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Brennan. Sie ließ sich davon nicht abschrecken. Fowler resümierte:

      „Lassen Sie uns zusammenfassen: Wir haben zwei weibliche Tote. Beide waren Anfang bis Mitte zwanzig. Erin Glenn war Sachbearbeiterin bei der Stadt Canterbury. Erste Recherchen ergaben nichts Auffälliges, außer dass sie im Internet sehr aktiv war. Sie führte ein ganz normales Leben. Sie wurde mit dem Gift des Bilsenkrautes getötet. Sonst keine weiteren Anzeichen.“

      „Was meinen Sie mit im Internet sehr aktiv?“, hakte Brennan nach.

      „Sie hatte viele Facebook-Freunde und veröffentlichte auch mal ein Video bei YouTube über das, was sie machte oder plante.“

      „So etwas Bescheuertes würde mir nie in den Sinn kommen“, entrüstete sich Brennan.

      „Wir haben heute andere Zeiten“, rutschte es Foster heraus. Brennan schaute sie böse an.

      „Ob die besser sind, bezweifle ich. Aber irgendwie passt das schon zusammen“, murmelte er.

      „Was meinen Sie?“, warf Fowler ein. „Wer würde denn heutzutage mit so einem Gift töten? Und außerdem den Frauen ein Zeichen in die Stirn ritzen?“

      „Wir wissen nicht, ob die Tote aus dem Wald auch vergiftet wurde“, entgegnete Brennan.

      „Das hört sich für mich nach Ritual-Mord an oder nach einer alten Rache-Geschichte.“ Fowler legte seine Stirn in Falten.

      „Das Zweite gefällt mir“, meinte Foster.

      „Egal, was es ist, es könnte ein Serienmörder dahinterstecken“, schloss Brennan. „Jetzt müssen wir herausfinden, was die beiden Frauen an Gemeinsamkeiten haben.“

      „Hatten Sie hier in Canterbury schon einmal so einen Fall?“ Foster war aufgestanden und schaute die beiden Männer fragend an.

      „Eigentlich nicht. Nein, noch nie“, verbesserte sich Fowler. „Zumindest kann ich mich nicht erinnern. Auch an keinen Fall aus der Historie.“

      „Nehmen Sie sich doch einmal historische Fälle vor, Roberta. Im Internet lässt sich vielleicht etwas finden.“ Zufrieden über seinen Gedanken begann Brennan seine Sachen in die Aktentasche zu packen, während Foster immer noch perplex dastand und nicht wusste, ob sie sich mehr über die Idee oder die zusätzliche Arbeit wundern sollte.

      Auf der Rückfahrt nach Birmingham suchte Brennan noch einmal in seinen Erinnerungen nach Ähnlichkeiten aus der Kriminalgeschichte. Momentan fiel ihm nichts Weiteres dazu ein.

      „Roberta, forschen Sie im Umkreis von Canterbury nach Anhaltspunkten für unsere Tote. Wo kam sie her. Was machte die junge Frau. Gibt es sonst noch irgendwelche Auffälligkeiten. Sprechen Sie mit Kincaid.“

      Sie sah aus dem fahrenden Auto und dachte an den Abend. Sie und ihr Mann wollten sich endlich wieder einmal einen gemütlichen Abend machen. Denn in der Regel war entweder sie unterwegs oder er kam spät von Meetings nach Hause. Vor Mitternacht würde sie auch heute wieder nicht im Bett sein.

      „Morgen würde ich dann gerne um siebzehn Uhr nach Hause gehen“, sagte sie zu Brennan.

      „Meinetwegen. Ich bleibe im Büro. Bei mir zu Hause läuft eh nichts.“

      Das Skelett vor der Mauer

      Bei ihren Recherchen fand Foster keine weiteren Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden. Der DNA-Vergleich ergab nur eine mögliche, sehr schwache verwandtschaftliche Beziehung. Die Daten könnten auch in eine andere Richtung interpretiert werden, meinte Kincaid dazu. Die ermordeten Frauen, so schien es, hatten überhaupt nichts miteinander zu tun. Sie kamen zu keinem Ergebnis. In der Literatur waren keine ähnlichen Fälle zu finden. Brennan und Foster mussten einräumen, dass sie in einer Sackgasse steckten.

      Fosters Vater feierte seinen sechzigsten Geburtstag und so fuhr sie für ein paar Tage zu ihren Eltern nach Edinburgh. Es sollte eine große Party mit neunzig Leuten werden. Sie half ihren Eltern beim Schmücken des Hauses und sonstigen Vorbereitungen. Immer wieder versuchte sie, ihrer Mutter bei deren Fragen nach ihrem Beruf auszuweichen. Sie las sehr gerne Kriminalromane und wollte immer wieder etwas von den Fällen ihrer Tochter wissen.

      „Mutter, wir arbeiten nicht wie in deinen Büchern“, war dann eine von Fosters Antworten.

      Auf der Party konnte sie sich allerdings nicht verstecken und vor Fragen retten, genoss aber auch das Ansehen, das ihr Beruf, Inspector, mit sich brachte. Immer wieder wurde sie nach spannenden Fällen gefragt. Schließlich erfand sie Geschichten, um der Neugierde der Gäste Genüge zu tun. Die Anwesenden, viele schon leicht betrunken, folgten ihr mit größtem Interesse. Roberta Foster schwelgte im „Kommissarslatein“.

      Am nächsten Tag reichte ihre Mutter ihr beim Frühstück die Zeitung.

      „Lies mal, hier. Bei Bauarbeiten nahe der alten Stadtmauer haben sie ein Skelett gefunden. Die Tote war wohl dort verscharrt worden. Bestimmt ein Mord!“, meinte ihre Mutter.

      „Jetzt, wo ich bei der Kripo bin, siehst du wohl nur noch Morde.“ Roberta Foster schaute müde in ihre Kaffeetasse.

      „Ich habe schon immer gern Krimis gelesen“, verteidigte sich ihre Mutter und schob die Zeitung über den Tisch. Widerwillig nahm Foster das Blatt und las den Artikel:

       Bei Ausgrabungen entlang der alten Stadtmauer wurde vor drei Wochen ein Skelett gefunden, das auf das 17. Jahrhundert datiert wird. Den Untersuchungen zufolge soll es sich um eine junge Frau handeln. Sie war an dieser Stelle verscharrt worden. Auffallend ist, dass ihr ein Zeichen in die Stirn geritzt wurde.

      Foster war sofort wach. Ein Zeichen? War das einmal allgemein üblich oder gibt es hier Verbindungen zu unseren Fällen? Ihr ging einiges durch den Kopf. Unauffällig telefonierte sie sich zur Archäologischen Abteilung der Universität durch. Ihre Mutter durfte nichts davon mitbekommen.

      Sie suchte die Archäologen am nächsten Tag auf, bekundete ausschließlich ein privates Interesse an diesem Fund.

      „Haben Sie schon etwas über diese Frau herausgefunden? Wer sie war, was sie machte?“

      „Wir kennen die Geschichte dieser Frau noch nicht. Vieles können wir heute aus den Untersuchungsergebnissen herauslesen. Aber hier benötigen wir noch Zeit.“

      Foster zeigte sich besonders an dem eingeritzten Zeichen interessiert.

      „Darf ich mir das einmal genau ansehen?“

      Als sie die Linien auf der Stirn betrachtete, war ihr sofort klar, dass es sich um das gleiche Zeichen handelte: ein Haus mit einem Stab.

      „Könnte das ein Wappen sein? Aber wer macht so etwas? Haben Sie schon einmal so etwas gesehen?“

      „Nein, noch nie“, antwortete die Archäologin.

      „Darf ich eine Aufnahme machen?“

      Jetzt wurde die Archäologin hellhörig. „Sind Sie von einer anderen Uni oder von der Polizei?“

      „Ähm ja“, begann Foster zu stottern. „Ich bin aber nicht offiziell hier.“

      „Sie sind von der Polizei.“

      „Ja. Ich arbeite gerade an einem ähnlichen Fall.“

      „Und wieso interessiert Sie dieses Zeichen?“

      „Ich bitte Sie um Stillschweigen. Wir haben Tote mit vielleicht demselben Zeichen gefunden.“

      „Alte Fälle?“

      „Nein, ganz neue.“

      Die Archäologin war verdutzt.

      „Ist das wirklich wahr? Ermordete mit diesem Zeichen?“

      „Wir wissen es noch nicht. Ich bitte Sie noch einmal um Stillschweigen!“

      „Und Sie sind wirklich von der Polizei?“

      „Ja, schauen Sie“, sie kramte ihre Polizeimarke aus der Tasche. „Ich bin Inspector in Birmingham und dieser

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