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sich aus einem der Edel-Restaurants einen kleinen Imbiss zu holen. Neu ist allerdings, dass es ab diesem Jahr auch teurer wird, in Wassenberg zu sterben. Es bringt aber nichts, sich darüber jetzt zu Tode zu ärgern. Ganz im Gegenteil, denn die Grabgebühren schnellen ab sofort in die Höhe. Man hätte es ahnen können. Die Stadt Wassenberg hatte sich ja schon in der Vergangenheit bei der benachbarten Mülldeponie Rothenbach abgeschaut, wie man erfolgreich als Entsorgungsspezialist arbeitet. Bis zu 70% mehr müssen die Verblichenen bzw. deren Erben demnächst für ein Grab mit guter Lage auf den Tisch des Herrn legen. Und die Erhöhung betrifft die ganze Palette - von Business-Class- bis Wiesengrabstätte. Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine Politik der kalten Hand und die ist gar nicht mal so unclever, denn posthum werden sich die wenigsten über höhere Gebühren beschweren. Das wäre bei Müll- oder Kanalgebühren schon anders. Außerdem kann man der Stadt Wassenberg - wie in anderen Städten oft üblich - noch nicht mal vorwerfen, dass sie es von den Lebenden nimmt. Besonders erfreulich aber ist für den Kämmerer, dass der Nachschub stimmt. In den letzten zwei Jahren hat die Einwohnerzahl von Wassenberg nämlich um sage und schreibe 1.000 Menschen zugenommen. Im Dezember wurde gar der 16.000ste Einwohner registriert. Und der dafür von Bürgermeister Erdweg vorausschauend überreichte Blumenstrauß war - weiß Gott - eine kluge Investition in die Zukunft der Haushaltssanierung.

      08.02.2003

      Unglaublich! Da sollten bei unserer Kreisverwaltung nach dem Vorbild der Landesregierung doch tatsächlich die Geldgeschenke für alle Arten von Jubiläen abgeschafft werden. Jene Geldge schenke, mit denen strahlende Politiker bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auftauchen, um sie dann gönnerhaft im Blitzlichtgewitter der gerührten Verwandtschaft Goldpaaren, Vereinsmitgliedern und Hundertjährigen zuzustecken. Bei etwa 1.000 Jubiläen pro Jahr schlagen diese Präsente locker mit 65.000 Euro zu Buche. Doch der Kreisausschuss ließ sich nicht beirren. Die Geschenke werden natürlich nicht gestrichen. Wo kämen wir denn da hin? Wie sollte bitte schön ein durchschnittlicher Poli ti ker aus dem Kreis Heinsberg auf seine ihm zugesicherte jährliche Quote von öffentlichkeitswirksamen Händeschüttelterminen kommen, wenn man von heute auf morgen die Jubiläumsge schenke abschaffen würde? Und vor allem: Was finge er wohl mit der vielen plötzlichen Freizeit an? Aber zum Glück sind sich unsere beiden großen Lieblings-Volksparteien ausnahmsweise mal einig, denn das wissen sowohl CDU als auch SPD: Man kann an allem sparen, aber nicht am Samariter-Image der Politiker. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen das Abzocken in allen Partei-Grundsatzprogrammen festgeschrieben zu sein scheint, ist es von enormer Wichtigkeit, das angeschlagene Politiker-Ansehen durch wirkungsvolle Kurzauftritte wieder ins rechte Licht zu rücken. Etwa mit einem 150-Euro-Scheck zum Jubiläum des Schützenvereins, der die Summe unter großem Beifall sofort wieder in Bier umsetzt oder den 100 Euro für den 110-Jährigen, mit denen sich die künftigen Erben vorab schon mal einen schönen Tag machen können. Eine ehrliche politische Aussage: Wenn schon leere Versprechungen, dann nicht auch noch leere Hände.

      28.03.1998

      Heute geht es mal nicht um die Kreisheinsberger Müllentsorgung, sondern um die ganz private. Vergangenen Montag habe ich unsere graue Tonne zum letzten Mal unter regulären Bedingungen an die Straße gestellt. Ab dem 1. April wird alles anders sein. Dann nämlich werden in meiner Wahlheimat Wegberg die Tonnen gewogen. Damit meine ich nicht etwa die Eröffnung eines Weight-Watchers-Studios, sondern die Entscheidung der Stadtverwaltung, die Restmüllentsorgung künftig nach dem Verursacherprinzip abzurechnen. Jeder bezahlt nur den Müll, den er in seiner Tonne hat. Obwohl sich das System in Gangelt und Geilenkirchen bewährt haben soll, bin ich skeptisch. Wenn sich nämlich zum Beispiel mal ein Besoffener in meine graue Tonne übergibt, kostet mich das direkt 2,80 Mark mehr. Ganz zu schweigen von den vorsätzlichen Fremdbefüllungen. Zum Beispiel könnte sich doch mein Nachbar für die nie zurückgegebene Kreissäge an mir rächen, indem er mir fünf Kalksandsteine unter meinen Restmüll mogelt. Aber okay, ich vermute, unter dem Strich wird sich der Müll, den andere mir in die Tonne stecken, mit dem Müll ausgleichen, den ich auf fremde Tonnen verteile. Wer den Nachbarn nicht traut, dem bietet die Stadtverwaltung übrigens auch Mülleimerschlösser für knapp fünfzig Mark an. Aber wie soll das funktionieren? Soll man vielleicht morgens um halb fünf aufstehen, um dem Müllmann die Tonne aufzuschließen? Oder hat der Müllmann etwa einen Nachschlüssel? Und wenn ja, müsste mein Nachbar sich dann nicht einfach nur gut mit ihm stehen? Fragen über Fragen.

      10.08.2002

      Müllentsorgung, die Zweite. Eine Bestandsaufnahme.

      Man sollte es kaum glauben, aber eine typische RTL II-Reportage, etwa über homosexuelle Transvestiten im Swinger-Club, kostet in der Produktion richtig viel Geld. Damit steht fest: Müll ist teuer. Aber zum Glück muss man, um das zu wissen, nicht RTL II gucken. Es reicht nämlich ein Blick auf die Müllgebühren im Kreis Heinsberg. Die sind im vergangenen Jahr in fast jeder Kommune im zweistelligen Bereich erhöht worden. In Erkelenz gar um 27%. Wobei das sogar verständlich ist, weil man die „Närrische Hitparade“ schließlich nicht nur über Parkgebühren finanzieren kann. Aber selbst in strukturschwachen Gegenden wie dem Selfkant, wo der Müll bei guter Witterung traditionell im Garten verbrannt wird, schnellte der Gebührensatz um satte 22% hoch. Was ist nur los? Kann man bald nicht mehr guten Gewissens seine Autobatterie im Hausmüll entsorgen, ohne dass man sich dumm und dämlich zahlt? Gangelt, Waldfeucht, Wegberg und Geilen kirchen gehen seit Jahren scheinbar andere Wege. Dort gilt das Verwiegesystem. Das bedeutet, dass man nur die Menge Müll bezahlen muss, die man auch wirklich produziert. Aber auch dort sind nach kurzer Zeit Probleme aufgetaucht, weil viele Anwohner sich plötzlich Schlösser an die Tonne machten, sodass man seinen Abfall nachts auf einmal nicht mehr in einer nachbarlichen Tonne entsorgen konnte. Nach der Gebühren-Explosion droht uns im Kreis Heinsberg der so genannte Müll-Tourismus. Geilenkirche ner zum Beispiel werden künftig häufiger nach Hückelhoven reisen, um dort ihre Großmutter zu besuchen. Im Gepäck ein Flakon Tosca und eine randvolle blaue Mülltüte mit dem Abfall der letzten Woche. So hat die Müll-Reform doch noch ihr Gutes: Die Familie rückt wieder näher zusammen.

      26.09.1998

      Ich hoffe, Sie haben in den letzten Tagen noch mal in vollen Zügen den Wahlkampf genossen, denn die Politiker werden in den nächsten vier Jahren nie mehr so nett, sympathisch und volksnah sein wie in den letzten Wochen. Morgen ist der Tag der Wahrheit und ab Montag tritt dann wieder der graue Alltag ein. Oder glauben Sie allen Ernstes, ab nächster Woche würde sich Joschka Fischer noch mal auf den Erkelenzer Marktplatz stellen oder Oskar Lafontaine würde jemals wieder nach Hückelhoven kommen, außer, wenn er sich verfährt? Umso erfreulicher finde ich es da, dass wir im Kreis Heinsberg einen echten, eigenen Kanzlerkandidaten haben. Jawohl, richtig gehört. Reinhard Borowitz aus Wegberg steht morgen als Kanzlerkandidat zur Wahl. Der Bundeskanzler - einer von uns. Das wär doch was. Der Haken daran: Borowitz ist Spitzenkandidat der Naturgesetzpartei. Diese Partei gibt es zwar in über 70 Ländern, sie ist aber komischerweise in keinem dieser Länder an der Macht. Die Naturgesetzpartei propagiert das Yogi-Fliegen zur Bewusstseinserweiterung und will damit sage und schreibe 600 Milliarden (!) Mark alleine im Gesundheitswesen einsparen. So seltsam das klingt, Geld sparen durch Yogi-Fliegen ist durchaus plausibel. Man überlege mal, was man alleine an Flugkosten sparen könnte, wenn man Yogi-Flüge nach Mallorca anbieten würde. Aber ich denke, trotz dieses gigantischen Wahlversprechens dürfte morgen nicht mit einem Yogi-Überflieger zu rechnen sein. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass schon die 0,5-Prozent-Hürde zum Stolperstein für die Naturgesetzpartei werden wird. Das sind dann die Natur gesetze in der Politik.

      09.10.1999

      Das Top-Event der vergangenen Woche war zweifellos der Zusammenschluss der vier größten Randgruppen Deutschlands zu einem Freundschaftsbund - nämlich der westlichsten, östlichsten, nördlichsten und südlichsten Gemeinde. Und wer weiß besser als wir, was der wilde Westen der Republik ist? Natürlich der Selfkant, jene brodelnde Zuckerrübenmetropole am Ende

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