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mit etwa 1000 Grad direkt auf die Diamanten trafen. Die Idee hinter diesem Experiment: die kleinen Edelsteine mithilfe dieser höllischen Hitze zu einem großen Kristall zusammenzuschmelzen. Zunächst passierte gar nichts. Dann begann es zu knistern, und es bildete sich Rauch, der immer stärker wurde. Schließlich standen die kleinen Schmuckstücke in Flammen und verbrannten zu einem rabenschwarzen klebrigen Häufchen Asche mit angekohlten oder trüb gewordenen Resten der Diamanten. Das Experiment war gescheitert und dennoch ein Beitrag für die Wissenschaft, denn man wusste nun: Diamanten sind aus Kohlenstoff und verbrennen zu Asche. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Lötsch, der ehemalige Generaldirektor des Naturhistorischen Museum, sagte: „Allein für diese Erkenntnis hätte der Kaiser einen Nobelpreis verdient.“ Das Experiment wurde nicht wiederholt und die verkohlten Reste der Diamanten kamen in die kaiserliche Naturaliensammlung. Der Brennspiegel aber wurde von Maria Theresias Hof verbannt: Geräte, mit denen man Diamanten verbrennen kann, haben hier nichts verloren, hieß es. Er ist heute im Technischen Museum zu sehen.

       Vaterunser und Daumenschraube

      „Samstag, den 15. dieses, nach gehörter Heiliger Messe geruheten Vormittag beede Kaiserl. Majestäten Sich mit denen inn- und ausländischen Staatssachen zu beschäftigen und Nachmittag Sich in dem Schönbrunnergarten mit Spazierengehen zu belustigen“, war im Juli 1752 im „Wiener Diarium“ zu lesen. Während der Regierungszeit Maria Theresias finden wir fast in jeder Ausgabe der 1703 gegründeten, ältesten Zeitung der Welt, die wir heute als „Wiener Zeitung“ kennen, Beschreibungen vom Besuch der Heiligen Messe durch die Herrscherfamilie. Maria Theresia und Franz Stephan kannten die geheimen Bedeutungen der Gebete und nutzten sie als Quelle der Kraft. Besonders das Vaterunser, das älteste und bekannteste Gebet der Welt, bewährt sich angeblich als Wegweiser zu Glück, Zufriedenheit und einem erfüllten Leben. Man sagt, es hätte seine heilsame Wirkung in den fast 2000 Jahren, seit es Jesus den Menschen gelehrt hat, nicht verloren. Wer die einzelnen Sätze des Vaterunser sorgfältig spricht oder liest – laut oder stumm ist dabei nicht von Bedeutung, wichtig ist die Konzentration auf die Worte – und das Gebet täglich wiederholt, würde bald bemerken, wie sich das Leben auf unerwartete Weise zum Positiven wendet und alle Wünsche erfüllt werden. Jeder kann dies mit den zehn Zeilen des Vaterunser bei sich selbst ausprobieren:

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      Wallfahrtskirche Maria Geburt in Hietzing, Ausgangspunkt für Maria Theresias „Via Sacra“ (siehe Seite 104).

      Vater unser, der du bist im Himmel,

      Geheiligt werde dein Name,

      Dein Reich komme,

      Dein Wille geschehe,

      Wie im Himmel, so auf Erden.

      Unser tägliches Brot gib uns heute,

      Und vergib uns unsere Schuld,

      Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,

      Und führe uns nicht in Versuchung,

      Sondern erlöse uns von dem Bösen.

      Aus diesem Grund kann auch jede Kirche von Wien als starker Kraftort gesehen werden – einige mehr, andere weniger. Zur Zeit Maria Theresias waren die Zeitungsberichte über ihre täglichen Kirchenbesuche auch ein starkes politisches Signal, das bis in den Vatikan und in der übrigen Welt zu hören war und lautete: Wir sind ein katholisches Land. Allerdings: Nicht-Katholiken konnten keine Toleranz erwarten, weil „dann kann man das Volk ja überhaupt nicht mehr regieren“, meinte Maria Theresia einmal zu ihrem Sohn Joseph II. (1741–1790) zur Frage der Religionsfreiheit. Vom Vatikan wollte man sich aber isolieren, nach Rom zu pilgern wurde verboten, 24 Feiertage strich man. An den neu geschaffenen Halbfeiertagen sollten die Kirchengänger anschließend wieder zurück zur Arbeit. Das zeigte das Herrscherpaar auch selbst am Samstag vor: erst Gottesdienst dann weiterarbeiten. Ziel war die Verlängerung der Arbeitszeiten. Nicht nur in Industrie, Handwerk und Landwirtschaft, auch bei Beamten wurde die Dienstzeit von sechs auf acht bis neun Stunden erhöht – vermutlich führte das zur Erfindung des Büroschlafs.

      Maria Theresias Regierungszeit war geprägt von Maßnahmen, die unter dem Namen „Theresianische Staatsreform“ in die Geschichte eingingen und teilweise bis heute wirksam sind. Da gab es die Reform der Staatsorganisation, die Heeres-, die Justiz-, die Wirtschafts- und die Bildungsreform. Am bekanntesten wurde die Einführung der Unterrichtspflicht, die am Nikolaustag des Jahres 1774 in Kraft trat: Als Erstes wurden einklassige Volksschulen für die sechs- bis zwölfjährigen Kinder am Land eingerichtet. In den 240 Jahren, die seither vergangen sind, entwickelte sich das österreichische Bildungssystem, vielleicht weil daran ständig gefeilt und es dauernd reformiert wird, zu einem der besten weltweit.

      Als kompliziert erwies sich die Abschaffung der „Tortur“. Bis Jänner 1776 durfte in Maria Theresias Österreich nach richterlichem Beschluss „fachmännisch“ gefoltert werden. Sieben Jahre vor dem Verbot ließ die Herrscherin sogar noch ein Handbuch für Scharfrichter (die berüchtigte „Constitutio Criminalis Theresiana“) drucken. Darin wird beispielsweise exakt beschrieben, wie man Daumenschrauben anlegte, wobei es zwei Arten gab: die Prager und die Wiener Tortur – beide gleichermaßen grausam und schmerzhaft. In dem Werk war außerdem nachzulesen, wie man den „Spanischen Stiefel“ aus Eisen an die Beine anlegt und dem Inquisit möglichst große Qualen bereitet, ohne ihm dabei die Kniescheibe zu brechen, oder auf welche Weise die Inhaftierten zur „Peinlichen Tortur“ nach Prager Art auf Leitern gespannt und fachgemäß gedreht werden sollten, um sie zu Geständnissen zu bringen, darüber hinaus an welchen Körperstellen man sie mit Feuer brennen durfte und an welchen nicht. Auch alles über das „richtige“ Aufziehen nach der „Wiener Tortur“ konnte man nachlesen, und wann man dem frei in der Luft hängenden Gefangenen zusätzlich Gewichte anbinden durfte. Selbst der Umgang mit Hexen und Zauberern war in dem Büchlein exakt geregelt.

      Dass die Folter oder die sogenannten „strengen Fragen“ schließlich verboten wurden, ist Joseph von Sonnenfels (1732–1817) zu verdanken. Der österreichische Schriftsteller (150 Bücher) und Universitätsprofessor erreichte durch Publikationen und Interventionen ein Umdenken bei Maria Theresia und ihrem Sohn Joseph II., sodass die Herrscher die Tortur schließlich verboten – eine Pioniertat für Europa und ein Beweis dafür, wie Gedanken Veränderungen herbeiführen.

      Sonnenfels bediente sich dabei, vielleicht unbewusst, einer magischen Technik, die jeder für sein eigenes Leben anwenden kann. Diese lautet: Formuliere deine Wünsche exakt als bereits erreichtes Ziel und schreibe dieses am besten auf. Versetze dich geistig in die Situation des erreichten Zieles und lass die Zeit arbeiten. Dann kann das Universum dir zu Diensten sein und auf unvorhersehbare Weise deinen Wunsch erfüllen. Gedanken wie „ich möchte haben“ werden sich auch erfüllen, allerdings wirst du im Zustand des „ich möchte haben“ verbleiben. Damit ist nichts erreicht. Mit anderen Worten: Gute Gedanken erfüllen sich – schlechte auch. Richtige Gedanken wirken wie ein Magnet auf Eisen: Sie ziehen das an, was sie enthalten. Aber: Jede Erfindung, jedes Kunstwerk, jede Aktion muss zuerst im Kopf vorhanden sein. Sonnenfels lieferte ein klassisches Beispiel: Er beschrieb in einem Buch eine Welt ohne Folter und wurde nicht müde, diesen Zustand zu vertreten, obwohl die Gerichte, Politiker und sogar die Kaiserin dagegen waren, die Folter aufzulassen. Schließlich wurden seine Vorstellungen erfüllt. Seine Gedanken haben gesiegt.

      Diese Praxis wird heute speziell beim Training von Spitzensportlern, Schauspielern und Topmanagern angewendet und längst nicht mehr als „magisch“ bezeichnet. Mittlerweile ist sie als Mentaltraining anerkannt. Der Kernsatz lautet: Die Siege beginnen im Kopf, die Verluste auch – also denke dich als Sieger, dann wirst du auch einer sein.

      Mit seinen Publikationen nahm Joseph von Sonnenfels den modernen kritischen Journalismus vorweg. Er war mit Ludwig van Beethoven befreundet, der ihm die Klaviersonate in D-Dur op. 28 widmete. Der Schriftsteller wurde Berater bei Hofe, Präsident der Akademie der bildenden Künste, Freimaurer und Oberhaupt der Wiener Illuminaten. Sein Denkmal steht am Rathausplatz, ein zweites

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