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Abenteuertour Afrika. Walter Odermatt
Читать онлайн.Название Abenteuertour Afrika
Год выпуска 0
isbn 9783347102750
Автор произведения Walter Odermatt
Жанр Книги о Путешествиях
Серия Abenteuertour
Издательство Readbox publishing GmbH
Ein prägendes Gespräch führten wir vor ein paar Jahren in unserem Café mit jemandem, der viel mit Leuten zu tun hatte, die im Sterben lagen. Diese Person erzählte uns, dass die Sterbenden oft gesagt hätten, sie bereuten, dass sie all ihre Träume und Pläne immer wieder hinausgeschoben hätten und diese nun nicht mehr verwirklichen könnten.
»Das soll uns nicht passieren«, sagten wir uns, »wir wollen unsere Träume realisieren, solange wir noch fit und gesund sind. Im Grunde genommen geben wir nichts auf, im Gegenteil, wir gewinnen unendlich viel dazu.«
Wir wollten die Welt live erleben, eintauchen in das Leben einer uns bisher fremden Welt, uns ins Abenteuer stürzen, ohne den Zeitdruck eines engen Jahresurlaubs, der nur einen flüchtigen Blick hinter die Kulissen erlaubt. Wir wollten Zeit haben für uns selbst und für einander. Das war unser eigentlicher Traum.
Im Jahr 2008 kam die Gelegenheit, unsere Bäckerei/Konditorei mit Café zu verkaufen. Kurzerhand ergriffen wir die Gelegenheit beim Schopf, gaben das Geschäft in neue Hände und begannen mit der Organisation unserer Träume, die nach und nach Gestalt annahmen.
Wir kauften ein expeditionstaugliches Fahrzeug, einen Toyota Landcruiser HZJ79, ein sogenanntes Buschtaxi, und ließen nach unseren Plänen eine solide Aufbaukabine herstellen, die wir liebevoll Suri nannten. – Schon seit vielen Jahre hatten wir eine Alpakazucht. Es gibt zwei verschiedene Alpakatypen, das Huacaya- und das Suri-Alpaka. Beide kommen in der Region vor, die wir bereisen wollten. Das Suri ist eine elegante, majestätische und exklusive Erscheinung. Man wird in seinen Bann gezogen, wenn es über die Weide springt und sich seine langen Haare wie ein Vorhang im Winde hin- und herbewegen.
Suri sollte uns vor der arktischen Kälte im hohen Norden sowie der glühenden Hitze in den Tropen schützen. Zudem sollte er in den meisten Ländern dieser Welt zu reparieren sein. Das heißt, wir verzichteten bewusst auf elektrische Einspritzpumpen, elektrische Fensterheber und dergleichen; nur das Nötigste und Zuverlässigste sollte eingebaut werden.
Damit wir mit unserem neuen Wohnmobil mehrere Wochen völlig autonom unterwegs sein können, ist auf dem Dach eine leistungsstarke Solaranlage installiert, die unsere Bordbatterie und somit den Kühlschrank, die Heizung und alle andern elektrischen Geräte mit genügend Energie versorgt. Mit 150 Liter Wasser und 180 Liter Diesel können wir uns längere Zeit außerhalb von bewohntem Gebiet aufhalten. Eine Filter- und Entkeimungsanlage sorgt dafür, dass Flüssigkeit aus nahezu jedem Bach in Trinkwasser umgewandelt werden kann.
Wir hofften, damit genügend gerüstet zu sein für die große Reise. Fragte sich nur noch wohin: Osten, Westen oder Süden?
Schon seit Langem hatten wir Reisebücher über die Panamericana verschlungen, waren bei Multimedia-Vorträgen und hatten das Internet nach Reiseberichten über eben diese Länder durchforstet. Somit schien klar, dass wir die nächsten Jahre Nord-, Mittel- und Südamerika bereisen würden.
Man mag vermuten, dass in so einem Moment die Freude wohl grenzenlos sei. Tatsächlich ist es schwierig, das in Worte zu fassen, denn die Gefühle schwankten zwischen Wehmut und Freude. – Vorfreude auf das große Abenteuer, die neuen Eindrücke und die vielen Begegnungen, aber auch Wehmut, die Lieben sowie die vertraute Umgebung hinter uns zu lassen. Dazu kam die Unsicherheit, wie es wohl sein würde, wenn wir wieder zurückkämen? Wie ginge es bis dahin unseren Eltern?
Nicht selten hörten wir die kritischen, sicherlich gut gemeinten Worte unserer Freunde: »Wollt ihr denn alles einfach so aufgeben? Ein gut gehendes Geschäft, euer Haus, die Sicherheit und Geborgenheit einer gut funktionierenden Sozialstruktur? Wie steht es mit den Finanzen, der Altersvorsorge? Ganz zu schweigen von den Gefahren!«
Dieser Traum, den wir da hatten, ist auch eine zwischenmenschliche Herausforderung. Man ist praktisch 24 Stunden pro Tag auf engstem Raum mit seinem Partner zusammen. Das heißt, man muss Kompromisse eingehen und bereit sein, sich Problemen zu stellen. Man kann nicht wie zu Hause einfach die Tür zuknallen – denn dann steht man im Regen.
Doch es gibt immer einen Grund, es trotzdem zu tun. Let’s go! Packen wir’s an! Starten den Motor und los gehts!
KAPITEL 2
Panamericana – Wie alles begann
Dreieinhalb Jahre fuhren wir, von 2009 bis 2012, quer durch Nord-, Mittel- und Südamerika. Wir standen ehrfürchtig vor den riesigen Eisbergen in Twillingate, Neufundland, ruderten mit unserem Kanu den Yukon hinunter, flohen vor angriffslustigen Bären in Alaska, wanderten durch die Nationalparks der USA, lernten Kite-Surfen in Mexiko, büffelten Spanisch in Guatemala, tauchten mit Haien auf der Insel Roatan in Honduras und bestiegen aktive Vulkane in Nicaragua, bis wir schließlich unser Fahrzeug von Panama nach Kolumbien verschifften.
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Unsere beginnt mit einem Traum und viel Sehnsucht im Gepäck.
Auf diesem Teilabschnitt gibt es keine Straßen. Ein undurchdringlicher Sumpf hat bisher sämtliche Bestrebungen eines durchgehenden Verkehrsweges zunichtegemacht. So blieb uns nichts anderes übrig, als unser Fahrzeug nach Kolumbien zu verschiffen.
Was hörten wir nicht alles über dieses Land: Kokain-Kartelle, Gangsterbanden, Waffenschmuggel, Bürgerkrieg, Entführungen … Trotzdem, wir freuten uns auf den neuen Kontinent. Doch manchmal fragten wir uns: Ist es ein Wagnis? Zweifellos. Zuviel Risiko? Vielleicht.
Doch was blieb, sind all die guten Erinnerungen an die lieben Menschen und die fantastische Landschaft. Alle Länder, alle Wochen, alle Tage waren anders und der Reiz einer solchen Reise liegt nun mal in der Abwechslung. – Ist es nicht so, dass in jedem von uns ein ungeheures Feuer nach ungewöhnlichen Erlebnissen brennt?
Getriebe-Problem im bolivianischen Dschungel
Unser geländegängiges Fahrzeug hatte sich bestens bewährt. Einmal allerdings, mitten im bolivianischen Dschungel, gab das Getriebe den Geist auf. Versuche, es vor Ort zu reparieren, scheiterten, weshalb wir uns entschlossen, ein neues Getriebe aus der Schweiz zu importieren. Dieser Schritt war nötig, da es in ganz Südamerika kein Dieselgetriebe für unseren Landcruiser gab.
Als zusätzliche Herausforderung stellten sich die komplizierten Zollformalitäten in La Paz sowie der Transport vom 4000 Meter hoch gelegenen Flughafen zu uns ins 24 Stunden entfernte Dschungeldorf Rurrenabaque heraus. Diese Panne sorgte zusätzlich dafür, dass die Aufenthaltsgenehmigung für das Fahrzeug ablief und wir nicht mehr aus Bolivien ausreisen konnten.
Wie der Zufall so spielt, lernten wir im letzten Moment, bevor das Wohnmobil konfisziert wurde, einen Zöllner kennen, der uns gegen ein kleines Entgelt weiterhalf. Er fälschte ein Ausreiseformular, damit wir via Paraguay nach Argentinien weiterreisen konnten.
Dieses kleine Beispiel zeigt: Reisen ist nicht immer Dolce far niente. Reisen kann anstrengen sein und einen an den Rand der Verzweiflung bringen. Doch letztlich gibt es immer einen Weg.
Eines der vielen Highlights von Südamerika ist gewiss die alte Inkastadt Machu Picchu. Sie liegt terrassenförmig auf einem Bergrücken auf 2360 Meter Höhe, ist eingebettet zwischen hohen Andengipfeln und besticht durch ihre spektakuläre Lage. Nur ein schmaler Bergpfad verbindet die Ruinenstadt mit der einstigen Hauptstadt des Inkareiches Cusco.
Zu unseren Lieblingsländern zählt Chile. Das Faszinierende an diesem Land sind seine unterschiedlichen Klimazonen: im Norden die trockene Atacama-Wüste, wo es seit Menschengedenken nicht mehr geregnet hat, dann die lieblichen Weinanbaugebiete im zentralen Teil und die mächtigen Gletscher und Fjorde Patagoniens im Süden.
In Chile haben wir per Zufall den Extrembergsteiger und Weltumsegler Hans Saler kennengelernt. Er war mit Reinhold Messner und einer Crew von Bergsteigern und Träger bei der verhängnisvollen Besteigung des Nanga Parbat im Himalaja dabei,