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ab, und einen Weg hinaus gefunden. Aber dein Leben endet hier. Ich habe damals geschworen, mir aus deinen Eingeweiden einen Halsschmuck zu machen.“ Er zückte ein Messer mit gezackter Klinge. Das Metall blitzte im Licht der aufgehenden Sonne.

      Ich aber hatte nur Augen für sein Gesicht. Sein verhasstes, entstelltes Gesicht. Er war schuld an meinem Elend. Er hatte mich damals in den Unterrumpf gehetzt. Dafür sollte er bezahlen. Ich ballte die linke Hand zur Faust. Ich war drauf und dran, ihn den Atem des Flammenwerfers spüren zu lassen. Aber ich wollte nicht, dass die Piraten von der Waffe erfuhren. Sie war mein Ass im Ärmel.

      „Gehörst du zu Franco?“

      Chemo schnaubte. „Was kümmert es dich?“

      „Ich habe ihn verärgert, weil ich seinen Dealer getötet habe. Ich möchte es mir nicht völlig mit ihm verderben, indem ich auch noch dich kaltmache.“

      Chemo lachte ungläubig auf. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Hört ihn euch an. Ist er nicht süß?“

      Ich ging auf ihn zu. Ruhigen Schrittes. Ein alarmierter Ausdruck trat auf Chemos Gesicht. Das Lächeln fiel von ihm ab. Er wich zurück …

      „Oh, bist du böse? Hab ich was Gemeines gesagt?“ Seine Stimme hatte einen furchtbar nervig entschuldigenden Tonfall angenommen. Wieder juckte es mir in den Fingern, ihn in ein Kleid aus Flammen zu hüllen. „Tu mir nicht weh. Ich hab es nicht so gemeint. HA!“ Jäh sprang er vor und stach zu. Ich rührte mich nicht. Erst im letzten Moment drehte ich meinen Körper, und die Klinge ging ins Leere. Ich hob den Arm, um meinem Gegner den Ellenbogen gegen die Schläfe zu donnern. Aber Chemo war schneller. Er ließ sich zur Seite fallen und rettete sich mit einer eleganten Drehung aus seiner misslichen Lage. Ein wölfisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen.

      „Ich bin entzückt“, sagte er. „Du hast Tanzen gelernt.“ Er zog eine Machete aus dem Gürtel und ließ sie einmal in der Hand kreisen. „Mal sehen, ob du Espada tanzen kannst.“ Die Luft fauchte, als er sie probehalber mit der Klinge durchschnitt. Sein Grinsen wurde noch breiter, und er stürmte vor. Nun war es an mir, zurückzuweichen. Chemos Streiche folgten schnell. Auf und ab, sodass es mir nicht möglich war, zu ihm durchzukommen. Inzwischen hatte sich eine Menge um uns gebildet. Die Piraten lachten und feuerten uns an.

      Der irre Pirat lachte ebenfalls.

      Ich verzog keine Miene. Schließlich stieß ich mit den Hacken gegen die Rückwand einer Holzhütte. Chemos Augen blitzten. Seine Machete fuhr auf mich hinab.

      Ich lehnte mich nur ein kleines Stück zur Seite. Die Klinge verfehlte mich und bohrte sich in die Hüttenwand. Chemo überwand seine Überraschung schnell, jedoch nicht seinen Zorn. Anstatt mit dem Messer auf mich einzustechen, grunzte er wütend und zerrte am Griff der Machete. Ich ließ den Kopf vorschnellen und rammte ihm die Stirn ins Gesicht. Seine Nase gab ein Geräusch von sich wie Schnee unter einem Stiefel. Er stolperte rückwärts und fiel. Das Messer glitt ihm aus der Hand. Die Piraten umher jubelten und lachten. Manche applaudierten. Ich bemerkte Mario in der Menge, der mit verschränkten Armen dastand. Neben ihm Teena, die in Gegenwart des Hünen noch kleiner wirkte. Und daneben Sam, unverkennbar durch ihr strohblondes Haar, das nur auf einer Seite ihres Kopfes herabfiel. Auch sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, doch sie lächelte milde.

      Ich stellte Chemo einen Fuß auf die Brust und beugte mich zu ihm hinab. „Du bleibst am Leben. Aber nur, weil ich immer noch nicht weiß, ob du für Franco arbeitest.“ Chemo antwortete nicht. Er hatte beide Hände auf die Nase gedrückt und funkelte mich aus tränenden Augen heraus an. „Deine Machete behalte ich. Sie sieht teuer aus. Eine kleine Entschädigung sozusagen.“ Ich zog die Waffe mühelos aus der Hüttenwand und klemmte sie in den Schlangengürtel. Dann wandte ich mich der Menge zu, die im Begriff war, sich aufzulösen.

      „Wo finde ich Franco?“, rief ich laut.

      „In der Hütte beim spitzen Felsen dort“, meinte ein Pirat, der weniger Zähne im Mund hatte als Finger an seinen Händen.

      Ich nickte zum Zeichen des Danks und verließ den Schauplatz.

      „Aye“, hörte ich Sam zu Mario sagen, als ich an ihr vorbeiging. „Nimm dich vor diesem Malaka in Acht. Er kämpft mit der Ruhe eines Mannes, der den Tod nicht fürchtet.“ Sie rollte das „R“ beim Sprechen.

      Mario grunzte zur Antwort.

      Vor der Hütte, die der zahnlose Pirat mir beschrieben hatte, erwarteten mich zwei Wächter.

      „Ich möchte zu Franco“, sagte ich.

      „Und ich möchte die Königin von Dustrien ficken“, meinte einer der Wächter gedehnt. „Arrangier das, Bursche, und ich lass dich rein.“

      „Ich habe …“

      „Hör zu, Junge. Wenn du dich nicht innerhalb der nächsten zehn Sekunden verziehst, schneide ich dir den Schwanz ab.“ Er lächelte böse. „Haben wir uns verstanden?“ Ich schwieg. „Zehn … neun …“

      Die Tür zu Francos Hütte ging auf. „Hat mich jemand gerufen?“

      Der Wächter verdrehte die Augen und wandte sich um. „Nein, Boss. Der Bursche hier will aufmucken.“ Ich sah gleich, warum Franco der Kopf der Bande war. Er war groß mit breiten Schultern. Unzählige Narben entstellten seine Haut. Er hatte einen gewaltigen Schnauzbart. Das schmutzige Haar hing in fettigen Strähnen über seinen Schultern. Er hatte Perlen, Muscheln und andere Dinge hinein geflochten, die – da war ich mir sicher – sich schon lange nicht mehr daraus befreien ließen.

      Franco musterte mich.

      „Du bist der, der aus dem Unterrumpf gekommen ist“, stellte er fest. „Der meinen Dealer getötet hat. Wie hast du ihn so zugerichtet? Hast du ihn angezündet, nachdem du ihn abgestochen hast?“ Ich hielt seinem Blick mit furchtloser Miene stand und schwieg. „Und jetzt hast du auch noch Trepper ermordet.“

      „Ist es schade um ihn? Deine Männer haben es vermasselt, mich zu töten, als ich ihnen unbewaffnet und schlafend ausgeliefert war. Sie waren zu dritt.“

      Franco kratzte sich gelangweilt im Schritt. „Du hast zwei meiner Männer auf dem Gewissen. Dafür wirst du bezahlen.“

      „Ich kann dich auf andere Weise entschädigen.“

      Franco hob die Brauen. „Was hast du zu bieten?“

      „Ich kann töten.“

      Ein spöttisches Schnauben war die Antwort. „Männer von der Sorte habe ich genug.“

      „Du meinst die, die du auf mich losgelassen hast?“

      „Du wirst sterben, Junge.“ Franco gab den Wächtern einen Wink, woraufhin sie ihre Macheten zogen. Unter dem Ärmel meines Umhangs legte ich die Hand auf den Abzug des Flammenwerfers.

      „Was hast du zu verlieren?“, frage ich. „Schlimmstenfalls sterbe ich bei dem Versuch, einen deiner Aufträge auszuführen. Im besten Fall hast du einen Killer für deine Bande gewonnen. Einen, der den Unterrumpf überlebt hat. Einen, der den Pelz getötet hat.“

      Francos Augen weiteten sich, als bemerke er erst jetzt den Umhang, der um meine Schultern lag. Offenbar war der Name des Bären auch an Deck der Swimming Island bekannt. Er hob die Hand, und die Wächter hielten inne.

      „Du bist der, den sie den Perlkönig nennen?“ Er musterte mich einen Moment lang nachdenklich. „Also gut, Junge. Arbeite für mich.“

      „Ich habe Bedingungen.“ Franco hob die narbengespickten Brauen. „Solange ich für dich arbeite, stehe ich unter deinem Schutz. Ich bekomme drei Mahlzeiten pro Tag. Und eine Kugel Perl an jedem Zahltag.“

      Franco bleckte die Zähne. „Du stehst in meiner Schuld, Junge. Die ersten beiden Morde bekomme ich umsonst. Ab dann stehst du unter meinem Schutz und bekommst deine Mahlzeiten. Das Perl kannst du vergessen. Ich dulde keinen Junkie in meiner Bande.“

      „Also gut“, knurrte ich. Der Perlentzug machte mich reizbar. Franco spuckte sich in die Hand, und ich ergriff sie.

      Nach

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