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Ihre Lun­gen sind so kräf­tig wie die Bla­se­bäl­ge in ei­ner Schmie­de, und Ihr Ma­gen könn­te es mit ei­nem Strau­ßen­ma­gen auf­neh­men; aber wenn Sie in ei­nem Kli­ma mit dün­ner Luft blei­ben, lau­fen Sie Ge­fahr, schnell und si­cher in ge­weih­te Erde zu kom­men. Mon­sieur le Mar­quis wer­den mich in zwei Wo­chen ver­ste­hen. Die Che­mie hat be­wie­sen, daß die At­mung des Men­schen ein rich­ti­ger Ver­bren­nungs­pro­zeß ist, des­sen grö­ße­re oder ge­rin­ge­re Stär­ke von über­mä­ßig oder spär­lich vor­han­de­nen Brenn­stof­fen ab­hängt, wel­che in dem be­son­de­ren Or­ga­nis­mus je­des In­di­vi­du­ums an­ge­sam­melt wer­den. Bei Ih­nen ist Brenn­stoff im Über­fluß da; Sie sind, wenn ich mich so aus­drücken darf, in­fol­ge des feu­ri­gen Na­tu­rells der zu großen Lei­den­schaf­ten fä­hi­gen Men­schen über­reich mit Sau­er­stoff ver­se­hen. Wenn Sie die star­ke und rei­ne Luft at­men, die bei den Men­schen mit schlaf­fen Fi­bern das Le­ben be­schleu­nigt, dann be­schleu­ni­gen Sie den Ver­bren­nungs­pro­zeß, der oh­ne­hin schon zu rasch ist. Zu Ihren Exis­tenz­be­din­gun­gen ge­hört also die di­cke Luft der Stäl­le und Tä­ler. Ja­wohl, die Le­bens­luft für einen vom Ge­nie ver­zehr­ten Mann fin­det man auf den fet­ten Wei­den Deutsch­lands, in Ba­den-Ba­den oder Te­p­litz. Wenn Ih­nen Eng­land nicht zu un­an­ge­nehm ist, so könn­te sein Ne­bel­kli­ma Ihre Sie­deglut lö­schen; aber un­ser Bad, das tau­send Fuß über dem Spie­gel des Mit­tel­meers liegt, ist un­heil­voll für Sie. Das ist mei­ne An­sicht«, schloß er mit ei­ner be­schei­de­nen Hand­be­we­gung, »ich ver­tre­te sie ge­gen un­se­re In­ter­es­sen; denn wenn Sie die­se be­fol­gen, ha­ben wir das Un­glück, Sie zu ver­lie­ren.«

      Ohne die­se letz­ten Wor­te wäre Ra­pha­el durch die falsche Gut­mü­tig­keit des ho­nig­sü­ßen Arz­tes ge­täuscht wor­den; aber er war ein zu gu­ter Beo­b­ach­ter, um nicht aus dem Ton, der Hand­be­we­gung, dem Blick und dem lei­sen Spott, mit de­nen die­ser Satz ge­spro­chen wur­de, die Mis­si­on zu er­ra­ten, die dem klei­nen Mann ohne Fra­ge von der Ge­sell­schaft sei­ner ver­gnüg­ten Pa­ti­en­ten auf­ge­bür­det wor­den war. Die­se Mü­ßig­gän­ger mit dem blü­hen­den Aus­se­hen, die­se ge­lang­weil­ten al­ten Wei­ber, die­se va­ga­bun­die­ren­den Eng­län­der, die­se Bür­ger­weib­chen, die ih­ren Ehe­män­nern ent­wischt und von ih­rem Ge­lieb­ten ins Bad ent­führt wor­den wa­ren, un­ter­nah­men es also, einen ar­men, schwa­chen, hin­fäl­li­gen Kran­ken, der dem Tode ge­weiht war und un­fä­hig schi­en, sich ge­gen täg­li­che Ver­fol­gung zu weh­ren, aus dem Bad zu ver­trei­ben! Ra­pha­el nahm den Kampf auf. Die­se Int­ri­ge mach­te ihm Ver­gnü­gen.

      »Da Sie über mei­ne Abrei­se so un­glück­lich wä­ren«, ant­wor­te­te er dem Arzt, »will ich ver­su­chen, mir Ihren gu­ten Rat zu­nut­ze zu ma­chen und doch hier­zu­blei­ben. Ich wer­de mir ein Haus bau­en las­sen, in dem wir die Luft Ih­rer Ver­ord­nung ent­spre­chend mo­di­fi­zie­ren, und wer­de gleich mor­gen dar­an­ge­hen.«

      Der Dok­tor ver­stand das Lä­cheln bit­te­ren Spot­tes, das um Ra­phaels Lip­pen schweb­te, und emp­fahl sich, ohne ein Wort der Er­wi­de­rung zu fin­den.

      »Mon­sieur le Mar­quis, Ihr Le­ben ist in Ge­fahr, kom­men Sie nicht mehr ins Kur­haus!« sag­te sie zu Ra­pha­el und wich da­bei ein paar Schrit­te zu­rück, als wäre ihre Tu­gend schon in Ge­fahr.

      »Aber bit­te, Ma­de­moi­sel­le«, er­wi­der­te Va­len­tin lä­chelnd,

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