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Ludwig Wilhelm in Bayern, Gräfin Larisch-Wallersee, in ihren Erinnerungen festhält: »Tantes Wäsche war wundervoll und außerordentlich fein. Ihre Nachthemden waren ganz einfach, aber immer mit mauve Seidenbändern durchzogen und gebunden. Unterröcke trug sie nie, und bei ihren frühen Spaziergängen im Sommer zog sie die Schuhe über die nackten Füße und trug das Kleid unmittelbar auf dem nackten Körper.« (Wallersee, S. 54)

      Die Sommerunterwäsche der Kaiserin bestand aus leichten Hemdchen und Beinkleidern aus Seidentrikot. Ähnliche Unterwäsche, die aus feinem Waschleder hergestellt wurde und in die sich Elisabeth einnähen ließ, verwendete sie im Winter. Das Einnähen geriet zu einem Tick und wurde auch auf die Reitkleidung übertragen, die sie – am Pferd sitzend – anpassen ließ. »(Das Reitkleid der Kaiserin) saß wie angegossen; sie wurde jedesmal, wenn sie ausritt, hineingenäht. Hiermit meine ich, daß der Schneider, nachdem sie die Taille (den oberen Teil des Kleides) angezogen hatte, den Rock darannähte. Den Grund dieser seltsamen Marotte habe ich nie einsehen können. Sie trug hohe Schnürstiefel mit winzigen Sporen und zog drei Paar Handschuhe übereinander; der unvermeidliche Fächer wurde stets in den Sattel gesteckt.« (Wallersee, S. 43) Die Schneiderin hatte große Mühe, das Einnähen zur Zufriedenheit des Hofes auszuführen, da ihr die Etikette verbat, während der Arbeit den Körper der Kaiserin zu berühren.

      Was die persönliche, private Garderobe betraf, so legte Elisabeth den größten Wert auf die Reitkleidung. Sie verbrachte etliche Stunden bei ihrem Schneider »mit dem Anprobieren … denn sie war sehr schwer zufriedenzustellen und studierte den Schnitt und Wurf (der Reitkleidung) im Sattel eines Holzpferdes, das vor einem großen Spiegel stand … Tante betrachtete die Hauptaufgabe, sich gut zu kleiden, als die Pflicht einer Kaiserin. ›Die Leute erwarten, daß ich immer schön und elegant aussehe‹, sagte sie oft zu mir. ›Ich bedaure es oft, daß sie ihre Herrscher nicht in dem Gepränge vergangener Tage sehen können, wie die Könige und Königinnen der Sage. Manche Fürsten kleiden sich wie Spießbürger und bilden sich ein, ihre Würde verleihe ihnen hinreichend äußeren Glanz. Doch da irren sie sich, ihre Untertanen bedauern schmerzlich ihre geschmacklose Erscheinung …«‹ (Wallersee, S. 55)

      Die Wienerin Herta Maretschek versorgte Kaiserin Elisabeth mit maßgeschneiderten Negligés und fertigte auch das Taufkissen für den Kronprinzen Rudolf an. Die Schneiderin verfügte über eine sehr erlesene Klientel, zu der auch der Bayreuther Komponist und Günstling König Ludwigs II., Richard Wagner, zählte. Er entwarf seine Haus- und Nachtkleidung selbst und übermittelte die Zeichnungen Herta Maretschek auf dem Postweg, nach denen sie zum Beispiel einen mit Eiderdaunen gefütterten Schlafrock aus rosa Atlas, Atlasstiefel oder Spitzenhemden fertigte.

      Kaiserin Elisabeth trug wenig und vor allem wenig wertvollen Schmuck (Galaempfänge ausgenommen). Der Ehering steckte nicht am Finger, sondern war an einer goldenen Halskette befestigt und blieb unter den Kleidern verborgen. Auf der Lieblingstaschenuhr aus Chinasilber war der Name »Achilleus«, der Name ihres Lieblingshelden aus der griechischen Geschichte, eingraviert.

      Die Uhr hing an einem Lederbändchen, an dem auch ein Miniatursteigbügel befestigt war. Am Handgelenk trug sie, da sie sehr abergläubisch war, ein Armband mit unzähligen Glücksbringern: Daran hingen ein Totenkopf, das Sonnenzeichen mit drei Füßen, eine goldene Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, Marienmedaillen, byzantinische Goldmünzen und zwei Medaillons (eines mit einer Locke des Kronprinzen Rudolf und eines mit dem 21. Psalm der Bibel »Dank für den Sieg des Königs David«). Diese Stücke sollten Unheil abwenden helfen. Als Brosche trug die Kaiserin sehr gerne eine in Silber ausgeführte Nachbildung eines Pferdefußes, die einer schottischen Werkstätte entstammte.

      Ab dem Tod ihres Sohnes Rudolf trug Kaiserin Elisabeth nur noch Schwarz: an ihrem eigenen Todestag ein schwarzes Kleid, einen schwarzen Roßhaarhut, schwarze mit Glasperlen bestickte Schuhe und eine Reisetasche aus schwarzem Leder (mit einem metallenen, gekrönten Initial-»E« versehen), in der sie ihre persönlichen Schriften verwahrte, die sie immer mit sich führte. Ein schwarzer Fächer durfte bei keinem Ausgang fehlen. Hinter ihm verbarg sich die Kaiserin vor neugierigen Blicken. Als der Italiener Luccheni am 10. September 1898 eine zugeschliffene Dreikantfeile gegen die Kaiserin führte, hinterließ die Mörderwaffe einen dreieckigen Einstich in jenem Kleid, das sie an diesem Tag getragen hatte. Gräfin Irma Sztáray, die Hofdame und letzte Begleiterin der Kaiserin, erhielt es zum Andenken nach dem Tod ihrer Herrin; sie vermachte es dem Königin Elisabeth-Gedenkmuseum in Budapest. Heute befindet sich das Kleid im Ungarischen Nationalmuseum.

       3

       »Ich bin die Sklavin meiner Haare!«

      (Kaiserin Elisabeth über sich selbst)

       Über die Haarpflegerituale der Kaiserin

      Einen besonders breiten Raum in der täglichen Körperpflege der Kaiserin nahm das Frisieren ein, das meist zwei Stunden des Vormittags beanspruchte. Besser verständlich wird die – nicht anders denn als Ritual zu bezeichnende – Haarpflege, wenn man die Liebe Elisabeths zur ihrem Haar erkennt.

      In der Korrespondenz zwischen ihr und dem Kaiser finden sich laufend Erwähnungen darüber. Im poetischen Tagebuch wurde dem Kopfschmuck sogar ein eigenes Gedicht gewidmet, der darin, so scheint es, die Formen eines lebenden Gebildes annimmt:

      »An meinen Haaren möcht’ ich sterben,

      Des Lebens ganze, volle Kraft,

      Des Blutes reinsten, besten Saft,

      Den Flechten möcht ich dies vererben.

       O ginge doch mein Dasein über

      In lockig seidnes Wellengold,

      Das immer reicher, tieferrollt,

       Bis ich entkräftet schlaf hinüber!«

       (Wunsch, aus der Gedichtreihe »Spätherbst«)

      Kaiserin Elisabeth galt nicht nur wegen der überreichen Haarfülle als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit. Aber sie war sich ihrer Erscheinung und ihrer Schönheit völlig bewußt, und sie unterstrich sie gerne mit der für sie eigens kreierten geflochtenen Haarkrone, die sie als »Steckbrieffrisur« bezeichnete. Bereitwillig opferte sie für die Pflege und Erhaltung des kostbaren Gutes viel Mühe und Zeit, da sie es liebte, von Männern wegen ihres Aussehens angebetet zu werden, – wenn sie ihnen auch meist nicht viel mehr als das Anbeten gestattete.

      Die glühendsten unter ihren Verehrern zeichnete sie mit kleinen Gunstbezeigungen aus, indem sie ihnen zum Beispiel Gehör und Aufmerksamkeit schenkte. Zu den eifrigsten Anbetern der Kaiserin zählte der persische Schah Nasr-ed-din, der in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts Europa bereiste. In seinen regelmäßigen Tagebucheintragungen finden sich wenige positive Bemerkungen über die europäische Damenwelt, die er zwar großteils als hübsch, aber auch als zu geschwätzig empfand.

      Eine Ausnahme bildete Kaiserin Elisabeth, die der persische Herrscher anläßlich eines Soupers in Wien kennengelernt hatte: »Laxenburg (dort war der Schah während der Dauer seines ersten Aufenthaltes einquartiert), 5. August 1873. Nun habe ich auch die Frau des Kaisers von Österreich zu Gesicht bekommen. Sie ist auf jeden Fall die schönste Herrscherin von all den Frauen an den europäischen Höfen, denen ich bisher begegnet bin. Sie hat eine wunderschöne, weiße Haut und die Gestalt einer Zypresse, eine Majestät vom Scheitel einer prächtigen Haarfülle bis zur Sohle.« Zwei Tage später traf er noch einmal auf sie und wiederholte den positiven Eindruck der früheren Begegnung: »Laxenburg, 7. August 1873 … Am Galasouper nahm auch die Frau des Herrschers teil. Sie ist, es muß bei der schon einmal getroffenen Behauptung bleiben, mit ihren vielfältigen Reizen ein Genuß für das Auge. An diesem mit Frauenschönheit nicht sonderlich gesegnetem Hof ist ihre Erscheinung ein Labsal … Ich drückte dies auch dem neben mir an der Tafel sitzenden Kaiser aus. Ich glaube, daß er sich über diese meine Feststellung gefreut hat.«

      Elisabeths Dank an den persischen Potentaten bestand darin, auch ihm Sympathie entgegenzubringen und sich in seiner Gegenwart sogar zu amüsieren. »Wirkliches Vergnügen bereitete der Kaiserin

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