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verteilt und sahen ihn an wie einen, der Vater und Mutter erschlagen hat.

      „Hoppla!“, rief Le Beau und grinste verlegen. „Tut mir leid, dass ich an die Tür gestoßen bin.“ Er schob den Wagen einfach weiter. „Ich muss die Tasse und die Kanne vom Doktor holen. — Aber wieso halten Sie mir gleich eine ganze Küstenbatterie vor die Nase?“ Er ging einfach weiter auf den Schreibtisch zu, und die drei steckten ihre Pistolen wieder mürrisch ein. Der eine fauchte Le Beau an: „Das nächste Mal klopfst du vorher an, du Armleuchter!“

      Le Beau hatte den Schreibtisch erreicht, nahm die Kanne und die Tasse, drehte sich um und sah den Sprecher empört an: „Na hören Sie mal, wie reden Sie denn mit Tony? Sie haben mich beleidigt! Das nehmen Sie wieder zurück!“

      Alle drei lachten. Und alle drei sahen Le Beau an, der ein sehr böses Gesicht machte.

      „Mensch, du Pflaume, nun verpiss dich bloß! Sonst werden wir wirklich noch böse mit dir Hanswurst!“

      „Was? Das ist eine Beleidigung! Schon gleich zwei, und das macht drei zusammen.“

      Die drei, eines sicheren Spaßes gewiss, wie sie meinten, lachten wieder. Und als sie damit fertig waren, sagte jemand hinter ihnen mit sonorer Stimme: „Wenn ihr jetzt die Hände hebt, bleibt es bei den natürlichen Öffnungen in eurem Körper, Freunde!“

      Der eine, der eben so große Worte geschwungen hatte, versuchte trotzdem noch etwas. Er wollte es jedenfalls. Seine Hand zuckte wieder zur Pistole im Schulterholster. Und gleichzeitig wollte er sich umdrehen. Aber die Kaffeekanne in Le Beaus Hand flog plötzlich so vehement durch die Luft, dass der voreilige Schütze sie erst sah, als sie schon unmittelbar vor seinem Kopf anlangte. Und unmittelbar danach traf es ihn wie mit dem Hammer. Die Pistole, die er gerade umfassen konnte, rutschte ihm wieder aus den Fingern, und der ganze Mann fiel wie ein Brett. Die beiden anderen ließen die Arme zur Decke wachsen, sahen bestürzt über die Schulter hinweg, wo ein Mann, der aussah wie McGowan, mit einem soliden Smith & Wessen Policeman Revolver in der Rechten hinter sie trat, sie um ihre Pistolen erleichterte und schließlich noch die Waffe des Niedergeschlagenen aufhob. Der da am Boden lag, hatte eine deftige Platzwunde am Kopf, während die Kaffeekanne — schließlich aus Steingut für die bösartigsten Geschirrspülmaschinen entwickelt — unbeschädigt auf den Dielen stand, als hätte man sie dort nur abgesetzt.

      „Das hat er davon, mich zu beleidigen“, sagte Le Beau grinsend. „He, ihr beiden, pappt ihm seinen Kürbis zu, sonst läuft der Füller noch aus.“

      Die beiden anderen knieten sich neben ihren Gefährten und versuchten, ihm die ziemlich stark blutende Kopfverletzung mit einem Tuch zu schließen.

      „Ich erledige das Weitere“, sagte der Baron. „James, stehen Sie nicht herum! Zeit ist Geld!“

      James kannte seinen Auftrag. Er packte erst den einen der beiden, und als er ihm mit einem Catchergriff den Mund öffnete, warf Le Beau eine Kapsel hinein. James drückte den Kiefer wieder zusammen, und die Zähne zermalmten die Kapsel. Zwei Minuten später war der Mann im Kartonzimmer, sein Gefährte kam gleich danach.

      „Und der da?“, fragte Le Beau und verband den Verletzten.

      „Hättest ja auch die Kanne was langsamer schmeißen können“, meinte James grinsend.

      „Er atmet ganz normal. Er regt sich auch schon wieder. Kapsel?“, fragte Le Beau und sah den Baron an.

      „Ich würde sagen, du fragst zu viel. Wenn er schlucken kann, gib sie ihm und basta. Und dann los. Jeden Augenblick kommt die Maschine, und wir sind noch hier oben!“

      „Erst müssen wir diesen Experten auch noch wegschaffen.“ Le Beau schleifte den Besinnungslosen hinaus. James half ihm. Und sie hatten ihn gerade in der Kartonkammer bei den übrigen, da hörten sie es an der vorderen Gangtür schließen.

      Le Beau ergriff die Mütze des Wärters, die noch herumlag, stülpte sie James aufs Haupt, gab ihm die Schlüssel und sagte hastig: „Spiel den Wärter, Junge! Zeig dein Gesicht nicht so genau! Wenn es eine Schwester ist, lass sie nur zu uns. Falls es Hamilton ist, handle der Situation gemäß. Ich haue ab!“

      Le Beau rannte zurück zum Baron, der gerade vor einer leeren Krankenzelle stand.

      „Los, hinein! Da, eine Schwester. Es ist die, bei der ich vorhin schon gewesen bin. Pass auf, die kommt zu unserem Schäfchen!“

      Vorn spielte James den Wärter, rasselte mit den Schlüsseln, und die schlurfenden Schritte der Schwester kamen näher. Da war sie schon an der Tür, blickte verblüfft herein, sah dann Le Beau an und machte ein so komisches Gesicht, dass Le Beau ihr dann diesen Spruch vom mitunter wahnsinnig komischen Leben aufsagte. Schwester Claire schluckte, griff sich an die Stirn, schloss einen Augenblick die Lider, machte sie wieder auf und murmelte: „Wenn es stimmt, was ich sehe, dann frage ich mich ... Mr. McGowan. was suchen Sie hier?“

      Der Baron lächelte.

      „Wir sind gekommen, um Miss Teflin zu holen.“

      Plötzlich und so unvermittelt, dass keiner es verhindern konnte, begann die Schwester zu kreischen.

      Le Beau wollte ihr den Mund zuhalten, aber sie biss ihn. Da griff er rasch in die Tasche, während sie wie verrückt nach seiner Hand zu beißen suchte, schob er ihr eine Kapsel zwischen die Zähne, und danach dauerte das Geschrei noch ein paar Sekunden, dann ging es in ein Seufzen über. Le Beau bettete die eingeschläferte Schwester auf das unbenutzte Bett in dieser Zelle.

      „Mein Gott, damit habe ich nicht gerechnet. Die ist ja völlig durchgedreht!“

      „Los, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Jetzt zu Miss Teflins Krankenzelle!“

      14

      Helen Teflin sah aus wie ein schlafender Engel. Sie lag in ihrem Bett, durch die Zwangsjacke daran gefesselt. Ihr Gesicht wirkte rosig und fast unwirklich schön. Gleichmäßig senkte und hob sich die Brust.

      Die junge Schwester, die bei ihr saß, hatte gelesen. Jetzt, beim Eintritt des als Polizeichef McGowan maskierten Barons und James, der bei größerer Entfernung dem Chefarzt Dr. Hamilton täuschend ähnlich sah, erschrak die kleine dunkelhäutige Samariterin, ließ ihr Buch sinken und starrte mit großen Kinderaugen auf die Eintretenden, zu denen sich auch noch Le Beau scharte, der allerdings an der geöffneten Tür stehenblieb.

      „Legen Sie sich auf das andere Bett!“, sagte der Baron, und die Schwarze sah ihn verblüfft an.

      „Was ist los?“, fragte sie mit heller Stimme.

      „Tun Sie, was wir Ihnen sagen! Miss Teflin wird dieses Zimmer und dieses Haus verlassen.“

      Die hübsche junge Schwarze stand auf.

      „Dann wird man mich bestrafen. Es ist eine Entführung, nicht wahr? Dr. Hamilton, Sie haben doch selbst ... Aber Sie sind ja gar nicht der Doktor.“

      „Nein“, sagte der Baron, „er ist nicht der Doktor. Schwester, unsere Zeit ist sehr knapp. Sie haben die Wahl. Das Bett oder eine Kapsel.“

      Sie legte sich selbst aufs Bett, und Le Beau band ihre Hände an den Bettstäben fest.

      „Wir lassen die Tür offen, man wird Sie bald finden. Aber wir müssen sichergehen. Tut mir sehr leid, Miss Teflin ist nicht verrückt.“

      Sie sah ihn groß an.

      „Das weiß ich. Aber wenn ich es gesagt hätte, wäre Dr. Hamilton mit mir sehr böse gewesen. Warum nehmen Sie mich nicht mit? Ich habe Miss Teflin sehr geholfen. Fragen Sie sie selbst, denn in die Spritzen, die ich für Dr. Hamilton aufziehen sollte, habe ich nicht das Schlafmittel getan, sondern einfach Alkohol. Da, sie wacht auf.“

      „Binde der Schwester die Hände los!“, befahl der Baron, und Le Beau kam zu gern der Aufforderung nach.

      Helen Teflin wachte auf. Sie sah wie ein erwecktes Schneewittchen ratlos und etwas verstört in die Runde. Da trat der Baron zu ihr

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