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nicht von einem Kaffer gemacht worden zu sein. Was hältst du von der Sache, Duff?“

      „Ich bin ganz deiner Ansicht“, versetzte dieser.

      „Um den Damen die Bedeutung des Wortes Kaffer klar zu machen, darf ich wohl annehmen, daß dieser Einbruchsversuch von keinem, der nicht zur Londoner Einbrecherzunft gehört, gemacht wurde?“ versetzte der Doktor lächelnd.

      „Ganz recht, mein Herr“, sagte Blathers. „Ist dies alles, was Sie über den Vorfall zu berichten haben?“

      „Ja, alles.“

      „Was hat das nun für eine Bewandtnis mit dem Jungen, von dem die Dienerschaft spricht?“

      „Gar keine“, entgegnete Herr Losborne. „Einer der bestürzten Diener hat es sich in den Kopf gesetzt, der Junge sei an dem Einbruch beteiligt gewesen. Das ist natürlich Unsinn, eine alberne Einbildung des Dieners.“

      „Hm, so leicht darf man die Sache aber doch nicht nehmen“, bemerkte Duff.

      „Sehr richtig“, meinte Blathers und nickte zustimmend mit dem Kopf. Er spielte mit den Handschellen, als wenn es ein paar Kastagnetten wären. „Wer ist der Junge? Was erzählt er von sich? Woher kommt er? Er ist doch nicht vom Himmel gefallen, nicht wahr?“

      „Natürlich nicht“, versetzte der Doktor, den Damen einen unruhigen Blick zuwerfend. „Ich kenne seine ganze Geschichte – wir können ja nachher davon sprechen. Ich dachte, Sie wollten erst den Tatort besichtigen?“

      „Allerdings“, erwiderte Blathers. „Das machen wir zuerst, und dann vernehmen wir die Dienstboten. So ist der gewöhnliche Geschäftsgang.“

      Man brachte nun Lichter herbei, und die Herren Blathers und Duff, begleitet von dem Ortspolizisten, Giles, Brittles – kurz allen Anwesenden – begaben sich zu dem kleinen Fenster und sahen hinaus; dann ging man über den Rasenplatz und guckte durch das Fenster hinein. Darauf wurde der Fensterladen besichtigt und der Erdboden auf Fußspuren untersucht. Mit einer Heugabel stach man in die Büsche. Die Zuschauer folgten diesem Verfahren mit gespanntem Interesse; dann ging man wieder ins Haus, wo Herr Giles und Brittles ihre Aussagen machten. Nach Beendigung dieses Verhörs verließen Blathers und Duff das Zimmer und hielten eine lange Beratung ab, gegen die eine Besprechung großer Ärzte über einen schwierigen Krankheitsfall – was das Feierliche und Geheimnisvolle anbelangt – ein reines Kinderspiel war.

      Unterdessen ging Losberne im anstoßenden Zimmer auf und ab, und Frau Maylie und Rosa zeigten auch ängstliche Mienen.

      „Auf mein Wort“, sprach er nach einer Weile plötzlich stehenbleibend, „ich weiß wirklich nicht, was hier zu tun ist.“

      „Gewiß wird eine wahrheitsgetreue Erzählung der Geschichte des armen Jungen genügen, um ihn bei den Kriminalbeamten zu entlasten“, meinte Rosa.

      „Das bezweifle ich“, entgegnete der Doktor mit dem Kopfe schüttelnd. „Ich glaube nicht, daß ihm das, weder bei den Detektiven noch bei den höheren Polizeibeamten, zum Vorteil gereichen würde. Sie würden sagen, in jedem Fall ist er ein aus der Lehre entlaufener Bursche. Und außerdem ist seine Geschichte, vom Wahrscheinlichkeitsstandpunkt betrachtet, eine höchst zweifelhafte.“

      „Sie schenken ihr doch aber Glauben?“ fiel Rosa hastig ein.

      „Ja, das tue ich, so seltsam sie auch ist, vielleicht bin ich aber deshalb auch ein alter Esel“, erwiderte der Doktor. „Nichtsdestoweniger halte ich sie nicht für eine Geschichte, die einen erfahrenen Polizeibeamten zufriedenstellen kann.“

      „Warum denn nicht?“ fragte Rosa.

      „Aus dem einfachen Grunde, mein liebes Fräulein Rosa, weil für die Auffassung dieser Herren soviel böse Punkte darin vorkommen. Der Junge kann nur das, was gegen ihn, aber nicht das, was für ihn spricht, beweisen. Der Teufel hole die Gesellen, aber sie wollen stets das ‚Weshalb‘ und ‚Warum‘ wissen und glauben Sachen nicht, die nicht bewiesen sind. Er gesteht selbst, daß er einige Zeit mit Dieben zusammen gehaust hat, und daß er wegen Taschendiebstahls angeklagt vor dem Polizeirichter gestanden hat. Dann ist er gewaltsam aus dem Hause des Herrn, der ihn aufnahm, nach einem Ort entführt worden, den er nicht beschreiben kann, ja, von dessen Lage er nicht die geringste Ahnung hat. Er wird von Menschen, die ganz gewaltig auf ihn versessen zu sein scheinen, zwangsweise nach Chertsey gebracht und zum Zwecke der Plünderung eines Hauses durch ein Fenster gesteckt. Als er Lärm machen und etwas tun will, das seine Absichten in ein günstiges Licht stellen könnte, verrennt ihm ein verwünschter Hausmeister den Weg und schießt auf ihn. Grade als wäre alles darauf abgesehen, das zu verhindern, was ihm nützen könnte. Sehen Sie das nicht ein?“

      „Doch“, sagte Rosa und mußte über des Doktors Aufregung lächeln. „Aber das beweist doch nicht, daß der Junge ein Verbrecher ist!“

      „Natürlich nicht!“ erwiderte Herr Losberne etwas ironisch. „Der Herr segne den Scharfblick des weiblichen Geschlechts. Die Frauen sehen im Guten wie im Bösen immer nur die eine Seite einer Sache, und zwar immer die, welche sich ihnen zuerst gezeigt hat.“

      Nachdem der gute Doktor diesen Erfahrungssatz von sich gegeben hatte, steckte er die Hände in die Taschen und nahm sein Hin- und Herlaufen im beschleunigten Zeitmaß wieder auf.

      „Je mehr ich darüber nachdenke“, fuhr er nach einer Weile fort, „desto zahlreichere und größere Schwierigkeiten und Scherereien sehe ich voraus, wenn wir diesen Leuten die wahre Geschichte des Jungen erzählen. Ich bin überzeugt, daß sie sie nicht glauben werden; und selbst wenn man ihm am Ende nichts anhaben kann, so muß doch das ganze Untersuchungsverfahren mit dem damit verbundenen Schmutzaufrühren Ihren wohlwollenden Plan, den Jungen seiner elenden Lage zu entreißen, stark beeinträchtigen.“

      „Ach, was ist da zu tun?“ rief Rosa. „Warum hat man nur nach der Kriminalpolizei geschickt?“

      „Ich gäbe wer weiß was darum, wenn man das ungeschehen machen könnte“, sagte Frau Maylie.

      „Das einzige, was wir tun können“, meinte der Doktor und setzte sich ergeben auf einen Stuhl, „ist, daß wir die Kerle durch Unverschämtheit zu verblüffen suchen. Da der Zweck ein guter ist, sind die Mittel geheiligt. Der Junge hat Fieber und ist nicht vernehmungsfähig; das ist ein Trost. Wir müssen diesen Umstand ausnutzen, hoffentlich gelingt’s – Herein!“

      „Nun, mein Herr“, sagte Blathers, der jetzt mit seinem Kollegen ins Zimmer trat, aber bevor er zu sprechen begann, die Tür sorgfältig schloß, „das ist kein geschobenes Ding.“

      „Zum Teufel, was meinen Sie mit geschobenem Ding?“ fragte der Doktor ungeduldig.

      „Wir nennen das ein geschobenes Ding“, sagte der Polizist zu den Damen gewandt, als ob er sie um ihre Unwissenheit bemitleide, den Doktor aber aus demselben Grunde verachte, „wenn die Dienerschaft bei dem Einbruch beteiligt ist.“

      „Wir hatten sie auch nicht in Verdacht“, sagte Frau Maylie.

      „Schon möglich, gnädige Frau“, erwiderte Blathers, „das Personal hätte aber trotzdem die Hand mit im Spiel haben können. Es ist übrigens meisterhafte Arbeit, hier war sicher einer von der Londoner Einbrecherzunft am Werk!“

      „Wirklich, prächtige Arbeit“, fügte Duff leise hinzu.

      „Es waren zwei Einbrecher, die einen Jungen bei sich hatten, der durch das kleine Fenster mußte. Mehr läßt sich für den Augenblick nicht sagen. Wir möchten uns den Jungen oben doch einmal ansehen!“

      „Darf ich den Herren zuerst etwas zu trinken anbieten?“ sagte der Doktor, und sein Gesicht glänzte vor Freude über seinen Einfall.

      „Gewiß“, rief Rosa eifrig, „sie sollen im Augenblick bedient werden.“

      „Wir nehmen dankend an, gnädiges Fräulein“, sagte Blathers und fuhr sich mit dem Rockärmel über den Mund.

      „Solche Verhöre machen die Kehle trocken. Bitte, keine Umstände unsertwegen, was gerade zur Hand ist.“

      „Was wäre Ihnen

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