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Die Prometheus Initiative. T. K. Koeck
Читать онлайн.Название Die Prometheus Initiative
Год выпуска 0
isbn 9783347045835
Автор произведения T. K. Koeck
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
Ich schwitzte deutlich und suchte krampfhaft nach einer Lösung.
Doch es war genau dieser Moment, in dem der örtliche Polizeiwachtmeister, der Kommissar dieser Polizeistation, welcher der Verwandte meines Begleiters war, das erste Mal im Raum erschien. Er bewegte sich ganz langsam, schob sich in Zeitlupe in den Raum und schwitzte an seinem ganzen voluminösen Körper. Seine Augen versuchten, uns alle gleichzeitig anzusehen, dann gab er einem seiner Beamten etwas, der wiederum sofort damit verschwand.
Gehlen entdeckte ihn und schrie: „Hier, sehen Sie, die örtlichen Behörden werden Zeuge sein, wie wir eine umstürzlerische Gruppe und offensichtlich auch ihre Auftraggeber dingfest gemacht haben.“ Voller Überzeugung deutete er auf den Wachmeister. Der Schwager meines Polizeichefs schwitzte noch mehr und flüsterte bibbernd: „Was für eine Gruppe?“ Er räusperte sich, schluckte und wiederholte die Frage, dieses Mal nur ein wenig lauter:
„Was für eine Gruppe?“
Gehlen fuhr herum und brüllte ihn nieder: „Was für eine Gruppe? Sie fragen, was für eine Gruppe? Sind Sie wahnsinnig, Mann? Die Gruppe, die sich dort hinten in Ihrer Gefängniszelle befindet!“ Der eingeschüchterte Hauptkommissar schaute betreten auf den Boden, holte tief Luft, dann keuchte er, während er jetzt seinen Schwager ohne Unterlass anstarrte: „Wir haben heute niemanden inhaftiert. Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Und ich habe schon mehrfach gesagt, dass ich nicht weiß, warum Sie da sind!“
Dabei befand er sich endgültig in Auflösung.
Gehlen fiel aus allen Wolken!
Er starrte den Polizeichef eine gefühlte halbe Ewigkeit an. Man sah, dass er innerlich raste. Dann stürzte er aus dem Raum, an seinen verdutzten Untergebenen vorbei, in den Zellenbereich. Nach einem Moment stürmte er zurück, entriss seinem Mitarbeiter die Pistole, zog den Lauf nach hinten, lud die erste Patrone in die Halbautomatik, entsicherte sie und zielte zuerst auf mich, dann auf den Stationsleiter, dann wieder auf mich. Er schrie: „Was ist hier los? Was soll diese infame Intrige bedeuten?
Wer sind Sie? Wo sind die inhaftierten Jugendlichen?
Wer hat sie freigelassen?“
Einen Moment lang dachte ich, dass er uns wirklich erschießen wird. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Der ganze Raum glotzte uns an. Jeder wartete darauf, was passiert. Die Welt schien stillzustehen. Ich war dabei instinktiv die Augen zu schließen und zusammenzukneifen, so sehr glaubte ich jetzt, dass er abdrücken würde. Ich schaffte es aber dem Blick standzuhalten, indem ich in seine eiskalten Augen starrte: Sie waren unbeirrt, sachlich und dominant. Ich überlegte bereits, wie es wohl weiterginge, da war es einer der Militärangehörigen in Camouflage, der Gehlen plötzlich Einhalt gebot.
Ruhig, aber genervt, haspelte der Typ: „Es ist gut, Herr von Gehlen, so wie es aussieht, gab es hier ein Missverständnis. Wir gehen jetzt, was immer Sie tun, machen Sie es in eigener Verantwortung. Soweit es uns betrifft, ist hier heute nichts passiert. Ehrlich gesagt hat uns das von Anfang an nicht gefallen!“
Er machte eine kurze Handbewegung und die Truppe verließ umgehend wortlos den Raum. Sie gingen, einfach so.
Keiner sah mich an. Alles nur Staffage.
Sie verschwanden so schnell, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.
Gehlen schnaufte, er hatte einen hochroten Kopf. Abwechselnd starrte er mich, den Polizeichef und seinen Schwager an. Er konnte es immer noch nicht fassen. Angesichts dieser Rage wusste Gehlen von Anfang an ganz genau, wen er inhaftiert,… und jetzt verloren hatte! Dann war es einer der Anwesenden im Anzug, der ruhig flüsterte: „Herr von Gehlen …“ zu mehr kam er nicht.
Gehlen schoss,…
und die Kugel flog nur Zentimeter an meinem linken Auge vorbei!
Spontan liefen Tränen aus meinen Augen,
die Druckwelle der großen Kanone drückte mein Gesicht nach hinten und Schießpulver entlud sich in meinem Gesicht. Er traf genau in das Portrait des aktuellen Bundespräsidenten Theodor Heuss, das hinter mir an der Wand hing. Er schoss Theodor Heuss exakt mitten in den Kopf, genau in die symmetrische Mitte aus beiden Augen, der Nase und seinem Haaransatz. Ich erkannte es, weil es meinen ganzen Oberkörper herumriss, obwohl er mich nicht getroffen hatte.
Hart fiel ich in die Ecke des Raumes, nichts sehend und laut schreiend.
Gehlen schleuderte die Waffe zu seinem Mitarbeiter zurück, dann stampfte auch er aus dem Raum ins Freie, ohne ein weiteres Wort und der letzte Rest der Seinen huschte ebenfalls wortlos hinterher. Zurück blieben nur die Polizisten und ich.
Der Raum war voll schwerem Qualm, es roch nach Schießpulver. Ich war taub, atmete flach und hielt meine Augen geschlossen, mein ganzes Gesicht schmerzte. Dann setzte ich mich auf, schnaufte durch und konnte ein wenig durch die Augenschlitze erkennen. Ich war nicht blind. Madonna mia! Spontan freute ich mich über die mögliche Rückkehr in mein gemütliches Hotelzimmer und darüber, dass ich nicht Theodor Heuss war. Dem zerbrochenen Portrait würdigte ich einen Seitenblick und dachte einen Moment lang, dass das eigentlich ganz gut passt, weil in einigen Tagen sowieso das Portrait von Heinrich Lübke dort hängen würde, dem neu gewählten Bundespräsidenten. Ich lachte etwas, auch das tat weh.
Dann drückte ich mich an der Wand nach oben, sah nochmal den liquidierten Heuss an, drehte mich kurz in die Runde, um mich zu verabschieden. Keiner sagte ein Wort oder ich konnte es nicht hören.
Während ich hinausging taumelte ich etwas. Meine schweigsame Begleitung lief mir nach, weil sie mich anscheinend noch zum Wagen bringen wollte. Draußen stand die stechende Sonne nun schon leicht über dem Horizont, es war vielleicht sechs Uhr. Ich konnte kaum etwas sehen, meine Augen schmerzten. Ich zitterte am ganzen Leib.
Er gab mir eine Wasserflasche und ich reinigte mein Gesicht. Das tat verdammt gut. „Na, das war ja was!“ keuchte ich. Am Wagen angelangt fragte ich den Polizeichef halb schreiend, wo die Jugendlichen sind. Er blickte mich kurz an, dann rief er die ersten Worte, die ich an diesem Tag von ihm hörte: „Welche Jugendlichen?“
Er blinzelte in die morgendliche Sonne und fügte laut hinzu, so dass ich es hören konnte: „Grüßen Sie Shlomo und Frida sehr herzlich von meiner Frau und mir. Meine Frau liebt ihr Apfel-Honig Sorbet zu Rosch Hashana und freut sich schon wieder sehr darauf.“ Danach drehte er sich weg und ging, ohne sich weiter von mir zu verabschieden.
Verdutzt fuhr ich davon, langsam und mit äußerster Vorsicht, in dem Wissen, etwas Gutes für einen Freund und für eine Gruppe Jugendlicher getan zu haben. Aber ich rätselte immer noch was, denn eigentlich hatte ich nichts getan, außer da zu sein. Zufall ist, wenn man den Plan dahinter nicht kennt.
Es war sicher die Gruppe gewesen, die ich am Nachmittag bereits belauscht hatte. Hier war gerade der Kalte Krieg auf vierzig Quadratmetern ausgebrochen. Es war eine Falle gewesen, für die Bambini. Ich wusste immer noch nicht, wen ich genau gerettet hatte. Aber ich wusste vor wem und den würde ich ab diesem Zeitpunkt zum Feind haben, nicht nur Gehlen selbst.
Das Hotel lag in der frühen Morgensonne friedlich am Strand vor mir. Einige Hotelgäste bewegten sich schon auf den Wegen vor dem Gebäude, Mitarbeiter des Hotels spritzten die Terrasse mit Wasser aus und stellten Liegen auf. Die Sonne war bereits kräftig und ich war froh, dass ich mit meinem dunklen Anzug ins kühle Foyer kam.
Im Hotelzimmer lag meine Verlobte abgöttisch schön in unserem Hotelbett. Ich entkleidete mich, wusch mich intensiv, nahm eine Beruhigungspille und legte mich neben sie.
Meine Verlobte erwachte kurz und fragte, ob der italienische Spion seine heroische Mission erfolgreich beendet habe. Ich bejahte einfach und strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. „Dann ist ja gut“ flüsterte sie und schlief weiter. Nach einiger Zeit schaffte auch ich es, etwas Schlaf zu finden. Aber die Ereignisse dieser Nacht würden mich nie wieder loslassen,
nie wieder.
Kapitel 9