Скачать книгу

fast höflich. Statt nun zu antworten, schmetterte Agatha Simpson ihm ihren Pompadour gegen die Stirn.

      Das perlenbestickte Handbeutelchen hatte es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. In ihm befand sich Myladys »Glücksbringer«, nämlich ein echtes Hufeisen, das nur oberflächlich mit dünnem Schaumstoff umwickelt war.

      Der Mann hatte den Eindruck, von einem auskeilenden Pferd getroffen zu werden. Er verdrehte die Augen, schielte seine Gegnerin leidend an und rutschte dann an den Kacheln hinunter, bis er den Boden erreicht hatte. Hier breitete der Mann seine Muskeln und Glieder aus, schloß die Augen und gab sich einer kleinen Ruhepause hin.

      Der zweite Preisboxer war natürlich alarmiert worden.

      Instinktiv stürzte er sich auf die Detektivin und vergaß darüber Josuah Parker.

      Der Butler sah sich gezwungen, für Mylady einen Entlastungsangriff zu führen. Da er noch über seinen Universal-Regenschirm verfügte, war das recht einfach für ihn. Der zweite Preisboxer hatte Lady Simpson noch nicht ganz erreicht, als der Butler mit dem Bambusgriff dieses Regenschirms nachhakte. Er legte diesen Griff um das linke Fußgelenk des ahnungslosen Mannes und zog leicht an.

      Der Preisboxer verlor natürlich das Gleichgewicht, legte sich waagerecht auf die Luft und brachte seinen Schädel dabei dummerweise in die Nähe der älteren Dame.

      Sie nutzte natürlich ihre Möglichkeit und langte mit dem Pompadour noch mal nachhaltig zu. Der »Glücksbringer« krachte gegen den Hinterkopf des Unglücklichen, der daraufhin auf den Boden schrammte. Der Mann war bereits besinnungslos, bevor er ihn erreicht hatte.

      »Diese Lümmel«, entrüstete sich die Lady, »halbnackt vor einer Dame zu erscheinen. Da muß man sich ja erregen, nicht wahr, Mr. Parker?«

      »Wie Mylady meinen«, antwortete der Butler gemessen. »Darf ich mich nach den weiteren Plänen und Absichten erkundigen? Haben Mylady besondere Wünsche?«

      »Bringen Sie mich zu dem jungen Flegel, der sich nicht vorstellen wollte, Mr. Parker. Ich glaube, auch er braucht eine kleine Erziehungshilfe.«

      »Darf ich mir erlauben, vorher noch die beiden Herren zu entfernen, Mylady?«

      »Aus den Augen mit ihnen«, forderte Agatha Simpson. »Ich kann diese Lümmel nicht mehr sehen.«

      *

      Sie hatten ihr den Pulli und die Jeanshose vom Leib gerissen. Jane, auf die Sitzbank gepreßt, mußte warten, bis der Rosige auf der Bildfläche erschien. Er hielt ein nasses Handtuch in der Hand und war gewillt, damit auf Jane Wells einzuschlagen.

      Sie schien jeden Widerstand aufgegeben zu haben, lag ruhig auf der Bank und … stand plötzlich auf ihren Beinen. Sie war schnell und flink wie eine Pantherkatze. Die beiden stämmigen Frauen wurden total überrascht. Bevor sie sich auf die neue Situation einstellen konnten, hatte Jane Wells bereits mit der Handkante zugelangt. Mabel und Liz sackten zu Boden, während der Rosige die tizianrote Frau fassungslos anschaute.

      Sie riß ihm das nasse Handtuch aus der Hand und zog es ihm durchs Gesicht, das daraufhin noch rosiger wurde. Der Pensionär schnappte nach Luft und wollte sich absetzen, bekam das nasse Handtuch aber erneut zu spüren und stolperte vor Aufregung. Dann schaltete er auf Tempo und … stieß im Eingang der Umkleidehütte mit einem Mann zusammen, der einen halben Meter zurückgeschleudert wurde.

      »Hallo«, sagte Jane Wells und ließ das Handtuch sinken. »Mit Ihnen hatte ich irgendwie gerechnet, Mr. Walker.«

      »Was ist denn hier los?« fragte Perry Walker, der junge Mann mit dem gutgeschnittenen Gesicht. Er schaute auf die beiden Frauen, dann auf den Rosigen, der vor ihm auf dem Boden lag.

      »Ich lasse mich nicht wie eine Sklavin behandeln«, erklärte Jane empört. »Was denkt dieser Mann sich eigentlich? Ausziehen sollte ich mich vor ihm!«

      »Sind Sie’s nicht, Jane?« fragte Perry Walker und lächelte ironisch.

      »Das haben die beiden Frauen dort getan«, redete Jane Wells weiter. Sie nahm das nasse Handtuch hoch und bedeckte sich oberflächlich damit. »Ich glaube, ich bleibe bei meinem alten Job in Panrose, Mr. Walker. Der Ton gefällt mir nicht.«

      »Nur nichts überstürzen«, meinte Perry Walker, »kommen Sie, Jane, nehmen wir einen Drink. Sie werden sich gleich wieder beruhigt haben. Spellman ist halt ein wenig, na, sagen wir, eigenwillig.«

      »Das bin ich auch. Man darf mich zu nichts zwingen wollen, sonst werde ich störrisch wie ein Esel.«

      »Ein hübscher Esel«, sagte er und lächelte gewinnend. Selbst seine Augen beteiligten sich diesmal an diesem Lächeln. Sie schmunzelte, nickte und ging dann zusammen mit ihm hinüber zum Schwimmbecken. Sie bewegte sich mit selbstverständlicher Natürlichkeit und zeigte keine Prüderie. Am Schwimmbecken angekommen, wickelte sie sich in das große Badelaken, das auf einem der Plastikhocker lag.

      Perry Walker mixte inzwischen zwei Drinks und reichte ihr ein Glas.

      »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte er freundlich.

      »Wer ist hier eigentlich der Chef?« wollte sie wissen.

      »Wenn Sie Sorgen haben sollten, wenden Sie sich an mich.«

      »Werde ich mit diesem Spellman zu tun haben?«

      »Hin und wieder, Jane. Sie werden sehen, daß er harmlos ist, vielleicht ein wenig lüstern, aber mehr auch nicht.«

      »Dann auf gute Zusammenarbeit, Mr. Walker!«

      »Sagen Sie Perry zu mir, Jane, ja?«

      »Gern, Perry. Da kommt übrigens Spellman. Er scheint ziemlich verärgert zu sein.«

      Perry Walker stand auf und ging dem Rosigen entgegen. Sie tuschelten einen Moment miteinander, worauf der Pensionär sich zurückzog und zum Landhaus hinüberschlenderte. Er hatte wohl erfahren, daß er im Moment nicht gebraucht wurde.

      »Er hat Ihnen erzählt, um was es geht, nicht wahr?« Perry Walker war zu Jane zurückgekommen.

      »Ich bin informiert«, antwortete sie und nickte. »Wir schmuggeln Bohrkerne an Land, nicht wahr?«

      »Das ist es«, sagte er und nickte. »Man kann sich damit eine goldene Nase verdienen.«

      »Und wann wird es losgehen?« erkundigte sich Jane Wells.

      »In der kommenden Nacht«, lautete Perry Walkers Antwort. »Wir werden wieder eine Ladung Bohrkerne an Land bringen müssen.«

      »Hören Sie, Perry, ich habe da eine Frage«, schickte sie voraus. »Warum brauchen Sie ausgerechnet Frauen, um die Bohrkerne an Land schaffen zu lassen? Könnten Männer das nicht viel besser besorgen?«

      »Grundsätzlich schon, Jane, aber in diesem Fall müssen es sogar Frauen sein. Seejungfrauen kommen bei bestimmten Leuten besser an.«

      Während Walker noch redete, sah er an Jane vorbei zum Landhaus hinüber. Sein Gesicht nahm den Ausdruck grenzenloser Verblüffung an.

      Jane Wells wandte sich nun ebenfalls um. Sie wollte schließlich sehen, worüber Perry Walker sich so wunderte.

      Nun, sie sah eine ältere Dame in einem Chanel-Kostüm und einen männlichen Begleiter, der eindeutig ein Butler zu sein schien. Diese beiden Personen schritten über den Rasen auf das Schwimmbecken zu, wobei die ältere Dame sehr unternehmungslustig einen Pompadour schwenkte.

      *

      »Sie hatten Ihren Spaß, junger Mann«, sagte Agatha Simpson zu Walker, doch sie schaute Jane Wells streng an und rümpfte sichtlich die Nase. »Ich denke, wir sollten uns jetzt endlich wie zivilisierte Menschen benehmen. Warum ziehen Sie sich nichts über, Kindchen? Dieses Badelaken wird auf die Dauer kaum reichen.«

      »Wenn Sie uns vielleicht einen Augenblick allein lassen würden, Jane?« bat Walker die Tizianrote. Der gutaussehende Mann war eindeutig verlegen. Jane Wells nickte, wickelte sich noch ein wenig fester in das Laken und schlenderte dann aufreizend lässig hinüber zur Umkleidehütte am Ende des Schwimmbeckens.

      Butler

Скачать книгу