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vor, ungesättigte Fettsäuren in pflanzlichen Ölen und fettreichem Fisch. Transfettsäuren entstehen bei der industriellen Verarbeitung von Fetten und Ölen. Allgemein bekannt ist mittlerweile, dass der Einsatz von ungesättigten Fettsäuren (Olivenöl, Leinöl, Fischöl) günstiger ist und dass nach Möglichkeit Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Spinat, Nüsse) verzehrt werden sollen, hingegen mit kalt gepressten gesättigten Fettsäuren (Palmöl, Kokosfett) das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettstoffwechselstörungen steigt.

      Das Hauptproblem bei der Fettversorgung ist jedoch wieder das Zuviel: Unser Körper deponiert überschüssiges Fett im Gewebe. Ein normalgewichtiger Mensch speichert etwa zehn Kilogramm Fett – es ist jedoch unübersehbar, dass dieser Anteil bei manchen Menschen ganz erheblich höher liegt.

      Ökotrophologen, die Fachleute für die Ernährungsberatung, raten, etwa 55 bis 60 Prozent des Energiebedarfs durch Kohlenhydrate und nur etwa 30 Prozent durch Fette zu bestreiten. Diätpläne zum Abnehmen bestehen zumeist aus der Empfehlung, die Kohlenhydrate zu reduzieren, um damit die Menge der zugeführten Energie, die in Kalorien gemessen wird, zu verringern. Das Prinzip einer kalkulierten Minderversorgung wird in raffinierten Diätplänen und schönen Bildern schmackhaft gemacht. Doch der berühmte Jo-Jo-Effekt besteht darin, dass die verminderte Zufuhr zu einem erhöhten Hungergefühl führt, das nur durch hohe Motivation eine Zeit lang ertragen wird. Wer in Diätphasen darüber hinaus noch die körperliche Leistung extrem steigert, gerät durchaus in Gefahr, seinen Kreislauf überzubelasten und zu kollabieren.

      GUTER ODER SCHLECHTER FUTTERVERWERTER?

      Im Volksmund gibt es die Unterscheidung von guten und schlechten Futterverwertern. Es soll demnach Menschen geben, die außerordentlich viel essen und dennoch schlank sind, während andere monieren, dass sie bereits beim bloßen Anschauen von Lebensmitteln zuzunehmen scheinen. Ernährungsfachleute halten dies für unwissenschaftlich und gehen davon aus, dass Übergewicht immer eine Folge von zu großen Essensmengen und einer falschen Nährwertzusammensetzung ist.

      Die chinesische Medizin gibt dieser These jedoch insoweit recht, dass die aktuelle Stoffwechselsituation des Menschen darüber entscheidet, wie viel von der angebotenen Nahrung eingelagert wird und wie groß der Anteil der ausgeschiedenen Menge ist. Für diese Aufgabe definiert sie den Funktionskreis Milz/Magen, der klärt, was von den zugeführten Lebensmitteln aufgenommen werden soll und was nicht. Die angeborene Konstitution des Stoffwechsels, verbunden mit erworbenen Fehlentwicklungen oder Lernerfahrungen, entscheidet also darüber, wie wir Nahrungsmittel verarbeiten – ob sie nutzbringend verwendet werden oder als Verunreinigung den Körper belasten. Nicht nur deshalb ist die chinesische Medizin ein wertvoller Lebensberater: Denn während sich die westliche Medizin vorwiegend mit dem technischen Zustand des menschlichen Körpers beschäftigt, weiß die chinesische Medizin sehr viel über Funktionszusammenhänge und darüber, wie man diese positiv beeinflussen kann. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann dies in meinem ersten Buch nachlesen.

      In chinesischen Texten weist man darauf hin, dass die Verarbeitung von Lebensmitteln und die Lebensumstände parallel ablaufen: Es sind die gleichen Kräfte bei der Verarbeitung von Nahrung wie bei der Verarbeitung von sozialen und psychischen Einflüssen vonnöten. Das Zitat im Vorwort dieses Buchs wies bereits darauf hin: Wer Nahrungsmittel nicht richtig verstoffwechseln kann, wird auch Informationen schlecht verwerten und sich deshalb schwertun, richtige Entscheidungen zu treffen. Warum ist das so?

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      DIE STÄRKUNG UNSERER MITTE

      Der Funktionskreis Milz/Magen (im Chinesischen auch »die Mitte« genannt) ist auch für die Entstehung des bereits genannten Qi verantwortlich. Es steht für die verfügbaren Kräfte, die man zwar nicht messen, aber sehr wohl spüren und empfinden kann. Ein Qi-Mangel des Funktionskreislaufs Milz/Magen führt beispielsweise zu einem Symptom, das sich in einer »klebrigen« Müdigkeit äußern kann. Wir alle kennen diesen Zustand, der uns nach einem zu üppigen Essen befällt, bei dem wir entkräftet im Stuhl hängen und Zeit brauchen, bis das Interesse an der Außenwelt wieder entsteht. Diese »klebrige« Müdigkeit ist auch nicht durch Motivation oder Ablenkung überwindbar. Sie signalisiert, dass unser Organismus mit der Verarbeitung dessen beschäftigt ist, was wir ihm zuletzt zugemutet haben.

      Wenn sich dies jedoch häuft und wir über lange Zeiträume die Verfassung der Mitte nicht berücksichtigen, entstehen zwangsläufig Überlastungen in verschiedener Form. Nahrungsmittel, die wir eigentlich deshalb aufnehmen, weil wir unseren Organismus stärken wollen, beschweren ihn stattdessen. Die Palette an Möglichkeiten ist groß: Sie beginnt bei der Unverträglichkeit diverser Anteile (Histamin, Gluten, Laktose etc.), sie steigert sich über Verdauungsstörungen (Blähungen, Völlegefühl sowie Unregelmäßigkeiten im Stuhlgang) zu Ablagerungen, die als Fett und Übergewicht sichtbar werden.

      Die Vorstufen davon finden sich relativ unbemerkt im Blutstoffwechsel. Das Blut ist ein globales Ver- und Entsorgungssystem, in dem Nährstoffe verteilt im ganzen Körper zur Verwertung angeboten werden und gleichzeitig Abfallstoffe zur Entsorgung in der Leber mitgenommen werden. Diese Aufgabe ist pikant – als Beispiel stellen wir uns einfach vor, dass die Müllabfuhr auch die Aufgaben der Post übernehmen und im gleichen Auto Abfälle und Versandpakete transportieren müsste.

      Die europäische Naturheilkunde hat in den vergangenen Jahrhunderten großen Wert auf Maßnahmen zur sogenannten Blutreinigung gelegt. Fastenkuren waren üblich neben Aderlässen, der Verwendung von Blutegeln oder Heilkräutermischungen. Ärztliche Berichte zeigen, dass auf diese Weise viele Krankheiten erfolgreich behandelt wurden. Die moderne Wissenschaft belächelt diese Berichte, da es sich für sie nicht um kausale Therapieansätze handelt. Ausgeblendet wird dabei jedoch die Tatsache, dass ein intaktes Blutentsorgungssystem die individuellen Heilkräfte des Organismus fördert und daher ein wichtiger Baustein der Gesundheit werden kann. Ist es nicht merkwürdig, dass wir in Zeiten wachsender Umweltbelastung glauben, auf solche Methoden verzichten zu können – während Mönche im tibetischen Bergkloster ein- oder zweimal im Jahr Reinigungsphasen einlegen und in allen Religionskonzepten dieser Erde Fastenzeiten propagiert werden?

      Als Arzt fällt mir, Dr. med. Fritz Friedl, auf, dass unsere moderne Medizin hingegen ausgeprägte Konzepte entwickelt hat, wie Menschen mit Stoffwechselerkrankungen noch lange überleben. Sogenannte Disease-Management-Programme liefern Untersuchungs- und Behandlungskonzepte, um die schädlichen Auswirkungen zu reduzieren und die Krankheiten in Grenzen zu halten. Das ist sehr verdienstvoll, es ersetzt aber nicht die Sorgfalt im Bereich der Vorbeugung und der vorausschauenden Lebensführung. Hier flüchtet die moderne Wissenschaft in den Bereich der Statistik, sie versucht kollektive Wahrheiten herauszufinden und bleibt deshalb für den Einzelnen sehr vage. Die Natur hat uns jedoch deutliche Alarmsignale auf dem körpereigenen Armaturenbrett geliefert, das uns individuelle Erkenntnisse darüber bringt, was in unserem Körper gut funktioniert – und was eben nicht. Das eigene Befinden ist der innere Arzt, der den Finger in die Wunde legt und uns deutlich zeigt, wo Korrekturen angebracht sind. Diese Beobachtungen ernst zu nehmen, eine Achtsamkeit für sie zu entwickeln und daraus Konsequenzen für die gesamte Lebensführung zu ziehen – diesen Einklang zwischen Wahrnehmung und Handeln finden wir in kulturellen Konzepten wie im indischen Yoga, im Buddhismus oder in der altgriechischen Askese. Und wir finden sie auch ganz besonders in der TCM, der Traditionellen Chinesischen Medizin.

      GLAUBEN SIE NICHT ALLES, WAS MAN IHNEN SAGT

      Die TCM erfreut sich in der westlichen Welt inzwischen großer Beliebtheit. Dieser positive Umstand hat zur Folge, dass daraus bestimmte Abwandlungen der Urform entstanden sind, die der eigentlichen Intention der Heilkunst entgegenstehen. Die Einteilung in sogenannte »gute« und »schlechte« Lebensmittel ist eine davon. Dies entspricht jedoch nicht dem Anliegen der TCM – ihre Absicht ist es, dem Menschen zu helfen, seine individuelle Konstitution zu verstehen und eine entsprechende Lebensweise zu generieren. Da wir Menschen unterschiedlich sind, kann es keine Empfehlungen geben, die für alle gelten. Wer also solcherlei apodiktische Regeln aufstellt, hat die chinesische Medizin schlichtweg nicht verstanden. Sie plädiert für Offenheit.

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