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sie operieren.«

      »In drei Tagen also… Oh, Beate, meine Gedanken werden bei dir sein!«

      »Ich weiß es, du Gute. Fabricius hat mir Mut gemacht, und ich habe großes Vertrauen zu ihm.« Beate räusperte sich. »Ist Uli wieder zurück aus Florida?« erkundigte sie sich.

      »Ja, und wahrscheinlich war er das letzte Mal dort«, antwortete Ingeborg bedeutungsvoll.

      »Wieso das?« fragte Beate verdutzt.

      »Bertold will die Villa verkaufen!« Und sie erzählte, was sie von ihrem Sohn erfahren hatte.

      Sekundenlang schwieg Beate überrascht.

      »Ingeborg, dann könnte es doch sein –«, sagte sie dann stockend, »ich meine, ihr seid immer noch verheiratet…«

      »Nein«, kam es mit Entschiedenheit zurück, »da liegst du falsch, Beate. Wir haben uns schon zu weit voneinander entfernt. Ob Bertold hier ist oder dort, macht nur für Uli einen Unterschied. Ich werde mein Leben weiterleben wie bisher. Mein ›Noch-Ehemann‹ spielt darin keine Rolle mehr.«

      »Schon gut, Ingeborg.« Beate empfand, daß sie besser nicht daran hätte rühren sollen. Noch war Bertold Basler ja nicht in Deutschland.

      Sie hatte jetzt auch ganz andere Sorgen.

      »Ich werde dir Bescheid geben, wie die Operation verlaufen ist«, lenkte sie ab. »Bete für Silvie, daß sie gerettet werden kann.«

      *

      Felix hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Mutter zu begleiten. Noch hatte die Schule nicht begonnen, wie konnte er da zu Hause bleiben und sie allein lassen in ihrer Not.

      Da saß er nun neben ihr auf der Bank, während das Licht über dem Operationssaal leuchtete, und er hielt ihre Hand, die in der seinen zuckte.

      »Es wird schon alles gut werden«, flüsterte er von Zeit zu Zeit, und das klang wie eine Beschwörung.

      Der schwarze Zeiger an der großen runden Uhr, die da am Ende des Ganges hing, rückte weiter und weiter.

      »Daß es so lange dauert«, brachte Beate über die trockenen Lippen. Dann schwieg sie wieder, als wäre jedes Wort zuviel.

      Endlich, endlich bewegte sich etwas, öffnete sich die Tür, wurde die Trage herausgeschoben, auf der Silvie unter weißem Leinentuch lag, neben ihr eine Schwester, die den Tropf hielt. Und so weiß wie das Tuch war das Kind, reglos, winzig –

      Beate blieb ein Aufschrei in der Kehle stecken, mit einer wilden Bewegung wollte sie hin zu der Trage, die eilig davongeschoben

      wurde, aber da fühlte sie plötzlich zwei feste Arme, die sie hielten.

      »Ist ja alles gut«, sagte eine ruhige Männerstimme. »Es ist alles gut gegangen. Silvie wird wieder gesund werden. Still jetzt, ganz ruhig…« Und er barg den Kopf der am ganzen Körper zitternden Frau an seiner Schulter.

      »Gut, wirklich, sie wird leben«, stammelte Beate, und die Not und Aufregung der letzten Stunden löste sich in einem befreienden Tränenstrom.

      Mit runden Augen sah Felix auf die Szene. Das mußte wohl Dr. Fabricius sein, an dessen Brust seine Mutter lag. Der sollte die Operation vorgenommen haben, und wenn er sagte, es war alles gut, dann war es doch gut. Warum weinte sie denn jetzt so sehr?

      »Mama«, sagte er behutsam und trat auf die beiden zu.

      »Es wird gleich vorbei sein. Es war nur die Anspannung. Du bist der Felix, nicht wahr?«

      Der Junge nickte, er sah den Mann im grünen Kittel an, dem der Mundschutz noch unter dem Kinn hing. »Und Sie sind Sandras Vater«, sagte er. »Sie haben meiner kleinen Schwester das Leben wiedergeschenkt.«

      »Nicht ich allein. So etwas ist immer Teamarbeit.« Er ließ Beate los, die sich allmählich beruhigte und lächelte Felix zu. »Als ich dich zuletzt gesehen habe, warst du noch ein kleiner Bub, du hast bei uns im Garten mit Sandra gespielt.«

      »Ja, und Sandra ist heute immer noch meine Freundin. Ich bin gespannt, wie sie jetzt aussieht.« Seine Augen glänzten, er war nun sehr froh. Silvie war gerettet, und das war Sandras Vater, der kein Fremder für ihn war.

      »Verzeihen Sie, Dr. Fabricius.« Beate wischte sich mit dem Handrücken die letzten Tränen von den Wangen, und ein zitterndes Lächeln huschte um ihren Mund. »Statt dem Herrgott und Ihnen zu danken, breche ich in Tränen aus. Wie dumm von mir.«

      »Nur verständlich für eine liebende Mutter, Frau Eckert«, erwiderte der Arzt gütig. »Gehen Sie nach Hause. Über Ihre Silvie wird gewacht.«

      Mit einem ihm selbst unbewußt weichen Lächeln sah er den beiden nach.

      *

      Sie hatten sich manchmal vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn sie sich wiedersehen würden. Irgendwie würde es ein besonderer Augenblick sein. Nun traf es sie völlig unvorbereitet, mitten im Alltag.

      »Du kannst unten auf mich warten, Sandra«, sagte Dr. Clemens Fabricius und entfernte sich. Er sah nicht den Jungen, der ein paar Meter weiter auf der anderen Seite des Ganges den Schritt verhalten hatte und wie festgenagelt stand.

      Sie kam auf ihn zu, ein junges Mädchen, so fein und so hübsch, wie Felix noch nie eines gesehen zu haben glaubte. Leichtgelocktes halblanges Haar umrahmte das

      zartrosige Gesicht.

      Ihr Blick wollte über den großen fremden Jungen hinweggehen, der da stand und sie anstarrte – aber plötzlich stutzte sie. Diese blauen Augen, und ein paar Sommersprossen hatte er auf der geraden Nase.

      »Ja, ich bin’s, Sandra«, sagte er und bekam einen roten Kopf.

      »Oh – Felix!« Ein helles Lächeln voller Überraschung flog über ihr Gesicht. Und dann war es doch ein besonderer Augenblick, als sie sich die Hand gaben, und sich zunächst einmal nur ansehen mußten.

      Sie wußten viel voneinander, eigentlich alles, was in all den Jahren in beider Familien geschehen war. Sie kannten ihre Stimmen, ihr Lachen, sie wußten, wie es klang, wenn der eine und andere fröhlich oder bedrückt war. Aber ihre Züge kannten sie nicht mehr, die sich ausgeprägt hatten, vom Kindlichen her zum Erwachsenwerden.

      »Jetzt bin ich bald einen halben Kopf größer als du«, sagte Felix endlich.

      »Du warst schon immer größer, schon ganz früher, als du mir noch Geschichten von Burgen und Rittern erzähltest und immer über unseren Gartenzaun sprangst.«

      Plötzlich lachten sie beide, in tiefer Freude, daß sie es doch noch waren, Felix und Sandra, und daß sie sich nun leibhaftig gegenüberstanden.

      »Wieso habe ich nicht gewußt, daß du schon da bist?« fragte er.

      »Wir sind doch gerade erst eingezogen«, antwortete das Mädchen. »Ich hätte mich schon gemeldet. Heute wollte ich mal gucken, wo mein Papa jetzt arbeitet. Und was machst du hier? Willst du dein Schwesterchen besuchen?«

      »Ja, meine Mutter kommt auch gleich, sie wollte noch was besorgen.«

      »Es geht Silvie schon viel besser, nicht? Mein Vater sagte es mir.«

      Felix nickte froh. »Sie kann schon bald nach Hause. Willst du sie mal sehen? Sie ist auf Zimmer 212.«

      »Jetzt nicht. Ich geh lieber schon runter. Du, Felix, wir werden uns jetzt öfter sehen, ja? Ich muß mich erst ein bißchen eingewöhnen, in der neuen Schule, und so.«

      »Vielleicht kann ich dir dabei was helfen«, sagte Felix eifrig, »und die Stadt mußt du ja auch erst kennenlernen, den Hafen, die Schiffe, und soviel anderes. Das zeig ich dir alles.«

      »Prima, da freu ich mich drauf, ich ruf dich an. Tschüs, also!«

      Ein heller Schein lag noch auf dem hübschen Mädchengesicht, als Beate unten am Eingang an Sandra vorbeiging.

      »Bist du Sandra noch begegnet?« fragte Felix wenig später. »Ich habe sie gerade vorhin hier getroffen. Sie ist ganz

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