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den Arm und steckt den Brief in die Brusttasche. Ford geht seitlich vor ihm her, sie kommen aus dem Jail, und Clanton hört in der Ferne die Peitsche der Stagecoachfahrer knallen.

      Sie wandern ruhig über die Straße und halten vor dem Last Penny an.

      »Hole dir nachher ihre Pferde und reite nicht zu schnell, mein Freund«, sagt Allen. »Und sage Old James, er könnte kommen und mit Mikel reden, aber mehr auch nicht. Jeder Versuch, Mikel herauszuholen, würde ihn Mikel kosten. Bestellst du ihm das?«

      »In Ordnung«, sagt Ford gepreßt. »Ich sage dir, er holt ihn mit Gewalt heraus. Mach dir keine Hoffnungen, du müßtest zwanzig Gehilfen haben, um ihn zu halten.«

      Die Stagecoach kommt unter Gelärm und Peitschengeknalle in die Stadt. Clanton winkt Ford, daß er verschwinden soll. Er geht selber auf die Kutsche zu, sieht die wenigen Leute an der Station und den alten Männer Hillman auf dem Bock thronen. Hillman steigt steifbeinig ab und ruft:

      »Elk – New Mexico! Die Kutsche hält fünf Minuten! Wer aussteigen und ein Glas Brandy trinken will – der Last Penny Saloon ist gleich nebenan.«

      Und dann sieht er Steven, und er kennt die Geschichte um Mikel und Clay von seiner täglichen Tour, die ihn von Hobbs nach Alamogordo führt.

      »Nun, Clanton?« fragt er heiser, als er die Tür des Kutschkastens aufmacht und der dicke Gewürzhändler aussteigt. »Was ist, läufst du immer noch herum und wartest auf Clay?«

      »Ich brauche nicht mehr warten«, sagt Allen düster. »Er war hier, und Mikel hat ihn auf die krumme Art erledigt. Männer, nimm diesen Brief an Ben Braddock mit, und gib ihn, triffst du Braddock nicht an, dem Sheriff. Halte dich nirgends auf und erledige es gleich. Ich habe Mikel im Jail wegen Mord.«

      »Ach der Teufel«, sagt Hillman heiser. »Well, Clanton, eine Menge Ärger für dich durch den Alten, was? Nun gut, den Brief bekommt nur Braddock und sonst niemand. Ich halte mich sicher nicht auf. Well, noch in der Frühe hat er Bescheid.«

      Er fragt, wie es passiert ist, und Allen erzählt es ihm. Und der Alte flucht bitter. Er fährt nach wenigen Minuten los und treibt die Pferde an, die er noch einmal in Cloudcroft wechseln muß.

      Allen Clanton sieht der Kutsche nach, und rechts erkennt er Ford, der mit den Pferden seiner Partner und dem Grauen Mikels verschwindet.

      Seufzend dreht er sich um und geht zu seinem Office. Er hat die unbestimmte Ahnung, daß Ben Braddock, der gefürchtete Mann weit und breit, sicher gerade auf einer Inspektionsreise durch seinen Richterbezirk sein wird.

      Er geht zum Office, legt seine Decken auf das Sofa und verriegelt alles, macht auch die Fensterladen dicht. Neben sich stellt er die Schrotflinte, den Revolvergurt behält er um und liegt still in der Dunkelheit.

      Es dauert nicht lange und Allen Clanton schläft ein.

      Draußen ist die Nacht, und draußen rollt irgendwo die Stagecoach durch den nach Old James benannten James-Canyon auf Cloudcroft zu.

      Irgendwo reitet auch Art Ford und kommt auf die Ranch.

      Und es dauert keine halbe Stunde mehr, dann geht der alte James Brian Todhunter stampfend in seiner Halle auf und ab, und Clem Tuttle bobachtet ihn besorgt und voller schlimmer Ahnungen.

      »Clem, was würdest du machen?« fragt der Alte, nachdem er Selbstgespräche geführt hat und wild fluchte. »Los, was würdest du machen?«

      »Ich habe keine Meinung, Boß«, sagt Tuttle sanft. »Ich denke, man braucht keine Meinung zu haben. Er sitzt da, und ich denke nicht weiter nach.«

      »Du lügst«, sagt der alte James

      Brian wild. »Clem, heraus damit, was denkst du wirklich? Ich verlange eine Antwort. Und deine ehrliche. Was ich daraus mache, das soll dir gleich sein.«

      »Laß ihn drin!« sagt Clem grollend. »Er taugt nichts. Vielleicht ändert er sich doch noch. Laß ihn eine Weile drin. Und wenn man ihn verurteilt, dann laß es so sein. Riskiere nichts um diesen Mister, der dein Sohn ist, Boß!«

      Der Alte erstarrt und macht die Augen fast zu. Clem Tuttle sieht die Wut des Alten kommen und weiß, daß er beinahe zuviel gesagt hat.

      »Was soll ich?« fragt der Alte fauchend. »Bist du wahnsinnig, Mensch? Das ist mein Sohn, mein Erbe! Für ihn habe ich ein Leben lang geschuftet. Und sie sollen ihn vielleicht sogar hängen? Mensch, bist du toll? Hier bestimme ich. Diese Stadt gehört mir. Und wenn Allen ihn nicht freiwilig herausgibt, dann werde ich ihn mit Gewalt holen. Und du wirst helfen.«

      Tuttle sieht ihn an und zieht langsam die Augenbrauen hoch.

      »Boß, gegen das Gesetz?« fragt er kurz. »Nun gut, du hast Allen wählen lassen. Du hast ihn bezahlt. Aber er hat einen Orden.«

      »Zum Teufel mit dem verdammten Orden!« brüllt der Alte wild. »Einen Dreck ist der Stern wert. Ich werde Mikel herausholen, und er kann nach Mexiko verschwinden, bis Gras über diese Sache gewachsen ist. Meinst du, ich will mich mit dem Gesetz anlegen? Sie hängen ihn womöglich auf, wie? No, ich hole ihn heraus und schaffe ihn über die Grenze nach drüben. Und Allen kann solange im Jail stecken. Hilfst du mir dabei, oder läßt du mich im Stich? Tausend Dollar, wenn du…«

      »Boß, du bist ein alter Mann, aber das bewahrt dich nicht davor, ein Narr zu sein«, erwidert der Revolvermann bitter. »Ich sage dir, an Mikel ist alles verloren. Schicke ihn nach drüben, es ist einen Tagesritt entfernt. Schicke ihn nur hin. Eines Tages wirst du sehen, daß er wirklich nichts wert ist. Du hast umsonst gearbeitet, Boß. Du hast keinen Nachfolger, der würdig genug wäre, die Ranch zu leiten. No, ich dachte immer, du hältst viel von Allen?«

      »Ich halte auch jetzt noch viel von ihm«, sagt der alte Mann müde. »Er durfte ihn nicht einsperren, ehe er nicht mit mir gesprochen hatte. Mein Sohn und ein Galgen. Weißt du, was das heißt, Ehe ich diese Schande ertrage, bringe ich ihn selber um. Verstehst du nicht, was das heißen wird, Mann? In diesem Land, vom Pecos bis zum Rio Grande, kennt jeder Mann die Flying-H dem Namen nach, fast jeder kennt mich. Und mein Sohn ein Mörder, ein Verbrecher? Er darf nicht im Jail bleiben, keine Gerichtsverhandlung, kein Urteil. Mein Name ist zu schade.«

      Er starrt den Revolvermann an, der seltsam düster lächelt und den Mund aufmacht. Und dann sagt Clem Tuttle etwas, was er sonst niemals gewagt hätte zu sagen. Er sagt kalt und spröde:

      »Old James, du bist sicher ein guter Mann. Du bist sogar ein sehr guter Mann, aber du hast eins nicht gekonnt: Du konntest deinen Sohn nicht zu einem Mann deiner Größe erziehen. Er war dein einziges Kind, und du hast ihn alles tun lassen, weil du dachtest, dein Name wäre es deinem Sohn schuldig. Weißt du jetzt endlich, daß dein Name sich nicht übertragen läßt? Du kannst kein Ebenbild von dir machen, wenn du es auch gewollt hast. Nun gut, ich hänge auf eine seltsame Art an dir. Und wenn ich dir helfen kann, dann brauchst du keine Befehle. Ich helfe auch ohne tausend Dollar.«

      Der Alte ist einen Augenblick sprachlos. Und auf einmal sieht er sein Leben vor sich, er sieht, wie stolz er war, einen Sohn zu haben.

      Und er weiß, daß Clem Tuttle, der sonst kaum einmal sagt was ihn innerlich beschäftigt, genau die Wahrheit gesagt hat.

      »Verdammt, ja«, sagt er heiser. »Clem, du hast recht. Es ist nur – ich werde es nicht allein tun können. Ich brauche dich. Und ich will, daß du für diesen Bruch des Gesetzes nicht bestraft wirst. An mich wird man sich nicht wagen, das ist sicher. Jeder wird mich verstehen, aber dich wird man jagen. Clem, du hast eine Aufgabe vor dir. Nimm Mikel mit nach Mexiko und mach einen Mann aus ihm. Du bekommst mein Geld und wirst ihm auf die Finger sehen, ihn erziehen. Mach es hart und rauh, mach einen Mann aus ihm, denn zurück kannst du nicht mehr, wenn wir ihn herausgeholt haben.«

      »Ich weiß«, sagt der Revolvermann spröde. »Boß, ich weiß das alles, aber ich glaube nicht, daß ich Mikel noch umkrempeln kann. Versuchen will ich es, wenn wir es schaffen, aber versprechen kann ich gar nichts.«

      Der Alte reicht ihm den Kasten mit seinen Zigarren, und Clem Tuttle raucht ruhig. Er blickt einmal nach oben und sagt leise:

      »Boß, wir werden

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