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Wächter der Runen (Band 3). J. K. Bloom
Читать онлайн.Название Wächter der Runen (Band 3)
Год выпуска 0
isbn 9783038961604
Автор произведения J. K. Bloom
Жанр Языкознание
Серия Wächter der Runen
Издательство Bookwire
»Aber ich hätte sie retten können.«
Plötzlich wird seine Stimme lauter, als wäre er über meine Behauptung wütend. »Willst du es nicht begreifen, Jäger? Dann wäre sie hier gelandet, weil ich Dummkopf sie mitgenommen hätte. Bei ihrem Vater ist sie nicht mehr sicher, also hätte ich mich um sie kümmern müssen. Denkst du, es wäre besser gewesen, mit anzusehen, wie sie zu einem Monster wird?«
Langsam verstehe ich. Obwohl ich mich noch immer wegen ihres Todes schuldig fühle, kann ich seine jetzigen Gedanken nachvollziehen. Wenn Maria ihren Tod hier gefunden hätte, könnte sich Ravass diese Situation noch viel weniger verzeihen.
»Ich dachte eigentlich, dass gerade du es begreifen müsstest, Finn.« Er hustet schon wieder und spuckt blutigen Schleim neben sich. »Rave ist irgendwo da oben. Bei ihm. Und wir wissen beide nicht, was er mit ihr anstellt.«
Ich drehe mich von ihm weg, als mich der innerliche Schmerz darüber erneut erfüllt. »Hör auf.«
»Dann verstehst du es also?«
Ich beiße mir auf die Unterlippe und balle die Hände zu Fäusten. »Ja.«
»Gut.«
Die nächsten Minuten oder sogar Stunden bleibt es still. Ravass’ Erinnerung an Raves kritische Situation hat wieder die Wunde in meiner Brust aufgerissen. Außer Danev hat sie niemanden, an den sie sich wenden kann, sofern sie die Teilschöpfung überhaupt noch erreicht.
Ich bin ein solcher Versager. Ich konnte nicht einmal den Menschen beschützen, der mir am meisten bedeutet. Hat sich so Ravass gefühlt, als er Maria verlor?
Ich muss irgendwann eingeschlafen sein, denn ich werde durch Stimmen und laute Schritte geweckt. »Los, zerrt ihn auf die Beine.«
Kora?
»Müssen wir das wirklich tun? Seht ihn Euch an, Kommandantin. Er strotzt vor Dreck und Blut. Es würden mehrere Bäder vonnöten sein, um den Schmutz von seiner Haut zu waschen«, meckert Roan.
»Es ist der Befehl Eures Vaters, Mylord.«
Roan seufzt nur genervt. »Wenn er dann glücklich ist …«
Ich spüre, wie sich jemand an meinen Ketten zu schaffen macht und diese von meinen geschundenen Handgelenken löst. »Mir nach.«
Die Soldaten legen meine Arme um ihre Schultern, um mich aus dem Verlies zu bringen. Da ich selbst zu schwach zum Gehen bin, muss ich mich von ihnen tragen lassen.
Wir betreten eine Plattform, die sich nach oben bewegt. Ich bekomme kaum etwas mit, da die Wunden an meinem Bauch noch immer heftig schmerzen.
Kora wendet sich an mich. »Ich hatte ja vorgeschlagen, dass wir dich ihnen so vorwerfen, aber der Imperator mag keinen Dreck in seinem Wohnbereich, weswegen wir dich leider waschen müssen.«
Was faselt sie da? Der Imperator? Was will er von mir? Und wen meint sie mit ›ihnen‹?
»Redet deutlicher, Miststück.« Elender kann es mir sowieso nicht mehr gehen, weswegen ich es auch nicht einsehe, die Kommandantin zu verschonen.
Sie hebt süffisant einen Mundwinkel. »Du wirst schon sehen.«
Anschließend dreht sie mir den Rücken zu und schweigt. Was haben diese Monster schon wieder vor?
Nur kurze Zeit später lande ich in einem eleganteren Flur und werde in ein prachtvolles Badezimmer getragen, in dem sich drei Kammerdiener um mich kümmern. Allerdings wird der Raum von Soldaten umstellt, die sich in den Ecken und äußeren Winkeln des Zimmers positionieren. Die Kommandantin ist bereits verschwunden oder wartet draußen auf dem Korridor.
Eine der Wachen drückt zwei ›Heilungs‹-Runen auf meinen Bauch, sodass sich wenigstens die klaffenden Wunden schließen und nicht mehr wie Feuer brennen.
Danach werde ich ausgezogen und in eine große Badewanne gedrängt, in der die Kammerdiener mich bürsten und jeglichen Dreck von meiner Haut waschen. Als ich aussteige, ist das Wasser so dunkel, dass es wie eine braune Brühe aussieht.
Sie ziehen mir höfische Kleidung an, die ich zuvor nur bei meinen Eltern in Baltora trug. Ansonsten habe ich immer meine Jägerrüstung bevorzugt.
Was führt dieses Imperium wieder im Schilde?
Die Kleidung besitzt sowohl etwas Elegantes als auch Kämpferisches. Zumindest darf ich einen Lederharnisch tragen und robuste Stiefel, die aus einem besseren Material angefertigt wurden. Ich glänze in den Farben Weiß und Blau, genau wie die Wände und Teppiche auf den Fluren.
Ob es die Lieblingsfarben des Imperators sind? Wenn ja, dann widere ich mich gerade selbst an, so etwas Abscheuliches anziehen zu müssen.
Im Spiegel sehe ich den verstorbenen Sohn der Familie Bassett, während auch dunkle, schattige Augen zu mir blicken, die mich an etwas Finsteres erinnern. Meine Haut ist so blass und grau geworden, dass sie vollkommen unnatürlich wirkt.
Ich verabscheue diese Person vor mir und wende mich von ihr ab.
Im selben Atemzug kommt die Kommandantin herein und betrachtet mich von oben bis unten. »Du warst einmal wirklich ein hübscher Adliger, Finnigan.« Sie lacht spottend. »Aber jetzt bist du nicht mehr als ein Häufchen Elend.«
Ich lege meine Hand auf die verletzte Stelle an meinem Bauch. Sie schmerzt trotz der ›Heilungs‹-Runen noch immer und das Elixier hemmt mich bei jeder Bewegung. Ganz gleich, was ich nun tun muss – aufrecht stehen, geschweige denn gehen wird eine Unmöglichkeit sein.
Innerlich bete ich, dass Rave mich niemals so sehen muss. Sie soll mich in guter Erinnerung behalten und nicht als angehende Bestie.
10 - Ravanea
Natava tritt in mein Zimmer, doch dieses Mal liegt auf ihren Lippen kein Lächeln. Stattdessen erkenne ich Angst in ihren Augen, und sie macht auch nur langsam einen Schritt vor den anderen, nachdem sie die Tür geschlossen hat.
Ich steige alarmiert aus dem Bett. »Was ist los?«
»Der Imperator hat Euch erneut dazu aufgefordert, gemeinsam mit ihm zu speisen.« Mir klappt die Kinnlade herunter. Mir war klar, dass es nicht bei einer einmaligen Sache bleiben würde. »Aber nicht nur das. Dieses Mal sitzen auch Adelsleute an seinem Tisch, die ihm die Treue geschworen haben.«
Mir springt beinahe das Herz aus der Brust, da ich weiß, dass er an mir erneut seine Macht vor allen demonstrieren wird. Zitternd reibe ich über den Verband an meiner Hand und sehe Natava nervös an. »Ich werde mich wohl dagegen nicht wehren können, oder?«
Sie schüttelt den Kopf. »Leider nicht.« Mit gesenktem Blick geht sie ins Badezimmer. »Es tut mir so leid, Mylady. Ich habe wirklich gehofft, dass er es sein lassen würde.«
Während Natava alles bereit macht, entnehme ich schnell heimlich aus der Schublade das kleine Fläschchen, das mir Torava gegeben hat, um die Schmerzen zu lindern. Ich könnte nun sehr gut eine leichte Betäubung gebrauchen.
Natava wäscht mich erneut in der Badewanne und richtet meine Haare sowie mein Kleid her. Dieses Mal trage ich ein helles Kristallblau, das mich an die Palastfassaden erinnert, die nachts leuchten. In langen blonden Wellen fallen mir die Strähnen zum Teil über die Schulter, während der Rest hochgesteckt wird.
Wie auch beim letzten Mal begleiten mich etliche Soldaten in den Festsaal, dieses Mal jedoch in einen anderen.
Er ist groß und an der Decke hängt ein Meer aus Eiszapfen. Die Wände sind strahlend weiß und der Boden aus dunkelblauen Fliesen. In der Mitte steht ein lang gezogener Tisch und auf der rechten Seite befindet sich eine Art Tanzbereich, an dessen Ende ein Orchester Streichmusik spielt.
Doch der ganze Raum