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bis zum Erwachsenenalter auf 20–25 % ab. Der Anteil des Tiefschlafs (N3) nimmt ebenfalls von ca. 30 % auf 5–10 % ab, während der Anteil des Leichtschlafs und der Wachphasen nach dem Einschlafen im Laufe des Lebens zunimmt.

      Wir träumen jede Nacht, obwohl wir uns nicht jedes Mal nach dem Erwachen am Morgen daran erinnern können. Leider existiert keine Messmethode, mit der wir Träume messen oder aufnehmen können. Somit bleiben Träume ein ausschließlich subjektives Erlebnis, von dem wir erzählen können.

      Ein Auszug älterer und neuerer Theorien zur Bedeutung von Träumen:

      • Vorhersage der Zukunft

      • Spiegel des Geisteszustands eines Menschen

      • Erleben von Unterbewusstem

      • Emotionsregulation

      • Gedächtniskonsolidierung

      • probeweises Durchspielen von bedrohlichen Situationen

      Aufgrund von Untersuchungen an Patienten im Schlaflabor wissen wir, dass Menschen von Traumerlebnissen berichten können, sowohl wenn sie aus dem Non-REM- als auch wenn sie aus dem REM-Schlaf aufgeweckt werden. Die Berichte nach REM-Schlafphasen sind lebhafter, haben geschichtenartigen Charakter und sind bizarrer. Berichte nach Non-REM-Schlafphasen am Beginn einer Nacht sind eher kürzer, rationaler und beschäftigen sich häufiger mit konkreten Fragestellungen, während sie gegen Ende der Nacht den Berichten nach REM-Schlafphasen ähnlicher werden.

      Der Begriff „luzides Träumen“ beschreibt einen Zustand, in dem sich die träumende Person bewusst ist, dass sie träumt, und zum Teil auch aktiv in das Traumgeschehen eingreifen kann. Dieser Zustand lässt sich mit verschiedenen Übungen bzw. durch Anleitung trainieren und tritt am häufigsten in der/den letzten REM-Schlafphase/n vor dem Aufwachen auf.

      Wenn wir nun die Gehirnaktivität im REM-Schlaf näher betrachten, fällt auf, dass einzelne Teile, die im Wachzustand eine wesentliche Rolle spielen, kaum bis gar nicht aktiv sind, während andere so aktiv sind wie im Wachzustand.

      Gehirnregionen mit hoher Aktivität im REM-Schlaf sind im Wachzustand zuständig für:

      • Motorik (primär motorische Hirnrinde, Kleinhirn, Basalganglien)

      • Emotionsregulation (Thalamus, basaler Frontallappen, limbisches System)

      • Gedächtnis und Selbstreflexion (mediale Teile des Frontal- und Temporallappens, posteriores Cingulum)

      Gehirnregionen mit reduzierter Aktivität im REM-Schlaf sind im Wachzustand zuständig für:

      • aktives Teilnehmen an der Umwelt/Unterscheidung von Eigen- versus Fremdperspektive (inferiore parietale Gehirnrinde)

      • Metakognition („Nachdenken über das eigene Denken“), Einordnung seiner selbst in Raum und Zeit, „Reality Check“ (dorsale präfrontale und orbitobasale Gehirnrinde, Präcuneus)

      Aus dieser speziellen Konstellation im REM-Schlaf ergeben sich die typischen Veränderungen der Wahrnehmung im Traum, wie reduzierte aktive Teilhabe am Traumgeschehen, reduzierte Selbstreflexion und die anschließende (zumindest teilweise) Traumamnesie bei gut ausgeprägter Emotionswahrnehmung und teilweise außergewöhnlichen motorischen Aktivitäten.

       ZUSAMMENFASSUNG

      Schlaf ist ein Zustand der äußeren Ruhe, den wir Menschen üblicherweise im Liegen verbringen. Er ist kein einförmiger Zustand, sondern von einem klar strukturierten Wechselspiel zwischen Non-REM- und REM-Schlaf geprägt. Beide Schlafanteile erfüllen unterschiedliche und essenzielle Funktionen, um die Integrität unseres Organismus aufrechtzuerhalten. So führt der Non-REM-Schlaf zu einer Verfestigung von Gedächtnisinhalten und fördert die Reinigung des zentralen Nervensystems, während der REM-Schlaf neben motorischen Gedächtnisinhalten auch die Speicherung und Verarbeitung emotionaler Inhalte ermöglicht. Der Schlaf zeichnet sich durch die ständige Bereitschaft zum Aufwachen aus; dies unterscheidet ihn klar vom Koma („künstlicher Tiefschlaf“). Während unseres gesamten Lebens verändert sich nicht nur die Zusammensetzung der einzelnen Schlafanteile, sondern auch unsere benötigte Schlafdauer. Grob gesagt schlafen wir am Beginn unseres Lebens in etwa doppelt so lang wie gegen Ende unseres Lebens.

      WARUM SCHLAFEN WIR?

       Unser Schlafverhalten wird hauptsächlich von zwei Prozessen gesteuert, dem Prozess S (= Schlafhomöostase) und dem Prozess C (= zirkadianer Prozess). Prozess S hängt von der Ansammlung des Botenstoffs Adenosin im vorderen Teil unseres Großhirns (Frontallappen) ab, wodurch über den Tag hinweg kontinuierlich unser Schlafdruck ansteigt. Prozess C stellt unsere innere Uhr dar – diese wird jeden Tag aufs Neue von den äußeren Lichtverhältnissen und dem „Uhrenhormon“ Melatonin gesteuert. Letzteres wird ab der Dämmerung bis in die frühen Morgenstunden von unserer Zirbeldrüse (Glandula pinealis) im Gehirn ausgeschüttet.

      Unser Schlafverhalten wird nicht ausschließlich, aber hauptsächlich über zwei Prozesse gesteuert, die miteinander synchronisiert sind. Dieses Modell wurde Anfang der 1980er-Jahre erstmals beschrieben und umfasst:

      • Prozess C (zirkadianer Prozess)

      • Prozess S (Schlafhomöostase)

       Abb. 4: Zwei-Prozess-Modell der Schlafregulation nach Borbely. Prozess C (zirkadianer Prozess) und S (Schlafhomöostase) regulieren gemeinsam unser Schlaf-Wach-Verhalten. a) Während sich abends das Schlaffenster öffnet, wird in den ersten Stunden des Schlafes (dunkelblaue Fläche) rasch Schlafdruck abgebaut. b) Durch Schlafentzug wird deutlich mehr Schlafdruck aufgebaut.

      Kommt es z. B. aufgrund einer Flugreise über mehrere Zeitzonen hinweg zu einer Verschiebung zwischen den beiden Prozessen und laufen diese – zumindest vorübergehend – nicht mehr synchron, dann entsteht das Phänomen des Jetlags (siehe dazu Kapitel „Schlaf aus dem Tritt – zirkadiane Rhythmusstörungen“).

       Schlafhomöostase (Prozess S)

      Während wir untertags wach sind, sammelt sich im vorderen Teil unseres Gehirns (Stirn- oder Frontallappen) der Botenstoff Adenosin an, wodurch der sogenannte Schlafdruck bis zum Abend deutlich und annähernd linear ansteigt.

       Zirkadianer Prozess (Prozess C)

      Durch den stärksten „Zeitgeber“ Licht wird unsere innere Uhr jeden Tag aufs Neue an den äußeren Tag-Nacht-Rhythmus angekoppelt (entrainment). Tagsüber wird durch helles Tageslicht die Produktion von Melatonin unterdrückt, damit wir wach und aktiv bleiben. Abends beginnt die Melatoninproduktion, und diese wiederum bereitet uns auf den Schlaf vor.

      Der Begriff „innere Uhr“ müsste eigentlich „innere Uhren“ heißen, da wir im Gehirn eine Hauptuhr (master clock) und in anderen wichtigen Organen, wie z. B. im Herz und in der Leber, zusätzliche innere Uhren (peripheral clocks) besitzen.

      Die Hauptuhr, der Nucleus suprachiasmaticus (SCN), ein paariger Nervenkern aus 45.000 bis 50.000 Neuronen im vorderen Teil des Hypothalamus (eines Teils des Zwischenhirns), wird über lichtempfindliche Ganglienzellen in der Netzhaut und eine spezielle Nervenbahn

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