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      ‒ eine emotional instabile Persönlichkeit.

      ‒ manisch-depressiv.

      ‒ eine schwere seelische Störung.

      Außer Zweifel steht, dass ich ohne diese Diagnosen keinen Einblick bekommen hätte, warum ich so oft ungewollt leide, da ich selbst keine anderen Muster kannte, die verhinderten, dass ich mich in unterschiedlichen Situationen selbstschädigend verhielt.

      Heute bewohne ICH mein Haus. Und mein Haus ist mein Körper. Zu wissen, was es ist, das in meinem Haus wohnt, nimmt mir die Angst und gibt mir die Kraft, die Zimmer aufteilen zu können. Sie sind beschriftet und ich kenne die Einrichtung. Nicht immer sind alle Türen offen und ich muss darauf achtgeben, dass nicht alle Türen gleichzeitig offen stehen und die Einrichtungen durcheinandergeraten.

      Von außen kann ich selbst viel bewirken, zum Beispiel achtsam sein und mein Haus pflegen. Ich wasche und kämme es, ich suche die Nahrung aus und ich passe auf, wer es betreten darf. Das war nicht immer so ...

      Ich brauchte Hilfe, um mein Haus und seine Einrichtung kennenzulernen. Das Gebäude und die fünf Zimmer darin nicht ständig zerstören, beschmieren, zerkratzen, vollschütten zu wollen, lerne ich langsam. Ebenso wie zu spüren, wenn es jemand anderer tun möchte.

      Ich erkenne langsam, dass ich kein stinkendes Leichenhaus habe.

      An manchen Tagen ist es außen rosarot mit weißen Fensterläden und einem blauen Dach. Es gibt einen Garten mit vielen Tieren, Blumen und der Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Einen Vorgarten mit einer weißen, alten Bank, einer Klatschmohnwiese und Kapuzinerkresse. Im Haus sind alle Fenster offen, nur die Türen geschlossen. Es existieren alle Farben und vor jedem offenen Fenster wehen weiße, leichte Vorhänge.

      An diesen Tagen möchte ich kein anderes Haus.

      Menschen sind ebenfalls da. Menschen, die von den Zimmern wissen. An den sonnigen Tagen erzähle ich von den Zimmern, manchmal sogar vom Keller. Aus Stein, feucht und bemoost, ohne Fenster, mit einer schweren Eisentür und einem Meer von Schlössern und Riegeln. Ich kann riechen, was dahinter ist. Schwarz, Dunkelgrün und Dunkelrot, der Boden ist schlammig und glatt. Dort hängt ein Mensch an Ketten, aufgeschnitten, mit seinem Genital im Mund. Bevor ich ihn wieder verlasse, nähe ich ihn zu, damit er nicht verblutet.

      *

      3

      Mit dem Dein-Sein öffnet sich meine Kinderzimmertür, wo sich auch meine jüngere Schwester befindet. Wir leben mit unseren Eltern im Haus unserer Großeltern. Es ist Sonntagmorgen und ich stehe leise auf, um den Frühstückstisch zu decken.

      Es war wieder ziemlich laut in der Nacht, meine Eltern haben geschrien und aus ihrem Schlafzimmer kamen bedrohliche Geräusche und Worte, mit denen mein Vater meine Mutter zu etwas zwingen wollte. Wir hatten Angst! Ich nahm meine Schwester, die gezittert hat, und wir gingen leise zu Oma nach oben. Sie stand an der Tür und wartete schon auf uns, da auch ihr dieses Theater nicht verborgen geblieben war. Sie gab uns zu trinken und wir schliefen in Ruhe bei ihr ein.

      Sammeltassen und Platzdeckchen sind wichtig für Mama, weil sie traurig sein wird, Papa braucht das nicht, der erscheint sicher wieder befriedigt.

      Der Tag ist durchstrukturiert. 12 Uhr Mittag: mit meiner anderen Oma, der Mutter meines Vaters, abwaschen, dann anziehen, was Mama bereitgelegt hat. Der Spaziergang ist festgelegt, vorn wir Kinder (immer gut im Blick), dahinter das harmonische Ehepaar. Wir begegnen anderen Leuten, hätte auch eine Geliebte meines Vaters sein können (mit Mann), auf jeden Fall wird überaus freundlich gegrüßt. Alle werden freundlich gegrüßt ...

      Schon damals fand ich Erwachsene sehr seltsam. Sie konnten tun, was sie wollten. Getan haben sie jedoch genau das Gegenteil.

      Warum? Ich sollte es herausfinden. Möbel, Urlaub, Geld, Anziehsachen, sozialer Status. Worte, die ich nicht kannte, aber darum ging es bei ihrer Inszenierung. Status, Ansehen ... Natürlich, mein Vater hatte den Marxismus und Leninismus studiert und war in seinem Betrieb als Meister anerkannt.

      Meine Mama war Arbeiterin und ich empfand sie als glücklich, wenn sie uns in Form hatte, der Haushalt glänzte, ihre Norm im Betrieb erfüllt war und sie sich am Abend (Papa war ja bis 20 Uhr in seiner Stammkneipe) hübsch machte und wegging.

      Wenn es nicht so lief, schrie sie mich an: „Du bist schuld, du bist wie dein Alter! Ich hasse dich! Sein Essen ist im Ofen, wenn er kommt.“ Und weg war sie.

      Papa kam und ich setzte mich zu ihm, immer das gleiche Ritual. Zigaretten, Aschenbecher, drei Flaschen Bier und ich brachte ihm das Essen.

      Eines Abends, meist war er schon angetrunken, traute ich mich, ihn zu fragen, warum das alles so sei.

      Er antwortete mir, dass Männer und Frauen unterschiedlich seien, deshalb habe er auch andere Frauen und Mama einen festen anderen Mann.

      *

      4

      Eines Tages kam ich nach Hause und sein Rasierpinsel war weg, aber auch alles andere von ihm. Ich lief zu meiner Oma (seiner Mutter), zu der ich auch manchmal flüchtete, wenn es nachts bei uns zu diesen Dramen kam.

      Papa war ebenfalls dort. Sie wollten mir erklären, dass es nicht mehr ginge, was ich schon wusste. Für mich war klar: Ich bleibe bei Oma und Papa! Doch er sagte, er habe eine andere Frau und die wolle mich nicht.

      Bei Mama konnte ich, ohne dass Papa irgendwann nach Hause kommt, unter keinen Umständen bleiben. Ich fühlte mich noch ungeschützter.

      Ich sei auf einer Parkbank gezeugt worden und sie hätte damals gar nicht gewusst, wie ihr geschehe, hatte sie mir vorgeworfen.

      Ich auch nicht ... Und doch kann ich die Liebe, Kraft und Fürsorge heute noch empfinden, die sie mir schenkte weit vor der Zeit meines bewussten Denkens.

      Ich ließ nicht ab von Papa. Irgendwann gingen wir zusammen wieder heim und er sagte: „Wenn ihr“, er meinte meine Schwester und mich, „18 Jahre alt seid, dann werden wir uns scheiden lassen.“

      Das haben sie dann auch getan.

      Der Sport, meine Bücher, mein Fahrrad und meine Tiere waren mein Ausgleich. Ich besuchte die Sportklasse unserer Schule, hatte aber keinen großen Antrieb, gute Noten zu bekommen, und war dem System gegenüber eher passiv.

      Meine Schwester wollte nur weg und brach die Schule mit der achten Klasse ab. Sie wollte Geld verdienen, darum ging sie. Sie wurde wie unsere Mutter Arbeiterin in einem sozialistischen Betrieb mit seinen sozialistischen Regeln.

      *

      5

      Ich werde 14 Jahre alt und die Tür meines Jugendzimmers öffnet sich, doch meine Kinderzimmertür sollte dadurch geschlossen werden.

      Durch mein Training kam ich ab der Sechsten in die Sportklasse. Wir waren weniger Schüler und auch sonst, so zumindest mein Eindruck, waren wir etwas Besonderes.

      Ich wünschte mir zu Weihnachten so sehr einen dunkelblauen Trainingsanzug mit weißen Streifen. Aber vor Weihnachten kam noch der Nikolaus, da musste ich schon seit 14 Jahren durch. Wie jedes Jahr spielte ihn ein Freund meines Vaters (was es auch nicht besser machte). Er kam und erzählte, was sowieso alle wussten, dass ich noch ins Bett machen würde und sich das ändern müsse.

      Natürlich, aber wie, wenn ich mit meiner Schwester im Durchgangszimmer schlafe? Der Marktplatz wäre sicher an vielen Tagen friedlicher gewesen ...

      Gut, meine Hose war nass und wieder brüllte mich meine Mutter an: „Du Sau ... du Schweineigel ...“ Und sie hatte noch viele andere Ausdrücke auf Lager.

      Nachts, wenn ich aufwachte und schon wieder nass war, nahm ich die Matratze aus dem Bett und kroch zu meiner Schwester.

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