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Streifengardisten gern geantwortet, doch ihre immer noch gereizten Bronchien ließen dies nicht zu. Dann hob einer der beiden Männer den Kopf. Auch Parker hatte das Näherkommen eines Wagens aus der Richtung von Cudlam Hill gehört. Er dachte sofort an seine Herrin, die er im Wagen zurückgelassen hatte. Rollte eine Kontrollstreife dieser Saubermann-Gardisten heran? Würde man dann versuchen, Mylady aus dem Wagen zu holen?

      Scheinwerfer tauchten hinter einer Wegbiegung auf. Dann rollte ein Wagen vorüber, der nur kurz seine Fahrt verlangsamte, dann wieder Tempo machte und schließlich in der Dunkelheit verschwand.

      Parker prägte sich das Kennzeichen des Autos ein und wunderte sich etwas darüber, daß der Fahrer nicht gehalten hatte. Immerhin war die Wagentür des Fords zur Straße hin geöffnet. War der Fahrer nicht auf den Gedanken gekommen, daß seine Hilfe benötigt wurde?

      *

      »Wie geruhten Mylady zu schlafen?« fragte Josuah Parker, als die ältere Dame bereits am frühen Morgen im kleinen Frühstücksraum des Gasthofes erschien.

      »Sehr schlecht, Mister Parker«, verhehlte sie nicht. »Es hat sich doch überhaupt nichts getan. Ich habe die ganze Zeit über mit einem tückischen Überfall gerechnet. Und was ist schon geschehen?«

      »Der sogenannte Saubermann dürfte Myladys Spur verloren haben«, gab der Butler zurück. Nach dem Zwischenfall auf der Durchgangsstraße war Parker in Richtung Süden zurückgefahren und hatte Quartier in dem sehr ländlichen Gasthof gemacht. Um wieder in die Cudlam Hill-Region zu gelangen, brauchte man mit dem Wagen mehr als eine halbe Stunde.

      »Ich werde mich nach dem Frühstück wieder bemerkbar machen«, sagte sie und schnupperte danach lustvoll. Aus der Küche des Gasthofes drangen verführerische Düfte.

      »Sie haben daran gedacht, daß ich strenge Diät halten muß?« erinnerte sie ihn ohne jeden Nachdruck.

      »Meine Wenigkeit hat der Köchin genaue Anweisungen gegeben, Mylady.«

      »Hoffentlich haben Sie nicht wieder übertrieben«, sorgte sie sich umgehend in umgekehrter Richtung.

      »Auf Mylady warten nur ein wenig Rührei mit Speck, gebackene Nierchen, ein Fleisch-Pastetchen, einige Scheiben Roastbeef sowie hausgemachte Leberwurst.«

      »Das klingt ja recht einfach«, redete sie sich ein.

      »Zudem können Mylady zwischen Kaffee und Tee wählen«, meinte Josuah Parker, der den Appetit seiner Herrin nur zu gut kannte. »Von diversen Brotsorten, Butter und Schinken ganz zu schweigen.«

      »Von allem nur eine Kleinigkeit«, behauptete sie und nickte wohlwollend. »Übertreibungen schaden nur. Sie haben schon gefrühstückt, Mister Parker?«

      »Und telefoniert, Mylady.« Der Butler deutete eine zustimmende Verbeugung an.

      »Sie haben mit dem guten McWarden gesprochen?« Sie nickte der Köchin leutselig zu, die das Frühstück servierte.

      »Mister McWarden wird gegen Mittag bei Sir Alfred eintreffen«, berichtete der Butler. »Der Chief-Superintendent wird Mylady mit Angaben zu gewissen Personen dienen können.«

      »Sehr schön.« Sie nickte und widmete sich den Kleinigkeiten auf dem großen Tisch. Parker goß den Kaffee ein, entschuldigte sich dann und zog sich zurück.

      Vom Schankraum rief er Inspektor Nodd in Cudlam Hill an, nachdem er die Nummer im Telefonbuch gesucht hatte. Ohne seinen Namen zu nennen und in knapper Form machte er Nodd auf die beiden Männer aufmerksam, die mit ihren Beinen die Buche umspannten. Nodd wollte natürlich wissen, wer ihm diesen Hinweis gab, doch der Butler zog es vor, anonym zu bleiben.

      Nach diesem Anruf trat er vor das Haus und musterte die nähere Umgebung. Der Gasthof lag an der Kreuzung von zwei schmalen Landstraßen, die sich durch die Parklandschaft dieser Gegend schlängelten. Auch hier gab es Weideflächen, grasendes Vieh, Baumgruppen und Waldstücke. Das Gelände war sanft gewellt.

      »Sie haben sich in der Nacht verfahren?« fragte der Wirt, der um die Hausecke gekommen war. »Sehr einsam hier, wie?«

      »Sie leben nur von Zufallsgästen?« steifte der Butler die Gegenfrage.

      »Wir haben noch ’ne Landwirtschaft«, erwiderte der Gastwirt, »sonst würd’s nicht klappen.«

      »Mylady sucht die Ruhe und Geborgenheit der freien Natur«, meinte der Butler. »Und Mylady fahndet nach einer Person, die sich Saubermann nennt.«

      »Saubermann?« Der Gastwirt runzelte die Stirn. »Ist das dieser Bursche aus Cudlam Hill?«

      »Sie kennen diese Person?« Parkers Gesicht blieb glatt und ausdruckslos.

      »Viele kennen ihn«, lautete die Antwort. »Das ist sein Spitzname, Mister Parker.«

      »Sie kennen ihn persönlich, wie man unterstellen darf?«

      »Der alte Harry«, redete der Gastwirt weiter. »Harry Caterling, um genau zu sein. Der schreibt Strafanzeigen am laufenden Band und will Cudlam Hill auf Vordermann bringen.«

      »Sie sprachen von einem alten Harry«, erinnerte der Butler. »Demnach muß es sich, also um eine bereits betagte Person handeln, oder sollte man sich irren?«

      »Wie alt mag Harry sein?« Der Gastwirt dachte sichtlich nach. »Na ja, so um die fünfundfünfzig Jahre, denke ich. Der ist aus dem Polizeidienst entlassen worden. Verkehrsunfall und so. Er hat ein steifes Bein und ’ne kleine Pension, aber innerlich ist er der scharfe Hund geblieben, der er mal war, Mister Parker. Jetzt nimmt ihn natürlich keiner mehr ernst, ist ja klar. Aber er schreibt seine Strafanträge.«

      »Sollte man sicherheitshalber davon ausgehen, daß sein Geist ein wenig verwirrt ist?«

      »Manche glauben das, manche nicht. Er ist ein Querulant, wenn Sie verstehen, was ich meine. Bleiben Sie nur für einen einzigen Tag in Cudlam Hill, dann werden Sie bestimmt mitbekommen, wer er ist.«

      »Ein Vorschlag, den man nur als reizvoll bezeichnen kann«, antwortete der Butler und beobachtete einen Geländewagen, der über die rechte Landstraße kam und sich dem Gasthof näherte.

      *

      »Noch ein wenig Kaffee, Mylady?« fragte Parker, der zu Lady Agatha zurückgekommen war.

      »Natürlich«, erwiderte sie umgehend. »Ich muß frisch sein für diesen Tag. Auf mich warten Dinge, die getan werden müssen.«

      »Mylady brauchen möglicherweise nicht sehr lange auf ein erstes Ereignis zu warten«, meinte der Butler.

      »Nun, Mister Parker, überraschen Sie mich«, forderte sie den Butler auf.

      »Es nähern sich Besucher, Mylady, die einen Geländewagen benutzen.«

      »Und was sagt mir das, Mister Parker?« Sie ließ sich in ihrer Ruhe überhaupt nicht stören.

      »In der vergangenen Nacht ergriffen Streifengardisten des sogenannten Saubermannes die Flucht in solch einem Wagen, Mylady.«

      »Sie glauben, man habe mich aufgespürt?«

      »Man sollte sicherheitshalber davon ausgehen, Mylady.«

      »Nun gut, ich bin mit dem Frühstück gleich fertig«, sagte sie und blickte dann fast gelangweilt zu einem der kleinen Fenster hinaus. Auch Parker sah jetzt den hochbeinigen Geländewagen, der gerade hielt. Zwei kräftige junge Männer stiegen aus, die einen handfesten Eindruck machten. Sie trugen Jeans, Lederjacken und hatten schottisch gemusterte Baskenmützen auf dem Kopf.

      In arrogant-aufdringlicher Art betraten sie den vorderen Raum und bauten sich vor dem kleinen Tresen auf. Einer von ihnen fragte nach zwei Fremden.

      »Warum?« reagierte der Gastwirt kurz angebunden.

      »Weil wir’s wissen wollen, Mann«, gab der Fragende zurück und fegte mit einer schnellen Handbewegung einige Gläser und Flaschen vom Tresen.

      »Und weil wir’s ganz schnell wissen wollen«, fügte der zweite Mann hinzu und nahm eine Flasche in die Hand. Er zerschlug sie an der Kante

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