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gut, denn sie war schließlich die Gesellschafterin und Sekretärin der Lady! Jane Wells war niemand anders als Kathy Porter, die sich den Gangstern auf ihre sehr spezielle Art und Weise genähert hatte.

      Bisher hatte alles wunderbar geklappt.

      Praktisch auf Anhieb hatte sie sich den Gangstern empfohlen und gehörte inzwischen zu ihnen. Butler Parker hatte dafür gesorgt, daß ihr Hintergrund stimmte. Es gab in London wirklich einen Club 88, der von einem gewissen Micha Lonski geleitet wurde. Dieser Privatclub hatte einen besonderen Ruf. Man konnte in ihm verbotene Glücksspiele betreiben, ohne Angst vor der Polizei haben zu müssen. Micha Lonski war dem Butler verpflichtet und hatte sich bereit erklärt, für eine Jane Wells zu bürgen, falls man ihn nach dieser Frau fragte.

      Kathy Porter befand sich also praktisch in der Höhle des Löwen, doch ihr war noch nicht ganz klar, wer dieser Löwe nun wirklich war. Der rosige Pensionär Spellman? Oder Perry Walker? Gab es vielleicht noch einen dritten Mann, der das alles leitete und finanzierte?

      Sie hatte nicht einen Moment lang daran geglaubt, daß es um Bohrkerne ging. Mit dieser Schwindelei hatte man ihr nur Sand in die Augen streuen wollen. Kathy war gespannt, um welches Schmuggelgut es wirklich ging. Ihrer Ansicht nach handelte es sich um Rauschgift.

      Die beiden Seejungfrauen Mabel und Liz befanden sich ebenfalls in der Holzhütte, doch sie trugen Kathy nichts nach. Ja, sie bewunderten sie im Grund. Sie hatte sich immerhin gegen den Rosigen durchgesetzt, auch wenn sie dabei zu Boden gehen mußte. Mabel und Liz gönnten Spellman diese Niederlage. Sie konnten ihn nicht ausstehen.

      »Was war denn das für ein komisches Paar«, fragte Kathy ihre beiden Partnerinnen.

      »Nie gesehen«, gab Mabel achselzuckend zurück, »aber der alte Bursche scheint ein raffinierter Kerl gewesen zu sein.«

      »Wie hat er eigentlich die Luftmatratze zerfetzt?« fragte sich Liz kopfschüttelnd. »Ich weiß genau, daß er keine Waffe gezogen hatte.«

      Kathy Porter hätte gerade diese Frage leicht beantworten können, denn sie kannte die Tricks und Waffen des Butlers, dessen gelehrige Schülerin sie war. Natürlich hütete sie sich, auch nur eine Andeutung zu machen. Ihr Leben hing davon ab, daß man ihre Doppelrolle nicht durchschaute.

      »Spellman kommt«, meldete Mabel, die an der Tür stand.

      »Er wird’s doch nicht wieder versuchen wollen?« Liz verzog angewidert ihr Gesicht.

      »Wieso gehorcht ihr ihm aufs Wort?« erkundigte sich Kathy.

      »Ich möchte nicht umgebracht werden«, antwortete Mabel klar und deutlich.

      »Umgebracht werden?« Kathy sah die Frau erstaunt an.

      »Wer hier mal mitgemacht hat, sitzt fest«, fügte Liz hinzu. »Bilde dir nur nichts ein, Jane, auch du kannst jetzt nicht mehr raus!«

      »Das wollen wir doch mal sehen!« Kathy gab sich sehr energisch.

      »Treib’s nicht auf die Spitze«, warnte Mabel. »Ne Kollegin von uns war mal so dumm. Sie lebte nicht lange.«

      »Hat man sie etwa umgebracht?« Kathy sah die beiden Frauen gespielt ungläubig an.

      »Umgebracht?« Liz schüttelte den Kopf. »Sie ertrank!«

      »Und wurde nie wieder gesehen«, schloß Mabel. »Also, Jane, überzieh’ dein Konto nicht!«

      »Also, wenn ich das gewußt hätte, wäre ich …«

      »Still jetzt«, sagte Liz schnell, »kein Wort von der Kollegin, Jane! Das bleibt unter uns.«

      Kathy nickte und gab sich beeindruckt. Als Spellman die Tür öffnete, spielte sie ihm einige Verlegenheit vor. Der rosige Pensionär sah sie aus zusammengekniffenen Augen an.

      »Wir sprechen uns noch«, sagte er, »aber das hat vorerst Zeit, Kindchen. Kommen Sie, probieren Sie ihr Kostüm an! In zwei Stunden haben Sie Ihren ersten Einsatz.«

      »Kostümprobe?« wunderte sich Kathy, die natürlich längst verstanden hatte. Sie sollte wohl in eine Seejungfrau verwandelt werden.

      »Mabel, Liz, ihr werdet dabei helfen«, befahl Spellman. »Anschließend soll sie ein paar Runden durch das Becken ziehen. Und Sie, Jane, sollten jetzt genau zuhören. Falls Sie noch mal Mätzchen mähen, lasse ich Sie von den beiden Typen zur Vernunft bringen. Fragen Sie mal Mabel oder Liz, wie man sich danach fühlt!«

      Kathy Porter wandte sich zu den beiden Frauen um.

      Sie starrten verlegen zu Boden und hatten einen roten Kopf vor Scham.

      *

      Perry Walker setzte seine beiden Gäste am Flugfeld ab.

      Während der Fahrt hatte er nicht mehr gesprochen. Er fürchtete offensichtlich eine elektronische Übertragung. Kommentarlos ließ er Lady Simpson und Josuah Parker auf dem Parkplatz aussteigen und deutete hinüber auf Parkers hochbeiniges Monstrum. Anschließend fuhr er los, ohne sich um die ältere Dame und ihren Butler weiter zu kümmern.

      »Er dürfte seine Lektion gelernt haben«, stellte Lady Simpson zufrieden fest und sah dem Rover nach, der in einer Talsenke verschwand. »Was machen wir jetzt, Mr. Parker? Haben Sie uns nicht etwas zu schnell wegbringen lassen? Ich hätte in dem Landsitz gern noch aufgeräumt.«

      »Vielleicht hätte man Miß Kathy mitnehmen sollen«, sorgte sich der Butler.

      »Aber wieso denn?« wunderte sich die Detektivin. »Sie spielt ihre Rolle doch erstklassig. Sie rollt diese Bande von innen heraus auf.«

      »Miß Porter spielt mit ihrem Leben«, stellte der Butler fest. »Falls man nur den geringsten Verdacht schöpft, wird man sie töten.«

      »Kathy ist ein Mädchen, das sich sehr gut zu helfen weiß«, meinte Lady Simpson grantig, um ihre eigenen Sorgen zu übertönen.

      »Wie Mylady meinen«, gab der Butler zurück, »aber man sollte in ihrer Nähe bleiben, um eventuell eingreifen zu können.«

      »Wohin fahren wir jetzt?«

      »Darf ich Peterhead vorschlagen?«

      »Und was wollen wir dort?«

      »Den Hafen überwachen, Mylady. Es könnte durchaus sein, daß Miß Porter in See sticht, um dann später als Seejungfrau zu agieren.«

      Während der Butler noch redete, meldete sich seine innere Alarmglocke. Sie schrillte geradezu und löste in Parker höchste Wachsamkeit aus. Da war etwas, was nicht stimmte! Da war etwas, was tödlich sein mußte …

      Er schaute sich unauffällig auf dem Parkplatz um. Wurden Mylady und er beobachtet? Befanden die Mörder sich bereits irgendwo zwischen den parkenden Wagen? Wurden sie nun ihrerseits elektronisch abgehört, wie es vor ihrem Hotel der Fall gewesen war? Was stimmte nicht? Was löste seine innere Alarmglocke aus?

      »Ist was?« fragte Lady Simpson und schaute ihren Butler prüfend an.

      »Ich vermag es leider nicht zu artikulieren«, gab der Butler zurück, »aber ich möchte unterstellen, daß gewisse Dinge nicht in Ordnung sind.«

      »Ist Ihnen auf der Rückfahrt nichts aufgefallen?« fragte Lady Simpson plötzlich.

      »Ich muß bedauern, Mylady.«

      »Aber mir!« Sie sah ihn wissend und triumphierend an.

      »Ich muß nach wie vor bedauern, Mylady.«

      »Dieser Lümmel ist ungewöhnlich vorsichtig und langsam gefahren«, sagte die Detektivin, »und wissen Sie auch, warum er das getan hat? Er wollte Zeit herausschinden.«

      Parkers innere Alarmglocke wurde noch schriller. Er hatte seine Herrin sofort verstanden. Das war es! Nur so konnte es sein! Während der Fahrt zurück zum Flugplatz mußte der Wagen präpariert worden sein. Der Butler dachte unwillkürlich an den Jeep, der in die Luft geflogen war. Parker vermutete einen Rüttelzünder.

      »Ich muß mich bei Mylady bedanken«, sagte er und lüftete höflich seine

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