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zu seinem Tod 1787, im Haus »Zum silbernen Löwen«, Wiedner Hauptstraße 32. Stolz verweist es selbst über seinem Tor auf den Namen des früheren Besitzers. Seit vielen Jahren dient der »Silberne Löwe« dem Roten Kreuz als Zentrale.

      Dieses Haus steht in enger Beziehung zum Leben eines weiteren Komponisten. Spät in seinem kurzen Leben konnte Franz Schubert ein eigenes Klavier erwerben, bis dahin war er von seinem klavierbesitzenden Freundeskreis abhängig. Dazu zählte der Maler August Wilhelm Rieder. Zwar war auch er immer wieder auf die Hilfe von Freunden angewiesen, weil ihm die Lebenshaltungskosten ständiges Problem waren. Erst als Kustos der Belvedere-Galerie konnte er sich eine eigene Wohnung leisten, im Gluckhaus, mit einem Klavier. Schubert wohnte nahe, an der heutigen Adresse Technikerstraße 9. So konnte er schnell bei seinem Freund Rieder sein, und das recht oft. Wenn der Maler seine Ruhe haben wollte, wurden die Vorhänge zur Straße hin zugezogen, das Zeichen respektiert. Immer wieder hat Rieder den Freund porträtiert, das bekannteste aller Schubert-Bilder ist sein Werk. Moritz von Schwind hat es als das beste gelobt.

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      W. A. Rieder, Schubert-Porträt

      Johann Strauß Sohn ist in der Lerchenfelder Straße geboren worden, heute Bezirk Neubau, lebte in der Leopoldstadt, dann in Hietzing, wieder in der Leopoldstadt, diesmal auf der Praterstraße.

      Die Johann-Strauß-Gasse und besonders das Haus Nr. 14 künden von diesem Meister der Meister. Seine erste Ehefrau Henriette Treffz hatte den Bauplatz für ein geräumiges Gebäude in der damaligen Igelgasse ausgesucht, doch noch bevor das Palais fertig war, starb sie. Der Walzerkönig lebte in der Igelgasse bis zu seinem Tod 1899, kurz danach wurde die Gasse umbenannt. 1944 hat eine Bombe diese seine letzte Adresse zerstört.

      Aus Hamburg kam Johannes Brahms. 1872 entschloss er sich, Wien als Wohnsitz zu wählen. Er mietete eine Wohnung in der Karlsgasse 4, neben der Karlskirche, und blieb bis an sein Lebensende. Er gewann mit den Jahren rundum anerkannte Autorität, auch in der polarisierenden Auseinandersetzung mit Richard Wagner und Anton Bruckner. In seinem Stammgasthaus traf er eines Tages auf Bruckner, der auf der Speisekarte die gleiche Wahl getroffen hatte. Ein Lächeln beider Herren war die Folge, ein seltener Fall von Übereinstimmung.

      Zu den Verehrern von Brahms zählte der Musikkritiker Ludwig Karpath. Als es sich in Wien herumsprach, Brahms sei schwer an der Leber erkrankt, zeige deutliche Anzeichen von Gelbsucht, trafen die beiden Herren per Zufall am Karlsplatz aufeinander. In der Verlegenheit und bemüht, ein Kompliment zu machen, rief Karpath dem verehrten Komponisten zu: »Also, so gelb sind Sie eigentlich gar nicht!« Brahms starb 1897 in Wien.

      Um diese Zeit lebte der Komponist Hugo Wolf in der Schwindgasse 3. Er litt an Syphilis, verlor langsam den Verstand. Freunde sorgten nach längerem Klinikaufenthalt für eine andere Wohnung, ebenfalls auf der Wieden, Mühlgasse 22. Bald aber musste er wieder in eine Klinik gebracht werden, 1903 ist er gestorben.

      Ein Komponist aus Berlin, der auch ein singender Schauspieler war, lebte zwischen 1845 und 1848 in der Wiedner Hauptstraße 50. Gustav Albert Lortzing hatte sich in beiden Professionen einen Namen gemacht. Ein gemachter Mann war er dennoch nicht. Nestroys Rollen schätzte er besonders, und er war ganz in dessen Sinne ein witziger Extemporist. Das brachte ihm freilich viel Ärger.

      Der Vormärz war auch in Detmold und Leipzig, seinen früheren Wirkungsstätten, nicht gemütlich. 1845 kündigte man ihm in Leipzig, Publikum und Ensemble waren empört und protestierten, es half nichts. Lortzing, der eine glückliche Ehe führte, ging mit Frau und Kindern als Kapellmeister ans Theater an der Wien.

      Hier arbeitete er an seiner Oper Der Waffenschmied und an der kaum bekannten revolutionären Oper Regina, die in einer Fabrik spielt. Doch die Einnahmen waren für die Familie zu gering.

      Rosina Regina Lortzing – die Arbeiteroper trägt ihren Namen – kam auf eine Idee. Im Hof des Hauses Nr. 50 wurde ein Stall für einige Milchkühe gebaut. Nun war der Sängerkomponist ein Nebenerwerbsbauer, die Steuer führte ihn als Milchmeyer. 1848 ging diese Episode zu Ende, das Theater musste schließen. Die Familie verließ Wien und zog weiter nach Gera. Aber an der Fassade von Nr. 50 hämmert ein steinerner Waffenschmied weiter, der seinem Schöpfer recht ähnlich sieht.

      Musik auf der Wieden … dazu ließe sich noch viel erzählen. Der mächtige Kritiker Eduard Hanslick hat hier gewohnt, in der Wohllebengasse 1. Wagner hat ihn so sehr verachtet, dass er nur mit Mühe davon abzuhalten war, eine lächerliche Figur Hans Lick zu nennen. Er hat sich dann doch für »Beckmesser« entschieden.

      Eine spezielle Art Musiker war Hugo Wiener. Er kam aus einer musikalischen Familie, war hochintelligent und gebildet und in der Lage, seine außerordentlich witzigen Couplettexte selbst zu vertonen. Seine Frau Cissy Kraner war eine kongeniale Interpretin, so sind Klassiker entstanden – Der Novak läßt mich nicht verkommen, Wie man eine Torte macht, Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn. Seine Operette Auf der grünen Wiese war ein jahrelanger Erfolg der Wiener Volksoper, seine TV-Shows mit Kollege Georg Markus ebenfalls. Dazu kam noch der Jahrzehnte anhaltende Erfolg seiner Bücher, der Prosa des Humoristen Hugo Wiener, in der Nachfolge von Frigyes Karinthy und Ephraim Kishon.

      Das Ehepaar Wiener war an skurriler Adresse zu Hause – Kleinschmidgasse 2. Warum skurril? Weil ihr Wohnhaus das einzige der gesamten Gasse war – und ist. Interessant ist auch die Liste der Bewohner – im Laufe der Jahrzehnte lebten nicht nur Hugo Wiener und Cissy Kraner dort, sondern auch die Kammersängerinnen Hilde Zadek und Renate Holm.

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      Peter Wehle, Hugo Wiener, Cissy Kraner

      Ein anderer Vertreter der so typisch österreichischen Doppelbegabungen war Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Geboren 1877 im 3. Bezirk, in der Marokkanergasse 3, ist er auf der Wieden aufgewachsen, in der Schwindgasse 12. Seine Herkunft ermöglichte ihm ein Leben ohne materielle Sorgen. Er machte seine Matura standesgemäß am Theresianum, also auch auf der Wieden, und studierte an der Wiener Technischen Hochschule, ebenso im 4. Bezirk, immer nahe zum Elternhaus. Er wurde Architekt, aber nur für wenige Jahre. Eine schmerzhafte chronische Nierenkrankheit zwang ihn zuerst zur Aufgabe seines Berufs, danach, 1916, zur Übersiedlung in den für ihn angenehmeren Süden, nach Meran. So lebte er nun seinen Neigungen – Denken, Schreiben, Zeichnen. Von seinen skurrilen Werken ist zu seinen Lebzeiten nur Der Gaulschreck im Rosennetz, eine Wiener Schnurre aus dem modernden Barock erschienen. Herzmanovsky hat dieses wie alle seine Werke selbst illustriert.

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      Das Titelbild der Erstausgabe, Artur Wolf Verlag

      Er hat eine Fülle von köstlichen Erzählungen, Dramen und Romanen hinterlassen. Er starb 1954 und hat nicht mehr erlebt, dass das Burgtheater, das Münchener Prinzregententheater, das Zürcher Schauspielhaus seine Stücke spielten. Das bekannteste von ihnen ist Kaiser Joseph II. und die Bahnwärterstochter.

      Von seinen Taten als Architekt gibt es nicht viel zu sagen. Im Nachbarbezirk Margareten stehen zwei Häuser, entworfen in Gemeinschaft mit Fritz Keller, eines in der Viktor-Christ-Gasse, ein zweites in der Wehrgasse. Dieses, die Nr. 22, wird in Achleitners Architekturführer als »ungewöhnlich streng« beschrieben. Im 18. Bezirk künden die Häuser Czartoryskigasse 5 und 7 von FHO.

      Mit mehreren Bauten auf der Wieden ist ein Zeit- und Berufsgenosse Herzmanovskys verbunden, der wie Letzterer unsere Aufmerksamkeit, ja Verehrung, auch nicht so sehr als Architekt gefunden hat. Oskar Laske kam 1874 in Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, zur Welt. Er lebte zwar in Penzing, hat aber mit seinen Bildern, Bühnenbildern und auch Hausbauten eine Spur durch alle Wiener Bezirke gezogen. Auf der Wieden hat er das Haus Schaumburggasse 13 geplant, ebenso das Haus Graf-Starhemberg-Gasse 29.

      Vom Schloss Schönburg am Schaumburgergrund, der im Namen dieses Buches auftritt, war noch nicht die Rede – wie auch von anderen interessanten Wiedener Bauwerken. Gundacker Thomas Graf Starhemberg, Stiefbruder des Verteidigers von Wien 1683, ließ sich nach Plänen des Baumeisters der Mächtigen, Johann Lucas von Hildebrandt, ein Schloss errichten, umgeben von einem scheinbar unendlich

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