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/ verbessern evtl. den Verlauf.

      Parkinson

      Die Parkinson-Krankheit ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Namensgeber ist der englische Arzt James Parkinson, der die Hauptsymptome 1817 erstmals beschrieben hat. Der Schauspieler Michael J. Fox (bekannt aus Zurück in die Zukunft) und der Boxchampion Muhammad Ali sind zwei prominente Beispiele. Typische Symptome sind

      • Zittern der Hände (lat. Tremor)

      • Bewegungsarmut (griechisch Akinese)

      • Starre (lat. Rigor): die Muskeln der Arme und Beine versteifen sich. Dadurch entstehen Gleichgewichtsstörungen.

      Verstopfung, Depressionen, Gedächtnisprobleme können ebenfalls Teil der Parkinson-Krankheit sein. Nach Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) erkranken Patienten im Durchschnitt mit etwa 60 Jahren an Parkinson. Das Risiko einer Parkinson-Erkrankung liegt für Männer bei 2,0% und für Frauen bei 1,3%. In Deutschland sind aktuell ca. 400.000 Personen an Parkinson erkrankt. Zum einen wird dies erklärt durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Doch auch innerhalb einzelner Altersgruppen hat sich die Häufigkeit in den letzten 20 Jahren um mehr als 20% gesteigert.lxxxi Irgendetwas hat sich also in den letzten 20 Jahren verändert, dass mehr Menschen an Parkinson erkranken als früher. Die Ursache ist unbekannt. Was man weiß:

      • Parkinson ist eine Erkrankung, die vorwiegend Nervenzellen betrifft, die in einem bestimmten Areal des Gehirns (Substantia nigra) Dopamin produzieren.

      • Es gibt unterschiedliche Ursachen, die zu Parkinson führen können (genetische Ursachen und Umweltfaktoren).

      Die Forschung zu Parkinson ist bezeichnend für das „Kann-nichtsein“-Syndrom. Dazu zwei Beispiele, die später helfen werden, den ayurvedischen Therapie- und Präventionsansatz besser zu verstehen.

       Parkinson aus dem Darm?

      Es gibt ein kleines Molekül, α-Synuclein (sprich: Alpha-Sünuklein), das eine wichtige Rolle bei einigen Parkinson-Formen zu spielen scheint. Normalerweise arbeitet es als Transportprotein in Nervenzellen. Im Gehirn reguliert es u. a. die Ausschüttung von Dopamin. Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der beteiligt ist an der Steuerung von Bewegungen. Daher rühren auch die Bewegungsprobleme der Betroffenen. Wenn also mit dem α-Synuclein etwas nicht stimmt, kann das Auswirkungen haben auf die Hirnfunktion.

      Nun erkranken Menschen, die in landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten und dabei Pestiziden ausgesetzt sind, häufiger an Parkinson als andere Menschen. Insbesondere der Kontakt mit dem Insektizid Rotenon ist nachweislich in der Lage, Parkinson auszulösen und zu verstärken.lxxxii Rotenon lässt Nervenzellen im Darmtrakt das Protein α-Synuclein ausschütten. Dieses wird dann von den Nervenenden der Nervenzellen im Gehirn aufgenommen. Es lagert sich in den Nervenzellen ab und verursacht die Symptome. In Frankreich ist Parkinson seit 2012 als Berufskrankheit für Landwirte anerkannt.lxxxiii In Deutschland wird noch geprüft. So schreibt das Ärzteblatt im Juli 2019, „es sei die „generelle Geeignetheit“ für eine neue Berufskrankheit beschlossen worden.“, aber: „Aufgrund der hohen wissenschaftlichen Anforderungen ist noch von einem längeren mehrjährigen Beratungszeitraum auszugehen.“lxxxiv

       Parkinson & Immunsystem

      Auch hier haben wir es mit dem a-Synuclein zu tun und mit dem wahrscheinlich längsten Wort dieses Buches: Haupthistokompatibilitätskomplex, auf englisch major histocompatibility complex oder kurz MHC. Lösen wir es mal in seine Bestandteile auf:

      Haupt = irgendwie furchtbar wichtig

      Histo = Gewebe

      Kompatibilität = Verträglichkeit

      Komplex = Zusammengesetzte Bestandteile

      O.k. – zugegeben, das war jetzt wenig hilfreich. MHCs sind Gene, die zuständig für die Produktion von Zell-Personalausweisen, den MHC-Proteinkomplexen, sind. Diese präsentieren sich auf den Oberflächen der Zellen als körpereigene Antigene. Sie sind extrem wichtig für das Immunsystem zur Identifikation körpereigener Zellen. Ihren Namen verdanken sie ihrer Entdeckungsgeschichte. Im Rahmen der ersten Organtransplantationen erkannte man, dass die Gewebe von Empfänger und Spender oft nicht verträglich sind.

      Wenn wir uns die MHC-Komplexe wie einen Fahnenmast vorstellen, dann sind die Antigene wie Flaggen, die an diesem Fahnenmast aufgezogen und präsentiert werden. Jede Zelle zeigt dabei ihre Antigene, die sie als körpereigen kennzeichnen. Wenn eine Zelle von einem Virus befallen wird, präsentiert sie Bestandteile des Virus auf ihrer Oberfläche. Sie zieht sozusagen eine andere Flagge auf. Das Immunsystem erkennt die Zelle als infiziert und eliminiert sie.lxxxv

      Bei Parkinson wurde diese Möglichkeit lange Zeit ausgeschlossen („kann nicht sein“), weil Neuronen keine MHCs und entsprechend auch keine „Flaggenmasten" zu haben schienen. Doch Forscher konnten nun den Nachweis erbringen, dass auch Gehirnzellen über MHC verfügen.lxxxvi Die Zellen hissen bildlich gesprochen eine Flagge, die sie als defekt darstellt. Das ruft natürlich Immunzellen auf den Plan, die diese Zellen angreifen und zerstören.

      Neuro-Inflammation

      Ein wichtiger Faktor bei allen oben aufgeführten Erkrankungen des Gehirns sind Entzündungen. Neuro-Inflammation heißt das Schlagwort. Neuro-Inflammation umfasst biochemische und zelluläre Reaktionen des Nervensystems auf Verletzungen, Infektionen oder neurodegenerative Erkrankungen.lxxxvii

      Unter normalen Bedingungen registrieren die Mikroglia, die residenten Immunzellen im Nervensystem, jede Veränderung im Milieu. Wenn sie schädigenden Einflüssen ausgesetzt sind, reagieren sie darauf mit der Ausschüttung von Entzündungssignalen. Auf diese Weise fordern sie Unterstützung an. Das passiert z. B. bei

      • Kontakt mit Giftstoffen, die die Nerven schädigen könnten (neurotoxische Stimuli)

      • Ansammlungen von schadhaften Proteinen

      • Fehlfunktionen der Mitochondrien (den Kraftwerken der Zellen)

      • altersbedingten Störungen der Homöostase

      Unter normalen Bedingungen beruhigt sich das Immunsystem wieder, wenn die Gefahr vorüber ist. Wenn die Problematik aber dauerhaft besteht, können chronische Entzündungen entstehen, die für sich wieder neue Probleme im System schaffen. Ein gesunde extra-zelluläre Matrix zu erhalten, ist daher auch im Gehirn wichtig bis ins hohe Alter.

      Altern und Inflamm-Aging

      Ein gemeinsamer Faktor beim Altern und bei vielen altersbedingten Krankheiten scheinen Entzündungen zu sein.lxxxviii Diese Entzündungen entstehen teilweise auch ohne einen Krankheitserreger von außen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe:

      • körpereigene Zelltrümmer und falsch produzierte Moleküle

      • fehlplatzierte Moleküle

      • Degeneration von Rezeptoren

      • Nährstoffe, Nährstoffüberschuss und Überernährung (Metaflammation)

      • Darm-Mikrobiota (sogar die „Guten“, die zu uns gehören!):

      ○ Darmbakterien setzen Entzündungsprodukte frei

      ○ Sie können sich im Körper verirren und in Geweben Probleme machen

      ○ Bruchstücke von Darmbakterien finden sich in Ablagerungen in den Blutgefäßen, im Gehirn und in anderen Geweben.

      • Seneszente Zellen (Seneszenz = alt werden, altern)

      Zellen, die sich nicht mehr teilen können, verlieren mit der Zeit ihre Funktionsfähigkeit. In dem Fall schütten sie Botenstoffe aus, Entzündungsstoffe. Normalerweise aktiviert eine nicht mehr funktionsfähige Zelle die sog. Apoptose, den programmierten Freitod. Doch manchmal bleibt die Zelle

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