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Sie stehen als Repräsentant*innen für die Handlungs- und Sichtweisen einer bestimmten Expert*innengruppe. Die gewonnenen Interviews sind somit in Bezug ihres Quellentypus als Experten*inneninterviews zu qualifizieren.

      2) Für mein Forschungsdesign wurden leitfadengestützte Interviews erarbeitet und durchgeführt. Das bedeutet, dass die Struktur der Interviews nicht von starren Fragen abhing, sondern sich von einer Dialogsituation auf der Basis des Leitfadens ableiteten. Letzterer gewann allerdings immer an Verbindlichkeit, wenn die darin erfassten Schwerpunkte bzw. Themen von den Interviewpartner*innen nicht bereits von selbst an- und ausgesprochen wurden. Meist taten sie dies aber ohnehin und ergänzten um eigene Schwerpunkte und Themen. So entstanden Leitfadeninterviews, die später bei der Analyse überwiegend inhaltsanalytisch (Mayring, Ph. 2008) oder entsprechend des »Kodierparadigmas« der Grounded Theory (Strauss, A. 1991; Strauss, A. und Corbin, J. 1996) ausgewertet wurden. (Kleemann, F. et al. 2009: 209)

      * Nach der Transkription der ersten fünf (5) Interviews:

      Erste Phase:

      »In Vivo« bzw. offenes Kodieren, wobei das offene Kodieren in überwiegendem Maße das »in Vivo« ablöste.

      Zweite Phase:

      Erste Gruppenbildung bzw. Kategorisierung der schon vorhandenen Codes. Erstellung von Familien- und Supercodes.

      * Nach der Transkription weiterer acht (8) Interviews:

      Dritte Phase:

      Während dieser Phase fand offenes Kodieren mit Hinblick auf die schon vorhandenen Kategorien und eine Fokussierung der Kategorien statt.

      * Nach der Transkription der neu geführten und letzten sieben (7) Interviews:

      Vierte Phase:

      Offenes Kodieren und Kategorisierung. Weitere Zuspitzung der Definition der Kategorien.

      Das zunehmend offenere Kodieren innerhalb der ersten Phase, aber vor allem die Bildung von Familiengruppen und Kategorien waren eine große Hilfe, um zu sehen, welche Dichte (density) bei den einzelnen Codes vorlag. Dieses Verfahren ließ auch erkennen, welche Codes überhaupt keine größere Rolle spielten und welche relevanten Codes in welchen Milieus stärker oder schwächer gewichtet waren.

      Zunächst erstellte ich die Codes auf Spanisch und nur teilweise auf Deutsch. Erst bei der Familienbildung und bei den ersten Schritten der Abstraktion – etwas, was ich früh begann – wurden die Codes auf Deutsch einheitlich festgehalten und bis zum Ende, mit wenigen Ausnahmen, identisch weitergeführt.

      Nach dem offenen Kodieren und der Erstellung von Kategorien war es schwierig, weiterhin »in Vivo« zu kodieren. Dennoch führte ich diese insoweit wortinhaltspräzisere Kodierung an solchen ausgewählten Aussagen weiter durch, die besonders definierte, für sich bereits vorinterpretierte Inhalte betrafen und bei denen ich Sorge hatte, dass eine zu großzügige Interpretation die Analyse verfälschen könnte. Dies betraf Aussagen wie: Popular, Identität, Stimme, Wahrheit(en).

      Auch wenn es eventuell wünschenswert gewesen wäre, mehr konstruktives Chaos beim »in Vivo«-Kodieren beizubehalten, gewann die Interviewanalyse über die Bildung der Kategorien schnell an Struktur. Die Theoriebildungen nahmen schon bei diesen Anfangsschritten Form(en) an. Die theoretische Sensibilität, von der Strauss und Corbin sprechen (Strauss, A. und Corbin, J. 1996: 25), war spürbar, leitend, und zwar durchgängig.

      Aus der Interviewanalyse kristallisierten sich folgende Schwerpunkte heraus, wobei die Reihenfolge keine Wertung beinhaltet:

      1 Ebene der Empathie (Gefühlsebene, Freude über die Radioarbeit und das darin neu erlangte Wissen)

      2 Wem gehört das Radio? (Die Akteure*innen als Sonnensystem mit einem Kern [direkte Akteure*innen] und einem System mit mehreren fernen und näheren Akteure*innen, die als Satelliten agieren.)

      3 Materielles (Geschichte der Entstehung der Sender. Senden sie selbst oder über andere Antennen? Sind sie offen oder geschlossen? Sind sie regional eingebunden (lokaler Bezug) oder ist ihre Community dezentral angesiedelt [sozial-politische-ideologische Gesinnung]?)

      4 Themen/Ausrichtung der Radios (alternative Berichterstattung und/oder Counterinformation15)

      5 Hegemonie vs. Gegenhegemonie (bei bestimmten Gruppen werden diese Begriffe nicht genannt, aber die Begriffsinhalte sind klar dekodierbar)

      6 Radio als WerkzeugLokale alltägliche KommunikationAufklärungsarbeitPolitische MobilisierungVom Radio zur gesellschaftlichen Transformation (Poder Popular)

      7 Subjektivität vs. Objektivität der Berichterstattung

      8 Empowerment / Entmystifizierung der Technik

      Diese Schwerpunkte bilden in großen Teilen die Vorlage und die Grundlage für die tiefere Analyse im vierten Kapitel, das die Theoriebildungen umfasst. Die verbleibenden »nicht genutzten« Schwerpunkte sind das dekodierte Ergebnis einer spezifischen Art der Interviewführung, bei der zur Auflockerung zu Beginn der Gespräche und auch während der Gespräche Fragen zu unverfänglichen Themen gestellt wurden.

      Nachdem die Interviews in ATLAS. ti (Version 5) eingefügt wurden, begann ich mit der Analyse bzw. Auswertung des Materials. Das computergestützte Auswertungsverfahren vereinfachte die Interpretation der herausgearbeiteten, relevanten Aussagen für die Theoriebildung.

      Im Mittelpunkt der Untersuchung stand der Forschungsbereich der Community-Radios in Argentinien in Wechselwirkung mit den sozialen Bewegungen. Dazu ergaben sich früh aus denen von den Interviewpartner*innen (insgesamt) für relevant erachteten Themenschwerpunkten und der damit verbundenen Ideen, Einsichten und Konzepte für die Theoriebildungen zwei Einhegungen und zwei Erweiterungen für den Raum der Theoriebildungen.

      * Einhegungen

      a. Die Interviews aus dem urbanen Raum und die Interviews aus dem ländlichen (ruralen) Regionen (Nord- und Südargentiniens) ergaben keine signifikanten Abweichungen hinsichtlich dieser geografischen Räume.

      b. Ganz ähnliches gilt für das Verhältnis von sozialschichtiger Einordnung und Schwerpunktsetzung. Ich sprach mit Arbeiter*innen, Akademiker*innen und Bäuer*innen, deren Sprache sich unterschied, die aber überwiegend übereinstimmende Schwerpunktsetzungen und Inhaltsbestimmungen vornahmen.

      * Erweiterungen

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