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Der Mann aus Samangan. Heidrun Wolkenstein
Читать онлайн.Название Der Mann aus Samangan
Год выпуска 0
isbn 9783347149496
Автор произведения Heidrun Wolkenstein
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Ich fuhr weiter. An diesem Tag wollte ich nicht traurig oder unglücklich verliebt sein. Ich wollte meinen Geburtstag feiern und mir vorstellen, dass er mich auch vermissen wird und an mich denkt. Also traf ich mich mit ein paar Freundinnen und hatte wirklich viel Spaß an diesem Tag. Keine Sorgen wegen Geld oder Liebe belasteten mich. Ich war einfach nur glücklich und auch froh darüber, diesen Geburtstag so dermaßen intensiv erlebt zu haben. Nie würde ich diesen Tag vergessen. Dessen war ich mir bewusst. „Und du hast ihn einfach mitten in der Nacht mit nach Hause genommen, obwohl du ihn noch nie vorher gesehen hast?“, fragte Sabrina erstaunt, als ich ihr von meiner Begegnung mit Farid erzählte. „Der hätte dich vergewaltigen oder ermorden können!“, warnte sie mich. Ich wehrte ab und schüttelte entschlossen den Kopf. Schließlich wusste ich, dass mir nichts passiert wäre. Es war ein Wissen tief in mir! Aber es ist schwierig, jemandem zu erklären, was man selbst tief im Innersten weiß. Also versuchte ich es erst gar nicht.
Die Tage vergingen und Farid meldete sich nicht. Ich schaute sein WhatsApp Profil an. Er war online und meldete sich nicht. Ich schaute auf sein Instagram. Er war online und meldete sich nicht. Mit jedem Tag, der verging, wurde ich immer enttäuschter. Verdammt! Warum habe ich ihm gleich mein Herz gegeben? Das kann doch nicht sein! Ich wusste genau, dass es eben nicht einfach nur ein One-Night-Stand war! Für mich zumindest nicht! Aber leider, vielleicht sah er es anders? Sonst hätte er sich doch sicher gemeldet? Eine Woche später dachte ich nur noch daran, ob ich mich melden sollte. Aber nein! Das wollte ich auf keinen Fall! Wie sieht das denn aus? Erst sage ich ihm, dass er sich melden muss, wenn er Interesse an mir hat und dann melde ich mich? Das geht doch gar nicht! Schließlich machte ich mich auf den Weg nach Hause, nachdem ich meinen Vater besucht habe und blieb noch kurz bei einem Bankomaten stehen. Mein Vater wohnte in meiner Heimatstadt, nicht ganz eine Stunde Fahrt von meiner Wohnung entfernt, zusammen mit seiner Pflegerin. Ich besuchte ihn für gewöhnlich einmal pro Woche. Sehnsüchtig nahm ich das Handy und schaute es beschwörend an. „Warum schreibst du nicht?“, sagte ich laut. Und plötzlich schrieb er wirklich: „Hey! Hallo! Wie geht’s? Möchtest du mich in zwei Stunden vom Bahnhof abholen?“ Überrascht und überglücklich über dieses Lebenszeichen von Farid, gab es für mich nur eine Antwort. Natürlich! Und wie ich möchte! Obwohl ich ein bisschen beleidigt war, weil er sich eine Woche lang nicht gemeldet hat, wollte ich trotzdem meine Enttäuschung nicht zeigen. Ich wollte ihn einfach nur wiedersehen. Wie ein frisch verliebter Teenager fuhr ich schnell nach Hause, räumte meine Wohnung schnell auf und zauberte mir einen verführerischen Style ins Gesicht und auf den Körper. Selbstverständlich war ich rechtzeitig am Bahnhof und wartete im Auto, als er mit zehn Minuten Verspätung aus der Bahnhofshalle marschierte. Mein Herz schlug bis zum Hals hinauf, so aufgeregt war ich und so voller Vorfreude über das, was mich heute Nacht erwarten würde. Und so war es auch. Wir küssten uns im Auto, hielten uns die Hand während der Fahrt und kaum waren wir in meiner Wohnung angekommen, fielen wir übereinander her. Jetzt erst konnte ich ihm sagen, wie enttäuscht ich darüber war, die ganze Woche lang nichts von ihm gehört zu haben. „Mach das nie wieder, weil du bist mir nicht egal!“, flüsterte ich ihm vorwurfsvoll ins Ohr, während ich ihm zärtlich den Hals küsste. Ich konnte den Sex mit ihm so intensiv genießen. Seine feurige Leidenschaft und sein kraftvoller Körper machten mich immer wieder scharf auf ihn. Und so liebten wir uns wieder die ganze Nacht. Es war fantastisch und ich war sehr glücklich und wieder wollte ich diesen Moment – diese Nacht – für immer festhalten. Aber auch diese fantastische Nacht endete und wieder machte ich Frühstück am nächsten Morgen und wieder wollte er spätestens um 10.00 Uhr wieder am Bahnhof sein. Wieder hatte er irgendwas wahnsinnig Wichtiges zu erledigen. Und wieder meldete er sich tagelang nicht. Dieses Spielchen machte mich verrückt. Warum machte er das? Hatte er eine Freundin? War das Absicht? Es war einfach nur grausam! Aber ich wollte ihn nicht weiter darauf ansprechen und ich wollte ihm nicht schreiben. Ich war zu stolz dafür und ich hatte Angst, abgewiesen zu werden.
Als ich eine Woche später meine frische Wäsche in den Kasten legen wollte, überraschte mich ein enormer Hexenschuss. Es war mir unmöglich, mich aufzurichten. „Ach, das ist nur ein Hexenschuss. Der vergeht in ein paar Tagen von selber wieder“, beruhigte ich mich selbst. Farid meldete sich nicht und meine Rückenschmerzen wurden stärker anstatt besser. Sie wurden so stark, dass ich einige Tage später den ärztlichen Notdienst anrufen musste. Der Notdienst konnte mir nicht helfen, das Gelenk war zu sehr verschoben und der Arzt stellte eine eigenartige und schmerzhafte Erhebung