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      3

      Milo und ich waren Richtung Midtown Manhattan unterwegs. Es war gegen 17.00 Uhr. Ausnahmsweise waren wir einmal relativ pünktlich aus dem Bundesgebäude an der Federal Plaza herausgekommen, um Feierabend zu machen.

      Trotzdem sollte es an diesem Abend noch mehrere Stunden dauern, ehe ich Milo an der bekannten Ecke absetzen konnte.

      Wir erhielten einen dringenden Notruf aus der Zentrale. Mister Jonathan D. McKee war persönlich am Apparat. "Fahren Sie sofort zum Kaufhaus Macy's, da ist im Moment die Hölle los!", berichtete uns der Chef des FBI Field Office New York. Wir hörten seine Stimme über die Freisprechanlage des Sportwagens, den die Fahrbereitschaft des FBI uns zur Verfügung stellte. "Ein offensichtlich geistesgestörter Amokschütze befindet sich dort, hat zeitweilig Geiseln genommen und wild um sich geschossen. Unter anderem sprengte er mehrere Wachleute und eine Angestellte mit einer Handgranate in die Luft. Spezialkommandos der City Police sind auf dem Weg zum Einsatzort..."

      "Einen gemütlichen Feierabend hatte ich mir anders vorgestellt, Sir", sagte ich, ließ dabei das Seitenfenster herunter.

      Milo reichte mir das Rotlicht an.

      Ich setzte es auf das Dach.

      "Tut mir leid, Jesse, muss leider sein. Sie und Milo sind am dichtesten dran!", setzte Mister McKee noch hinzu.

      "Schon in Ordnung", meinte Milo.

      Ich trat das Gaspedal durch, schaltete die Sirene ein.

      Minuten später erreichten wir das Macy's.

      Dutzende von Einsatzwagen der City Police waren bereits am Ort des Geschehens.

      Wir hatten Glück, so nahe am Ort des Geschehens gewesen zu sein. Andernfalls hätten wir Schwierigkeiten gehabt, überhaupt noch durchzukommen. In spätestens einer Viertelstunde würde der Verkehr um das Macy's herum zum Erliegen kommen. Ich stellte den Wagen am Straßenrand ab.

      Wir stiegen aus und legten die Kevlar-Westen an. Die Dinger sind zwar unbequem, können aber Leben retten. Bei Einsätzen wie diesem sind sie für jeden G-man Pflicht. Außerdem legten wir Ohrhörer und Mikro an. Wenn wir tatsächlich ins Macy's hineingingen, um den Amokläufer zu stellen, dann war das nur denkbar, wenn wir die ganze Zeit über mit der NYPD-Einsatzleitung vor Ort in Funkkontakt blieben.

      Zahlreiche panikerfüllte Kunden strömten ins Freie. Ein noch so großes Aufgebot an Police Officers hätte sie nicht aufhalten können.

      Die Situation war chaotisch.

      Die NYPD-Kollegen versuchten verzweifelt, etwas Ordnung zu schaffen. Ein Team des Emergency Service stand zum Einsatz bereit. Aber noch konnte es nicht in Aktion treten.

      Ein paar Dutzend Meter von uns entfernt sah ich das Kamerateam eines Lokalsenders. Cops verhinderten, dass es sich weiter dem Eingangsbereich des Macy's näherte.

      Die mobile Einsatzzentrale befand sich in einem Van der City Police.

      Dort trafen wir den Einsatzleiter. Captain Mike Rovanovich vom 23. Precinct.

      Rovanovich war ein etwas fülliger Mittvierziger. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn.

      "Schön, dass euer Field Office jemanden geschickt hat!", sagte er in unsere Richtung. "Wir brauchen jede Unterstützung. Leider läuft hier alles im Moment noch ziemlich chaotisch..."

      "Wo befindet sich der Kerl?", fragte ich.

      "Das ist ja das Problem! Wir haben ihn verloren!"

      "Was?"

      "Er stieg in einen Aufzug, nachdem er mit einer Handgranate mehrere Wachleute und eine Verkäuferin in die Luft sprengte. Aber anscheinend ist er nirgendwo ausgestiegen! Sonst wäre das auf der Videoüberwachung zu sehen gewesen."

      "Dann ist der Kerl noch im Lift!", stellte ich fest.

      "Die Kabine war leer!", gab Mike Rovanovich zur Antwort.

      Ich überprüfte die Ladung meiner SIG und stellte den zu meinem Ohrhörer passenden Funkempfänger auf die bei der City Police gebräuchliche Frequenz ein.

      "Sie haben sicher schon von diesen verrückten Lift-Surfern gehört, Captain!"

      Captain Rovanovich runzelte die Stirn. "Sie meinen, der Kerl turnt jetzt an den Drahtseilen im Liftschacht herum?"

      4

      Unsere Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell trafen wenig später ein. Ihr Weg hier her war etwas länger gewesen als der unsere. Ein Spezialeinsatzkommando steckte im Stau fest. Rund um das Macy's war in Midtown Manhattan der Verkehr total zusammengebrochen. Die Vielzahl von Einsatzfahrzeugen war daran nur zum Teil Schuld. Tausende von Besuchern des Macy's strömten völlig unkontrolliert aus dem Kaufhaus, liefen zu ihren Fahrzeugen in der Tiefgarage und versuchten von Panik getrieben diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Familien mit Kindern waren darunter, die einen vergnüglichen Spätnachmittag beim Einkaufsbummel hatten verbringen wollen.

      Die Panik, die der Amokläufer verbreitet hatte, musste sich rasend verbreitet haben. Es hatte keinen Sinn, diese Menschenmassen mit einer Handvoll Cops aufhalten zu wollen. Das hätte nur in einer Katastrophe geendet. Wir konnten nur hoffen, dass die Security Guards in der Videozentrale wirklich sehr genau ihre Bildschirme kontrolliert hatten.

      Wenn nicht, war der Amokläufer vielleicht mit den Menschenmassen hinausgespült worden, ohne dass ihn jemand bemerkt hatte.

      In dem Fall hatten wir schlechte Karten.

      Captain Rovanovich entschied, das Eintreffen des Spezialkommandos nicht abzuwarten.

      Wir gingen in das Gebäude hinein. Das Emergency Service-Team folgte uns. Der Strom der von Panik ergriffenen Macy's-Kunden kam uns dabei entgegen und sorgte dafür, dass wir länger brauchten als gewöhnlich. Rovanovich leitete den Einsatz vom Van aus. Er war dabei in ständigem Funkkontakt mit der Videoüberwachungszentrale des privaten Security Service, der normalerweise innerhalb des Kaufhauses für Sicherheit zu sorgen hatte.

      Bei den Aufzügen trafen wir ein paar Security Guards.

      Sie waren mit der Situation vollkommen überfordert. Der Schrecken stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

      "Fragen Sie mal nach, welchen Lift der Killer benutzt hat!", wandte ich mich über Funk an Captain Rovanovich.

      Wenig später konnte mir der NYPD-Captain darauf eine Antwort geben.

      "Er hat die Nummer 5 benutzt!"

      "Danke!"

      Ich

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