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und übergab das weitläufige Gebäude 1746 dem Jesuitenorden, der daraus eine Schule für Söhne des Adels machen sollte – »die adelige Jugend soll in allen erforderlichen Wissenschaften und Exercitien unterrichtet werden.«

      1773 wurde der Orden durch Papst Clemens XIV. aufgehoben, die Piaristen traten ihre Nachfolge im Theresianum an. Aber schon 1783 löste Joseph II. im Zuge seiner Schulreform das Institut auf. Sein Nachfolger Franz II. ließ 1797 die Theresianische Ritterakademie wiedererrichten. Seither ist die Geschichte dieser Eliteschule ein Spiegelbild der Geschichte Österreichs, mit Höhepunkten und Krisenzeiten.

      Das Theresianum hat das Ende der Monarchie überstanden, erst die deutsche Verwaltung der Republik hat die Schule 1938 aufgelöst. Der Krieg fügte den Gebäuden schwere Schäden zu, die Schule blieb geschlossen. 1957 zogen erneut Theresianisten in die einstige Favorita, heute ein öffentliches Gymnasium, ohne Einschränkungen von Geschlecht oder Abkunft. Immerhin in einer Hinsicht ist das Gebäude noch immer etwas Besonderes – es verfügt über die zweitlängste barocke Fassade von Wien. Einzig die der früheren Hofstallungen, nunmehr Museumsquartier, ist ein wenig länger.

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      Karl VI. beim Jagdfrühstück. Figurinengruppe von Helmut Krauhs

      Unterhalb des Theresianums, in der Favoritenstraße 7, steht das Palais von Erzherzog Carl Ludwig. Was man zuerst zu sehen bekommt, ist eine Fassade der jüngsten Zeit, die sich verkleidet hat, um nicht so schlecht auszusehen angesichts dessen, was im Hof wartet. Das Schlösschen hat eine barocke Vergangenheit, Heinrich von Ferstel hat es für den Erzherzog umgebaut. Carl Ludwig, Bruder von Kaiser Franz Joseph, ist durch seine Söhne in Österreichs Geschichte eingegangen – durch Franz Ferdinand, in Sarajevo ermordet, und dessen jüngeren Bruder Otto, den Vater des letzten Kaisers, Karls I.

      In Sichtweite steht die Karlskirche, bedeutendster Sakralbau des Wiener Barock. Das Gebäude selbst und ebenso seine Kunstwerke und Künstler, die beiden Fischer von Erlach, Martino Altomonte, Daniel Gran, J. M. Rottmayr, verlangen eine ausführliche Behandlung, die hier nicht genügend Platz fände.

      An das Barockwunder hat man in den 1960er-Jahren einen Neubau geklebt, dem der imposante barocke Vorgänger hatte weichen müssen.

      Der Karlsplatz wird gegen den 1. Bezirk vom Wien Museum abgeschlossen. Das Haus ist nicht alt und hat dennoch eine lange Geschichte. Die erste Sammlung zum Thema Wien wurde im neu erbauten Rathaus untergebracht. Sie wuchs sehr schnell, bald war klar, dass der Raum nicht ausreichen würde. Mehrere Projekte wurden eingereicht, auch Otto Wagner machte einen Vorschlag.

      Aber der Erste Weltkrieg verhinderte einen aufwendigen Neubau, ebenso der Zweite. Endlich, 1959, wurde eröffnet – Oswald Haerdtl, früherer Mitarbeiter von Josef Hoffmann, war der Architekt. So entstand ein funktioneller, moderner, qualitätvoller Bau, dessen erster Direktor der Polyhistor und berühmte Buchsammler Franz Glück war. Allerdings ist das Haus mit seinen drei Etagen inzwischen zu klein für die wachsende Sammlung und die sehr beliebten Wechselausstellungen.

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      Die Karlskirche mit dem abgebrochenen Nebenhaus, der ältesten Munitionsfabrik Europas

      Zu der Ausführung des Wagner-Projekts ist es zwar nicht gekommen, dennoch ist der große Visionär am Karlsplatz ungemein eindrucksvoll vertreten. Otto Wagner hat Stationsgebäude entworfen, die, als hervorragende Bauwerke des Wiener Jugendstils, Teil des Gesamtkunstwerks Stadtbahn sind.

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      Otto Wagners Museumsprojekt. Eine Wand, aufgestellt zur Prüfung des Plans

      Die Pavillons am Karlsplatz waren bereits für den Abbruch vorgesehen, konnten aber durch massiven Protest der Bevölkerung gerettet werden. Restauriert und wieder aufgebaut dient der eine heute als Außenstelle des Wien Museums, der gegenüberliegende als Kaffeehaus.

      Auch wenn man es kaum glauben mag, erstreckt sich der Karlsplatz von der Madergasse hinter dem Wien Museum bis zur Operngasse. So hatte er jedenfalls einst, in seinen Kindertagen, begonnen. Seit 1716 ist allerhand passiert, vor allem der Teich. Ersonnen und geplant von dem schwedischen Gartenarchitekten Sven Ingvar Anderson, führte er zu größter Aufregung. Clemens Holzmeister, oberste Instanz der Baukunst Österreichs, war »erschüttert«, die Tageszeitung Kurier taufte den Platz um in »Chaosplatz« und meldete sein Ende im Mai 1977 unter der Schlagzeile »Verplant in alle Ewigkeit«. In der Tat kann von einem Platz längst keine Rede mehr sein. Die sechsspurige Stadtautobahn zwischen Café Museum und dem Schwarzenbergplatz hat den Südrand des einstigen Platzes verschlungen, dennoch hat der Musikverein die Adresse Karlsplatz 6.

      2006 wurden die Reste neu begrünt und zum Teil auch neu benannt, so entstanden der Esperantopark, der Rosa-Mayreder-Park und der Girardipark. Den größten Teil des einstigen Karlsplatzes nimmt der Resselpark ein, rund 40 000 m². Seinen Namen hat er vom Schiffsschraubenerfinder Josef Ressel, dessen Denkmal hier steht. Unter »Resselpark« hat man einige Jahre lang eine spezielle Form von Nachkriegshandel verstanden, den Schleichhandel. Zeugnis eines Zeitgenossen: »Ich ging in unsere Trafik, die Trafikantin hatte sich dummerweise in die Partei einschreiben lassen und hatte ihr Geschäft schließen müssen. Sie besaß noch verschiedene Vorräte, aber nichts zu essen. Ich bekam von ihr ein paar Pakete Feuersteine und Zigaretten. Damit ging ich in den Resselpark und machte gute Geschäfte für sie.

      Ich brachte ihr Brot, Schmalz, Mehl und andere Lebensmittel …« Der Feuilletonist Theodor Ottawa schrieb am 25. September 1945: »Man hat den Resselpark so lange bekämpft, bis er geblieben ist. Alle Leute sind über das schändliche Treiben, das sich dort abspielt, sehr empört und sie gehen hin, um sämtliche Waren aufzukaufen, damit dem Schleichhandel endlich einmal das Wasser abgegraben werde. Die Spekulanten, die sich hier bewegen, haben keine Ausdrücke der Börsenleute. Sie sagen schlicht: ›Glauben S’, i bin teppert?‹ Oder ›Hearn S’, verzupfen S’ Ihnen!‹. Wenn die Polizei eine Razzia plant, dann finden sie im Park nur ein paar dürre Blätter vor, die von alten Weiblein eingesammelt werden.«

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      Zeichnung »Razzia im Resselpark 1945« von Robert Lukas

      Die älteren Damen wissen von nichts, werden aber dennoch perlustriert, wie das in der amtlichen Fachsprache heißt: »Man findet bei ihnen 50 Feuerzeuge und 20 Schachteln Sacharin – niemand will ihnen glauben, daß sie mit dem dürren Laub so schwer Feuer machen und darum einige Feuerzeuge brauchen. Niemand will ihnen glauben, daß sie ihren Ersatzkaffee auch ein bisserl süßen wollen. Nicht einmal den Bedarf an Seife und Seidenstrümpfen, die sie bei sich haben, gesteht man ihnen zu. So sind die Menschen …«

      Die Satire mit ihrem gern boshaften Witz hat die sieben Tausendjährigen Reichsjahre ebenso überlebt wie die Bombenangriffe. Jetzt wird in den Zeitungen empfohlen, der sicher demnächst wiedereröffnete Wurstelprater möge Kasperlstücke bringen wie Hanswurst als Minister oder Der bestrafte Schleichhändler oder Wer zuletzt lacht, hat am meisten!. Den Drehorgelmännern wird der Entnazifizierungsmarsch empfohlen und ein neues Wienerlied – Mir hat heut’ tramt, es gibt kein Brot mehr …

      Tempi passati, zum Glück. Mit 1948 ging der Schwarzhandel zu Ende. Die Erinnerung an den »Schleich« ist der Gegenwart von Adventmarkt und Hundeplatz gewichen.

      Im Resselpark wurde einem der bedeutendsten Mitgestalter der Ringstraßenzeit 1902 ein Denkmal gewidmet – ein Brunnen würdigt den Bildhauer Viktor Tilgner (1844–1896). Er schuf Statuen in großer Zahl – die Dichter Archimedes und Homer und seinen Kollegen Phidias vor dem Parlament, Mozart im Burggarten, Schiller, Goethe, Lessing im Burgtheater und viele andere.

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      Das Gebäude der Botschaft Frankreichs

      Der 4. Bezirk macht dem 3. starke Konkurrenz als Diplomatenviertel. Das prominenteste dieser Gebäude steht am Schwarzenbergplatz: die französische Botschaft. Das Gebäude wurde

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