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von Alfred Bekker.

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      © dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

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      1

      Erst waren zehn Nachbarn um Berton Keefes Ranch. Hart und brutal hat der Rancher dafür gesorgt, dass nur noch zwei übriggeblieben sind. Und die möchte er auch noch schlucken. Doch das Unheil nagt bereits an seinem Weideimperium. Nachts ...

      Krachend entlädt sich ein Gewehr, und ein Flammenblitz zuckt durch die Nacht. Noch ehe der wachende Cowboy sich im Sattel ducken kann, trifft ihn der Schuss in die Brust und schleudert ihn zur Erde.

      Das Echo verklingt in der Ferne. Das Pferd des Getroffenen flieht.

      Schattenhaft tauchen Reiter auf. Es ist so dunkel, dass ihre Gesichter nicht zu erkennen sind. Einer nähert sich dem Cowboy und beugt sich seitlich aus dem Sattel.

      „Er ist tot“, sagt er.

      „Dann los!“, meldet sich eine barsche Stimme. „Zwanzig Stück!“

      „Warum nicht die ganze Herde?“, fragt eine dritte Stimme.

      „Weil wir mit zwanzig schneller sind. Los, redet nicht so viel!“

      Peitschen schwirren knallend durch die Luft. Das Brüllen der Rinder vermischt sich damit. Die schattenhaften Reiter teilen die Herde. Hufschlag lässt den Boden zittern. Staub wallt auf. In ihm verschwinden die Rustler wie im Nichts.

      2

      Berton Keefe bewegt die Räder seines Rollstuhles mit den Händen, um näher an das Gatter zu kommen, bei dem seine beiden Söhne stehen. Berton Keefe ist ein gar nicht sehr alter, aber zerbrochener Mann. Er lebt nur noch von der Erinnerung, seit er aus dem Sattel fiel, weil ein Cowboy den Bauchgurt nicht fest genug angezogen hatte. Er war unter die Herde gekommen, und vier Wochen lang hatte es so ausgesehen, als würde er sterben. Aber er war doch härter gewesen als alle dachten.

      Berton Keefe hustet unterdrückt. Er hustet seit damals. Der Doc hatte gesagt, es wäre ein Knochensplitter, der wandert. Und manchmal spuckt der Rancher Blut aus und es schmerzt ihn beim Atmen. Der Knochensplitter scheint nun den rechten Lungenflügel erreicht und vielleicht schon durchbohrt zu haben.

      Andy Keefe ist der ältere der beiden Söhne. Er ist dreißig. Er stellt gerade die Blechbüchse auf den Pickettpfahl und tritt dann acht Schritte zurück. Er zieht seinen Colt und schießt. Er macht das mit einer spielerisch wirkenden Leichtigkeit. Die Büchse wird in die Luft gewirbelt. Die zweite Kugel jagt sie nach links und die dritte schleudert sie gegen die Schuppenwand.

      „Gut“, sagt der Rancher kratzig und hustet wieder. „Wunderbar, mein Junge. — Nun bist du dran, Roger! Wenn du sie viermal triffst, bist du besser als Andy!“

      Roger Keefe wendet sich seinem Vater zu. Er ist groß und schwarzhaarig wie sein Bruder. Nur sein Gesicht sieht nicht so hart aus.

      „Ich frage mich, wozu das gut sein soll“, meint er.

      Der Rancher grinst etwas. Gleich darauf verzieht sich sein Gesicht im Schmerz, und er hustet wieder.

      „Das ist die Macht, die ein Mann hat“, sagt er schließlich rasselnd. „Seine Faust und die Schnelligkeit seines Colts zählen hier draußen. Sonst nichts. Hast du es noch nicht begriffen?“

      „Vielleicht will er es nicht begreifen“, wendet Andy ein, der Patronen in die Kammern seines 45ers schiebt. „Genauso wenig, wie er die Art begreifen will, die dich zu einem reichen und angesehenen Mann gemacht hat.“

      „Sagen wir, zu einem gefürchteten Mann“, verbessert Roger. „Das kommt eher hin.“

      „Geachtet oder gefürchtet. Wo ist der Unterschied?“, will der Rancher wissen. „Hier zählen nur Tatsachen, und jeder richtet sich danach Ich habe aus zehn Nachbarn zwei gemacht. Und die werde ich auch noch los. Einen noch heute. Jeder hier oben am Snake River weiß das. Vielleicht ist es mir lieber, dass sie mich fürchten statt achten.“

      „Er ist aber anderer Meinung“, bohrt Andy weiter.

      „Ja, ich weiß. Und gerade bei ihm bedauere ich es, Andy.“

      „So?“, fragt Andy scharf. „Bei ihm bedauerst du das also?“

      „Ja. Weil er mehr taugt als du!“ Der alte Mann dreht den Rollstuhl mit ruckartigen Handbewegungen. Hustend rollt er davon.

      Seine Söhne sehen ihm nach. Als der Rancher vor der Verandatreppe anhält, ruft er:

      „Den Wagen, John!“

      Ein Cowboy taucht in der Stalltür auf.

      „Ja, Boss.“

      „Und fünf Mann, die mit uns reiten.“

      „Jetzt geht es zu Pegg“, sagt Andy, der wieder grinst. „Schulden kassieren, die Pegg nicht bezahlen kann, weil er eine schlechte Ernte hatte.“

      „Weil eine Rinderherde über seine Felder ging“, verbessert Roger bitter.

      „Spielt doch keine Rolle, Bruder. Es läuft auf das gleiche hinaus. Jedenfalls wird er packen und fort sein, ehe die Sonne untergeht. Bedauerst du es sehr?“

      „Ich?“

      „Stell dich nicht so an. Mit ihm wird auch seine Tochter gehen. Und ich weiß, dass dir an ihr etwas liegt. Du wagst es nur nicht zu sagen, weil unser Vater etwas gegen die Schollenbrecher hat. Und offenbar willst du es auch mit ihm nicht verderben.“

      Roger blickt auf den gebeugten Rücken seines Vaters, der wohl darauf wartet, dass ihn jemand die Treppe hinaufführt.

      „Du solltest dich um deine Angelegenheiten kümmern“, erwidert er leise. „Letzte Woche habe ich in Collins gehört, dass du Schulden am Spieltisch zurückgelassen hast. Viele Schulden!“

      Andys Gesicht hat sich verfärbt. Es wird erst rot, dann grünlich.

      „So, hast du das gehört!“, stößt er keuchend hervor und macht einen Schritt auf Roger zu.

      „Ja. Und wenn du noch lauter schreist, wird es Dad jetzt nachträglich erfahren. Weiß der Teufel, was er dann macht.“

      Andys Hände öffnen sich, aber der Zorn weicht nicht aus seinem Gesicht.

      „Natürlich hast du es ihm nicht gesagt“, redet Roger weiter. „Aus dem gleichen Grunde vielleicht, aus dem ich ihm etwas verschwiegen habe. Er will die Ranch größer und mächtiger machen. Ich halte es vielleicht mit den Strohköpfen. Und du sorgst auf jeden Fall auch nicht dafür, dass Geld zu Geld kommt.“

      „Andy, Roger!“, ruft der Rancher über die Schulter. „Macht euch fertig!“

      Sie haben die Pferde gesattelt und ziehen sie zu dem Buggy hinüber, in dem ihr Vater schon sitzt. Als sie aufsitzen wollen, sagt ein Cowboy:

      „Ein Reiter. — Mit zwei Pferden!“

      Sie wenden alle die Köpfe und sehen den Mann auf der Hügelkuppe. Er kommt auf die Ranch zu. Hinter sich zieht er ein zweites Pferd, auf dem etwas liegt. Als er nähergekommen ist, erkennen sie, dass es ein Mann ist. Vielleicht ein Toter.

      Der Reiter kommt langsam näher. Er beeilt sich auch nicht, als er sehen muss, dass die Männer im Hof unter dem knarrenden Windrad auf ihn warten. Als er bei ihnen ist, hält er an.

      „Das ist Meek“, sagt er. „Er war ein guter Junge und hat nie jemandem etwas getan. Dafür haben sie ihm in den Rücken geschossen.“

      „Wer?“,

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