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Weihnachtliches aus der Geschichtenküche. Charlie Hagist
Читать онлайн.Название Weihnachtliches aus der Geschichtenküche
Год выпуска 0
isbn 9783960743361
Автор произведения Charlie Hagist
Издательство Bookwire
Wie erreiche ich den Weihnachtsmann?
„Jetzt stellt euch mal vor, überall im Land sind Eltern, die ihren Kindern mit dem Satz drohen ‚Das sage ich dem Weihnachtsmann’. Und die würden tatsächlich den Weihnachtsmann auf irgendeine Art und Weise erreichen, dann … .“ Weiter kommt Alexander nicht, denn Mia fährt dazwischen: „Kannst du, mein lieber Alexander, denn sagen, wie Mama den Weihnachtsmann erreichen kann? Ruft sie ihn an, wenn ja, unter welcher Telefonnummer? Oder schreibt sie ihm einen Brief?“
„Wie altmodisch, einen Brief. Da kann man ja beinah fragen, ob sie eine Postkutsche auf die Reise schickt. Ist ja albern!“, prustet Pia.
„Oder sie schickt ihm eine WhatsApp-Nachricht. Da müssten wir ja in ihrem Smartphone Kontaktdaten finden. Lass mich nachsehen, das Handy liegt dort auf dem Tisch.“
Mia flitzt zum Tisch, greift sich Mamas Handy und schaut auf das Gerät. Keine Adresse des Weihnachtsmannes. Und auch keine Telefonnummer. Na gut, also weder eine WhatsApp-Nachricht noch eine E-Mail noch einen Anruf. So kann Mama den Weihnachtsmann nicht erreichen. Aber wie macht sie das bloß? Da bleibt nur eins: warten, bis der Weihnachtsmann kommt, und ihn dann einfach fragen.
Da nun aber erst noch ein paar Tage bis Weihnachten vergehen müssen, beschließen die drei Ratlosen, immer dann, wenn Mama etwas macht, das ihnen nicht gefällt, auch einfach zu sagen: „Das sage ich dem Weihnachtsmann.“ Mal sehen, was sie dann sagt.
Und kaum hatten sie das verabredet, kommt auch schon Mama ins Zimmer und nörgelt, weil sich die drei Ratlosen noch nicht die Hände gewaschen haben. Es gibt doch gleich Abendbrot. Mama hat noch nicht das letzte Wort ausgesprochen, da sagen die drei wie aus einem Mund: „Das sage ich dem Weihnachtsmann.“ Dazu machen sie ein bitterböses Gesicht.
Mama scheint davon überhaupt nicht beeindruckt zu sein. Das Einzige, was sie den Kindern erwidert, ist die Frage: „Und wie wollt ihr das machen, ihr Schlauberger? Wie erreicht ihr ihn denn? Wollt ihr zu ihm laufen? Dann lauft mal los! Wollt ihr ihn anrufen? Hier ist das Telefon. Wollt ihr ihm schreiben? Da liegen Papier und Stift. Wollt ihr ihm eine E-Mail senden? Ran an den Computer. Na, wie?“
Mia, Alexander und Pia stehen, sich gegenseitig groß anschauend, ratlos da. „Das ist aber auch ein Mist“, beginnt Alexander nach einer endlos erscheinenden Überlegungspause. „Wir müssen einfach warten, warten, warten. Irgendwie kriegen wir das raus“, ist er überzeugt.
Und so machen es die drei Geschwister auch. Sie warten.
Heiligabend
Dann sind sie da, der Heilige Abend und der Weihnachtsmann. Bepackt mit vielen kleinen und großen Paketen kommt der bärtige, mit einem roten Mantel bekleidete Mann ins Haus. Er prustet und scheint vor Erschöpfung bald im Wohnzimmer umzufallen. Damit dies nicht geschieht, bietet ihm Alexander den Sessel an, auf dem bis eben noch Papa gesessen hatte. Der Weihnachtsmann rückt seine Brille auf der Nase zurecht und fragt die Kinder, ob sie seit seinem letzten Besuch, der ist ja nun auf den Tag genau ein Jahr her, auch immer schön brav gewesen waren. Pia, Mia und Alexander nicken und damit der alte Mann das auch hörbar wahrnimmt, wird zusätzlich gesagt: „Aber immer doch“, von Alexander, „natürlich“, von Pia, und „na logisch“, von Mia. So ganz wohl ist ihnen dabei jedoch nicht, schließlich hörten sie seit dem dritten Advent des Öfteren: „Das sage ich dem Weihnachtsmann.“ Der Weihnachtsmann wirft ihnen einen leicht zweifelnden Blick zu und kramt im vor ihm auf dem Boden stehenden Weihnachtssack. Er brummt leise vor sich hin. Nach – den Kindern endlos erscheinenden – Minuten holt er ein dickes, großes Buch hervor. Ein eingelegtes Lesezeichen lässt ihn schnell die Seite finden, die die Aufzeichnungen über die Kinder Alexander, Pia und Mia beinhalten.
Nun wird’s ernst
Nun wird’s ernst, denken die Kinder, denen ihre Knie nun etwas weicher und ihre Stimmen etwas leiser werden.
„Hier lese ich aber“, setzt jetzt der Weihnachtsmann an, „dass es mit der Sorgfalt in den Schulheften schlimm aussieht, lieber Alexander. Und über dich, meine liebe Pia, lese ich, dass du das Wort ‚Aufräumen’ wohl noch nie gehört hast und deshalb auch nicht weißt, was mit dieser Aufforderung verbunden ist.“ Jetzt zittert Mia. Was hat er über sie gehört? „Ja und bei dir, mein junges Fräulein, lese ich, dass du gern und oft deinen Eltern widersprichst. Das ist nicht gut, nicht gut.“ Der Weihnachtsmann sagt dies alles in ruhigem Ton, aber mit einem ernsten Gesicht. Jedes Kind wird von ihm angeschaut, als erwarte er eine Erklärung für das von ihm genannte Verhalten.
Mia fasst sich ein Herz, tritt ganz dicht an den Weihnachtsmann heran, zupft am Ärmel des roten Mantels und fragt ihn: „Sag mal, lieber Weihnachtsmann, woher weißt du denn das alles. Ich meine, du wohnst doch nicht hier und ich habe noch nie gehört, dass dich Mama angerufen hat.“
„Ja“, ist jetzt auch Alexander mutig, „und Papa sagt immer, dass er so viel zu tun hat auf der Arbeit, da wird er doch keine Zeit haben, mit dir zu telefonieren. Oder?“
„Und WhatsApp hast du doch bestimmt noch nicht, in deinem Alter?“, setzt Pia noch dazu. Kaum hat sie den Satz gesagt, merkt sie, dass der Satz doch ganz schön frech war, von wegen in deinem Alter. Sie erschrickt und hält sich schnell ihre Hand vor den Mund, gerade so, als wolle sie verhindern, dass sie noch mehr solcher frechen Sätze sagt. Der Weihnachtsmann hat derartige Fragen bisher von keinem Kind gehört. Er ist ein wenig erschrocken und zunächst still.
Dieses Schweigen des Weihnachtsmannes wird von Alexander genutzt, die Frage zu seinem dicken Buch zu stellen.
Alexander fragt
„Wenn du so viel über die gehorsamen und die ungehorsamen Kinder hörst und in dein Buch schreiben willst, von allen Kindern die es gibt und die du besuchst, dann müsste ja dein Buch so unheimlich viele Seiten haben, dass du es gar nicht tragen kannst.“
Pia bohrt mit ihrer Frage gleich weiter. „Und wenn die Kinder das ganze Jahr über ungehorsam sind und die Eltern dich informieren, woher weißt du, welches Böse du gerade an Weihnachten vorlesen sollst?“
Pia, die sich inzwischen ebenfalls zum Weihnachtsmann auf die andere Seite gestellt hat, setzt ihr spitzbübisches Gesicht auf und kommt damit ganz dicht an sein Ohr heran: „Du, Weihnachtsmann, sag mal ehrlich, wie kommst du an all die Informationen über die Kinder und wie ist das mit deinem dicken Buch? Steht da wirklich alles drin? Steht da alles von allen Kindern der Welt?“ Pia hat den Weihnachtsmann mit ihrer zu diesen Fragen ganz ruhigen, flüsternden Stimme in sein Ohr einzulullen und zu beeinflussen versucht. Sie hat es so gemacht, wie sie es immer mit ihrem Papa macht, wenn sie etwas haben will, von dem sie weiß, dass es der Papa ihr nicht so gern gestatten oder geben oder sagen würde.
Und der Weihnachtsmann? Der bittet jetzt die neugierigen Kinder, sich auf den Boden zu setzen und einfach zuzuhören. Alle drei folgen neugierig dieser Aufforderung und sehen den Weihnachtsmann gespannt an. Wie wird er ihnen das alles erklären?
Der Weihnachtsmann erklärt
„Also das ist so“, beginnt er, „ich sitze nicht das ganze Jahr über am Telefon und höre mir an, wo wieder ein Kind oder ein Erwachsener“, dabei schaut er zur Mutter hinüber, „nicht artig war. Da hätte ich viel zu tun. Ich könnte mich überhaupt nicht ausruhen von der Heilig-Abend-Arbeit. Aber ich habe fleißige Helferlein. Die erspüren, ohne dass das Telefon klingelt oder dass eine E-Mail oder eine WhatsApp-Nachricht eingeht, wo etwas nicht so läuft, wie es eigentlich laufen sollte. Dort, wo es nicht in Ordnung ist, da sind die Eltern traurig. Und dieses Traurigsein sehen und merken meine fleißigen Helferlein. Dann notieren sie genau, wer irgendwo unartig oder ungehorsam war. Wenn das nur einmalig war, dann wird es im Laufe des Jahres wieder gestrichen. Wenn es allerdings sehr, sehr schlimm oder böse war oder öfter vorkam, dann notiert sich das Helferlein, wer das war und wo das geschah. Und wenn ich dann zu den Kindern gehe, dann macht es mir hier in diesem Weihnachtsbuch, in dem alle Kinder mit Namen und Adresse stehen, einen roten Haken.“
Der Weihnachtsmann schlägt das dicke Buch auf und dreht es kurz zu den Kindern. Sie können so schnell nicht erkennen, ob bei ihnen auch ein roter Haken angebracht ist.