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auch nur eine, mein Freund. Herum mit dir!«

      Mikel Todhunter dreht sich ganz langsam und will Zeit gewinnen.

      Er hofft auf ein Wunder. Vielleicht ist Walburn nur leicht verletzt. Vielleicht kommt Meehan gleich durch die Tür und schießt, ohne zu fragen. Er zittert vor Furcht, daß sich nichts an Wundern ereignen könnte und dreht sich.

      Und dann sieht er Clay wieder von vorn.

      »Die rechte Hand herunter, Mikel«, sagt Steven Clay sanft. »Nimm die rechte Hand herab, und halte den Revolver mit der Mündung nach unten, wenn du ihn ziehst. Hebst du ihn an, schieße ich dich mittendurch. Du wirst deinen Colt auf mich richten und ich werde mein Eisen auf dich richten. Und wir werden dann sehen, wer schneller den Hammer spannen kann. Nimm den Zeigefinger nicht um den Abzug, das sage ich dir! Los, zieh schon!«

      »Du bist immer schneller«, sagt Mikel keuchend und starrt ihn voller Furcht an. »Du läßt mir in Wirklichkeit keine Chance. Ich bin nicht so schnell wie du.«

      »Du warst schnell genug, mich an den Baum zu hängen«, sagt Clay rauh. »Du warst groß genug, über mich herzufallen. Und jetzt wirst du auch groß genug sein, dich zu schießen.«

      »Ich kann nicht so schnell schießen wie du«, sagt Todhunter schrill. Und seine Augen flackern wild. »Du wirst mich kaltblütig ermorden, du Halunke!«

      »Zieh schon!« faucht Clay scharf. »Los, zieh, du hast deine Chance. Ich sage dir…«

      Er verstummt und sieht auf Todhunters Hand, die sich langsam senkt und sich dem Revolverkolben nähert. Diese Hand ist langsam und packt den Kolben mit vier Fingern an. Der Zeigefinger steht waagerecht am Lauf vorbei, der Daumen packt nicht den Hammer. Und der Lauf des Revolvers deutet nach unten.

      Langsam hebt Mikel Todhunter den Colt an, und Ford, der links neben ihm steht, starrt auf den Revolver, als wenn er hypnotisiert ist.

      Ganz langsam kommt der Colt Todhunters hoch, und Velopes und Ireen sehen, wie ruhig Clays Hand seinen eigenen Revolver senkt und der Zeigefinger sich vom Abzug löst. Auch der Daumen Clays läßt den Hammer los und Todhunter hält, als er es bemerkt, mitten in der Bewegung inne.

      »Jetzt paß auf!« sagt Steven Clay knapp. »Ich habe genau die Chance, die du auch hast. Willst du schießen und sehen, wer schneller ist, oder soll Duncan zählen?«

      Es bleibt einige Sekunden still und jeder im Raum weiß, daß es praktisch ein Duell ist, bei dem es zwei Tote geben kann. Jeder dieser Männer hat die Chance, zur gleichen Zeit mit dem Gegner abzudrücken.

      Aber es gibt keinen Mann, der absolut im Nachteil wäre.

      Und Mikel Todhunter begreift das in einer Sekunde. Dann sagt er höhnisch und seine alte Überlegenheit kommt wieder:

      »Du Narr, warum machst du das? Ich kann auch eher schießen.«

      »Ich will sehen, ob meine Sache gerecht ist«, sagt Clay eiskalt. » Sie wird gerecht sein, mein Freund. Schöpfst du wieder Hoffnung? Mach dir besser keine. Soll Duncan zählen?«

      »Velopes zähle!« sagt Mikel zischend. »Zähle, ich werde es ihm geben, diesem Narren! Zähle, Mann! Bei drei beginnt es!«

      »In Ordnung«, sagt Clay völlig ruhig. »Fang an, Duncan.«

      Duncan Velopes friert. Er fürchtet sich davor, hier eine Art Richter zu spielen. Aber er sieht die Unerbittlichkeit in Clays Augen und sagt keuchend:

      »Ich tue es nicht gern. Wie ihr wollt, dann bringt euch nur gegenseitig um. Ich zähle langsam.

      Eins, zwei, dr…«

      An der Schwingtür sagt in diesem Augenblick, und ohne sich vorher durch irgendein Geräusch verraten zu haben Allen Clanton scharf und peitschend:

      »Die Revolver weg! Alle beide! Ich habe in jeder Hand einen Colt und euch vor den Läufen. Und ich werde abdrücken, wenn ihr nicht friedlich seid. Hier gibt es keine Schießerei. Clay, wenn du abdrückst, bist du tot.«

      »Du wagst es nicht«, sagt Clay heiser. »Verdammt, du wagst es nicht. Wenn du auf mich schießt, wirst du mich nur verwunden. Ich habe diesen Burschen gestellt und niemand hält mich mehr auf. Scher dich raus, du änderst nichts mehr!«

      »Zum letztenmal!« sagt Clanton peitschend. »Den Colt weg, ihr beiden! Und wenn nicht, dann habt ihr es euch selber zuzuschreiben! Den Colt weg!«

      Langsam sieht sich Clay um. Er senkt den Revolver etwas weiter und sieht auf einmal den jähen Funken in Ireens Augen aufspringen. Im selben Augenblick brüllt Allen:

      »Mikel, nicht… ni…«

      Steven Clay wirft sich herum und sieht mitten hinein die Feuerwolke aus Mikel Todhunters Colt.

      Todhunter hat, gemein und hinterlistig wie er ist, in dem winzigen Bruchteil einer Sekunde den Hammer gehoben und vorschnellen lassen. Der Schuß bricht sich an den Wänden, die Kugel fährt in Clays linke Brustseite, und er taumelt einen Schritt zurück.

      Und in den roten Nebel hinein, den er vor seinen Augen auftauchen sieht, sagt er heiser:

      »Du Lump, du dreckiger Lump!«

      Einen Augenblick sieht er Mikel klar und deutlich. Und da schießt er und sieht, wie Mikel strauchelt und sich zusammenkrümmt.

      Dann ist auf einmal alles tot und leer um ihn. In seinen Ohren beginnt es leise zu brausen, und das Brausen steigert sich zu einem anschwellenden Heulton.

      Er hört von irgendwoher einen ängstlichen Ruf und denkt, daß Ireen nach ihm ruft. Dann prallt er irgendwie auf, liegt auf der Seite und jemand ist bei ihm und hebt seinen Kopf an.

      Jemand flucht und etwas poltert. Und seine Augen sehen noch einmal Licht und das Haar seiner Frau über sich.

      Er verzieht den Mund und will lächeln. Und seine Lippen bewegen sich und formen fast lautlos zweimal ein Wort:

      »Ireen – Ireen.«

      Und der Tod steht neben ihm und wirft mit seiner linken Knochenhand das schwarze Tuch des Schweigens und Vergessens über den Mann am Boden, der zu ehrlich war und ehrlich einem anderen Mann eine Chance geben wollte, die dieser Mann nie verdiente.

      »Steven!« sagt Ireen Clay entsetzt. »Steven, mein Gott, Steven!«

      Und der Mund der sie geküßt, die Hände, die sie streichelten und die Augen, die sie ansehen, alles ist tot, still, schweigt.

      Hinter dem Tresen sagt Duncan Velopes entsetzt und voller Abscheu:

      »Dieser Schuft, dieser gemeine Verbrecher! Er hat ihn ohne Anruf erschossen. Er ließ ihm nicht die Spur einer Chance. Das war Mord, das war wohlüberlegter Mord! Dieser dreckige Schuft, Clanton, es ist deine Schuld, du hast ihn auf dem Gewissen. Er war zu ehrlich, er wollte nichts gegen das Gesetz tun und sah sich um. Und da hat dieser Hundesohn geschossen!«

      Allen steht kreidebleich mitten im Raum, und seine beiden Revolver zeigen auf Mikel Todhunter, der am Boden sitzt und wimmernd die Hand auf die Hüfte preßt. Er hört nichts mehr, dieser Todhunter. Er wimmert hoch und schrill, daß er verletzt ist und sterben wird. Und unter seinen Fingern ist kaum etwas, was nach Blut aussieht.

      Allen Clanton bewegt sich. Er reißt sich aus seiner Erstarrung und geht los. Dicht vor dem am Boden wimmernden Mikel hält er an, tritt ihm den Colt weg und reißt ihm die Hand von der Hüfte.

      »Du Lump«, sagt er wild und böse. »Du hast ihn ermordet. Es war glatter Mord. Das kostet dich den Hals, das sage ich dir. Dies geht dir nicht durch. Und wenn du zehnmal Todhunter heißt, dafür kommst du in das Jail und später an den Galgen. Das soll eine Wunde sein, von der man sterben kann? Das ist nichts als ein winziger Kratzer, du dreckiger Skunk!«

      Er reißt ihn in seinem wilden und plötzlich ausbrechenden Zorn hoch und schmettert ihm die rechte Faust derartig an das Kinn, daß sich Mikel fast überschlägt und sechs Schritte weiter krachend über einen Tisch stürzt.

      »Dich sollte man umbringen!« sagt Allen knirschend. »Dich sollte man den Geiern

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