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Das Mysterium der Einheit in der Vielheit. Stefan Ahmann
Читать онлайн.Название Das Mysterium der Einheit in der Vielheit
Год выпуска 0
isbn 9783347013841
Автор произведения Stefan Ahmann
Жанр Афоризмы и цитаты
Издательство Readbox publishing GmbH
Warum sind zwei Schritte erforderlich, um das „Nichtwissen“ zu überwinden? Es ist evident, dass ich bin, aber es ist nicht unmittelbar deutlich, dass ich bereits vollkommen und vollständig bin, dass nur Vollkommenheit und Vollständigkeit existiert und dass ich diese bin, dass also alles eins ist. Die Lehren der Upanishaden und des Advaita Vedanta zeigen nun zunächst, dass ich nichts von dem, was im Lichte meines Bewusstseins erscheint, sein kann. Die falsche Unterscheidung zwischen innen und außen wird aufgehoben. Während jeder sagt „Ich bin nicht die äußere Welt“, erkennt er nun auch, dass er nicht sein Körper und nicht seine Gedanken sein kann. Wenn er sein Ich nirgendwo in der Welt der Objekte finden kann, wird er zu der Einsicht gezwungen, dass er Bewusstsein ist, das, was alles wahrnimmt. Dies ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist es, zu erkennen, dass die Objekte insofern Illusion sind, als sie nichts wirklich getrennt Existierendes sind, kein für sich existierendes Anderes, dass sie aber insofern wirklich sind, als sie auch das Selbst, auch Bewusstsein sind. Dies ist es, was die berühmte Formel „tat tvam asi - dies bist du“ aussagt. Die Überwindung des hier beschriebenen Nichtwissens und die Etablierung des Wissens sind das, was man als Erleuchtung bezeichnet. Durch hören, lesen, lernen, verstehen und innerlich nachvollziehen wird diese Erkenntnis langsam vorbereitet, aber sie realisiert sich tatsächlich in der Gegenwart. In dem Moment, wo sie sich realisiert, kommt es zu einer Auflösung der psychologischen Zeit.
Das Ende der psychologischen Zeit ist auch das Ende der Täuschung. Das Entdecken der Wahrheit ist aber nichts anderes, als das Verschwinden der Täuschung, denn die Wahrheit muss ja nicht konstruiert werden, sie muss nur entdeckt oder wiedergefunden werden. Es ist ein bisschen wie die Methode von Sherlock Holmes: Wenn man alles durchdacht und alles untersucht hat und es nur noch eine Möglichkeit gibt, dann muss diese Möglichkeit die Wahrheit sein. Das Ausschließen all dessen, was falsch ist, erfordert Zeit. Aber wenn alles ausgeschlossen ist, steht mit einem Mal die Wahrheit da. Sie war schon immer da, aber den Außenstehenden, Dr Watson, Inspector Lestrade usw. erscheint die plötzlich auftauchende Wahrheit wie ein Wunder.
Da das Wirkliche kein Objekt ist, kann es auch nicht gewusst werden, nicht mit dem Verstand erkannt werden. Daher ist der Weg des Wissens, Jnana-Yoga, ein Weg des Ausschließens alles Unwirklichen, wirklich vergleichbar der Methode von Sherlock Holmes. „Wenn ich das nicht bin und wenn ich das nicht bin und wenn ich das nicht bin, dann muss ich das sein, was übrig ist, auch wenn ich mit dem Verstand nicht sagen kann, was es ist.“ Der Weg des Verstandes ist der Weg der Auflösung des Verstandes als Instrument des spirituellen Suchens. Schließlich wird er dafür nicht mehr benötigt; für alles andere kann er hervorragend weiter funktionieren.
Es gibt keine „für sich existierenden“ bewussten Objekte. Es gibt keine „für sich existierenden“ bewussten Gedanken und auch keinen „für sich existierenden“ bewussten Körper, sondern alles ist nur bewusst oder existent im Lichte meines Bewusstseins. Auch künstliche Intelligenz - egal wie komplex - ist nie bewusst. Nur ich bin bewusst, nur ich bin. Das ist das tiefste Geheimnis: Wer ist bewusst? Wer „ist alles“? Auch das uns am nächsten Liegende, Gedanken und Gefühle, sind erst bewusst im Lichte des Selbst, im Lichte des Atman. Nichts existiert ohne dieses Licht und gleichzeitig wird sich dieses Licht auch durch die Objekte seiner selbst bewusst. Es ist auch die Objekte. Wo ist das Licht der Sonne, wenn um die Sonne herum nur leerer Raum ist? Die Planeten leuchten durch das Licht der Sonne, nicht aus sich selbst. Die Sonne könnte denken, sie würden aus sich selbst leuchten, aber irgendwann versteht sie, dass das Licht, das die Planeten erleuchtet, sie selbst ist und dass ihr Licht unabhängig ist von einzelnen Planeten (Objekten).
Die Nicht-Dualität besteht darin, dass alles, was das Selbst wahrnimmt, die „Welt“, nicht von ihm verschieden ist. Die Welt der Objekte ist das Selbst, das sich in ihnen darstellt. Sie ist kein dualistisch getrenntes Zweites.
Die „Dreieinigkeit“ ist der Erkennende, das Erkannte und das Erkennen. Gott ist derselbe, obwohl er in zwei Formen erscheint: wandelbar und unwandelbar, manifest und unmanifest.
Das Gesetz von Karma, von Ursache und Wirkung gilt für die physische und für die Astralebene, aber nicht für das wahre Selbst. Das persönliche Karma löst sich in dem Moment auf, in dem man die Identifikation mit der physischen Welt, dem Körper und dem Verstand ganz aufgegeben hat, in dem Moment, in dem das wahre Wesen sich selbst erkennt.
Da das wahre Wesen des Menschen, seine tiefste göttliche Essenz, Liebe und Freude ist, bedeutet Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung auf eben jenem Standpunkt jenseits aller Standpunkte zu stehen, wo man auch alles an sich selbst (sein Körper, seine irdischen Verhältnisse) mit Liebe und Akzeptanz sieht. Alle Schwächen, Probleme und Bedürfnisse werden nicht bloß „wahrgenommen“, sondern liebevoll angenommen. Der Standpunkt des wahren Selbst ist der Standpunkt der Freude und der Erfüllung. Von diesem Standpunkt aus ist es nur natürlich, allem, was in der eigenen irdischen Person, aber auch in anderen irdischen Manifestationen des Geistes, an Schmerz, Mangel usw. entsteht, mit Liebe und Mitgefühl zu begegnen. So bleibt kein Raum mehr für Konflikte, weder für innere Konflikte, noch für äußere Konflikte.
Wenn das Selbst sich verwirklicht (erkannt) hat, handelt man aus der Freude heraus. „Freude“ bedeutet also nicht Passivität. Es ist eben nicht so, dass Aktivität nur aus dem Gefühl des Mangels entsteht.
„Nicht-Zwei“ heißt, die wahrgenommene „objektive“ Welt ist das objektivierte „Selbst“. Die „Unwissenheit“ besteht darin, dass das Selbst sich mit Fragmenten dieser Welt identifiziert. So entsteht das psychologische Phänomen der Trennung. Das Selbst empfindet sich als von sich selbst und dem Rest der Welt als getrennt. Diese Trennung wird durch Selbst-Erkenntnis aufgehoben.
Da das wahre Selbst, der Atman, höher ist als alle Einzeldinge, kann es keine Harmonie geben, wenn sich ein Mensch mit Einzeldingen ganz identifiziert, wenn er sich ganz mit seinem Körper identifiziert, ganz mit Erfolg oder Geld, ganz mit bestimmten Gedanken usw.
Jesus hat schon recht mit seinem „Das Fleisch ist nichts nütze. Der Geist ist's der lebendig macht“. Wir nehmen in der Regel nur die Welt (also die Schöpfung) wahr und nicht den Schöpfer. Durch Advaita Vedanta und Selbstbeobachtung können wir den Schöpfer in uns erkennen und realisieren, dass wir eins mit ihm sind. Im nächsten Schritt erkennen wir, dass auch die Schöpfung eins mit dem Schöpfer ist. Man könnte auch Jesu Gleichnis von dem Haus, das auf Fels gebaut ist, benutzen und sagen: Wenn wir uns des Urgrundes des Seins bewusst werden, haben wir auf Fels gebaut.
Du bist zwar nicht der Handelnde, sondern nur der, der sich der Handlungen und Ereignisse bewusst ist, aber du bist doch der, der diese ganze Welt der Handlungen und Gedanken trägt und möglich macht. Du bist eins mit all diesem Dynamischen, was geschieht, aber nicht als etwas Einzelnes, sondern als alles. Die tiefste Wahrheit ist paradox: du bist alles, was sich bewegt, und bleibst doch still.
Die Lunge atmet, das Gehirn denkt, die Haare wachsen… Aber kein „Ich“ atmet, denkt usw. Jede Handlung ist im Bewusstsein, aber das Bewusstsein handelt nicht.
In der „Welt als Vorstellung“, wie Schopenhauer sie genannt hat, gibt es auf vielen Ebenen zahllose komplexe Prozesse und Aktivitäten, die „mühelos“ oder „wie von selbst“ ablaufen: Das Wasser fließt, der Wind weht, die Bäume wachsen, deine Haare wachsen, der Darm verdaut, die Haut fühlt, die Lunge atmet, das Gehirn denkt, die Augen sehen, der Körper handelt usw. Pflanzen reagieren auf Reize, Menschen reagieren auf mehr oder weniger abstrakte Motive und Reize; aber wer „tut“ diese Dinge? Gibt es ein selbstbewusstes Wasser, das sich entscheidet zu fließen, gibt es eine selbstbewusste Lunge, die sich entschließt zu atmen,