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      „Wir sehen uns nachher noch, mí guapa, no?“

      „Sí, Senor Duarte!“

      „Du kannst Benny zu mir sagen, Baby!“

      Die beiden Girls rauschten davon.

      Benny Duarte machte eine großspurige Geste und deutete auf die freien Plätze am Tisch. „Setzen Sie sich, Senores! Dann können wir die Sache aus der Welt schaffen.“

      Wir setzten uns.

      Mir fiel auf, dass Dolores kurz bei Greg Tambino stehen blieb. Die beiden wechselten ein paar Worte, dann ging sie weiter zu dem auf einem Podest befindlichen Metallkäfig, in dem sie tanzen sollte.

      „Wie geht es Gutierrez?“, fragte Duarte. „Ich hoffe es ist ihm nichts Ernsthaftes passiert.“

      „Seien Sie unbesorgt“, erwiderte ich. „Den Umständen entsprechend.“

      „Das freut mich“, erwiderte er ölig.

      „Worum ging es bei Ihrem Streit heute Nachmittag?“, wollte ich wissen.

      „Wer sagt, dass es den überhaupt gegeben hat? Behauptet Gutierrez das?“

      „Wir wissen es und das reicht.“

      „Wenn Sie das sagen…“ Duarte verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Hören Sie, ich habe mit dem Anschlag nichts zu tun. Und wenn es doch so wäre, dann könnten Sie mir niemals nachweisen….“

      Er grinste und hielt das offenbar für eine witzige Bemerkung.

      „Ich verspreche Ihnen eins, wenn Sie etwas mit der Sache zu tun haben, finden wir es heraus. Darauf können Sie Gift nehmen.“

      „Ich bekomme jetzt richtig Angst, G-man!“

      „Das sollen Sie auch!“

      Einige Augenblicke herrschte Schweigen.

      Duarte funkelte mich böse an.

      Ich schien ihm richtig die Laune verdorben zu haben. Er hatte jetzt nicht einmal mehr Augen für die schwingenden Hüften von Dolores, die gerade ihr Bestes gab, um dem Publikum einzuheizen.

      Ich beugte mich etwas vor. „Hören Sie, wenn wir jetzt Ihre Männer filzen, werden wir mit Sicherheit ein paar Waffen finden, deren Besitz im Staat New York reglementiert ist. Ich schlage vor, Sie machen jetzt doch noch eine Aussage über Ihren Streit von heute Nachmittag.“

      Benny Duarte atmete tief durch. Sein aufgeschwemmtes Gesicht wurde dunkelrot.

      Ich hatte es offenbar geschafft, ihn richtig ärgerlich zu machen. Aber das beruhte in diesem Fall durchaus auf Gegenseitigkeit.

      „Es gab ein paar geschäftliche Dinge, die dringend geklärt werden mussten, das ist alles“, behauptete Duarte.

      „Etwas genauer hätten wir das schon gerne.“

      „Tut mir leid, aber ich wüsste nicht, dass Sie das etwas angeht. Holen Sie ihn doch her, dann wird er Ihnen bestätigen, dass wir unsere Meinungsverschiedenheiten vollkommen ausräumen konnten.“

      Solange Gutierrez nicht mit uns kooperierte, hatten wir nichts in der Hand. Wir drehten uns im Kreis.

      12

      Am nächsten Morgen saßen wir alle etwas müde im Besprechungszimmer unseres Chefs.

      Dave Oaktree erläutert uns die Ergebnisse der ballistischen Untersuchung nach dem die Waffen der Killer bereits bei mehreren bisher nicht aufgeklärten Schießereien im Drogenmilieu verwendet worden. „Vor drei Monaten wurde mit der Waffe von Rick Mendoza ein Mann namens Saul Turner umgebracht. Turner betrieb bis dahin ein Wettbüro in der 113. Straße Ost, von dem wir annehmen, dass James Gutierrez dort stiller Teilhaber ist."

      „Versucht da vielleicht jemand, die Organisation des Wäschers von Harlem zu zerschlagen?", fragte Mister McKee.

      Unser Innendienstler Max Carter meldete sich jetzt zu Wort. „In der Avenue A hat es vor vier Wochen ein Feuer in der Nobeldisco The Sunset gegeben."

      Mister McKee hob die Augenbrauen. „Lassen Sie mich raten, Max! The Sunset gehört zu James Gutierrez´ Läden!"

      „In diesem Fall ist er sogar ganz offiziell der Besitzer, ohne sich durch einen Strohmann zu tarnen", berichtete Max.

      „Wer will da noch an Zufälle glauben", sagte Milo.

      Die Frage war, ob der Mord an Ray Azzaro damit in Zusammenhang stand oder nicht. Er passte ins Muster, war aber von einem anderen Täter verübt worden.

      „Noch eine interessante Einzelheit", ergänzte Max Carter seine bisherigen Ausführungen. „Rick Mendoza und Robin Carlos haben beide Haftstrafen wegen Drogendelikten und diversen Körperverletzungen hinter sich. Die Verteidigung lag in den Händen der Kanzlei Watson & Partners."

      Ich pfiff durch die Zähne

      „Ich habe das Gefühl, dass wir Watson und seinen ehemaligen Kanzleipartnern noch mal einen Besuch abstatten müssen.“

      Mister McKee wandte sich in meine Richtung.

      „Wie wäre es, wenn Sie und Milo dies übernehmen, Jesse? Nehmen Sie sich auch die Partner vor. Vielleicht ist von denen ja jemand gesprächiger als Watson.“ Mister McKee wandte sich an Clive und Orry. „Kümmern Sie beide sich bitte noch einmal um Gutierrez. Organisieren Sie eine Beschattung rund um die Uhr. Der Kerl hält bisher einen zu großen Teil seines Lebens vor uns verborgen. Wir wissen noch nicht einmal, wo er in der letzten Nacht geschlafen hat, mit wem er zusammenlebt und so weiter... Sie bekommen ausreichend Personal für diese Maßnahme."

      „Bislang wissen wir noch nicht einmal, wo sich Gutierrez gegenwärtig aufhält!“, gab Orry zu bedenken.

      „Aber er kann nicht andauernd in Deckung bleiben, wenn er seine Geschäfte weiter führen will“, erklärte Mister McKee. „Er muss sich in dem einen oder anderen seiner Clubs und was sonst noch so betreibt, zeigen. Früher oder später jedenfalls. Und wenn er auftaucht, möchte ich dass er nicht wieder aus den Augen gelassen wird! Keinen Schritt!“

      „Und was ist mit Benny Duarte?", erkundigte sich Jay Kronburg.

      Mister McKee atmete tief durch.

      „Das Problem ist, dass zwar jeder Wichtigtuer in East Harlem zu wissen glaubt, dass der Kerl Dreck am Stecken hat, aber bislang ist es uns einfach nicht gelungen, genug an Beweisen und Indizien zu sammeln, um ein Verfahren gegen ihn zu eröffnen. Das mag auf Dauer frustrierend sein, aber lassen Sie sich zum Trost gesagt sein, dass unsere Kollegen von der Steuerfahndung bei Duarte bislang ebenso auf Granit gebissen haben wie die DEA."

      „Dann sollte sich das schleunigst ändern", knurrte Jay Kronburg.

      Mister McKee nickte und stimmte vehement zu. „Bitte, versuchen Sie Ihr Glück, Jay. Aber setzen Sie sich vorher mit Nat in Verbindung." Mister McKee blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Eigentlich sollte er längst hier sein. Wird wohl im Stau stecken geblieben sein."

      Unser Kollege Nat Norton war studierter Betriebswirt und ein Experte, wenn es darum ging, Geldströme zu verfolgen. Im Bereich des organisierten Verbrechens waren derartige betriebswirtschaftliche Kenntnisse oft genug die Voraussetzung, um Erfolge erzielen zu können.

      In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu Mister McKees Besprechungszimmer.

      Es war Mandy, die Sekretärin unseres Chefs. Sie trug ein Tablett mit dampfenden Kaffeebechern herein. Nur Augenblicke später erfüllte der Duft ihres im gesamten Bundesgebäude berühmten Gebräus den Raum.

      „Tut mir leid, dass es heute etwas länger gedauert hat, aber ich musste erst noch frisches Kaffeepulver besorgen", entschuldigte sie sich.

      Allzu viel Zeit blieb uns allerdings nicht, um das unverwechselbare Aroma von Mandys Kaffee zu genießen.

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