch die Verbreitung des christlichen Glaubens in Polen. Sie starb am 21. September 1461, als ihre Enkeltochter Hedwig vier Jahre alt war, und wurde in der Kirche des Paulaner-Klosters zu Krakau beigesetzt.
Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter Sophie nahm deren einflussreiche Stellung König Kasimirs Gattin, Hedwigs Mutter, ein. Sie galt als ebenso politisch kundig und aktiv. Elisabeth war eine geborene Habsburgerin aus Wien. Sie war die Tochter von Herzog Albrecht V. von Österreich, der als Albrecht II. (reg. 1438–1439) römisch-deutscher König war. Ihre Mutter, also Hedwigs Großmutter, ebenfalls mit dem Namen Elisabeth (1409–1442), war die Tochter des römischdeutschen Kaisers Sigismund (reg. 1433–1437). Sie war die Erbin der Königreiche Böhmen und Ungarn. Ihr Sohn Ladislaus Postumus, Hedwigs Onkel, folgte als König in Böhmen und Ungarn (reg. 1440–1457) nach.
Christentum in Polen und Litauen
Die im 10. Jahrhundert begonnene Christianisierung Polens wurde beständig fortgeführt; im 13. Jahrhundert war der römisch-katholische Glaube überall in Polen verbreitet und der Anschluss an das lateinischchristliche Abendland vollzogen.
Hedwig von Anjou (1373–1399; Tochter von Ludwig I., König von Polen, Ungarn und Kroatien, aus dem Haus Anjou) wurde nach längeren Kämpfen 1384 zum »König« von Polen gekrönt. Sie heiratete 1386 Jogaila (Jagiello), den Großfürsten von Litauen, der damit als Władysław II. die polnische Königskrone erhielt. Somit waren beide Ehegatten aus eigenem Recht heraus »Könige« von Polen. Die Ehe blieb kinderlos. Hedwig von Anjou, Jadwiga genannt, wurde 1997 heiliggesprochen, da sie sich für die Christianisierung Litauens, eines der letzten Horte europäischen Heidentums, eingesetzt hatte: Durch ihre Hochzeit 1386 mit dem Litauer Großfürsten war auch der Übertritt seines Volkes zum römisch-katholischen Christentum verbunden gewesen.
Hedwigs Mutter wuchs überwiegend in Wien am Hof von König Friedrich III. (1452–1493 Kaiser) auf, der mit ihr verwandt war. Sie erhielt, wie ihre Geschwister Anna und Ladislaus, eine dem Frühhumanismus verpflichtete solide Ausbildung. Anna ehelichte den sächsischen Herzog Wilhelm, und Elisabeth verheiratete sich am 10. Februar 1454 nach Polen. Als Mitgift waren ihr 100 000 ungarische Kronen zugesagt, sie musste dafür aber – wie für Frauen üblich – auf ihre österreichischen Erbansprüche verzichten. Als ihr Bruder, König Ladislaus von Böhmen und Ungarn, 1457 starb, meldeten die polnischen Gesandten in Prag und Ofen ihre Bewerbung um die Krone an, was aber wohl eher als Hinweis auf die bis dahin noch nicht bezahlte Mitgift Elisabeths gedacht war.
Hedwigs Eltern: König Kasimir IV. von Polen und Elisabeth von Habsburg, Königin von Polen
Hedwigs Mutter galt als wenig attraktiv; sie soll einen unförmigen Kopf mit der sogenannten Habsburger Unterlippe gehabt haben und angeblich einen Buckel. Dennoch gestaltete sich die 38 Jahre währende Ehe mit Kasimir aus dem Haus der Jagiellonen harmonisch und erfolgreich. Aus ihr gingen dreizehn Kinder, sechs Söhne und sieben Töchter, hervor:
Römisch-deutscher König bzw. Kaiser
Als römisch-deutscher König werden die Herrscher für die Zeitspanne von ihrer Wahl zum König bis zu ihrer Krönung zum Kaiser bezeichnet. Die meisten Königswahlen wurden von den Kurfürsten ab dem 12. Jahrhundert in Frankfurt am Main durchgeführt, während die Krönungen in Aachen stattfanden. Zum Kaiser wurden die erwählten Könige im Mittelalter zumeist vom Papst in Rom gekrönt. In späteren Jahrhunderten unterblieb die päpstliche Krönung, auch konnte der Königstitel manchmal sogar schon zu Lebzeiten des Kaisers auf seinen Nachfolger übergehen.
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