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versicherte Parker dem Mann und schritt ihm entgegen. »Wo wurden Sie überfallen, wenn man fragen darf?«

      »Drüben im Stall«, sagte Stratons und stöhnte leise, als er seinen Hinterkopf und die linke Schädelseite befingerte. »Die Schläge kamen urplötzlich, ich hatte keine Chance.«

      »Sie wissen natürlich nicht, von wem Sie attackiert wurden, Mister Stratons?«

      »Ich habe nicht die Spur einer Ahnung, Parker«, erklärte der Verwalter. »Hat der Kerl auf Sie geschossen?«

      »Sie gehen davon aus, daß es sich um einen Mann gehandelt haben muß?«

      »Ich spür’ die beiden Schläge jetzt noch, Parker. So langt nur ein Mann zu.«

      »Stehen Sie möglicherweise noch in der Schuld dieses Saubermannes, Mister Stratons?«

      »Ich hab’ mit dem nichts zu tun.« Stratons schüttelte vorsichtig den Kopf, während sich in der Tür neugierige Angestellte drängelten. »Vielleicht hab’ ich den Mann aber gestört. Er hat doch auf Sie geschossen, oder?«

      »Man sollte dies nicht unbedingt ausschließen«, erwiderte der Butler höflich und gemessen, »der sogenannte Saubermann scheint meiner Wenigkeit nicht sonderlich gewogen zu sein.«

      »Er ist mit einem Motorrad weggefahren. Haben Sie’s gehört, Parker?«

      »Es dürfte sich um einen recht vorsichtigen Saubermann handeln, der kein Risiko eingeht«, meinte der Butler. »Wenn Sie gestatten, wird man Lady Simpson und Sir Alfred informieren. Es erhebt sich natürlich die Frage, ob man vielleicht die Polizei bemühen sollte.«

      »Mann, Sie haben Nerven!« Eine gewisse Hochachtung lag in Stratons Stimme. »Haben Sie keine Angst, daß der Saubermann noch mal schießen könnte?«

      »Damit ist fest zu rechnen«, urteilte der Butler, der auf die Frage nach seiner eventuellen Angst überhaupt nicht einging.

      *

      »Sie haben dieses niederträchtige Subjekt entwischen lassen?« wunderte sich Agatha Simpson und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Also mir, Mister Parker, wäre das nicht passiert.«

      »Hoffentlich können Mylady meiner Wenigkeit noch mal verzeihen«, erwiderte der Butler. Sein Gesicht blieb glatt.

      »Nun ja, er wird zurückkommen«, meinte die ältere Dame. »Im Grund ist dieser Schütze ja einzig und allein hinter mir her.«

      »Ich habe die Polizei in Cudlam Hill angerufen«, sagte Sir Alfred, der aus einem Nebenzimmer trat. Er machte einen nervösen Eindruck. »Inspektor Nodd will sofort kommen.«

      »Und alles unnötig komplizieren«, grollte Lady Agatha. »Man kennt das ja. Diese Leute haben keine Phantasie und kleben an ihren Dienstanweisungen.«

      »Der gute Nodd gibt sich alle Mühe und rennt sich die Hacken ab, Lady Agatha«, verteidigte Sir Alfred den Polizeibeamten. »Aber wie soll er gegen die Angst der Leute ankommen? Da gibt es eine Mauer des Schweigens, die man erst mal durchbrechen muß.«

      »Es gibt in dieser Region nicht bestimmte Personen, denen man übersteigertes Nationaldenken nachsagt, Sir?« fragte der Butler.

      »Diese Leute gibt es überall und immer wieder«, meinte Sir Alfred. »Aber Ihre Frage ist gut ... Ich könnte Ihnen da einen Mann nennen, der äußerst unangenehm ist und ... Aber lassen wir das, ich möchte keinen Mitmenschen anschwärzen.«

      »Haben Sie sich gefälligst nicht so, Sir Alfred«, raunzte Lady Agatha ihn an. »Wie soll ich dieses Subjekt erwischen, wenn Sie mir mit Feingefühl kommen.«

      »Er heißt Paul Pitnay und träumt von vergangenen Zeiten.«

      »Mister Parker wird sich die Adresse dieses Mannes merken«, schickte die ältere Dame voraus. »Was ist das für ein Mann?«

      »Ein längst pensionierter Offizier, hochdekoriert im Zweiten Weltkrieg«, sagte Sir Alfred zögernd. »Er sammelt Militaria aller Art und hat sich eine Art Museum eingerichtet. Er wohnt gar nicht weit von hier, jenseits der Hügel. Pitnay schlägt die alten Schlachten noch mal und gewinnt sie diesmal natürlich. Viele hier im Kreis halten ihn für einen, nun, sagen wir mal, für einen Spinner.«

      »Solche Leute kenne ich, Sir Alfred.« Agatha Simpson nickte und blickte dann ihren Butler an. »Hatte ich damit nicht schon zu tun?«

      »Mehrfach, Mylady«, bestätigte der Butler. »Die Gegenwart dieser Menschen ist die Vergangenheit, eine Zukunft dürften sie nicht zur Kenntnis nehmen.«

      »Das ist Paul Pitnay«, entgegnete Sir Alfred, »ein Sonderling, ein Kauz, aber harmlos. Er hat mit dem Saubermann ganz sicher nichts zu tun. Er würde niemals anonym arbeiten.«

      »Ich werde Ihnen das Gegenteil beweisen, mein lieber Sir Alfred. Haben Sie noch etwas Brauchbares für mich?«

      »Ich habe eigentlich schon zuviel gesagt«, sorgte sich der Gastgeber. »Ich möchte nicht ins Gerede kommen, Lady Agatha.«

      »Papperlapapp, Sir Alfred«, meinte sie energisch. »Denken Sie an das Geld, das Sie an diesen Strolch bezahlen sollen. Eine horrende Summe!«

      »Ihr Verwalter, Sir, warnte vor dem Saubermann«, schaltete Parker sich ein.

      »Stratons hat sicher an meinen Koch gedacht«, erwiderte der Gastgeber und nickte. »Der gute Deveter hat seinen Kontakt mit dem Saubermann und diesen Streifengardisten bereits hinter sich. Sein linker Arm ging dabei zu Bruch, von Prellungen und Quetschungen ganz zu schweigen.«

      »Darf man nach dem Grund dieses Kontaktes fragen, Sir?« erkundigte sich der Butler.

      »Deveter kaufte bei einem Inder drüben in Cudlam Hill ein, was der Saubermann ihm verbot«, lautete Sir Alfreds Antwort. »Deveter pfiff auf die Warnung und wurde dann von diesen Streifengardisten zusammengeschlagen, als er mit der Ware nach Cudlam Castle zurückfuhr. Sie stoppten ihn unterwegs, zerrten ihn aus dem Wagen und machten kurzen Prozeß mit ihm.«

      Agatha Simpson wollte gerade antworten, als ein Angestellter des Hauses erschien und einen Brief überbrachte.

      »Er wurde soeben abgegeben, Sir«, meldete er. »Ich soll ihn sofort weiterreichen.«

      Sir Alfred blickte Mylady und Parker an, riß dann den Umschlag auf und zog einen Zettel hervor. Er überflog die wenigen Zeilen und reichte ihn dann an Agatha Simpson weiter.

      »Ich soll Sie sofort wegschicken«, sagte Sir Alfred. »Falls nicht, will der Saubermann einen Feuerzauber veranstalten. Und zwar noch in dieser Nacht!«

      *

      »Eine Lady Simpson läßt sich nicht vertreiben«, stellte die passionierte Detektivin energisch fest und blitzte Sir Alfred an.

      »Mylady beendet nach freiem Ermessen ihren Aufenthalt in einem Haus«, fügte Josuah Parker hinzu.

      »Richtig, Mister Parker«, bestätigte sie, »und ich werde bleiben. Oder?«

      »Mylady denken sicher bereits an die vielen Gäste, die hier auf Cudlam Castle übernachten werden.«

      »Warum sollte ich?« erwiderte sie. »Ich stelle es jedem frei, Fersengeld zu zahlen.«

      »Der sogenannte Saubermann, Mylady, wartet sicher darauf, Mylady unterwegs abfangen zu können«, tippte der Butler an.

      »Das ist allerdings richtig.« Sie runzelte die Stirn. »Ich hätte dann die einmalige Gelegenheit, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen.«

      »Treffender könnte man Myladys Absichten nicht definieren«, erklärte der Butler höflich.

      »Ich werde abreisen, mein lieber Sir Alfred«, meinte sie danach und nickte dem verblüfften Gastgeber zu, der solch schnellen Sinneswandel nicht erwartet hatte.

      »Er wird das Haus hier beobachten und seine Handlanger auf mich ansetzen«, freute sie sich, »und ich, Lady Simpson, werde ihn in meine Falle locken. Mister Parker, treffen Sie alle erforderlichen Vorbereitungen! Sie wissen ja, daß Details mich nicht interessieren ...«

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