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Spuren entdecken können?«

      »Ihr Bruder scheint noch zu leben«, gab Rander zurück, »aber das werden Sie ja schon von Ihrer Schwägerin erfahren haben. Ich meine jetzt die beiden Anrufe Ihres Bruders.«

      »Wer lebt, steht in der Hoffnung der Gnade«, erklärte Paul Levell und verdrehte andächtig die Augen nach oben.

      »Abgesehen davon«, gab Rander etwas gereizt zurück, »können Sie nicht mit Informationen dienen? Hat Ihr Bruder sich nicht vielleicht auch bei Ihnen gemeldet?«

      »Wie sollte er das?«

      »Das war meine Frage.«

      »Hank hat sich nicht gemeldet. Aber weswegen ich Sie hierher gebeten habe: Ich möchte meine Schwägerin Mabel mit mir nach Atlantic City nehmen. Sie braucht Geborgenheit, Sicherheit und den Glauben.«

      »Machen Sie das mit Captain Madford aus«, antwortete Rander, »aber soviel ich weiß, steht Mrs. Levell ja nicht unter Anklage. Sie dürfte also wohl verziehen können.«

      »Ich … Ich möchte hierbleiben«, meldete sich Mrs. Levell endlich zu Wort, scheu, schüchtern und ängstlich. Sie sah ihren Schwager dabei kaum an, »ich will nicht weg. Ich will hier auf Hank warten.«

      »Deine Wege bestimme ich, liebe Mabel«, sagte Paul Levell mit salbungsvoller Stimme, »ich, dein Schwager, der Bruder deines Mannes. In unserem Haus wirst du Sicherheit und Ordnung finden.«

      »Vielleicht sucht sie gar nicht danach«, meinte Rander.

      »Sie wird wollen, wenn ihr die Erleuchtung kommt.«

      »Vielleicht möchte Mrs. Levell zurück in ihre Heimat?« redete Rander weiter, »Sie, Mrs. Levell, kommen woher?«

      »Aus Detroit«, sagte sie schnell.

      »Sie lernten Ihren Mann hier in der Stadt kennen?«

      »Was sollen diese Fragen?« fuhr Paul Levell dazwischen.

      »Was haben Sie dagegen«, gab Rander spitz zurück, während Josuah Parker nur beobachtete und zuhörte, »wollen Sie Mrs. Levell an den Antworten hindern? Dann hätten Sie uns nicht herzubitten brauchen. Also, Mrs. Levell, Sie lernten Ihren Mann hier in der Stadt kennen?«

      »Wir mochten uns sofort«, sagte sie und sah zu Boden. »Ich glaube, Hank war sehr allem. Und ich war es auch.«

      »Er war stets allem. Das stimmt!« pflichtete Paul seiner Schwägerin bei, »er hatte sich dem Rausch des Lebens verschrieben, aber er war allein.«

      »Das verstehe ich nicht.« Rander schüttelte ehrlich den Kopf.

      »Nun, Hank lebte nur im Diesseits, er dachte nie an das große Gericht in einer anderen Welt.«

      »Aber das änderte sich, als Sie heirateten?« frage Rander, sich ausschließlich an Mrs. Levell wendend.

      »Hank wurde sofort häuslich«, erwiderte Mrs. Levell, »er verkehrte nur noch mit wenigen Freunden. Er war am liebsten zu Hause.«

      Während die völlig unwichtige Unterhaltung dahinplätscherte, hielt Parker Ausschau nach Erinnerungsfotos, die in solchen Wohnungen eigentlich obligat waren.

      Kein Foto von Hank Levell war zu sehen. Und in diesem Moment wurde Parker sich des Mangels erst bewußt.

      Er räusperte sich bedeutungsvoll, worauf ihn alle ansahen.

      »Haben Sie zufälligerweise«, wandte er sich an Paul Levell, »haben Sie auch möglicherweise ein Bild Ihres Bruders bei sich? Oder könnten Sie, Mrs. Levell, mit solch einer Aufnahme dienen?«

      »Foto? Dieses Blendwerk einer Welt, die nur auf Äußerlichkeiten bedacht ist!« Paul Levell gab sich entrüstet.

      »Ich glaube nicht, daß ich ein Foto von Hank habe«, warf Mrs. Levell schüchtern ein.

      »Mister Levell wurde uns widersprüchlich beschrieben«, sagte Parker.

      »Dem kann ich allerdings abhelfen«, sagte Paul Levell in diesem Augenblick, »Hank gleicht mir, äußerlich gesehen, aufs Haar.«

      »Sie sind Zwillinge?« entfuhr es Rander.

      »Das nicht. Ich bin einige Jahre älter. Aber er soll mir sehr gleichen, wie immer gesagt und behauptet wurde.«

      Während Paul Levell sprach, sah Parker zu der kleinen, grauen und schüchternen Maus hinüber. Sie sah wieder zu Boden und rang die Hände.

      *

      Als sie das Haus verlassen wollten, stießen sie mit Captain Madford zusammen.

      Madford war mit seinem Dienstwagen gekommen und machte einen dementsprechend dienstlichen Eindruck, druck.

      »Schlechte Nachrichten«, sagte er verkniffen.

      »Hank Levell?« Rander ahnte schon, was sich ereignet hatte.

      »Gefunden … und zwar tot!« Captain Madford nickte.

      »Wo?«

      »Neben einem Bahndamm im Osten der Stadt«, erklärte Madford, »zwei Schußwunden in der Brust, Jede hätte ausgereicht, ihn sterben zu lassen.«

      »Von den 250 000 Dollar selbstverständlich keine Spur, oder?«

      »Nichts«, gab Madford zurück, »aber wir haben die beiden Geschosse. Vielleicht läßt sich daraus etwas machen.«

      »Und wann geschah der Mord?«

      »Vor wenigstens vierundzwanzig Stunden, wie der Coroner sagt.«

      »Dann sind die Anrufe also vorgetäuscht worden, wie?«

      »Mit Sicherheit«, sagte Madford, »Mrs. Levell ist da, oder?«

      »Und Levells Bruder Paul.«

      »Das ist uns bekannt«, sagte Madford, »was halten Sie von diesem Mann?«

      »Er geht mir auf die Nerven«, erwiderte Rander leise und sah in den Korridor hinein.

      »Und er hat Dreck am Stecken«, fügte Madford leise hinzu, »Reverend Levell, wie er sich nennt, saß zwei Jahre im Zuchthaus. Wegen Betrug und Erpressung. Das liegt zwar schon über fünfzehn Jahre zurück, aber viele Katzen lassen das Mausen nicht.«

      *

      »Was wollen Sie bei Stilson?« erkundigte sich Rander, als sie im hochbeinigen Wagen des Butlers saßen und durch Loop fuhren.

      »Ich würde mich gern noch mal mit diesem Herrn unterhalten«, meinte Parker, »ich möchte zudem in Erfahrung bringen, wo Miß Lana Clint und der Hippie Paul wohnen.«

      »Sie lassen sich wohl nicht ausreden, daß dieser Stilson nur ein Aasgeier ist, wie?«

      »Mich beschäftigt immer wieder die Anlage seiner Alarmeinrichtungen«, erklärte Parker, »warum hat ein Mann wie Stilson sich solche kostspieligen Systeme angeschafft? Dies muß einen bestimmten Grund haben.«

      »Ist das alles?«

      »Mitnichten, Sir. Ich berichtete ihm möglicherweise nicht von einem Telefongespräch, daß Miß Clint vom Büro Mister Stilsons aus mit einem Herrn führte, den sie vertraulich Mel nannte. Nach Art und Diktion dieser Unterhaltung muß ich schließen, daß Miß Clint sich für diesen betreffenden Mel in die Detektei eingeschlichen hat.«

      »Aber nach Ihrer Darstellung doch durch diesen Hippie, oder?«

      »So behauptete es Mister Stilson, Sir.«

      »Mel …! Mel …! Ein völlig neuer Name in diesem Fall.«

      »Diesem Umstand sollte man vielleicht etwas Beachtung schenken, Sir.«

      »Einverstanden! Dieser Fall kann ja gar nicht verwickelt genug sein, Parker.« Rander lachte leicht gequält. »Zum Teufel mit McLean! Warum mußte er ausgerechnet mit Levell befreundet gewesen sein.«

      *

      »Sie ist seit dieser Geschichte mit Ihnen nicht mehr zurück ins Büro

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