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daher war es frühzeitig klar, dass die Instrumente der qualitativen Forschungsanalyse im Allgemeinen und die der Grounded Theory im Besonderen heranzuziehen waren. Mit diesen richtungsweisenden Methoden und Theorien führte ich die Auswertung mit einem computergestützten Programm (ATLAS. ti) durch. Grundsätzlich ging es mir darum, nicht nur Antworten auf Fragen zu erhalten, sondern eher Erkenntnisse zu sozialen Zusammenhängen durch Gespräche zu gewinnen.

      Da das Hauptziel der Grounded Theory die Gewinnung von Theorien ist, wurden Fragestellungen benötigt, die die notwendige Flexibilität und Freiheit gaben, Phänomene in ihrer Tiefe zu erforschen. (Strauss, A. und Corbin, J. 1996: 22) Selbstverständlich fand sowohl während der Erstellung der Fragen über die Durchführung der Interviews bis hin zur Auswertung der Daten eine Fokussierung statt. (Strauss, A. und Corbin, J. 1996: 23)

      Der Prozess der aus dem Datenmaterial betriebenen Theoriebildungen ist im Grunde zeitlich offen. So er an ein Ende gebracht wird, liegt dennoch kein endgültiges Ergebnis, sondern gleichsam ein festgelegtes Standbild in einem an sich endlos weiterlaufenden Film vor. In diesem Sinne ist der »Grounded Theory [...] kein perfektes Produkt [abzuringen], sondern nur ein Ausschnitt [aus einer permanenten Entwicklung] [...]«. (Glaser B. G. und Strauss, J. 1998: 41) Diese Entwicklung wiederum wird nicht nur durch die Umstände (Ort, Zeit, politische und soziale Rahmenbedingungen etc.) begleitet, sondern wird ja auch durch die Brille eines Menschen analysiert, unterliegt insofern subjektiven Unschärfen.

      Von Anfang an motivierte mich zu dieser Arbeit die Absicht, Diskussionen im deutschsprachigen Raum anzustoßen. Selbstverständlich wirkt auch diese Absicht als subjektive Unschärfe im oben genannten Sinne.

      Die »entdeckten« Theorien finden sich in Kapitel IV. dieser Arbeit.

      3.1.1 Eigene Verortung und äußere Rahmenbedingungen

      Ich nehme (dennoch) an, dass meine Interviewpartner*innen mich gleichzeitig als Teil ihres Zusammenhanges und als Fremde zu diesem Zusammenhang wahrgenommen haben: Einerseits wurde mir z.B. viel Nähe und Freundlichkeit und auch Hilfe bei der Auffindung geeigneter (weiterer) Projekte und Interviewpartner*innen zuteil, andererseits spürte ich eine sanfte bis deutliche Zurückhaltung, wenn ich nach Interna fragte, die mich als Außenstehende nun einmal nichts angehen sollten. Einerseits wurde ich als Medienaktivistin und Radiomacherin, mithin als »eine von ihnen« wahrgenommen; andererseits war überdeutlich, dass ich die Gruppen in meiner Eigenschaft als Politik- bzw. Medienwissenschaftlerin aus dem europäischen Raum besuchte, was mich zu »einer von außen« machte. Eine Thematisierung dieser Wahrnehmungen vermied ich allerdings, weil ihre Erörterung auf der Metaebene m.E. die Struktur des ethnografischen Interviews gerade gestört hätte.

      Für die vorliegende Untersuchung waren zwei Forschungsaufenthalte in Argentinien notwendig, die der Recherche, dem Studium der nur vor Ort zugänglichen Publikationen und natürlich der Interviewführung dienten.

      1 2009 (6 Monate)

      2 2010 (6 Monate)

      Die Auswahl der Interviewpartner*innen erfolgte nach zwei sehr einfachen Kriterien, die zugleich eine Art Zufallsprinzip in das Kaleidoskop (ein sampling aus 20 Interviews) brachte. Ich sprach mit Menschen, die erstens in den Radioprojekten fest involviert waren und zweitens mit mir reden wollten. Es ist m.E. das Weglassen weiterer Kriterien oder Bedingungen, die für eine wahrnehmbare gleichmäßige Mischung aus Geschlecht, Alter, Herkunft etc. sorgten.

      In partizipativer Gruppenarbeit wurden die Interviews für den Film von den Befragten jeweils selbst auf Video erstellt. Die Vorgehensweise war dabei diese: Die »Betreiber*innen« erhielten von mir eine Liste mit Fragen, die in größeren Teilen den Standardfragen meines Interviewbogens entsprachen. Allerdings konnten sie diese Fragen beliebig um neue Fragen erweitern, die sie selbst relevant fanden. Dann wurden zwei Schachteln mit Zetteln auf den Tisch gestellt. Die erste enthielt die Namen der Teilnehmer*innen, die zweite Schachtel alle ursprünglichen und zusätzlich erarbeiteten Fragen. Es wurden zur Eröffnung zwei Namen aus der ersten Schachtel gezogen. Die erste gezogene Person übernahm die Kameraführung und die zweite Person beantwortete die erste der gezogenen Fragen. Danach stand es allen anderen Teilnehmer*innen frei, sich ebenfalls zu dieser Frage zu äußern. Danach wurde die erste Frage beiseitegelegt und die Kamera der Person übergeben, welche zuvor in der Antwortrolle war. Ein neuer Name und eine neue Frage wurden gezogen, die nächste Frage abgearbeitet usw.

      Durch dieses System entstand zunächst ein Interviewarchiv, dessen Ordnung sich aus den jeweils verschiedenen Antworten (und ihren Übereinstimmungen) auf jeweils gleiche Fragen ergab. Aus diesem Archiv entstand dann der Original(interview)ton des Filmes.

      3.2.1 Interview / Quellen

      »Jedes Interview ist Kommunikation, und zwar wechselseitige, und aber auch ein Prozess. Jedes Interview ist Interaktion und Kooperation. Das ›Interview‹ als fertiger Text, ist gerade das Produkt des ›Interviews‹, als gemeinsamer Interaktionsprozess, von Erzählperson und interviewender Person gemeinsam erzeugt – das gilt für jeden Interviewtypus.« (Helfferich, C. 2005: 10)

      1)

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