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war jemand, der öfters kam. Sie hat ja auch die Unterwäsche bei Ihnen gekauft.“

      „Woher wissen Sie das?“

      „Von den Etiketten in ihren Kleidern. Die mögliche Kundin von Ihnen wurde ermordet. Und zwar schon vor etwa 30 Jahren.“

      „Oh Gott.“ Eve Porter setzte sich erst einmal. Sie sah länger zum Fenster. Foster ließ sie überlegen.

      „Das könnte Claire Glenn gewesen sein. Ich erinnere mich an sie. Sie kam öfters und dann eines Tages überhaupt nicht mehr. Ich erinnere mich auch deshalb, weil sie eine Bluse bestellt und nicht abgeholt hat. Ich habe mich noch gewundert und später eine Nachbarin von ihr gefragt. Und die hatte sie auch nicht mehr gesehen. Aber weggezogen war sie nicht.“

      „Wo wohnte diese Claire Glenn?“

      „Drüben in der Duke Street, in einem Eckhaus. Die Nummer weiß ich nicht. Das bekommen Sie aber bestimmt heraus.“

      Foster verabschiedete sich und lief in die Duke Street. Das Eckhaus hatte die Nummer sieben. Sie läutete bei der ersten Wohnung. In der zweiten Wohnung wurde ihr geöffnet.

      „Ja, wir erinnern uns. Wir sind damals neu eingezogen, die junge Dame wohnte über uns. Sie war immer schick gekleidet. Sie hat in Birmingham gearbeitet“, erzählten sie.

      Foster setzte sich gut gelaunt in ihr Auto. Endlich hatte sie Anhaltspunkte, die sie überprüfen konnte. Fast schon überschwänglich betrat sie das Großraumbüro und lief sofort zu ihrem Schreibtisch. Im Einwohnermelderegister von Coventry wurde sie schnell fündig. Als Nächstes besorgte sie sich vom National Heath Service den Namen des Zahnarztes von Claire Glenn. Es gab einen Nachfolger, der sich bereit erklärte, das Archiv nach den Unterlagen von Claire Glenn zu durchsuchen.

      Brennan stand unruhig hinter Foster, die noch telefonierte. Sie spürte Brennans Nervosität. Er wollte unterrichtet werden.

      „Steve. Sie wollen sicherlich wissen, was ich herausbekommen habe.“

      „Wird auch Zeit“, knurrte er.

      „Bei unserer Toten könnte es sich um eine Claire Glenn handeln. Sie stammte aus Coventry. Ich habe den Laden entdeckt, bei dem sie offenbar ihre Kleidung gekauft hat. Auf den Rückruf des Zahnarztes warte ich noch. Falls die Unterlagen noch vorhanden sind, muss ich noch den Abgleich machen, mit dem, was Kincaid sieht.“

      „Oh, sehr gut. Passt alles.“ Brennan ergänzte seine Notizen.

      „Und ich habe noch etwas in den alten Unterlagen entdeckt“, fügte Foster mit einem Lächeln hinzu: „Vor 27 Jahren wurde ihr Wagen, abgestellt in der Nähe einer Bushaltestelle, gefunden.“

      „Und niemand hat die Frau aufspüren können. Schauen Sie, was Sie weiter über sie herausbekommen.“ Brennan setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und suchte halbherzig nach früheren Fällen mit einer ähnlichen Kennzeichnung der Opfer. Zwei Stunden später gab er auf, nahm Tasche und Mantel und fuhr nach Hause. Um sechs Uhr abends kam er sonst nicht oft in sein Haus zurück.

      Der Zug kommt an

      Winston Turner saß im Zug nach Canterbury. Sein Plan und seine Liste befanden sich in seiner Aktentasche. Alles hatte er mit seinem Freund Michael Glenn geplant. Jede Eventualität waren sie durchgegangen. Seit Monaten hatten sie zusammengesessen, hatten im Internet recherchiert, Stadtpläne angeschaut, Hotels gesucht, Ferienhäuser und Hütten ausgespäht. Je näher er jetzt der Stadt kam, desto ruhiger und glücklicher wurde er. Endlich konnte er den Auftrag ausführen.

      Er kam an jenem verregneten Dienstag pünktlich um vierzehn Uhr zweiunddreißig am Hauptbahnhof von Canterbury an. Er trug einen langen, dunkelgrünen Regenmantel, er hätte auch für einen Fischer aus einem der Fischerorte gehalten werden können. Er war kein Fischer, aber er war an der Küste aufgewachsen.

      Es war das schlechte Wetter, das ihn dazu veranlasste, diesen Mantel auf der Reise zu tragen. Er zog seinen schwarzen Hut tief ins Gesicht. Seine groben Schuhe verliehen ihm eine größere Statur, als er wirklich hatte. Unter seinem schwarzen Hut schaute ein rundes Gesicht mit einem ernsten Ausdruck hervor, der durch den Blick der graublauen Augen verstärkt wurde. Seine Nase wirkte scharfkantig auf der sehr hellen Gesichtshaut. Er wollte nicht auffallen, doch einige Mitreisende im Zug und auf dem Bahnsteig wunderten sich über seine Kleidung: Niemand hier mitten im Land trug so etwas, auch nicht bei schlechtem Wetter.

      Es muss einer von der Küste sein, dachte der eine oder andere. Ansonsten fiel der junge Mann nicht weiter auf. Fremde gab es viele in der Stadt. Er hätte ebenso durch seine Größe auffallen können. Der lange Mantel ließ ihn noch größer erscheinen, als er war. Er kümmerte sich nicht um die Leute, die ihn etwas verwundert anschauten.

      Er lief zügig zum Taxistand und nahm sich ein Taxi zur Autovermietung Hertz. Der Fahrer wunderte sich ebenfalls über die Aufmachung des Fahrgastes. Dieser lange gummiartige Mantel erinnerte ihn mehr an die Leute am Meer. Fischer trugen solch einen Mantel, dachte er. Im Fernsehen hatte er das gesehen.

      Diese Reise empfand Turner als inneren Auftrag. Immer wieder hatte ihm seine Großmutter Margareth die Familiengeschichte erzählt: Geflohen war seine Familie vor den Gleans, die über Jahrhunderte die jungen Frauen der Dunns ermordet hatten.

      „Das sind alte Geschichten“, erklärte sie. „Aber wir müssen wachsam sein.“

      „Hat sich unsere Familie nie dafür gerächt?“ Immer wieder hatte der kleine Winston diese Frage gestellt. Seine Großmutter machte nur vorsichtige Andeutungen. Jahre später formte sich in seinem Kopf der Gedanke, dass die Toten gerächt werden müssten. Er war der Sache nachgegangen; zunächst ohne große Kenntnisse, fand er mit der Zeit mehr und mehr Anhaltspunkte, wo er die Nachkommen der Gleans finden konnte. Großmutter Margareth hatte die Namen gesammelt und einen nach dem anderen hatte er nach ihrem Tod in ihren Unterlagen gefunden. Und dann waren da noch die Briefe von Frank Glenn.

      Ich werde Rache üben, dieser Gedanke hatte sich zunehmend in ihm verfestigt. Die Großmutter merkte, dass er auf dem richtigen Weg war, ihrem Weg. Er fühlte, dass es jetzt an der Zeit war, den Auftrag weiterzuführen, den Auftrag seiner Familie, der jetzt seine Bestimmung sein sollte: die Rache, die vor 27 Jahren schon einmal sein Onkel begonnen hatte, der aber dann zu früh gestorben war.

      Er war jetzt bei Hertz angekommen. Es regnete immer noch und die dichten Wolken hatten den Nachmittag schon in ein dämmriges Licht gehüllt.

      „Da haben Sie die richtige Kleidung für dieses Wetter“, begrüßte ihn die Angestellte.

      „Es könnte besser sein“, war seine kurze Antwort. „Ich hatte ein Auto online reserviert. Mein Name ist Mike Adams. Es soll einen großen Kofferraum haben“, erklärte er. „Ich brauche es für eine Woche, also sieben Tage“, fügte er noch an.

      „Ich habe einen Ford. Der hat einen großen Kofferraum. Ist der in Ordnung für Sie?“

      Die Formalitäten waren bald erledigt. Er nahm die Autoschlüssel und machte sich mit dem Wagen vertraut.

      Die haben die gefälschten Papiere nicht bemerkt, freute er sich. Das war der erste Test. Der Fälscher hat gute Arbeit geleistet. Hat mich auch 10.000 Pfund gekostet. Also, Mike Adam heiße ich jetzt. Das darf ich nicht vergessen. – Er ging seinen Plan noch einmal durch und fuhr zum Hotel.

      Der Auftrag

      Turner fühlte sich in diesem Moment stark, er fühlte die Präsenz seiner Großmutter neben sich. Auf der Straße war wenig los, die meisten hatten um diese Uhrzeit schon eingekauft. Seine Planungen waren sorgfältig, er hatte an alles gedacht. Er hatte auf dem Parkplatz gewartet, Erin Glenn hatte ihren Wagen geparkt und war im Laden verschwunden. Er hatte seinen Ford ganz nah an ihren herangefahren, er stand jetzt direkt neben ihr. Lange brauchte er nicht zu warten, bis sie ihre Einkäufe gemacht hatte. Während sie ihre Sachen in den Kofferraum packte, stieg er aus, öffnete die Kofferraumklappe, blickte sich noch einmal um, stellte sich hinter sie, hielt ihr ein Tuch mit Chloroform vor Mund und Nase und legte den bewusstlosen Körper in den Kofferraum seines Wagens. Schnell hatte er Erin geknebelt, Hände und Füße zusammengebunden und war losgefahren.

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