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      (streng) Ulla. Verarsch mich nicht.

       Während Mirja telefoniert kocht sie weiter.

       Mirja

      Na schön. Ich… ich stehe am Herd und koche.

       Markus

      Echt? Was gibt’s denn?

       Mirja

      Linsensuppe.

       Markus

      Geil. Mit Würstchen?

       Mirja

      Sicher.

       Markus

      (erregt) Oh Mann. Wie sehen die aus die Würstchen?

       Mirja

      Zart. In Naturdarm. Ich lasse gerade eines langsam in die Brühe gleiten.

       Markus

      Oh ja, jaa. Laß es reingleiten…

       Markus hat sichtlich Spaß an dem Telefonat.

       Ende

       FÜR: DIE WOCHENSHOW

      Titel: Der aserbaidschanische Kalender

       ORT: Flur

       PERSONEN: Reporter / Mann

       FLUR

       Reporter interviewt einen, auf den ersten Blick recht seriös wirkenden Mann.

       Reporter

      Neben mir steht Dr. Holtschke. Er hat die praktische Nutzbarkeit des antiken aserbaid-schanischen Kalenders auf unsere heutige Zeit untersucht.

       Mann

      Richtig. Der aserbaidschanische Kalender bietet erstaunliche Vorteile gegenüber allen von uns bis dato genutzten Kalendarien. Er hat zum Beispiel sage und schreibe 12 Monate.

       Reporter

      Ach. Aber das hat doch … unser Kalender auch.

       Mann

      Soso. Hat er also?! Aber die Monate im aserbaidschanischen Kalender sind alle unterschiedlich lang. Jaha!

       Reporter

      Das, lieber Dr. Holtschke, trifft auf die Monate in unserem Kalender auch zu.

       Mann

      So. Tut es das? Sie haben sich wohl … auf dieses Gespräch vorbereitet, wie?

       Der Reporter nickt.

       Mann

      Gut, gut. Dann fragen sie mich doch mal nach den revolutionären Vorteilen in puncto Meeresfrüchte, die der aserbaidschanische Kalender zu bieten hat.

       Reporter

      Vorteile in puncto Meeresfrüchte?

       Mann

      Ich freue mich, daß Sie mir genau diese Frage gerade jetzt stellen. Die

      Monate im aserbaidschanischen Kalender fangen alle mit „R“ an. Rapril, Rai, Runi, Ruli, Raugust usw.

       Reporter

      Und … und das freut die Fische?

       Mann

      Tztztztz. Wohl nicht besonders weit her, mit ihrer Vorbereitung, was? In Monaten mit „R“ darf man Muscheln essen. Ergo: nach dem aserbaidschanischen Kalender darf man das ganze Jahr über Muscheln essen. Toll was?!

       Reporter

      Aber im Mai sind die Muscheln nunmal mies. Miesmuscheln halt. Selbst wenn Mai Rai heißt.

       Mann

      Schnickschnack. Dann essen sie die Muscheln halt im Rocktober. Der hat zwei „R“ Da sind sie doppelt gut!

       Reporter

      War's das? Oder hat ihr Kalender noch andere die Welt revolutionierende Vorteile?

       Mann

      In der Tat. Die hat er. Wenn man ihn geschickt zu falten versteht kann man einen lustigen Hut daraus machen. Wie diesen.

       Der Mann reicht dem Reporter einen gefalteten Papierhut.

       Reporter

      Herr Dr. Holtschke, mit Verlaub, sie ticken nicht ganz richtig.

       Mann

      Nach ihrem Kalender vielleicht. Aber in Aserbaidschan bin ich der ganz große King Shit. Ich muß los. Mein Kutter wartet.

       Mann geht ab. Reporter schaut ihm nach und setzt sich den Hut auf.

       ENDE

      Fazit:

      Ich bin sicher, dass in den Schreibtischschubladen oder auf den Festplatten unzähliger Autoren Texte vergammeln, die es eigentlich verdient hätten, gelesen, gehört oder gesehen zu werden. Oft höre ich von Schauspielern den Satz: „Es gibt ja leider so wenig gute Drehbücher“. Das glaube ich nicht. Nur hat nicht jeder die Möglichkeit, sein Werk zu präsentieren. Und wenn doch, dann sitzen an den entscheidenden Stellen oft Menschen, die Qualität und Potential nicht, oder nur bedingt beurteilen können. (Ausnahmen bestätigen die Regel)

      Ich erinnere mich an eine Redaktionssitzung in der TV Movie Abteilung von RTL. Ein schlechtgelaunter Redakteur betrat den Raum und polterte sofort los: „Ich hatte letzte Woche wieder 100 Manuskripte zum durchschauen. Alles nur Schrott. Nach der Hälfte habe ich aufgehört. Wann kommt endlich mal wieder so ein genialer Stoff wie Haialarm vor Mallorca?!

      Noch Fragen?

      Und ein letzter Gedanke: Viele schwärmen von der Genialität der Autorenfilme. Auch renommierte Produzenten und Redakteure. Aber warum sind die Meisten dieser Filme so gut?

      Vielleicht, weil dem Autor/Regisseur niemand in seine Arbeit reingeredet hat? Weil keiner das Projekt von vorn herein schon abgelehnt hat? Maybe. Aber auch ein guter Autorenfilm muss finanziert werden. Selbst „low budget“ Produktionen. Und wer die Kohle nicht zusammen bekommt, dessen Stoff verrottet weiter im Hades der vergessenen Ideen…

      Hat mal wer 'nen Euro für 'nen echt tollen Film?

       11 Hörst Du das auch ?

      Ich sitz´ vor meiner Speisekammer

      Und hör´ von drinnen leise Jammer

      Mein Gott, wer mag da drinnen sitzen

      Kann sein, daß da zwei Finnen schwitzen

      Vielleicht ja auch drei Schweden weinen

      Zumindest leis´ zu reden scheinen

      Könnt´ sein, daß da vier Polen jaulen

      Weil sie sich an den Sohlen kraulen

      Eventuell fünf Dänen plappern

      Und dabei mit den Zähnen klappern

      Wär´möglich, daß sechs Pärchen säuseln

      Bis sich bei mir die Härchen kräuseln

      Wahrscheinlich sieben Letten toben

      Und lauthals Operetten proben

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