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mit seinen Blicken.

      »Aber warum denn?«

      Ben antwortete nicht. Seine Augen verengten sich, als Tuscon plötzlich schneller voranschritt, mit dem Spazierstock ausholte und dann anschließend zwischen dem Geröll herumstocherte.

      »Das ist… Das ist ja eine Klapperschlange«, sagte Clay mit fast ersterbender Stimme. Er hatte sich nicht getäuscht. Tuscon hob mit der Stockspitze gerade eine oberarmdicke Klapperschlange auf, die einen leicht mitgenommenen Eindruck machte. Er ließ sie in den Papiersack fallen, den er hastig und vorsichtig zugleich zudrehte. Anschließend schob er den Stock durch den oberen Teil des Papiersacks und trug ihn zurück zu seinen Mitarbeitern, die ihm jetzt lästig geworden waren.

      Kurz vor Clay und Ben, die nur einen mehr als begrenzten Spielraum hatten, fetzte er den Papiersäck so auseinander, daß die Klapperschlange frei lag.

      Noch war sie mitgenommen und rührte sich nicht sonderlich.

      »Viel Vergnügen«, sagte Tuscon und beförderte die Klapperschlange mit der Stockspitze sehr geschickt in den Kreis, den Clay und Ben mit ihren ausgestreckten Armen bildeten. »Viel Vergnügen, Freunde. Sobald sie wieder rege ist, wird sie böse sein! Und die Polizei wird Parker dann unter die Anklage fahrlässiger Tötung stellen, wetten?«

      Er nickte seinen Mitarbeitern fast freundlich zu und ging zurück zu seinem Wagen, der bald darauf in einer Staubwolke verschwand.

      Clay und Ben starrten auf das Reptil, das bereits recht munter geworden war. Sie riskierten nicht die geringste Bewegung und durften nur hoffen, daß die Klapperschlange sich wieder verzog.

      Sie schien jedoch andere Absichten zu haben. Sie war, wie deutlich am Klappern ihrer Schwanzrasseln zu hören war, äußerst unwirsch …

      Die Klapperschlange interessierte sich für Clays rechten Fuß. Es mochte die stramme Wade gewesen sein, die ihre Sinne reizte. Sie klapperte also noch ein wenig und nahm anschließend Maß. Sie schlängelte sich ein wenig an Clay heran, doch der sprang plötzlich bogenförmig zur Seite, daß Ben herumgerissen wurde und nun seinerseits seinen sicher geglaubten Knöchel zum Biß darbot. Ben, nicht faul und am Überleben interessiert, riß nun seinerseits Clay herum. Innerhalb weniger Sekunden vollführten die beiden Gangster eine Art Ringeltanz um die Klapperschlange, die äußerst erstaunt und sichtlich beeindruckt war. Sie zischte und klapperte, aber sie konnte sich für keinen der beiden Gangster entscheiden. Bis Clay stolperte, zu Boden stürzte und Ben mit sich riß. Die beiden Gangster blieben stocksteif und starr vor Entsetzen im gelbgrauen Minenstaub liegen und warteten darauf, daß das Reptil sich bediente.

      Die Klapperschlange hatte sich entschieden. Wieder einmal für Clay. Die Klapperschlange richtete ihren Kopf auf, visierte Clays Bein an und … zuckte plötzlich zusammen. Sie bäumte sich auf, klapperte nicht mehr und rutschte dann haltlos in sich zusammen.

      »Ein Pfeil… Ein Blasrohrpfeil!« Ben schluckte, »haargenau getroffen …! Mensch, Junge … Clay … Wir sind gerettet! Hörst du … Das Biest ist erledigt!«

      Clay hörte zwar, doch ihn schüttelte ein trockenes Schluchzen. Er war mit seinen Nerven restlos am Ende und wurde schließlich ohnmächtig.

      Als er wieder zu sich kam, hörte er eine vertraute Stimme.

      »… muß ich offen gestehen, Mister Ben, daß Sie in der Auswahl Ihres Chefs keine besondere Vorsorge getroffen haben. Mister Tuscon scheint mir der geborene Mörder zu sein!«

      »Den bring ich um!« kreischte Ben.

      »Davon sollten Sie besser Abstand nehmen, Mister Ben. Sie scheinen Mister Tuscon bisher sehr unterschätzt zu haben. Vielleicht gelingt es, ihn auf legale Art und Weise zur Verantwortung zu ziehen.«

      »Ich sage gegen ihn aus, was Sie wollen! Der gehört doch glatt ins Zuchthaus!« Ben war sehr erbost und vergaß darüber seine eigene schwarze Seele.

      »Ich pflichte Ihnen vollkommen bei, Mister Ben.« Parker nickte Clay zu, der sich jetzt aufrichtete und mit den Augen nervös zwinkerte. »Ich hoffe, Sie haben sich von Ihrer Überraschung erholt, Mister Clay.«

      »Wo …. Wo ist das Biest?« Clay sah sich scheu um.

      »Meinten Sie jetzt das an sich unschuldige Reptil oder Mister Tuscon?« erkundigte sich Parker.

      »Erst mal die Schlange.«

      »Sie stürzte in die Grube, Mister Clay. In jene Grube, die meiner bescheidenen Wenigkeit zugedacht war.«

      »Wir wollten Sie doch nicht umbringen«, sagte Ben hastig und viel zu schnell, »wir wollten Sie nur schocken. Ehrenwort!«

      »Bleiben wir bei Mister Tuscon«, sagte Parker, ohne auf das erste Thema näher einzugehen. »Ich wäre an Details über Mister Tuscon und Mister Wesson ungemein interessiert. Nach einem erfolgreichen und offenen Dialog bin ich keineswegs abgeneigt, Ihnen die beiden Schlüssel für die Handschellen zu überantworten, doch dies richtet sich, wie ich bereits andeutete, nach dem Grad Ihres Mitteilungsbedürfnisses, wie Sie verstehen werden.«

      Sie verstanden den Butler vollkommen.

      Es ging auf 18.30 Uhr.

      Eine etwa zwanzig Jahre junge Dame langbeinig, ein wenig genormt wirkend in ihrem durchaus attraktiven Aussehen, verließ ein kleines, vierstöckiges Apartmenthaus und trat wartend an den Straßenrand. Sie trug ein leichtes Sommerkostüm mit großzügigem Ausschnitt, der durch eine etwas aufdringliche Zuchtperlenkette verziert wurde.

      Sie stellte sich plötzlich auf die Zehenspitzen und winkte einem Wagen, der die Straße herunterkam. Am Steuer dieses Wagens saß Dave Dee, frisch und munter aussehend. Man hätte nicht einmal ahnen können, daß er einige peinliche Erlebnisse hinter sich hatte.

      Ausgesprochen höflich half er Arlene Andrews in den Wagen, denn um sie handelte es sich. Er redete lächelnd auf sie ein, zeigte seine schneeweißen, makellosen Zähne und gab sich alle Mühe zu gefallen.

      Weder Arlene Andrews noch Dave Dee wußten, daß sie sehr sorgfältig beschattet wurden.

      Parker ließ den Ford nicht aus den Augen. Der cremefarbene Wagen bog schon bald von der Hauptstraße ab und bewegte sich durch ein Vorortviertel, in dem nur villenartige Häuser der finanzstarken Mittelschicht standen.

      Butler Parkers Neugierde und Geduld wurden auf keine lange Probe gestellt. Der Wagen hielt vor einem Haus, vor dem ganze Pulks parkender Autos standen. Aus dem Haus drangen Gelächter, Stimmengewirr und lautstarke Musik nach draußen. Hier wurde, dies war eindeutig, eine Party gegeben.

      Arlene und Dave stiegen aus dem Wagen und betraten das Haus. Parker, der sich einen unauffälligen Buick geliehen hatte, parkte auch sein Gefährt, verließ es und schritt gemessen hinüber zum Haus. Dabei warf er einen prüfenden Blick in die Runde. Er wollte sich vergewissern, ob er nicht vielleicht seinerseits beschattet worden war.

      Dies schien nicht der Fall gewesen zu sein.

      Er betrat das Haus mit einer Selbstverständlichkeit, als gehöre er zum Personal. Im Vorraum warf er einen zweiten prüfenden Blick in die Runde, dann in den Spiegel. Er fand ein Silbertablett, auf dem Rauchwaren drapiert waren, nahm es in die rechte Hand und begab sich weiter in die Halle des geräumigen Hauses.

      Etwa dreißig, vierzig Personen sorgten für Lärm und Treiben. Parker bot die Rauchwaren an und hielt Ausschau nach Arlene und Dave. Noch war er nicht besonders unruhig darüber, daß er sie nicht entdecken konnte. Es gab noch andere Räume, in denen sich Gäste bewegten.

      Dennoch stieg in Parker schon nach wenigen Minuten so etwas wie ein vager Verdacht auf. Er hatte das Gefühl, überlistet worden zu sein. War seine Beschattung doch bemerkt worden? Hatte Dave Dee etwa Verdacht geschöpft?

      Parker kümmerte sich nicht weiter um die Rauchwaren und suchte die verschiedenen Räume nach dem Pärchen ab. Er geriet in den Garten hinter dem Haus, passierte einen Swimmingpool und entdeckte schließlich am Ende des Gartens eine kleine Gartenpforte, die nur angelehnt war.

      Parker schalt sich, was selten war, einen ausgemachten Narren. Dave Dee hatte

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