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sah, wo die Flammen zuerst das Gras zernagt hatten, erschrak er: Auf meinem Land! Und als er bedachte, wie es gekommen wäre, wenn der Wind und der Regen nicht eingegriffen hätten, da faßte ihn ein Grauen.

      Wer wollte ihn so treffen?

      Der Schotte ritt oft nächtelang über seine Weide, aber er vermochte keine Spur seines Gegners zu entdecken.

      Wer auch sollte sich hier in dieses einsame Land zwischen den beiden Flüssen verirren, das so weit ab von der großen Fahrstraße lag? Wer sollte sich die unbegreifliche Mühe machen, so etwas zu tun?

      Und dennoch mußte es einen oder gar mehrere Menschen geben, die zweimal den Abzweig oben im Quellgebiet des Silver Creek gesetzt hatten, die versucht hatten, einen Präriebrand über seine Weide zu schicken. Daran konnte es keinen Zweifel geben.

      Der Gedanke an diesen unheimlichen Feind versetzte den Rancher in größere Unruhe, als er sich bei seiner Familie daheim anmerken ließ.

      Es war an einem schwülen Nachmittag.

      John Barring hatte mehrere Stunden damit verbracht, ein paar versprengte Rinder zurückzutreiben. Da stutzte er plötzlich mitten im Ritt und starrte auf den Reiter, der vor ihm aus einer Bodensenke aufgetaucht war.

      Roger Elliot!

      Der Schotte erkannte ihn sofort. Glich der Cowboy doch seinen Brüdern so sehr, daß man nicht hätte sagen können, wer von den Elliots es war, wenn die anderen nicht tot und Ted ein hilfloser Krüppel wäre.

      Roger Elliot!

      Im Hirn des Ranchers arbeitete es. Wo kam der Bursche her? Was suchte er hier?

      Einen Herzschlag lang suchte ein düsterer Gedanke das Herz des Schotten heim, verschwand aber wieder daraus, da Barring ihn geradezu für absurd hielt.

      Was sollte diesen Jungen dazu veranlassen, ihn so zu schädigen? Nein, der Gedanke war Wahnsinn. Wohin einen Verzweiflung und Sorge führen konnten!

      Dann ritt Barring auf den jungen Mann zu.

      »Hallo, Mister Barring!« grüßte ihn Roger scheinheilig.

      Der Rancher tippte an den Hutrand.

      Er hatte neulich in Dillon erfahren, daß Roger nicht mehr zu Hause war. War er etwa gerade auf dem Heimweg? Wo kam er her?

      Der Cowboy blickte ihn nachdenklich an. Er glaubte sich auf einem seiner Streifzüge über Barrings Land von dem Rancher überrascht, mühte sich aber jetzt, seinen Schrecken zu verbergen.

      Eine neue Idee fraß sich in sein dumpfes Hirn.

      »Wie steht’s, Mister Barring«, sagte er rasch, »brauchen Sie keinen Cowboy?«

      »Schon, Roger, aber mir scheint, Ihr Vater braucht einen oder vielleicht zwei fremde Cowboys weniger, wenn der einzige ihm mit gesunden Gliedern verbliebene Sohn auf dem Hof geblieben wäre.«

      Rogers Gesicht wurde rot.

      »Ich gehe nicht nach Hause.«

      Hätte er vielleicht sagen sollen: Ich habe Angst vor dem Zorn meines Vaters und den Augen meiner Mutter! Und auch vor Teds Blick habe ich Angst. Nein, das hätte er nie über die Lippen gebracht.

      Vielleicht wußte er selbst nicht genau, was er eigentlich wollte, der Cowboy Elliot.

      Ja, wenn der Vater tot wäre und die Mutter, dann würde er wieder zurückkehren. Und Ted hätte sich dann nach ihm zu richten. Was war schließlich ein Krüppel? Ein Nichts! Ein störendes Wesen auf einer Ranch, die nur gesunde zupackende Hände gebrauchen konnte?

      Nicht ohne Grund verschwanden oft alte Menschen von den Ranches, wo sie nicht mehr arbeiten konnten, zogen streunend durchs Land, bis sie irgendwo wie ein Wild verendet auf der Strecke blieben. Nur, weil sie zu stolz waren, auf dem Hof, den sie einst mit hochgebracht hatten, das Gnadenbrot hinzunehmen.

      Ob es doch Streit zwischen dem Burschen und seinem Vater gegeben hatte? überlegte Barring.

      »Wie steht’s nun?« unterbrach Roger die Gedanken des Schotten.

      »Sie glauben doch nicht im Ernst, Roger, daß ich das Ihrem Vater antun könnte?«

      »Was tun Sie ihm an? Ich könnte mir denken, daß es ihm sehr viel lieber wäre, mich bei seinem Nachbarn zu wissen, als gar nicht zu wissen, wo ich stecke.«

      »Oder auch nicht. Vielleicht wüßte er sie überall lieber als gerade bei John Barring.«

      Der Cowboy schüttelte den Kopf. Er dachte fieberhaft nach, was er noch vorbringen konnte, um den Schotten umzustimmen.

      In seinem unbegründeten, ja, verbohrten Haß auf den Rancher hatte er beschlossen, diesem Mann einen Schlag zu versetzen, wie man ihn einem Menschen schlimmer und vernichtender nicht geben kann.

      Plötzlich, als er die blauen Augen des Schotten sah, hatte er an das Mädchen gedacht, das die gleichen blauen Augen hatte.

      An Ann Barring, die bildhübsche Tochter des Ranchers, die aber so unnahbar war, daß es die Boys bald aufgegeben hatten, sie anzusprechen, wenn sie sie in der Stadt sahen.

      Ann hatte ihre Besuche in der Stadt auf ein Mindestmaß beschränkt. Und wer fand schon einen Vorwand, die Barring Ranch aufzusuchen, wenn er Ann sehen wollte?

      Sie war fast vergessen, die schöne Ann Barring. Und doch gab es sie ja.

      Roger Elliot hatte sie plötzlich für sich neu entdeckt. War sie doch daheim auf dem Hof dieses Mannes da, den er so sehr haßte!

      Er mußte auf diesen Hof kommen, ein Recht haben, dort zu sein. Dann war er in ihrer Nähe. Und dann sollte es ihm nicht schwerfallen, dem unbewachten Mädchen den Kopf zu verdrehen. Der Rancher und seine Frau hatten nicht Zeit genug, sich ständig um Ann zu kümmern. Zuviel Arbeit gab es auch auf dieser Ranch, die groß war und keine Cowboys hatte.

      »Ich würde gern bei Ihnen arbeiten, Mister Barring. Und ich bin sicher, daß Sie einen Cowboy gebrauchen können.«

      Der Rancher legte den Kopf ein wenig auf die Seite und musterte den Jungen forschend.

      War er wirklich ein guter Cowboy, der Elliotsohn? Ja, sie waren alle ausnahmslos echte Cowboys gewesen, die Burschen von drüben. Und dieser Roger machte da gewiß keine Ausnahme. Er wäre schon eine enorme Hilfe auf der Ranch.

      Aber konnte er das dem alten Mann drüben antun? War es nicht eine Gemeinheit, ihm den Sohn wegzunehmen?

      Andererseits: War es nicht letztlich einerlei, wo der Bursche arbeitete, wenn er doch nicht daheim sein wollte? Roger war schließlich alt genug, um zu wissen, was er zu tun und zu lassen hatte. Wenn er schon anderwärts arbeitete, weshalb nicht bei ihm? Was hatte er, Barring, denn noch mit James Elliot zu schaffen? Der alte Zwist war von seiner Seite aus längst begraben.

      Daß Elliot an jenem schwarzen Tag kränkende Worte hervorgestoßen hatte, konnte ihm der Schotte längst nicht mehr nachtragen. Zu groß war das Leid gewesen, das den Vater der drei Burschen damals getroffen hatte.

      Barring nahm seinen zerfledderten Stetson ab und wischte sich mit einem grauen Tuch über den kahlen Schädel.

      »Well, Roger, vielleicht könnten wir einig werden, wenn Sie nicht zuviel fordern. Ich bin schließlich kein reicher Mann.«

      Roger hatte Mühe, seine Befriedigung über den Fortgang der Dinge zu unterdrücken.

      »Ich verlange nicht viel, Mister Barring. Sie werden es für verrückt halten, aber für zwanzig Bucks bin ich Ihr Mann.«

      Barring schüttelte den Kopf.

      »Nein, das wäre Ausnutzung. Fünfunddreißig sind einfach üblich, und für einen guten Mann muß jeder Rancher vierzig zahlen. Aber ich muß mich überall einschränken, deshalb habe ich niemals daran gedacht, mir einen Mann zu nehmen. Ich werde Ihnen dreißig geben, Roger Elliot.«

      Der Bursche beharrte auf zwanzig. Kopfschüttelnd wandte Barring sein Pferd. Nach einigen Schritten hielt er den Grauen an und winkte dem Cowboy. »Sagen

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