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waren übrigens alle paar Wochen von anderer Farbe, aber ob sie das selbst machte oder teure Friseure beschäftigte, kann ich nicht unterscheiden. Ihr Handy war wohl ziemlich angesagt und sicher entsprechend teuer. Woher das alles kam, war mir schon ein wenig schleierhaft."

      „Und ihr Freund?“

      „Ach, Ralf meinen Sie, der war selten dabei, und wenn, traten sie kaum als Paar erkennbar auf, ich glaube, der war noch ziemlich grün hinter den Ohren. Viel zu melden hatte er nicht, sie war klar reifer und hatte das Kommando. Bezahlte aber auch, wenn irgendwas Geld kostete."

      „Dass er sie vermittelt haben könnte, an andere Männer vielleicht, würden Sie das für möglich halten?"

      „Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, der sicher nicht. Ich denke, auch als Zuhälter muss man ein gewisses Format besitzen, oder? Das hatte er nicht."

      Stojan stockte ein bisschen, der Sozialarbeiterin und ehemaligen Pfarrerin schien kein Milieu fremd zu sein. So gehörte es sich ja auch, dennoch war er etwas überrascht und auch irritiert, von der Anerkennung eines Formats bei einem kriminellen Gewerbe wie der Zuhälterei aus ihrem Munde zu hören.

      „Außerdem schien sie an Alkohol gewöhnt zu sein. Sie trank manchmal reichlich von diesen Mixgetränken mit Wodka, Alkopops und anderes Zeug, ohne dass man ihr das anmerkte.“

      Auch im Januar und Anfang Februar 2013 sei sie im Pfarrheim gewesen, doch, sie sei ziemlich sicher, zumindest am Freitagabend, da wären immer die meisten da gewesen. Sie selbst hatte sich zur Angewohnheit gemacht, auch um den ganzen Miesepetern und Quertreibern Wind aus den Segeln zu nehmen, gegen 22 Uhr und gegen Mitternacht jeweils kurz in der Tür zu erscheinen und auf sich aufmerksam zu machen, gleichzeitig pünktliches Ende um halb eins anzumahnen. Das wäre auch fast immer gut und geräuschlos vonstattengegangen.

      Stojan hatte sich überschwänglich bedankt für ihre ganze Zeit, ihre freundliche Art und Weise, ihre Geduld. „Und überhaupt Ihr angenehmes Wesen“, hatte er noch hinzufügen wollen, bremste sich aber. „Und wie aufmerksam Sie durch die Welt gehen und sich noch Jahre später an Details erinnern, meinen Respekt!“, sagte er stattdessen und notierte etwas auf einem Zettel: KB für Korbach im Kreis Waldeck-Frankenberg, KS für Kassel.

      „Aber gerne doch. Ich mag es, wenn man nicht so einfach andere Menschen zu reinen Aktenzeichen werden lassen will, sondern lieber nochmal nachfragt. Und wenn man in seinem zweifellos wohlverdienten Ruhestand nicht nur Sudokus löst, sondern irgendwo versucht, etwas zu bewegen, zu verändern, zu korrigieren. Mir ist das damals auch sehr nahe gegangen, glauben Sie mir. Und wenn ich richtig verstanden habe, ist das ja alles inoffiziell, was Sie machen. Unterliegt wohl auch keiner Schweigepflicht. Private Gedanken, sozusagen. Wenn Sie Lust haben, können wir unsere Gedanken gerne noch einmal abgleichen, vielleicht, wenn Sie noch etwas mehr herausbekommen haben, oder mir noch etwas eingefallen ist. Ich werde bestimmt jetzt wieder etwas an Irene denken und die ganze tragische Geschichte. Also, wenn Sie Lust haben? Privat natürlich. Ich schreib Ihnen mal meine Nummer auf, warten Sie.“ Während sie offenbar nach irgendeinem tauglichen Schreibgerät samt Zettel suchte, kramte Stojan eine seiner Visitenkarten aus dem Portemonnaie. Kommissar außer Rand und Band, ja, so fühlte er sich tatsächlich gerade und vergaß darüber zu erwähnen, dass er Helen Bells Telefonnummer schon irgendwo besaß. Und mit Sudokus eigentlich sowieso nichts im Sinn hatte.

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