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dass du eine gute Ausbildung bekommst.« Diesen Rat habe ich mir zu Herzen genommen. Ich verdanke Paul Hörbiger sehr viel, denn er hat mich auf den richtigen Weg geschickt.

      Nachdem ich nicht wusste, wie ich zu einer Ausbildung kommen konnte, vertraute ich mich Grete Kratochwilla an, der besten Freundin meiner Mutter. Grete war eine Nichte von Adolf Kratochwilla, der 1884 das Café Sperl in der Gumpendorfer Straße übernommen hatte. Das Café Sperl, das bis 1964 im Familienbesitz blieb, war immer schon ein Treffpunkt von Künstlern, und Grete hatte dadurch ausgezeichnete Kontakte, vor allem aus dem Theaterbereich. Tante Grete, wie ich sie nannte, hörte mich geduldig an, fand die Idee längst nicht so abwegig wie meine Familie und schlug vor, bei der großen Burgschauspielerin Julia Janssen vorzusprechen. Je nachdem, wir ihr Urteil ausfallen würde, sollte die Familie dann über meinen weiteren Weg entscheiden.

      Ich lernte die Rolle des Gretchens aus Goethes »Faust« und brachte sie voller Verve und Inbrunst zum Vortrag. Julia Janssen war von mir so beeindruckt, dass sie mir nicht nur Talent bescheinigte, sondern sofort anbot, mich persönlich auszubilden, was für mich geradezu der Gipfel der Glückseligkeit war. Jetzt wusste ich, dass selbst die letzten Zweifel meiner Familie ausgeräumt waren. Ich durfte endlich mein Handwerk erlernen.

      Julia Janssen war eine großartige Lehrerin, die viel von mir verlangte und mich die unterschiedlichsten Rollen lernen ließ, denn in weiser Voraussicht meinte sie, je größer die Palette, desto besser die Auswahl an Rollen.

      Leider dauerte mein Glück nicht sehr lange, denn mit Ende des Krieges begann sie wieder am Burgtheater zu spielen und hatte nur mehr wenig Zeit für mich. Also meldete ich mich beim Reinhardt Seminar zur Aufnahmeprüfung an. Eigentlich durfte man damals – bevor man sich beim Reinhardt Seminar bewarb – noch keinen Schauspielunterricht genommen haben. Dass ich bereits ein Jahr bei Julia Janssen Unterricht hatte, verschwieg ich also wohlweislich. Ich war vollkommen davon überzeugt, mit meiner Vorbildung und meinem Selbstbewusstsein die Aufnahmeprüfung mit links zu schaffen. Weit gefehlt. In der Kommission saßen unter anderen die beiden ehrwürdigen Burgschauspieler Hans Thimig und Vera Balser-Eberle. Balser-Eberle war nicht nur Burgschauspielerin, sie gab auch Unterricht in Sprechtechnik. Ich spielte mir die Seele aus dem Leib. Zwei Rollen hatte ich einstudiert, eine dramatische und eine lustige, die ich mit Inbrunst und Hingabe vortrug. Danach warteten wir alle auf das Ergebnis, wobei ich mir sicher war, dass man mich nehmen würde. Umso größer die Enttäuschung, als mir verkündet wurde, dass es bei mir nicht gereicht hatte. Der Grund: Vera Balser-Eberle war nicht davon überzeugt, dass man zwei so unterschiedliche Rollen, zuerst komisch und dann traurig, in der kurzen Zeit spielen kann. Sie fand mich »zu oberflächlich«.

      Weinend trottete ich nach Hause ins »Stöckl«, warf mich über den Küchentisch und wollte nicht mehr aufhören zu schluchzen. Meine Mutter tröstete mich, so gut sie konnte, und meinte nur: »Wer weiß, wozu es gut ist.« Diese Einstellung habe ich übernommen, sie hat mir später im Leben vieles leichter gemacht. Außerdem gab es ja nicht nur das Reinhardt Seminar.

      Ich bewarb mich gleich beim Konservatorium Preiner, wurde genommen und lernte dort Kollegen wie Herbert Fux, den Regisseur Fritz Zecha und Rosemarie Isopp kennen. Während der Ausbildung, die eigentlich drei Jahre dauern sollte, war es den Schülern strengstens untersagt, irgendwo Theater zu spielen. Dieses Verbot zu brechen, reizte mich, und schon bald spielte ich in der Kleinen Bühne nahe der Wienzeile in Nestroys »Einen Jux will er sich machen« die Rolle der Marie. Auf der Bühne waren außerdem Helmut Qualtinger, der zusätzlich Regie führte, und Fritz Zecha. Meine Rolle war nicht überwältigend groß, aber es war eine weitere lehrreiche Erfahrung. Schon nach einem Jahr verließ ich das Konservatorium, denn einer meiner Lehrer, Otto Burger, wurde zum Schauspieldirektor des Landestheaters Linz bestellt, und er durfte sich einige Schüler aussuchen, um sie mitzunehmen. Selbstverständlich mussten wir vorher dem Intendanten vorsprechen. Wir, das waren Rosemarie Isopp, Fritz Zecha, Erich Auer, Martha Wallner und ich.

      Gemeinsam mit Otto Burger fuhren wir nach Linz, und ich zog alle Register meines jungen Könnens. Neben der jungen Naiven, der Munteren, der Sentimentalen und der Liebhaberin sollte ich ab und zu in Singrollen besetzt werden.

      Für mich war diese Zeit Mitte der 1940er-Jahre in Linz die beste Ausbildung, die man bekommen konnte. Verdient habe ich nicht viel, und die Wohnsituation war nicht ideal. Ich wohnte sehr bescheiden – immerhin in einem eigenen Einzelzimmer im Künstlerheim –, aber die Tatsache, nicht nur einen fixen Vertrag zu haben, sondern derart gefordert zu werden, war nicht mit Gold aufzuwiegen. So wagte ich dort meine ersten Schritte in das Fach der Operette, und das kam so: Es wurde »Gräfin Mariza« gespielt, und die Soubrette Inge Stick, die die Rolle der Lisa gesungen hat, war ausgefallen. Kurzerhand wurde ich mit ihrer Rolle besetzt. Drei Tage hatte ich Zeit, alles zu lernen. Meine Gesangsnummern probte ich mit dem Kapellmeister am Klavier, die Tanzszenen mit meinem Buffopartner. Ich hatte damals eine nette Naturstimme, aber noch keine musikalische Ausbildung zur Sängerin, das kam erst später. Ich höre noch den Kapellmeister während meiner Gesangsbemühungen sagen: »Frau Haas, das Schwarze neben den Noten san keine Fliegenschiss!«

      Ab der 50. Vorstellung sollte ich also für Inge Stick einspringen, und mir war recht mulmig zumute, vor allem, weil ich ja noch nie mit dem gesamten Orchester gesungen hatte. Es kam der große Abend, plötzlich setzte das Orchester ein, ich erschrak bis in die Knochen und fing an, über die Bühne zu rennen. Der Tenor deutete mir, stehen zu bleiben, ich verstand das allerdings als Aufforderung, noch schneller zu singen. Kurzum: Für mich war es ein Desaster. Die Kritik war milde, man bezeichnete mein Spiel als »sehr lebendig«, auch als Tänzerin sei ich begabt, aber als Operettensoubrette sollte ich dann wohl eher nicht eingesetzt werden. Dennoch gab man mir immer wieder kleinere Gesangspartien, die ich dann doch meisterte.

      Einer meiner Kollegen und der Star des Ensembles war Louis Soldan, der bald für eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens verantwortlich sein sollte. Für mich war er wegen seiner Vielseitigkeit einer der ganz großen Schauspieler. Oft bin ich nur hinter der Bühne gestanden, um ihm zuzusehen. Seine Ausstrahlung, die scheinbare Leichtigkeit, mit der er jede Rolle anpackte, alles das sprang aufs Publikum über. Er wurde von allen bewundert. Außerdem sah er umwerfend aus und war ein Liebling der Frauen, was durchaus in vielen Fällen auf Gegenseitigkeit beruhte. Später wurde er Ensemblemitglied im Theater an der Josefstadt. Er starb leider 1971 mit nur 51 Jahren.

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      Mit meinem Filmvater Paul Hörbiger in »Der Hofrat Geiger«, 1947

      Hoffentlich gefalle ich dem Publikum

      1947 war für mich das Jahr, in dem sich mein Leben für immer verändern sollte. Der Krieg war zu Ende, die Menschen hatten Sehnsucht nach der »heilen Welt«. Diese Sehnsucht wurde von der wieder aufblühenden neuen deutschen und österreichischen Filmindustrie in Form von unterhaltenden Heimatfilmen bedient.

      Wien lag in Trümmern, nur langsam ging es wieder aufwärts. Die Stadt war in vier Zonen geteilt und eignete sich daher eher weniger als Kulisse für diese Art von Filmen. Ganz im Gegensatz zur wunderschönen Wachau, die unberührt und lieblich, wenngleich unter russischer Besatzung, an der Donau lag. Hier sollte von der Willi-Forst-Filmproduktion »Der Hofrat Geiger« gedreht werden.

      Ich war noch am Landestheater Linz engagiert, als mir mein Kollege Louis Soldan, der bereits für die Rolle des Hans im »Hofrat Geiger« engagiert war, den Rat gab, für die Rolle des Mariandl vorzusprechen, denn die sei immer noch nicht besetzt. Ursprünglich war Christl Mardayn für die Rolle der Mutter vorgesehen, und ihr erschien jede junge Schauspielerin, die für die Mariandl vorsprach, zu alt. Maria Schell war ebenfalls als Mariandl im Gespräch. Wortwörtlich sagte Louis zu mir: »Du bist zwar 19, schaust aber aus wie 16, du hast gute Chancen, die Rolle zu bekommen.« Über 50 junge Frauen hatten sie schon getestet, keine hatte die Rolle bekommen. Ich solle doch nach Wien fahren und mein Glück versuchen. Wenn nur alles so einfach gewesen wäre.

      Die Fahrt von Linz nach Wien mit dem Zug hätte mich um mein letztes mageres Gehalt gebracht, also blieb mir nur übrig, eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Jemand gab mir den Rat, doch einen der LKW-Fahrer zu fragen, die jeden Tag in der Früh von

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